Die Kolonie Tongalen. Chris Vandoni

Die Kolonie Tongalen - Chris Vandoni


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die das TONGA-System und die gegenwärtige Position der Space Hopper zeigte.

      »Der zweite ist unser Ziel.« Ernest zeigte mit dem Finger auf den Schirm. »Den äußersten haben wir bereits passiert.«

      Christopher und Michelle betraten das Cockpit und setzten sich auf ihre Plätze. Christopher gab an seinem Terminal ein paar Befehle ein und blickte gespannt auf den Bildschirm, während Michelle sich ein Headset aufsetzte und den Funkverkehr überwachte.

      »Alle Systeme arbeiten einwandfrei«, bestätigte Christopher kurz darauf.

      »Bisher keine Kommunikationssignale auf den Normalfrequenzen«, informierte Michelle.

      »Dafür sind wir noch zu weit weg«, erklärte Ernest.

      Im Panoramafenster wuchs der Planet zu einer großen Kugel heran, die um den Äquator einen hellen Streifen besaß. An der West- und Ostküste des Kontinents gab es sowohl in der nördlichen wie auch in der südlichen Hemisphäre eine grünblaue Zone. Das Innere war ebenfalls hell, während die Polkappen weiß leuchteten. Der Rest des Planeten wurde von Wasser bedeckt.

      »Wir kriegen Besuch«, meldete sich Michelle. »Ich empfange gerade die Botschaft einer Planetenpatrouille.«

      »Schalte sie bitte auf die Lautsprecher.«

      Michelle tippte auf der Tastatur den entsprechenden Befehl ein, worauf sich aus den Lautsprechern eine Stimme meldete, begleitet vom üblichen Funkrauschen.

      »… Planetenpatrouille von Tongalen an unbekannten Raumgleiter, bitte identifizieren Sie sich. Commander Ferris von der Planetenpatrouille von Tongalen an den unbekannten Raumgleiter, bitte identifizieren Sie sich.«

      »Transportschiff Space Hopper an Planetenpatrouille«, antwortete Michelle freundlich. »Wir können Sie empfangen und bitten um Landeerlaubnis auf dem Raumhafen von Tongala.«

      »Bitte übermitteln Sie uns Ihre Transportdaten. Die notwendige Übermittlungsfrequenz und den dazugehörigen Code haben wir soeben an Ihr Bordsystem geschickt.«

      Michelle gab ein paar Befehle ein und erhielt sofort die entsprechenden Daten auf dem Monitor angezeigt. Mit einem weiteren Befehl rief sie die Transportdaten vom System ab und leitete sie zusammen mit dem Code an die Übermittlungsfrequenz.

      Die Lautsprecher blieben eine Weile stumm.

      »Was machen die denn so lange?«, murrte Ernest ungeduldig. »Wenn Mark unseren Transport korrekt registriert hat, sollten sie die Daten im System haben.«

      Kaum hatte Ernest den Satz beendet, erklang aus den Lautsprechern eine andere Stimme. Im Panoramafenster tauchte plötzlich ein Schiff ohne Kennzeichen auf und blieb in einer bestimmten Distanz vor ihnen stehen.

      »Wir möchten Sie bitten, uns unauffällig zu folgen«, befahl die fremde Stimme.

      »Was hat das denn zu bedeuten?« Ernest sah Eric verwundert an.

      »Dürfen wir fragen, wer Sie sind und was Sie von uns wollen?«, erkundigte sich Michelle. »Wir haben eine lange Reise hinter uns und würden gerne landen.«

      »Folgen Sie uns einfach, und es wird für Sie keine Probleme geben«, wiederholte der Mann. »Wir haben unsere Waffen auf Sie gerichtet. Wir wissen, dass Ihr Schiff nur über eine minimale Bewaffnung verfügt.«

      »Jetzt versteh ich überhaupt nichts mehr«, sagte Ernest gereizt.

      »Ich glaube, wir sollten tun, was er sagt«, riet Eric. »Die sind stärker.«

      Ernest wartete.

      Wenig später meldete sich die fremde Stimme erneut. »Wir werden nun losfliegen und hoffen, Sie folgen uns. Ansonsten werden wir Ihr Schiff in den Traktorstrahl nehmen und hinter uns herziehen.«

      »Darf ich Sie noch mal fragen, was das alles zu bedeuten hat? Sie sind doch nicht von der Planetenpatrouille«, wiederholte Michelle.

      »Ich bitte Sie. Hören Sie auf zu fragen und folgen Sie uns. Sie werden noch früh genug erfahren, was wir wollen.«

      »Piraten!«, hauchte Ernest. »Die wollen uns die Fracht abnehmen.«

      »Die werden aber immer dreister«, schimpfte Eric. »Direkt vor der Haustür von TONGA-II.«

      »Schnallt euch an und haltet euch fest!«, rief Ernest.

      Blitzschnell betätigte er ein paar Schalter, worauf das Schiff nach unten absackte und stark beschleunigte. Die Gravitations-neutralisatoren konnten dieses Manöver nicht vollständig ausgleichen, weshalb die Crew unsanft durchgeschüttelt wurde. Dabei flogen auch einige Gegenstände durch das Cockpit.

      »In unseren Kabinen wird es aussehen wie auf einem Schlachtfeld«, jammerte Eric und verdrehte die Augen.

      Ernest, der das Schiff manuell steuerte und es mit einem waghalsigen Manöver aus dem Einflussbereich des fremden Schiffs gebracht hatte, blickte konzentriert aus dem Panoramafenster. Die grünblaue Gegend des Planeten rückte näher, während ein immer stärker werdendes Summen das Cockpit erfüllte.

      Plötzlich wurde der Gleiter durchgeschüttelt. Ernest hatte Mühe, ihn wieder in eine ruhige Lage zu versetzen.

      »Die schießen tatsächlich auf uns«, rief Christopher. »Bei dieser Stärke hält unser Schutzschirm das nicht lange aus.«

      Ernest ließ den Gleiter noch einmal heftig absacken, manövrierte ihn in einen bestimmten Winkel zur Planetenoberfläche und beschleunigte wieder, worauf das Panoramafenster allmählich zu glühen begann. Zu dem Summton mischte sich zusätzlich ein heftiges Dröhnen, begleitet von einem beängstigenden Vibrieren.

      Der Eintritt in die Planetenatmosphäre bremste den Raumgleiter heftig ab. Ernest hielt den Steuerknüppel mit beiden Händen fest umschlossen und starrte hinaus. Das Panoramafenster war mittlerweile vollständig von lodernden Flammen bedeckt. Die Anzeige über die Belastung des Schutzschirms näherte sich unaufhörlich dem Maximum. Das Vibrieren steigerte sich in ein heftiges und geräuschvolles Rumpeln, begleitet von metallischem Ächzen und Knarren.

      »Wenn das so weitergeht, fliegt uns gleich der ganze Kahn um die Ohren!«, schrie Eric.

      Ernest ließ sich nicht beirren, hielt weiterhin den Steuerknüppel mit beiden Händen fest umklammert und starrte geradeaus.

      Ein langgezogenes Kreischen durchfuhr den Gleiter und quälte ihre Gehörnerven bis aufs Äußerste.

      Plötzlich war der Spuk vorbei. Das Dröhnen und Vibrieren verschwand. Vor ihnen erschien, soweit das Auge reichte, eine riesige grüne Waldfläche. Darin eingebettet waren unzählige kleinere Seen und Flüsse.

      Die Space Hopper sank tiefer und näherte sich dem Urwald. Mit horrender Geschwindigkeit raste der Gleiter in geringer Höhe über dieses Naturparadies hinweg. Gigantische Urwaldriesen türmten sich in die Höhe und breiteten ihr skurriles Astwerk in alle Richtungen aus, als wollten sie sich gegenseitig übertreffen und verdrängen. Zwischen den Bäumen herrschte derart dichter Pflanzenwuchs, dass vom Boden nichts zu sehen war. Einzig die Flüsse und Seen, manchmal waren es auch nur kleinere Tümpel, vermittelten in etwa den Eindruck, wie tief unten der eigentliche Waldboden lag.

      »Die sind ebenfalls in die Atmosphäre eingetaucht und haben uns wieder im Visier«, warnte Eric, worauf Ernest den Gleiter in einer scharfen Kurve nach links zog.

      Rechts von ihnen zischte ein Strahlenschuss vorbei. Wieder ließ Ernest den Gleiter ein Stück tiefer absacken. Die Urwaldriesen kamen ihnen bedrohlich nahe, während sie nach wie vor mit horrendem Tempo über sie hinwegrasten.

      Plötzlich wurde das Gebiet hügeliger. Es tauchten Schluchten auf, die von schroffen Felswänden flankiert wurden und in denen sich Flüsse hindurchschlängelten.

      Ernest reagierte blitzschnell, ging noch tiefer und lenkte den Gleiter in eine dieser Schluchten. Zu beiden Seiten ragten scharfkantige Felsvorsprünge heraus, denen er immer wieder ausweichen musste.

      Michelle starrte verängstigt aus dem Panoramafenster und klammerte sich mit beiden Händen an ihren Armlehnen


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