Die Kolonie Tongalen. Chris Vandoni

Die Kolonie Tongalen - Chris Vandoni


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ist für mich kein Problem«, antwortete sie begeistert. »Ich kann mich gut anpassen.«

      Eine halbe Stunde später trafen sie sich im Aufenthaltsraum. Dieser war gemütlich eingerichtet. In der Mitte stand ein runder Metalltisch, der von oben beleuchtet wurde. Linkerhand in einer Nische befand sich die Bordküche mit mehreren Geräten und Schränken, die mit Vorräten gefüllt waren.

      Auf der anderen Seite des Aufenthaltsraums, ebenfalls in einer Nische, befanden sich zwei Terminals, die mit dem Bordsystem verbunden waren. Sie dienten der manuellen Bedienung des Systems, was ab und zu notwendig war. Das meiste wurde jedoch von den Bordsystemen automatisch gesteuert, wenn sie mit den entsprechenden Daten gefüttert und die geplanten Prozesse vorprogrammiert worden waren.

      »Das alles ist etwas altmodisch«, entschuldigte sich Christopher bei Michelle. »Der Kahn ist schon mehrere Jahrzehnte alt.«

      »Wenn ich ehrlich bin, ist mir das ziemlich egal«, erwiderte Michelle. »Hauptsache, ich komm weg von hier.«

      Während Ernest, Eric und Michelle am runden Tisch Platz nahmen und sich über den Flug und andere Dinge unterhielten, setzte sich Christopher an eines der Terminals und kopierte die Reisedaten, die sie von Mark auf der Speicherkarte erhalten hatten, in den Bordrechner. Danach stellte er noch ein paar eigene interne Berechnungen an, speicherte sie und verließ das Terminal, um sich zu seinen Gefährten an den Tisch zu setzen.

      »Mickie, kannst du eigentlich kochen?«, fragte Ernest und sah sie mit einem verschmitzen Lächeln an.

      Michelle senkte verlegen den Kopf und antwortete nicht darauf.

      Ernest grinste. »Na, das trifft sich gut, sonst könnte es in der Bordküche ein paar Probleme geben.«

      Michelle sah verwundert auf.

      »Na ja«, erklärte Eric lachend. »Ernest hat seine eigenen Methoden und Regeln beim Kochen. Dabei sollte man ihn lieber nicht stören.«

      »Ach so. Dann werde ich ihm auf keinen Fall dreinreden.« Michelle lachte nun ebenfalls.

      »Kinder, in einer Stunde werden wir starten.« Ernest erhob sich. »Wer sich noch etwas im Raumhafen besorgen will, soll es gleich jetzt tun. Bis zum Start werde ich mich noch ein bisschen aufs Ohr hauen.«

      Der Flug zum äußeren Rand des Sonnensystems dauerte mit den Normaltriebwerken, die nur für Unterlichtgeschwindigkeit vorgesehen waren, etwas mehr als zwei Wochen. Die Triebwerke arbeiteten einwandfrei, Ernest hatte sogar den Eindruck, dass sie weniger Geräusche verursachten als früher. Die Bordzeit und der Lebensrhythmus richteten sich nach mitteleuropäischer Standardzeit.

      Das Leben an Bord des Raumgleiters hatte sich eingependelt. Es gab keine Kollisionen, weder im Waschraum noch in der Bordküche. Die Crewmitglieder verrichteten ihre Arbeit und vertrieben sich die übrige Zeit mit Diskussionen über die verschiedensten Themen, mit Musikhören, Filme betrachten oder mit Unterhaltungsspielen.

      Christopher machte holografische Fotos von den Planeten und Asteroiden des Sonnensystems und vom Sternenhimmel.

      Michelle hatte sich gut in das Team eingefügt. Sie hatte sich anerboten, sich um die Kommunikation und Informationsübermittlung zu kümmern. Wenn eine Nachricht eintraf, legte sie sie den anderen vor, worauf gemeinsam entschieden wurde, wie darauf zu antworten war. Michelle übermittelte dann die entsprechende Nachricht.

      Ernest hatte sein anfängliches Misstrauen ihr gegenüber weitgehend abgelegt. Nur am Anfang des Flugs war es zu einer hitzigen Diskussion gekommen, als er ihre Aussage bezüglich des Treffens mit Mark noch mal infrage stellte und sogar die Möglichkeit in Betracht zog, die Begegnung mit Christopher sei von ihr inszeniert worden. Erneut versicherte sie, dass es sich so abgespielt habe, wie sie es bereits zuvor beschrieben hatte.

      Christopher und Michelle hatten sich näher kennengelernt und verbrachten ab und zu die Zeit zusammen, ohne sich auf irgendwelche Annäherungen einzulassen. Sie hatten ein paar Gemeinsamkeiten entdeckt, aber in anderen Dingen unterschieden sie sich doch ziemlich voneinander. Als dann die gegenseitigen Sympathien immer offenkundiger wurden, wäre es zwischen Ernest und Christopher beinahe zu einem handfesten Streit gekommen. Ernest konnte Michelle anscheinend immer noch nicht das volle Vertrauen entgegenbringen. Der Rest seines Zweifels veranlasste ihn, Christopher vor einer möglichen Dummheit zu bewahren. Doch dieser warf ihm daraufhin Einmischung in seine persönlichen Angelegenheiten vor. Eric, der in solchen Fällen stets besonnen reagierte, schaffte es jedoch, dass sich die beiden Streithähne wieder vertrugen. Michelle blieb dieser Konflikt nicht verborgen und zog sich in den ersten paar Tagen danach des Öfteren in ihre Kabine zurück, bis Ernest sie darauf ansprach und sie bat, sich wieder vermehrt an gemeinsamen Gesprächen und Diskussionen zu beteiligen.

      In der darauffolgenden Zeit erlaubten sich Ernest und Eric zwischendurch sogar ihre Späße, indem sie entsprechende Bemerkungen über Christopher und Michelle äußerten. Doch die beiden ließen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen und erwiderten die Äußerungen ihrerseits mit provokanten Bemerkungen. Die Beziehung zwischen Michelle und Christopher beschränkte sich jedoch auf eine allgemeine Freundschaft und gegenseitige Sympathie. Ob Christophers Zurückhaltung gegenüber Michelle auf den Streit mit Ernest zurückzuführen war, konnte niemand mit Sicherheit sagen.

      Alles in allem hatte Michelle frischen Wind ins Team gebracht. Nicht unwesentlich war die Tatsache, dass sie die einzige Frau an Bord des bisher nur von Männern bevölkerten Gleiters war. Auffällig war unter anderem auch, dass die Bordküche einen gepflegteren Eindruck machte als früher.

      Allerdings konnte Michelle mit Ernests Kochkünsten genau so wenig anfangen wie Christopher. Damit hatte er endlich eine Verbündete. Die gelegentlichen Diskussionen übers Kochen endeten jedoch meistens in einem Gelächter.

      Als sie Pluto passiert hatten, startete Ernest die Überlichttriebwerke. Da das Ziel vorprogrammiert war, konnte er das Steuer des Schiffes dem Autopiloten übergeben.

      Innerhalb des Sonnensystems hatte es sich Ernest nicht nehmen lassen, den Gleiter zwischendurch manuell zu fliegen. Da er manchmal ziemlich nahe an Asteroiden vorbeiflog, nutzte Christopher die Gelegenheiten, um Nahaufnahmen zu machen.

      Am dritten Tag des Überlichtfluges wachte Ernest mitten in der Nacht auf. Im Hyperraum gab es zwar keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht, doch das Bordgeschehen richtete sich nach wie vor nach irdischer Zeit.

      Als Ernest die Tür seiner Kabine öffnete, wurde er Zeuge eines Gesprächs zwischen Christopher und Michelle. Sie unterhielten sich über sein Alter und sein wesentlich jüngeres Aussehen. Dabei spekulierten sie über die verschiedensten Möglichkeiten, die zu diesem Phänomen geführt haben könnten.

      Ernest war es gewohnt, dass sich Leute darüber den Kopf zerbrachen. Daher erstaunte es ihn nicht, dass sich auch Michelle über diese Tatsache Gedanken machte und mit Christopher darüber diskutierte. Er hatte in seinem Leben deswegen schon einige kuriose Situationen erlebt, die ihn meist sehr amüsierten.

      Nachdem Ernest vom Toilettenraum in seine Kabine zurückgekehrt und sich wieder hingelegt hatte, kreisten seine Gedanken einmal mehr um die Umstände seines Alters. Er war sich völlig im Klaren, dass er der medizinischen Welt Rätsel aufgab. Das menschliche Durchschnittsalter hatte sich zwar in den letzten Jahrhunderten sukzessive erhöht und sich bei knapp unter einhundert Jahren etabliert. Dabei gab es auch immer wieder Leute, die einhundertzwanzig Jahre oder älter wurden. Nur hatte niemand von ihnen die Physiognomie eines knapp Siebzigjährigen, geschweige denn die körperliche Konstitution dazu.

      Das alles war Ernest sehr wohl bewusst. Er kannte auch den Grund dafür. Nur hatte er bisher noch mit niemandem darüber gesprochen. Er hatte auch nicht vor, es in absehbarer Zeit zu tun. Er durfte nicht darüber reden. Es war ihm verboten worden.

      Was er damals vor knapp sechzig Jahren erlebt hatte, war so unglaublich, dass er oft selbst daran zweifelte, es tatsächlich erlebt und nicht nur geträumt zu haben. Er war nach wie vor von diesen Erinnerungen fasziniert. Sie hatten bis heute kein bisschen von ihrer Eindrücklichkeit eingebüßt.

      Es geschah auf dem Rückflug


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