Jenny Marx. Marlene Ambrosi

Jenny Marx - Marlene Ambrosi


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werden. Heinrich (Hirschel, Heschel) Marx, Karls Vater, geboren am 15. April 1777 in Saarlouis, entschloss sich daher zur Namensänderung und Konversion, nachdem Trier preußisch geworden war und er in Preußen nur als Christ ungehindert seinen Beruf als Advokat ausüben konnte. Der Religionswechsel war ein bemerkenswerter Schritt, immerhin kam der Anwalt Dr. Marx aus einer Rabbinerfamilie. Wann seine Taufe und Aufnahme in die evangelische Gemeinde Triers erfolgte, ist nicht belegt, doch nicht vor Mitte 1819, da sein ältester Sohn Mauritz David am 15. April 1819 noch auf dem jüdischen Friedhof in Trier beerdigt wurde; damit könnte auch Karl Marx nach jüdischem Ritus noch beschnitten worden sein. Die Mutter wagte aus Rücksichtnahme auf ihren Vater, einen Rabbiner, erst nach dessen Tode im September 1825 zu konvertieren. Am 26. August 1824 wurde Karl zusammen mit seinen Geschwistern zu Hause getauft.

      Zu der Familie gehörten neben dem verstorbenen Mauritz David und dem am 5. Mai 1818 geborenen Karl noch weitere sieben Kinder. Sophia (13.11.1816) war die Jugendfreundin von Jenny von Westphalen. Mit 26 Jahren heiratete sie den Anwalt Wilhelm Robert Schmalhausen aus Maastricht, mit dem sie vier Kinder hatte. Sie starb im Dezember 1886. Karls jüngerer Bruder Hermann (30.10.1819, als einziges Kind des Ehepaares Marx nicht in Trier, sondern in Nymwegen geboren) erlernte in Amsterdam und Brüssel das Handelsgewerbe. Später lebte er bei seiner Familie in Trier und starb mit 23 Jahren am 14. Oktober 1842. Henriette (28.10.1820) heiratete den Architekten Albert Simons, ließ sich mit ihm im heutigen Oberhausen nieder und starb wenige Monate nach ihrer Vermählung im Jahre 1845. Louise (14.11.1821) wurde im Juni 1853 die Frau des Notariatskandidaten und späteren Verlegers und Buchhändlers Johann Carl Juta und wanderte nach Kapstadt/Südafrika aus, wo sie am 3. Juli 1893 starb. Die ein Jahr jüngere Emilie (24.10.1822) vermählte sich 1859 mit dem Wasserbauaufseher Johann Jakob Conradi. Sie war die einzige, die in Trier blieb und sich um die Mutter kümmerte, mit der sie spätestens ab 1861 in einem Haushalt lebte. Im Oktober 1888 erlag sie einem Herzleiden. Caroline (30.07.1824) starb mit 23 Jahren im Dezember 1847 an Schwindsucht und Eduard (07.04.1826) segnete mit elf Jahren im Dezember 1837 das Zeitliche. Vater Heinrich erlebte nur den Tod seines Erstgeborenen und seines Jüngsten, seine Frau musste zusätzlich den Verlust von Sohn Hermann und der Töchter Henriette und Caroline verkraften.

      Eine Ehe zwischen der Baronesse und dem Bürgerlichen war trotz der Freundschaft zwischen den Vätern und den Kindern aus den genannten Gründen aufsehenerregend. Das war auch Jenny bewusst, und sie beschloss abzuwarten. Die Eltern wollten nach ihrem Eindruck nichts sehen und wissen, obwohl sie doch die verliebten Blicke, die heimlichen Zärtlichkeiten hätten wahrnehmen müssen. Jenny schwieg, obwohl es ihr schwerfiel. Fürchtete sie, man würde ihr die Unmöglichkeit der Verbindung vor Augen führen? Sie konnte sich nur auf wenige Frauen berufen, die aus Liebe den Standesverlust in Kauf genommen hatten. Vielleicht war Charlotte Schiller, eine geborene von Lengefeld, ein gutes Beispiel, aber diese hatte immerhin einen schon berühmten Dichter geheiratet, der zu ihrer großen Erleichterung später in den Adelsstand erhoben wurde. Auch Frau Hegel war eine gebürtige Marie von Tucher gewesen; ihr Ehemann, Georg Wilhelm Hegel, war bei ihrer Heirat allerdings schon Schuldirektor.

      Jenny stand glücklicherweise keiner geschlossenen Front in der Familie gegenüber. Edgar war eingeweiht und Bruder Carl würde nicht gegen sie intrigieren. Aber Ferdinands Einfluss auf den Vater war nicht gering zu schätzen. Als er später von der Verbindung erfuhr, sprach er sich entschieden gegen die Mesalliance aus. Wenn es in seiner Macht gestanden hätte, hätte er diese Heirat verboten. Auch deshalb zögerte Jenny, ihr Glück offen zu zeigen. Sie kam mit Karl überein, nichts zu übereilen und ihre Liebe auf die Probe zu stellen. Die Gelegenheit ergab sich im Herbst 1835, als der junge Mann das Studium der Rechtswissenschaften an der neu gegründeten Königlich Preußischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn aufnahm.


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