Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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als die eigentlich erste politische Reichsbildung figuriert. Dies widerspricht etwas dem Bild, das die klassische Überlieferung bietet und bei der Assyrien in der Regel als erste Großreichsbildung der Weltgeschichte gilt, gleichzeitig Assyrien und Babylonien aber keine klar geschiedenen Begrifflichkeiten darstellen (ROLLINGER 2011a und 2013). Ob man hierin einen Einfluss des in der Antike wenig rezipierten Geschichtswerks des Berossos (um 280 v. Chr.) erkennen mag, der das Primat Babyloniens verfocht, kann man diskutieren, wenn man für einen extremen Spätansatz eintritt (HAUBOLD/LANFRANCHI/ROLLINGER/STEELE 2013). Jedenfalls scheinen die in Gen 10,10 genannten Städte Babel, Uruk und Akkad gerade in nachassyrischer Zeit als urbane Sinnbilder babylonischer Geschichte betrachtet worden zu sein. Nur auf den ersten Blick mag es überraschen, dass der in den Inschriften der neuassyrischen Könige so prominente Reichsgott Assur in den Büchern des AT keine Erwähnung findet. Mit weitestgehender Missachtung wurden auch die großen Götter Babyloniens und Ägyptens gestraft. Der in 2 Kön 19,37 genannte Gott Nisroch, in dessen Tempel Sanherib von seinen Söhnen Adrammelech und Sarezer ermordet wird, könnte ein Schrein des Nusku, des Sohnes des Mondgottes Sîn, gewesen sein (FRAHM 2011, 272–275). Bei Adrammelech handelt es sich im Übrigen um eine verballhornte Namensform des aus Keilschriftquellen bekannten Prinzen Urda-Mullissi (PARPOLA 1980).

      2 Historische Rekonstruktionen

      Trotz der Komplexität des Entstehungsprozesses der biblischen Bücher, den vielfältigen Transformationsprozessen der unterschiedlichen Redaktionsphasen, die bis in die hellenistische Zeit reichen, lässt sich eine nicht unbeträchtliche Anzahl historisch akkurater Überlieferungsbausteine anführen, die das Verhältnis Israels und Judas zum neuassyrischen Imperium widerspiegeln. Im Besonderen betrifft dies die Zeit zwischen den assyrischen Königen Tiglatpilesar III. (744–727 v. Chr.) und Sanherib (704–681 v. Chr.), in der die assyrischen Heere bis an die Grenze Ägyptens vorstießen und ganz Syrien-Palästina unterwarfen bzw. in ihre Abhängigkeit brachten. Wie wichtig die Rolle Assyriens in diesem Zeitraum für die biblischen Autoren war, was sich vor allem in 2 Kön, Jes sowie im Dodekapropheton niederschlug, zeigt schon ein Überblick über die in der Bibel namentlich genannten assyrischen Könige (MILLARD 1976; MACHINIST 1983): Tiglatpilesar III. (2 Kön 15,29; 16,7.10; 1 Chr 5,6.26; 2 Chr 28,20 bzw. als Pul in 2 Kön 15,19 und 1 Chr 5,26), Salmanassar V. (726–722 v. Chr.) (2 Kön 17,3 und 18,9), Sargon II. (721–705 v. Chr.) (Jes 20,1), Sanherib (mehrfach in 2 Kön 18–19; 2 Chr 32 und Jes 36–37), Asarhaddon (680–669 v. Chr.) (2 Kön 19,37; Jes 37,38; Esra 4,2). Für die Zeit davor spielt Assyrien so gut wie keine Rolle (die Interpretation von Šalman in Hos 10,14 als Salmanassar III. [858–824] bleibt völlig spekulativ), was aufgrund der unter Salmanassar III. massiv einsetzenden Westexpansion zumindest bemerkenswert ist (BAGG 2011).

      Eine besondere Gewichtung erfährt die Belagerung Jerusalems durch Sanherib, die breit kommentiert wird (2 Kön 18,13–19,37, 2 Chr 32,123 und Jes 36,1–37,38; dazu FRAHM 1997, 10f, 18f, 25; GRABBE 2003; BAGG 2011, 246–248; KREUCH 2001; FALES 2008; WEISSERT 2011). Im Kontext dieses Geschehens werden 2 Kön 18,17 mit Tartan, Rabsaris und Rabschake drei hohe assyrische Würdenträger genannt, die von Sanherib mit einer ersten Streitmacht gegen Jerusalem gesandt werden und unter denen in der Folge der Rabschake eine prominente Rolle einnimmt. Tatsächlich handelt es sich dabei um Amtsbezeichnungen (turtānu, rab ša rēši, rab šāqê) für drei der höchsten Magnatenämter in neuassyrischer Zeit (MATTILA 2000, 107–125, 61–76, 45–60). Auch die 30 Talente Gold, die Hiskija unter anderem an Sanherib als Tribut abzuliefern hat (2 Kön 18,14), entsprechen genau jener Summe, die der Assyrerkönig in seinen eigenen Inschriften nennt (DE ODORICO 1995, 80). Das Scheitern der anschließenden Belagerung erfährt durch das Wüten des Todesengels im assyrischen Heerlager einen dramatischen Höhepunkt, worauf Sanherib das Unternehmen abbricht (2 Kön 19,35). Wahrscheinlich war die Kampagne aber ein voller Erfolg, sodass es müßig ist, über allfällige Hintergründe dieser Episode zu spekulieren (BAGG 2011, 248).

      In den Augen der biblischen Autoren war die Belagerung allerdings gescheitert. Sie setzten die Ermordung Sanheribs, die in Wirklichkeit erst 20 Jahre später stattfand, in eine unmittelbare Beziehung zu dem Ereignis und präsentierten beides als sichtbaren Beweis göttlichen Wirkens und somit als einen Triumph über assyrische Hoffart. Auch die Niederlage und der Tod Sargons II. auf dem Schlachtfeld, eine Katastrophe aus assyrischer Sicht, zumal der Leichnam des Königs nicht geborgen werden konnte, dürften einen Niederschlag in den biblischen Büchern gefunden haben (Jes 14,19f.). Es ist erstaunlich, dass nach der Ermordung Sanheribs mit der östlichen Großmacht verbundene Ereignisse von den biblischen Büchern wesentlich pauschaler und allgemeiner in den Blick genommen werden. Asarhaddon findet eigentlich nur als Nachfolger Sanheribs Erwähnung, und Assurbanipal sucht man vergebens, will man nicht den in Esra 4,10 genannten Asnappar als eine Verballhornung seines Namens verstehen, was aber äußerst unwahrscheinlich ist.

      Ob die Auseinandersetzungen Asarhaddons mit seinen Brüdern (Flucht des jüngsten Bruders außer Landes sowie Triumph über die Geschwister) Pate für die Josefsgeschichte stand (FRAHM 2009, 39–42), ist aber durchaus erwägenswert. Jedenfalls erweisen sich in den biblischen Büchern die letzten Dezennien des assyrischen Imperiums als schemenhaft. Doch bleibt Assur Chiffre für eine abstoßende und ebenso böse wie bedrohliche Macht. In diesem Zusammenhang kann Assyrien auch durch eine seiner Residenzstädte verkörpert werden. Dies ist jedoch niemals Assur selbst, sondern vielmehr Ninive, das zwar in den Königsbüchern nur ein einziges Mal Erwähnung findet (2 Kön 19,36: Ermordung Sanheribs in Ninive), dafür aber etwa im Zwölfprophetenbuch immer wieder an prominenter Stelle figuriert (DIETRICH 2002). So wird in Nah 2,2–3,19 die Bosheit Ninives in bunten Bildern ausgemalt und das Ende der assyrischen Macht heraufbeschworen. Wenn in den Augen des Propheten der assyrische Löwe fällt, kann man dies durchaus auch als Hinweis auf die Jagdleidenschaft der assyrischen Könige verstehen. So ist es nicht ausgeschlossen, dass derartige Bilder assyrischen Königsinschriften entlehnt sind. Sie werden in der Regel allerdings umgepolt, indem sie nicht mehr auf die Feinde Assurs, sondern auf die Assyrer selbst Anwendung finden (Nah 3,3: das Gewimmel der Erschlagenen; 3,13: assyrische Krieger als Weiber; 3,15b–17: die Allpräsenz assyrischer Händler, Beamter und Spitzel als Heuschrecken [→ Tier]; zur Präsenz assyrischer Beamter in Vasallenstädten ROLLINGER 2011c, 270f.; zu den literarischen Bildern der Inschriften ROLLINGER 1996a; MACHINIST 1983, 722–727). Man könnte auch in diesen Fällen von einem „reversal of the semiotic code“ der assyrischen Königsideologie sprechen, womit FRAHM treffenderweise die den assyrischen Königen unterstellte Gottlosigkeit charakterisiert, die so gar nicht jenem Wertekanon entsprach, den die assyrischen Könige in ihren Inschriften entworfen hatten (FRAHM 2011, 275 mit Anm. 40).

      Das von Zef 2,13–15a gegen Assur und Ninive gerichtete Bild ist dem gegenüber weniger plastisch. Ninive ist zerstört und zu einer Öde geworden, in der Vögel und wilde Tiere hausen. Bemerkenswert bleibt der Hinweis in Zef 1,8 auf die fremdländische Kleidung der judäischen Oberschicht. Analog zur Perserie Athens im 5. Jh. v. Chr. mag man hier an eine Art „Assyrierie“ in den von der Großmacht kontrollierten Gebieten denken (UEHLINGER 1996). Wie sehr die Eliten der von Assyrien abhängigen Kleinstaaten zwischen Akzeptanz und Widerstand lavierten, hat die neuere Forschung deutlich gemacht (LANFRANCHI 2009). Assyrien wird von Zef 2,13 im Norden Israels lokalisiert, was man als Indiz für eine Ausdehnung des Toponyms seit dem 7. Jh. auf die Gebiete westlich des Euphrat werten kann (ROLLINGER 1996b).

      Eine besondere Rolle kommt Ninive im Buch Jona zu, das allerdings erst in hellenistischer Zeit entstanden ist. Wie Babylon bei den klassischen Autoren erscheint sie als gigantische Riesenstadt. Der Prophet braucht drei Tage für ihre Durchquerung (Jona 3,3; vgl. Aristoteles, Politik, 1276a 25–31; ROLLINGER 2008). Die 120.000 Einwohner, die dort gelebt haben sollen (Jona 4,11) repräsentieren wie die 120 Stadien, die Herodot einer Seitenlänge der als quadratisch gedachten Stadt Babylon zusprach (Historien 1,178), eine vergleichsweise schier unglaubliche Größe. Anklänge an die klassischen Autoren finden sich aber auch an anderen Orten. Wenn in Nah 2,7 die Feinde über die Flusstore in Ninive eindringen, kann man dies zwar als Hinweis auf eine gewisse Ortskenntnis des Autors verstehen (DIETRICH 2002, 122), doch soll laut Herodot, Historien 1,188–191 auch Babylon von dieser Seite durch Umleitung des Flusses und Trockenlegung des Flussbettes erobert worden sein.

      Überhaupt ergeben sich durch


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