Die Kolonie Tongalen. Chris Vandoni
fragte Michelle, nachdem sie ins Freie getreten war und neben Christopher herging.
»Ein ganz spezieller Energieschirm, der von außen wie Tausende winziger Spiegel wirkt. Dadurch wird der Raumgleiter aus der Höhe praktisch unsichtbar, weil sich die Umgebung in allen möglichen Winkeln nach oben und zur Seite spiegelt.«
»Genial.«
»Innerhalb dieses Spiegelschirms befindet sich der eigentliche Energieschirm, der jegliche Energiestrahlung, die das Schiff abgibt, ebenfalls abschirmt.«
»Dann kann der Gleiter gar nicht entdeckt werden.« Michelle zeigte sich beeindruckt.
»So soll es auch sein.«
»Was lässt sich mit der Mobilkonsole alles anstellen?«
»Damit kann ich den Gleiter praktisch fernsteuern, mich in die Ortung und in das Kommunikationssystem einschalten. Umgekehrt meldet mir die Konsole alles, was im Gleiter vor sich geht. Jede Ortung, jeder Funkspruch wird auf die Konsole übertragen.«
Hintereinander wanderten alle vier das leicht abschüssige Gelände in Richtung Seeufer, das sich etwa hundert Meter von der Landefläche entfernt vor ihnen ausbreitete. Eric ging voran und inspizierte zwischendurch einige Pflanzen, während Ernest, an zweiter Stelle gehend, sich mehr für den Himmel interessierte. Es folgte Michelle. Christopher schließlich bildete das Ende der Kolonne und hielt auf dem Display der Mobilkonsole Ausschau nach Ortungssignalen.
»Bis jetzt ist der Himmel sauber«, bemerkte er, als sie das Seeufer erreicht hatten.
»Ich habe auch nichts herumfliegen sehen«, bestätigte Ernest.
»Dann können wir ja beruhigt schwimmen gehen«, freute sich Michelle.
»Wir sollten uns noch vergewissern, dass im Wasser keine Gefahren lauern«, warnte Eric. Er öffnete seine Tasche, entnahm ihr ein paar kleine tellerförmige Gegenstände und warf einen nach dem anderen in weitem Bogen ins Wasser, jeden in eine andere Richtung.
»Was sind das für Dinger?« Michelle sah den Scheibchen hinterher, bis sie im Wasser versanken.
»Sensoren«, antwortete Christopher. »Sie messen Bewegungen, Energie- und Wärmestrahlungen und Nerven- und Hirnströme. Wenn sich ein Wesen auf etwa hundert Meter einem Sensor nähert, meldet er es der Mobilkonsole. Somit werden wir rechtzeitig vor eventuellen Gefahren gewarnt.«
»Wir sollten noch eine Weile warten, bevor wir ins Wasser gehen«, schlug Eric vor. »Wenn die Sensoren in dieser Zeit nichts melden, sollte keine Gefahr bestehen.«
»Eric hat recht«, bestätigte Ernest. »Lieber etwas zu vorsichtig als umgekehrt.« Er ließ sich langsam auf einen großen Stein nieder, griff in die Tasche und holte seine Tabakpfeife hervor. Eric setzte sich neben ihn auf den von Moos und Pflanzen bedeckten Boden und tat es ihm gleich.
»Oh je, jetzt werden wir eingenebelt«, beklagte sich Christopher.
»Ihr könnt euch etwas abseits von uns hinsetzen«, schlug Ernest vor, was Christopher und Michelle sofort taten.
Als sie sich in einiger Entfernung auf den Boden gesetzt hatten, sah Christopher Michelle von der Seite an und sagte: »Du hast nie viel aus deiner Vergangenheit erzählt.«
»Du hattest nie danach gefragt.«
»Ich wollte dich nicht bedrängen. Ich dachte, wenn dir danach ist, wirst du es von selbst tun.«
»Na ja, vielleicht hat sich nie die passende Gelegenheit ergeben.«
»Über unser Team wolltest du aber eine Menge wissen.«
Michelle lächelte. »Es hat mich interessiert.«
»Kann es sein, dass du damit von dir ablenken wolltest? Wolltest du vielleicht, dass ich keine Gelegenheit bekomme, dir Fragen über dich zu stellen?«
»Eigentlich nicht, aber mir war nie danach, über mich zu reden. Es hat wirklich nichts zu bedeuten. Es ist meine Art, mich nicht so sehr in den Vordergrund zu stellen.«
»Das ist auch eher meine Art.«
An ihrer rechten Schläfe bahnte sich langsam ein Schweißtropfen den Weg nach unten, am Auge vorbei zur Wange. Er beobachtete dieses dünne Rinnsal eine Weile, bevor er mit seinem Zeigefinger sanft den Weg des Tropfens auf ihrem Gesicht nachzeichnete.
Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen, atmete tief ein und wieder aus. Dann wandte sie ihm das Gesicht zu und lächelte verlegen.
»Es ist sehr schwül«, sagte sie, um dem Moment etwas die Spannung zu nehmen. »Am liebsten würde ich mich jetzt ins Wasser stürzen.«
»Na, dann lass uns eintauchen.« Christopher stand auf und streckte ihr die Hand entgegen. Sie griff danach und zog sich hoch.
17.
Wir gehen jetzt schwimmen«, informierte Christopher Ernest und Eric. »Die Sensoren haben nichts angezeigt.«
»Okay«, erwiderte Ernest. »Aber seid trotzdem vorsichtig.«
»Werden wir.«
Michelle zog ihre Shorts aus und legte sie auf den Boden. Dann drehte sie sich um, lief zum Ufer und blieb dort stehen. Sie blickte zurück und stellte fest, dass Ernest, Eric und Christopher sie mit großen Augen anstarrten. In ihrem knappen schwarzen Tanga hatte sie die Blicke der drei auf sich gezogen und ließ deren Puls höher schlagen.
Christopher fühlte sich ertappt, zog sich das Shirt über den Kopf und eilte ebenfalls zum Ufer. Langsam watete er zusammen mit Michelle ins seichte Wasser. Der Boden war mit feinem Sand bedeckt. Es gab nur vereinzelte Steine.
Als sie bis zu den Hüften im Wasser standen, drehten sie sich um und blickten zurück zum Ufer.
»Hey! Ihr müden Landratten!«, rief Christopher. »Wollt ihr nicht reinkommen? Es ist herrlich und erfrischend.«
»Ihr seid doch nicht etwa wasserscheu«, ergänzte Michelle lachend.
Eric erhob sich langsam und sagte etwas Unverständliches zu Ernest. Dann zog er Shorts und Poloshirt aus und begab sich zum Ufer. Er machte ein paar Schritte, bis ihm das Wasser an die Badehose reichte.
Ernest hatte sich inzwischen auch erhoben und sich dem Ufer genähert. Er machte ein paar Schritte und wartete. So ganz zu behagen schien es ihm nicht.
Eric watete weiter und erreichte nach einer Weile Christopher und Michelle. Dann warf er einen Blick zurück. »Kommst du nicht?«
»Geht nur, ich werde hier die Stellung halten.« Ernest drehte sich um und verließ das Wasser.
»Vielleicht gar nicht schlecht, wenn einer von uns die Konsole im Auge behält«, meinte Eric.
Dann drehte er sich um, streckte die Arme von sich und tauchte kopfüber ins Wasser. Mit kräftigen Zügen kraulte er davon.
Michelle und Christopher wateten weiter, bis ihnen das Wasser an die Brust reichte. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass sie unter dem Top nichts trug, und hatte daher darauf verzichtet, sie zu fragen, ob sie es zum Schwimmen nicht besser ablegen wollte.
Da die leichten Wellen ihr jetzt über die Brust schwappten, schien das Top praktisch durchsichtig und zeichnete die Konturen ihres flachen Busens ab. Wie es schien, machte sie sich nichts daraus.
Sie ging in die Knie, sodass nur noch ihr Kopf aus dem Wasser ragte. Dann tauchte sie ganz unter, um nach ein paar Sekunden prustend wieder aufzutauchen.
»Ach, ist das herrlich«, schwärmte sie.
Die nassen Haare legten sich eng an ihren Kopf, das Wasser lief über ihr Gesicht.
Christopher tat es ihr gleich und tauchte ebenfalls nach ein paar Sekunden wieder auf. Aus seinen Augenwinkeln bemerkte er, dass Eric schon eine ziemliche Strecke zurückgelegt hatte.
»Das Wasser ist glasklar.« Michelle war begeistert. »So etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt.«
Übermütig