Operation Mörderischer Auftrag: 7 Action Thriller in einem Band. Alfred Bekker
eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen zu sein", meinte Milo, als er das Schlafzimmer überprüft hatte.
Ich steckte die P226 wieder ein.
"Ich frage mich, wie viele solcher geheimer Zufluchtsbasen diese Frau noch hat", meinte ich.
Wir durchsuchten jeden Winkel. Im Gefrierfach des Kühlschranks befand sich eine automatische Pistole, Kaliber 45. Sie war sorgfältig in Zellophan eingepackt. Der Schalldämpfer ebenfalls, zusammen mit 50 Schuss Munition.
Und in der Toilettenspülung befand sich ein Päckchen mit 50 000 Dollar in gebrauchten Scheinen, die jedoch sorgfältig gebündelt worden waren.
Im Kleiderschrank fanden wir unauffällige, praktische Sachen. Wir durchsuchten alles. Jede Tasche, jeden Schuh.
Aber auch da war nichts zu finden. Keine vergessene Notiz, keine notierte Telefonnummer, kein Adressbüchlein.
Sie wusste, was sie tat. Da war ich mir sicher.
Ich fragte mich, in wessen Auftrag sie hier war.
Es gab auch einen Telefonanschluss. Ich drückte die Wiederholungstaste. Es meldete sich eine geschäftsmäßig freundlich klingende Frauenstimme. "Hier ist die Rezeption des Hotels Plaza Athenee, Sie wünschen bitte?"
"Entschuldigen Sie, ich habe mich verwählt", erwiderte ich und legte wieder auf.
Milo sah mich an.
"Und?"
"Scheint, als hätte Alexandra Lester oder wie die Lady auch immer heißen mag, sich ein Hotelzimmer reserviert. Jedenfalls hat sie im Plaza Athenee angerufen."
"Nach der Staubschicht, die sich auf dem Apparat gebildet hat, muss das aber schon eine ganze Weile her sein, Jesse."
"Genau werden wir das wissen, wenn wir eine Gesprächsaufstellung der Telefongesellschaft für diesen Apparat haben."
"Sieht aus, als hätte Leila hier eine Art Fluchtburg gehabt. Ich schlage vor, wir lassen das Schloss wieder in den Ursprungszustand bringen und die Wohnung unter Beobachtung stellen. Eine Genehmigung für eine Abhöranlage müsste auch zu bekommen sein."
"Und wenn wir dann Glück haben, kommt Sie irgendwann mal wieder vorbei!"
"Genau."
"Ich möchte aber trotzdem, dass wir Leilas Phantombild im Plaza Athenee herumzeigen. Selbst, wenn der Anruf schon länger zurückliegt, könnte es ja sein, dass sie dort mal gewesen ist und sich jemand an sie erinnert."
"Nichts dagegen, Jesse."
Später unterhielten wir uns mit dem Verwalter und den Angestellten des Security Service. Sie glaubten beide, Alexandra Lester auf dem Phantombild zu erkennen, das wir von der Geheimnisvollen angefertigt hatten.
"Sie sah allerdings ganz anders aus", meinte der Verwalter.
"Viel konservativer. Eigentlich wirkte sie eher unauffällig."
"Kann schon sein, dass sie sich etwas anders hergerichtet hat", erwiderte ich.
"Sie war auch nicht oft hier", fuhr er fort. "Aber das gilt in diesem Haus nicht nur für Sie. In New York wird eben viel gearbeitet. Für manche lohnt es sich doch kaum, aus ihren Büros abends noch nach Hause zu kommen..."
"Ist Ihnen sonst irgend etwas Ungewöhnliches aufgefallen?"
"Nein. Es gab nie Probleme mit ihr. Um ehrlich zu sein, ich verstehe auch nicht ganz, weswegen sich der FBI für sie interessiert. Auf mich machte sie eher einen unauffälligen, etwas biederen Eindruck."
*
Al-Maliks Villa in Jersey City lag in der Thornton Street, einer guten Wohngegend. Medina und Caravaggio stellten den Wagen am Straßenrand ab und betätigten die Sprechanlage vor dem gusseisernen Tor. Niemand meldete sich.
"Entweder es ist niemand da oder Mr. Al-Malik legt auf unseren Besuch keinen Wert", meinte Caravaggio.
Sie versuchten es noch einmal.
Das Grundstück war von einer hohen Sandsteinmauer umgeben.
Darüber war Stacheldraht, der laut einem Warnschild elektrisch geladen war. Al-Malik hatte sich ziemlich eingeigelt. Und offenbar hatte er gute Gründe dafür.
Caravaggio berührte das Tor. Es bewegte sich ein Stück.
"Es ist offen, Orry", stellte er überrascht fest.
Wie auf ein geheimes Zeichen hin griffen beide G-men augenblicklich zu ihren Dienstpistolen.
Dass Al-Malik vergaß, sein Tor zu schließen, war relativ unwahrscheinlich.
Eine andere Möglichkeit lag wesentlich näher.
"Könnte sein, dass wir nicht die ersten sind, die Mr. Al-Malik einen Besuch abstatten wollen..."
Die beiden G-men betraten das Grundstück. Eine prachtvolle Gartenanlage mit millimetergenau geschnittenem Rasen und üppigen Blumenbeeten umgab die Villa. Im Vergleich zu dem, was die beiden G-men allerdings sonst bei Unterweltgrößen zu sehen bekamen, wirkte sie eher schlicht.
Die beiden bewegten sich auf das Portal zu.
Ein breiter Treppenaufgang war dort zu sehen. Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken. Irgendwo klapperte ein Fenster oder eine Tür hin und her.
Orry und Caravaggio pirschten sich bis zu einem großen Blumenkübel heran.
In der Mitte waren die Blumen seltsamerweise spärlicher, so als als würde etwas sie zu den Seiten hindrücken.
Orry griff mit der Hand hinein. Er teilte das üppig sprießende Grün auseinander und blickte dann in die starren, toten Augen eines Mannes. Mit der Hand hielt er eine MPi fest umklammert. Der Oberkörper war rot. Knapp unterhalb des Herzens klaffte eine furchtbare Schusswunde.
"Das muss ein Leibwächter Al Maliks sein", meinte Orry.
"Wir kommen also zu spät", stellte Caravaggio düster fest.
"Oder wir stören jemanden bei der Arbeit..."
Sie schlichen in Richtung des Portals, die Sig Sauer P226 immer im Anschlag. Denn sie konnten ja nicht wissen, ob der oder die Killer, die dem Leibwächter das Lebenslicht ausgeblasen hatten, noch im Haus waren.
Medina pirschte sich als erster die Treppen hinauf.
Clive Caravaggio folgte und deckte seinen Freund und Partner ab.
Die Tür war nicht abgeschlossen.
Orry riss sie auf, Caravaggio stürzte mit der Waffe im Anschlag hinein. Blitzschnell ließ er den Blick durch den großzügig angelegten Empfangsraum schweifen. An der Wand hingen kostbare Wandteppiche. Das Mobiliar wirkte zierlich und war von erlesenem Geschmack. Vermutlich Antiquitäten.
Aber jemand hatte sie sehr schlecht behandelt. Stühle und ein kleiner runder Tisch lagen durcheinandergekegelt auf dem Boden.
Und auf dem glatten Mamorboden lag lang hingestreckt der Kadaver eines Rottweilers.
Das Tier trug einen Maulkorb. Es hatte überhaupt keine Chance gegen seinen Gegner gehabt, der ihm mit mehreren Schüssen den Bauch aufgerissen hatte.
Die beiden G-men nahmen sich die nächsten Räume vor.
Es herrschte ein heilloses Chaos. In großer Eile war diese Villa durchsucht worden.
Im Schlafzimmer fanden sie einen an ein Bett gefesselten Mann, der offenbar gefoltert worden war. Vermutlich handelte es sich ebenfalls um einen von Al-Maliks Leuten. Zum Schluss hatte man ihm eine Kugel in die Schläfe gejagt.
"Wer immer auch dahinterstecken mag, er zeichnet sich durch ein ausgesprochen grausames Vorgehen aus", stellte Medina düster fest.
"Die Täter