Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland

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      14

      Katja trommelte nervös mit den Fingern auf dem Tisch, während im Hintergrund die Kaffeemaschine brodelte und dabei fast den Nachrichtensprecher im Radio übertönte.

      Thomas brauchte heute anscheinend länger als sonst, um sich fertig zu machen.

      Als er dann endlich kam, hatte er etwas Schweres in der Hand, das er dann neben seinem Teller auf den Tisch legte.

      Es war eine Pistole.

      "Meine Güte, woher hast du denn die?", fragte Katja erstaunt.

      "Die alte Sportpistole von deinem Vater", murmelte Thomas und zuckte dabei die Achseln. "War gar nicht so einfach, das Ding wiederzufinden."

      Katja zählte schnell zwei und zwei zusammen. Und ganz gleich, wie man die Sache auch betrachtete: Es gefiel ihr nicht.

      "Meinst du...", begann sie, aber sie wurde von ihm unterbrochen.

      "Na, jedenfalls will ich mich nicht einfach so abknallen lassen, wenn der Kerl hier auftaucht", meinte er und versuchte ein Lächeln, das sie nicht erwiderte. "Ich habe sogar etwas Munition gefunden. Hoffentlich funktioniert das alte Ding auch noch und fliegt mir nicht beim ersten Schuss um die Ohren!"

      "Kannst du denn damit umgehen?", fragte Katja dann ganz pragmatisch.

      "Ich denke schon. Schließlich war ich ja auch mal bei der Bundeswehr."

      "Ich hoffe, du machst nicht nur noch alles schlimmer - mit dem Ding da!"

      "Was soll denn schlimmer werden?"

      "Ja, willst du ihn vielleicht einfach über den Haufen knallen, den Kerl?"

      Thomas schüttelte den Kopf.

      "Nicht einfach so. In Notwehr. Verstehst du? Darauf hat jeder ein Recht, ich auch."

      Thomas nahm sich ein Brötchen und griff nach dem Marmeladenglas.

      "Haben wir eigentlich keine Himbeerkonfitüre mehr?"

      "Nein. Nur noch Ananas. Morgen gehe ich einkaufen."

      Katja nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.

      Dann sagte sie plötzlich:

      "Ich habe noch einmal über alles nachgedacht."

      "Es ist schon spät!", gab Thomas mit vollem Mund zurück. "Ich muss in die Firma."

      Katja musterte ihn: "Wenn das wirklich Stasi-Leute sind, die dich da jetzt auf dem Kieker haben, dann frage ich mich, weshalb die dich verfehlt haben!"

      Thomas runzelte die Stirn und hörte einen Moment zu kauen auf.

      "Na, weil ich mich schnell genug geduckt habe, deswegen", meinte er dann und lachte dabei verlegen. "Du Hättest es wohl lieber, wenn es anders gekommen wäre, was?

      "Quatsch!"

      "Naja..."

      "Über so etwas macht man keine Scherze, Thomas!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und beugte sich dann nach vorn über den Tisch. "Überleg doch mal! Wenn das Profis waren, wieso dann eine solche Stümperei? Vielleicht vermutest du den Killer in einer ganz falschen Ecke und es hat am Ende gar nichts mit diesem Stasi-Zeug zu tun! Kann doch auch sein, oder?"

      "Aus welcher Ecke soll's denn sonst kommen, Katja?"

      "Keine Ahnung!"

      "Na siehst du, dir fällt sonst auch keine Adresse, von der das kommen kann."

      Thomas steckte den Rest des Brötchens in den Mund und stand auf.

      "Das haben wir doch alles schon hundertmal durchgekaut!", murmelte er.

      "Und was soll dieses Foto?", fragte Katja. "Darüber habe ich mir auch dem Kopf zerbrochen!"

      "Mein Gott, ich weiß es nicht!"

      "Und wenn das eine Art Warnung ist? So nach der Art: Der hier ist schon tot und du bist der nächste?"

      Er zuckte mit den Schultern.

      "Warum sollten sie so etwas tun? Das ergibt nur einen Sinn, wenn..."

      Katja nickte.

      "Wenn sie dich gar nicht um jeden Preis töten wollen, Thomas!", vollendete sie. "Vielleicht kannst du dich mit ihnen... einigen..."

      Er lachte heiser und schüttelte dabei den Kopf.

      "Nein", murmelte er.

      "Und warum nicht? Man könnte es versuchen!"

      "Wie stellst du dir das vor? Den einzigen, den ich von dieser Bande etwas besser kannte war dieser Otto. Aber auch von dem wusste ich so gut wie nichts. Nichts, hörst du? Nur seinen falschen Namen und sein Gesicht. Und die Tatsache, dass er tot ist."

      "Du vergisst den Mann auf dem Foto", gab Katja zu bedenken.

      "Von dem weiß ich noch weniger."

      Katja stand jetzt auch auf.

      "Herrgott, du bist doch früher auch mit diesen Leuten in Kontakt gekommen, wenn's nötig war - irgendwie!"

      "Nein."

      Sie verstand nicht.

      "Was heißt nein?"

      "Es war immer umgekehrt. Sie haben mit mir Kontakt aufgenommen. Es war eine Einbahnstraße. Sie wussten alles über mich und ich nichts über sie. Das waren nun mal die Spielregeln und ich hatte weder die Lust noch überhaupt die Möglichkeit, daran etwas zu ändern." Er sah sie an. "Aber mir wird schon was einfallen!", meinte er. "Ich hoffe, du hältst zu mir!"

      Ihre Züge wurden etwas sanfter. Sie kam näher, umrundete den Tisch und nestelte an seinem Hemdkragen.

      "Sicher tu ich das!"

      "Wirklich?"

      "Es hängt alles davon ab."

      "Ich weiß."

      Er nahm sie in den Arm. Etwas hölzern zwar, aber er tat es. Er roch ihr Haar, während er ihre Stimme hörte: "Was immer gewesen ist, es ist lange her und es war eine andere Zeit."

      Thomas strich ihr über den Kopf.

      "Ja", sagte er. "Jeder hat das Recht auf einen Fehler, oder?"

      "Sicher."

      Er löste sich von ihr.

      Sie brachte ihn noch zur Tür.

      "Hast du unseren Herrn Sohn eigentlich schon geweckt?", erkundigte er sich noch.

      Sie nickte.

      "Schon dreimal!"

      "Der schafft doch nie und nimmer seinen Bus!"

      "Ich werde nachher etwas früher zum Dienst fahren, dann kann ich ihn mitnehmen."

      Thomas schüttelte den Kopf.

      "Einen verwöhnten Pimpel haben wir da großgezogen!"

      "Wie du schon sagtest: Jeder hat das Recht auf Fehler."

      "Ja, und unser gemeinsamer Fehler wird hoffentlich bald ein Stück erwachsener!"


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