Du wartest jede Stunde mit mir. Dietrich Bonhoeffer
93. An Eberhard Bethge, 21. Juni 1944
94. An Maria von Wedemeyer, 27. Juni 1944
95. An Eberhard Bethge, 27. Juni 1944
96. An Eberhard Bethge, 30. Juni 1944
97. An Eberhard Bethge, 8. Juli 1944
98. An Eberhard Bethge, 16. Juli 1944
99. An Eberhard Bethge, 21. Juli 1944
100. An Eberhard Bethge, 25. Juli 1944
101. An Eberhard Bethge, 27. Juli 1944
102. An Eberhard Bethge, 28. Juli 1944
103. An Eberhard Bethge, 3. August 1944
104. An Eberhard Bethge, 10. August 1944
105. An Eberhard Bethge, 11. August 1944
106. An Maria von Wedemeyer, 13. August 1944
107. An Eberhard Bethge, 14. August 1944
108. An Eberhard Bethge, 21. August 1944
109. An Eberhard Bethge, 23. August 1944
110. An Maria von Wedemeyer, August 1944
111. An Maria von Wedemeyer, 19. Dezember 1944
112. An Paula Bonhoeffer, 28. Dezember 1944
113. An Karl und Paula Bonhoeffer, 17. Januar 1945
Geleitwort
Dietrich Bonhoeffers Briefe aus dem Gefängnis gehören zu den bewegendsten theologischen Texten des 20. Jahrhunderts. Denn in diesen Briefen ist man dabei, wenn Bonhoeffer einen neuen theologischen Ansatz wagt. Man schaut ihm über die Schulter, wenn er tastend versucht, sich im Gespräch mit seinem Freund Eberhard Bethge Klarheit über seine sich verändernden Einsichten zu einer mündigen Welt und einer weltlichen, nicht-religiösen Gestalt des Christentums zu verschaffen. Es sind diese Überlegungen, die Bonhoeffer nach seinem Tod berühmt gemacht haben.
In diesen Briefen erlebt man aber auch hautnah mit, wie Bonhoeffer versucht, mit der belastenden Haftsituation fertigzuwerden. Er vermisst die Eltern, den Freund und seine Verlobte Maria von Wedemeyer. Er zwingt sich einen disziplinierten Tagesablauf ab, um der negativen Gefühle und der Einsamkeit Herr zu werden. Mal trösten ihn alte Kirchenlieder, mal liest er kaum noch in der Bibel. Sein Innenleben schwankt zwischen Zuversicht und Depression, zwischen Selbstzweifeln und Gottvertrauen.
Zum ersten Mal werden hier Bonhoeffers Briefe an Eltern, Freund und Verlobte in chronologischer Reihenfolge abgedruckt. Bislang musste man zwei verschiedene Bücher, „Widerstand und Ergebung“ und „Brautbriefe Zelle 92“, nebeneinanderlegen, um rekonstruieren zu können, wie sich Bonhoeffers Briefe an Eltern und Freund und seine Briefe an die Verlobte zueinander verhalten. Nun ist endlich am Stück nachzulesen, welche Gedanken und Gefühle er mit wem wann teilte und inwiefern diese Beziehungen, aber auch die Hoffnung auf Gott, die „guten Mächte“ waren, die ihm in der Haft Trost und Halt gaben.
Christiane Tietz (Prof. Dr. Christiane Tietz war bis 2018 Vorsitzende der Internationalen Dietrich-Bonhoeffer-Gesellschaft, deutschsprachige Sektion.)
Zu dieser Ausgabe
Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 von den Nazis hingerichtet. 2015 waren es 70 Jahre, dass dieses Verbrechen geschah. Nach 70 Jahren werden die Bücher und Texte eines Verstorbenen „rechtefrei“. Das schien dem Brunnen Verlag und mir eine gute Gelegenheit, zunächst vier Bücher Bonhoeffers neu herauszugeben: „Das Gebetbuch der Bibel“, „Gemeinsames Leben“, „Nachfolge“, „Schöpfung und Fall“. Durch sie ist er schon zu Lebzeiten einer größeren Lesergemeinde bekannt geworden.
Die gute Aufnahme der vier Bände, von denen z.T. bereits wieder eine Neuauflage nötig wurde, hat uns bewogen, die Reihe fortzusetzen. Den Anfang machte 2018 ein Band unter dem Titel „Aber bei dir ist Licht“ mit Gebeten, Gedichten und Gedanken Bonhoeffers aus der Zeit seiner Inhaftierung durch die Nazis. Hier folgt ein Band mit seinen Briefen aus dem Gefängnis an die Eltern, die Verlobte Maria von Wedemeyer und den Freund und theologischen Gesprächspartner Eberhard Bethge. Die Briefe und übrigen Texte Bonhoeffers wurden unter dem Titel „Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft“ weltberühmt. Seine Briefe an die Verlobte wurden erst nach deren Tod separat als Buch unter dem Titel „Brautbriefe Zelle 92. Dietrich Bonhoeffer/Maria von Wedemeyer (1943–1945)“ veröffentlicht.
Potsdam, im Herbst 2018 Peter Zimmerling
Einführung von Peter Zimmerling
Entstehung und Hintergrund
Die im vorliegenden Buch abgedruckten Briefe schrieb Dietrich Bonhoeffer während seiner Haftzeit zwischen April 1943 und Januar 1945.1 Sie entstanden fast alle, während er im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin-Tegel einsaß (von April 1943 bis Anfang Oktober 1944). Nur drei Briefe sind im Dezember 1944 und im Januar 1945 im Kellergefängnis der Gestapo in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße verfasst worden, in das Bonhoeffer am 8. Oktober 1944 überstellt worden war. Das Grundstück an der heutigen Niederkirchnerstraße in Berlin-Kreuzberg, auf dem sich das Kellergefängnis befand, gehört seit 2004 zur Gedenkstätte „Topografie des Terrors“.
Man merkt diesen Briefen an, dass sie für Bonhoeffer im Gefängnis eine Art Lebenselixier waren.2 Das gilt für die empfangenen Briefe nicht anders als für die von ihm selbst verfassten. „Es gibt hier in der Zelle keine größere Freude als Briefe“ (17.8.1943). „Ich danke Euch sehr für Eure Briefe […]. Es ist, als täte sich hier in der Zelle für einen Moment die Gefängnistür auf, und man lebt ein Stück Leben draußen mit“ (4.6.1943). Manche der Briefe Bonhoeffers, vor