Die Kolonie Tongalen. Chris Vandoni

Die Kolonie Tongalen - Chris Vandoni


Скачать книгу
zurücklag.«

      »Aber Mark ist doch kein Angestellter dieses Pharmakonzerns«, gab Ernest zu bedenken. »Was hat er dann mit ihr zu schaffen?«

      »Das sollten wir ihn fragen.«

      »Vielleicht sollten wir uns gar nicht so viele Gedanken darüber machen«, meinte Christopher besänftigend. »Es ist ja nicht gesagt, dass sie sich mit Mark getroffen hat. Vielleicht ist sie ihm tagsüber in der Firma begegnet, hatte sich dabei Ärger eingehandelt und sich abends mit einem Freund oder einer Freundin in der Bar getroffen.«

      »Christopher hat teilweise recht. Solange wir nicht mit Mark gesprochen haben, bringt es uns nichts, uns die Köpfe zu zerbrechen.« Ernest schien erleichtert und nahm noch einen Schluck Kaffee. »Sobald ich Mark erreiche, werde ich ihn fragen, ob er sie kennt. Vielleicht weiß er, warum sie Ärger hatte.«

      Nach dem Frühstück gingen sie getrennte Wege, denn jeder von ihnen musste noch ein paar wichtige Angelegenheiten erledigen und bestimmte Dinge besorgen.

      Am Abend trafen sie sich wieder im Hotel, um gemeinsam zu essen und die letzten Details zu besprechen. Mark war jedoch während des ganzen Tages nicht erreichbar gewesen. Da sie am nächsten Morgen frühzeitig abreisen wollten, begaben sie sich nicht allzu spät in ihre Zimmer.

      Ernest konnte in dieser Nacht kaum ein Auge schließen. Die Umstände um diese Michelle Evans und einen möglichen Zusammenhang mit Mark ließen ihm keine Ruhe. So, wie es aussah, arbeitete sie tatsächlich bei dem Konzern, von dem sie den Auftrag bekommen hatten. Ihre Reaktion bei der Erwähnung von Marks Namen ließ darauf schließen, dass sie ihn nicht nur kannte, sondern auch mit ihm zu tun hatte.

      Was Ernest nicht aus dem Kopf ging, war die Tatsache, dass sie es plötzlich so eilig hatte zu verschwinden, als Christopher seinen Namen nannte. Auch wenn er der Grund für ihren Ärger war, hätte sie doch darüber mit Christopher reden können. So aber machte es fast den Anschein, dass der Ärger nicht nur mit Mark, sondern auch mit dem Auftrag zu tun hatte oder sogar mit der ganzen Crew der Space Hopper.

      Wie auch immer, dachte Ernest, sie wird ihre Gründe für ihr Verhalten gehabt haben. Es könnte auch sein, dass sie mit Christopher nicht darüber reden durfte. Doch dann hätte sie bestimmt eine andere Reaktion gezeigt. Je mehr er darüber nachdachte, kam er zum Schluss, dass es sich um etwas Persönliches handeln musste.

      Nachdem Ernest sich zwei Stunden lang hin und her gewälzt und es trotz verschiedener Einschlafprogramme nicht geschafft hatte, endlich den Weg ins Land der Träume zu finden, reichte es ihm. Er stand auf, kleidete sich an und fuhr mit dem Antigravitationslift in die Hotellobby. Von dort aus begab er sich in die Bar, setzte sich an die Theke und bestellte einen Bourbon. Außer zwei anderen Besuchern, die etwas abseits von ihm saßen, war er der einzige Gast.

      Nachdem er beim Barkeeper einen Drink bestellt und erhalten hatte, wartete er, bis dieser gerade nichts zu tun hatte, und winkte ihn unauffällig zu sich.

      »Kann ich Sie etwas fragen?«

      »Aber natürlich«, antwortete er ganz im Stil eines Roboters. »Ich stehe Ihnen zu Diensten.«

      »Vorletzten Abend hat sich hier eine Frau mit einem Mann getroffen.«

      »Es waren einige Paare hier. Wie sahen sie denn aus?«

      »Er ist sechsunddreißig Jahre alt, schlank und groß, hat schwarze Haare. Sie hat ebenfalls schwarze Haare und ist ziemlich dünn. Sie saßen irgendwo da hinten an einem Tischchen.« Ernest zeigte mit dem Finger in die ungefähre Richtung.

      »Ja, an die beiden kann ich mich erinnern. Aber die Frau war unmittelbar davor mit einem anderen Mann hier.«

      »Genau das wollte ich Sie fragen. Wissen Sie noch, wie dieser andere Mann ausgesehen hat?«

      Auf der Brust des Androiden leuchtete ein Display auf. Nach weniger als einer Sekunde erschien ein klares Hologramm. Es zeigte Michelle Evans mit einem Mann an einem Tischchen. Sie gestikulierte kurz und schien den Mann zu beschimpfen, worauf er seinen Zeigefinger erhob und bedrohlich auf sie einredete.

      »Ist das die Frau, die sie meinten?«, fragte der Androide höflich.

      »Genau die ist es. Und ihn kenne ich auch bestens.«

      »Es freut mich, dass ich Ihnen helfen konnte.«

      »Sie haben mir in der Tat sehr geholfen. Besten Dank.«

      »Es war mir ein Vergnügen.« Der Barkeeper wandte sich um und widmete sich anderen Aufgaben.

      Ernest kramte seinen Kommunikator hervor und versuchte noch mal eine Verbindung zu Mark herzustellen. Doch zu seiner Enttäuschung meldete sich, wie schon beim letzten Versuch, nur die charmante weibliche Stimme des Anrufbeantworters. Er kippte den Rest seines Drinks hinunter und verließ die Bar.

      Vor dem Eingang zum Wartungshangar hielt ein Bodengleiter. Ein Mann in Overall eines Wartungsinspektors entstieg dem Gefährt und näherte sich dem Hangar. Der Mann steckte die Zutrittskarte in den Schlitz und trat entschlossen ein. Er blickte weder nach links noch nach rechts und schritt auf direktem Weg zu einem bestimmten Raumgleiter.

      Im Hangar herrschte rege Betriebsamkeit, was seinen Auftrag wesentlich leichter machte, da er von keinem der anwesenden Arbeitsroboter beachtet wurde. Die eine Hand steckte in seiner Hosentasche, in der eine wichtige Datenkarte steckte. Einige Androiden sahn kurz auf, als er an ihnen vorbeiging, und grüßten ihn höflich. Er reagierte nicht darauf, blickte weiter geradeaus und näherte sich geradewegs seinem Ziel.

      Als er es erreicht hatte, stieg er entschlossen die Einstiegstreppe hoch und verschwand im Innern des Gleiters. Er zog die Datenkarte und seinen Kommunikator aus der Hosentasche und tippte auf Letzterem etwas ein. Er brauchte nicht lange zu warten, bis die Antwort in Form eines Zahlencodes erschien.

      Dann trat er an eine Schalttafel und klappte die transparente Abdeckung zur Seite. Mitten unter unzähligen kristallinen und anderen Bauteilen war ein kleines Display eingebettet, das eigentlich nur für Notfälle gedacht war. Der Mann tippte es kurz an, worauf ein Eingabefeld und ein Zahlenblock erschienen. Er tippte den soeben erhaltenen Code ein und steckte die Speicherkarte neben dem Display in den dafür vorgesehenen Slot. Daraufhin erschien ein rudimentär gestaltetes Funktionsmenü.

      Nachdem er ein paar Befehle ausgeführt hatte, zog er die Speicherkarte wieder heraus und schloss die Abdeckplatte. Erneut tippte er auf dem Kommunikator etwas ein, bevor er ihn zusammen mit der Speicherkarte in seiner Hosentasche verschwinden ließ.

      Unauffällig stieg er aus dem Gleiter, gab einem Androiden noch ein paar belanglose Anweisungen und verließ den Hangar.

      Am nächsten Morgen erwachte Christopher durch den Türsummer des Hotelzimmers. Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass es noch sehr früh war.

      »Mist«, raunte er. »Muss das denn wirklich mitten in der Nacht sein?«

      Er wusste zwar, dass Ernest und Eric zeitig aufbrechen wollten, aber dass es so früh sein würde, hatte er nicht erwartet. Anscheinend dachten die beiden, sie müssten ihn vorzeitig wecken, damit er rechtzeitig für die Abreise bereit war.

      Ohne den Monitor einzuschalten, um zu sehen, um wen es sich beim frühmorgendlichen Besuch handelte, öffnete er mit einem Fingerdruck auf das Display die Zimmertür.

      »Kommt rein«, röchelte er mit verschlafener Stimme und hoffte, dass der Lautsprecher vor der Tür seine Worte in verständlicher Form wiedergab.

      Er hob seinen Oberkörper, setzte sich auf die Bettkante und rieb sich die Augen. Gleichzeitig hörte er die sich öffnende Tür, die sich kurz darauf mit einem ähnlichen Geräusch wieder schloss.

      »Was wollt ihr denn schon so früh?«, knurrte Christopher mürrisch.

      »Hallo«, erklang leise eine weibliche Stimme.

      Erschrocken sah er auf und blickte in das verlegene Gesicht von Michelle Evans. Sie stand mitten im Zimmer und schien nicht zu wissen, ob sie zu ihm oder sonst irgendwohin


Скачать книгу