Ein Schloss im Meer - Gästebuch der Familie von Hütterott. Detlef Gaastra

Ein Schloss im Meer - Gästebuch der Familie von Hütterott - Detlef Gaastra


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      Obwohl nur wenige Zeugnisse aus dieser Zeit vorliegen, beginne ich mit den Jahren, bevor die Inseln von Georg Hütterott erworben wurden. Die Kenntnis der Familiengeschichte der Hütterotts erleichtert das Verständnis zu dem Leben auf S. Andrea. Ebenfalls eingeflossen sind die Informationen aus den drei Fotoalben mit Bildern aus den Jahren 1893 bis 1913, die von Hanna vermutlich in den zwanziger Jahren zusammengestellt wurden. Die ältesten Unterlagen (beginnend mit dem Jahre 1822) sind im Original nicht im Archiv in Rovinj erhalten, sondern wurden mir von der Bremer Linie zur Verfügung gestellt.

       1822

      Bei dem ältesten Dokument handelt es sich um einen Brief, den Rosalie Küchler am 13. Juni 1822 aus Hannoversch Münden an ihre Tochter Rosalie Noll schrieb. Bei ihr handelt es sich um Georgs Urgroßmutter der mütterlichen Seite. Der Großvater war nach dem Tode seiner Frau Amalie mit deren Schwester Charlotte Küchler in zweiter Ehe verheiratet. Nach den Schwestern Küchler wurden vermutlich Georgs Schwestern Amalie und Carlotta benannt. Mit seinem Vetter Küchler gründete Georgs Vater in Triest ein Handelshaus. Georg verkaufte den eigenen Anteil nach dem Tode seines Vaters an seinen Vetter Küchler, was vermutlich zum Streit mit seinen Schwestern führte. Die Familie Küchler ist noch heute in Triest nachweisbar.

       1843

      Einziges Dokument aus diesem Jahr ist eine Abschrift aus dem Taufbuch der Gemeinde zu Kassel aus dem Jahre 1793, in dem die Taufe des Georg Hütterott, erster Sohn des Kauf- und Handelsmannes George Hütterott und seiner Frau Marie, geborener Schaumberg am 8. September 1793 bestätigt wird. Zu welchem Zweck diese amtlich beglaubigte Abschrift 1843 ausgefertigt wurde, ist nicht bekannt. Sie könnte anlässlich des fünfzigsten Geburtstages des Täuflings entstanden sein. sein. Bei dem Täufling handelt es sich um Georgs Großvater (1793-1865). In der ebenfalls vorliegenden, gedruckten Todesanzeige wird Georg Hütterott als „Junior“ aufgeführt.

       1845

      Für dieses Jahr liegt von der Universität in Göttingen ein Zeugnis in naturwissenschaftlichen Fächern (besonders Chemie) für einen „Georg Hütterott aus Cassel“ für die Semester 1843 bis 1845 vor. Leider lässt sich wegen des fehlenden Geburtsjahres nicht feststellen, um welchen Hütterott es sich handelte, da alle drei Brüder den Vornamen „Georg“ trugen. Mit größter Wahrscheinlichkeit war es der Vater von Georg Hütterott, Georg Carl Hütterott (1821-1889) Interessant ist der Hinweis, dass sich der Student nicht an verbotenen studentischen Verbindungen beteiligt hat. Die Familie Hütterott hat sich demnach wohl schon immer von der Politik zurückgehalten.

       1854

      Für fast ein Jahrzehnt fehlen Unterlagen. Erst für dieses Jahr liegt ein Brief von Betty Küchler, der Stiefmutter von Georgs Vater vor. Für die Familiengeschichte ist der Briefinhalt belanglos, außer vielleicht der Hinweis, dass anlässlich der Geburt der Tochter Amalie „Tante Hannchen“ (von der sich aus späterer Zeit noch Briefe erhalten haben) der Wöchnerin beigestanden hat.

       1856/1857

      Im Archiv befinden sich für diese beiden Jahre wieder zwei Briefe zum Geburtstag von Theodor Hütterott in Bremen (dem jüngsten Bruder von Georgs Vater). Auch sie enthalten keine für den Triester Zweig interessanten Informationen und sind nur aus Gründen der Vollständigkeit dem Archiv beigefügt.

       1860

      Aus diesem Jahr existiert ein Dokument, das Marie Keyl, die spätere Frau von Georg Hütterott betrifft. Es handelt sich um einen vom Bürgermeister ausgestellten Auszug aus dem Geburts- oder Taufregister in Bordeaux. Es lässt sich nicht klären, ob diese Kopie für die Eheschließung von Marie und Georg in Frankfurt oder zur amtlichen Vorlage in Triest erstellt wurde.

       1862

      Die ältesten Dokumente, Georg Hütterott betreffend, sind Briefe Georgs vom 11. Juli und ein undatierter dieses Jahres an seinen Vater. Georg war 10 Jahre alt und schreibt aus Triest. Da der Inhalt des Briefes belanglos ist, wurde er sicherlich nur aus Sentimentalität und Erinnerung an die Kinderzeit aufbewahrt.

       1863

      Aus diesem Jahr hat sich ein Brief erhalten, den Georg Seybel aus Stuttgart an Georg schreibt. Da der Verfasser Georg das „Du“ anbietet, ist davon auszugehen, dass noch keine enge Freundschaft bestand. Der erwähnte Bruder Otto ist mehrfach mit seiner Ehefrau und Tochter auf S. Andrea gewesen. Da der Brief in Stuttgart verfasst wurde, Otto von seinem Vater nach Wien gebracht wurde, aber von Weihnachtsferien bei den Großeltern in Berlin gesprochen wird, dürfte es sich nicht um eine Familie aus Triest handeln. Soweit bekannt lebte die Familie Seybel vorwiegend in Wien. Aufschlussreich ist die Frage nach der schulischen Situation, ob Georg bereits in die Schule in Triest geht. Demnach ist Georg bis zum 10. Lebensjahr von Hauslehrern unterrichtet worden und erst mit 11 Jahren in eine öffentliche Schule, vermutlich Gymnasium, eingeschult worden. Es gibt auch einen ersten Hinweis auf Georgs Hobby des Briefmarkensammelns. Ein „Onkel Julius“ aus Hamburg verspricht ihm die Zusendung Hamburger Briefmarken. Zu diesem Onkel scheint aber kein Verwandschaftsverhältnis bestanden zu haben, da ein Familienmitglied dieses Namens aus der Chronik nicht bekannt ist.

       1864

      Das interessanteste Dokument dieses Jahres ist ein Brief von Otto Seybel aus Wien. Darin wird ein Brief erwähnt, den seine Mutter an Georgs Schwester Carlotta schreibt, vermutlich zu deren zehnten Geburtstag. Im Auftrage des Vaters bedankt sich Otto Seybel für die freundliche Bewirtung der Eheleute Siemens aus Berlin, die eine Reise nach Triest und Venedig unternommen hatten. Vielleicht lässt sich klären, ob es sich dabei um den Industriepionier Werner von Siemens handelte, der zwei Jahre vorher die Dynamomaschine erfunden hatte.

      Von Georgs Mutter Rosalie sind aus diesem Jahr zwei Briefe erhalten, die sie von einer Reise über Mailand, Zürich, Baden-Baden nach Frankfurt schreibt. In Kassel werden die Großeltern besucht. Außer der Reisebeschreibung erfahren wir, dass Eva (vermutlich die Köchin) einen schönen Hummer kaufen und an Gustav Schoeller nach Wien senden soll. Dabei könnte es sich bereits um die Familie Schoeller handeln, zu der später ein reger Kontakt besteht und der Hanna noch bis in die Zeit des 2. Weltkrieges verbunden war. Eine Verbindung über drei Generationen!

       1865

      Am 11. Dezember dieses Jahres verstarb nach einem langen Leiden Georgs Mutter. Die gedruckte Grabrede des Pfarrers Dr. E. Buschbeck hat sich in einem gedruckten Exemplar in der Königlichen Bibliothek Berlin erhalten.

      Georg hat den Brief eines Freundes erhalten, der in einer Kadettenanstalt in Marburg ausgebildet wird. Georg scheint sich für diese Ausbildung zu interessieren, da sein Freund ihn ausführlich über den Lehrplan informiert. In den Briefen von 1863 erfahren wir, dass Georg Briefmarken sammelt und mit dem Briefpartner tauscht. In diesem Brief erfahren wir, dass er eine Pflanzensammlung anlegt. Dies scheint der früheste Hinweis auf seine späteren Aktivitäten zu sein. Nach seiner Weltreise verfasst er ein Büchlein über den Tee- und Baumwollanbau. In Triest fördert er intensiv die Fischzucht und die Fischereiwirtschaft. In Rovinj legt er den Naturpark mit fremdländischen Gewächsen an, einen kleinen botanischen Garten, der sicherlich auch eine Attraktion in der geplanten Ferienanlage werden sollte.

      Der größte Teil der aus diesem Jahr vorhandenen Briefe stammt aus der Zeit eines Kuraufenthaltes Georgs mit seiner Mutter in Bad Gleichenberg (Steiermark). Seine Mutter scheint an einer ernsthaften Lungenerkrankung (Tbc?) zu leiden, an der sie vermutlich im darauf folgenden Jahr auch verstirbt. Aber auch Georg selber scheint eine medizinische Betreuung benötigt zu haben, wie einigen Briefpassagen zu entnehmen ist.

      Aus den Beständen des Familienarchivs der Bremer Linie wurde die Kopie der Todesanzeige von Georgs Großvater in Kassel dem Rovinjer Archiv beigefügt. In der gedruckten Anzeige werden nach der Witwe Georgs Eltern und Georg mit dem Zusatz „junior“ aufgeführt. Nicht genannt werden Georgs Schwestern Amalie und Carlotta. Es hat den Anschein, dass Georg bereits für die Rolle des Familienoberhauptes vorgesehen ist, die ihm aber auf dem Familientag in Berlin (1899) von der Kasseler Linie (vermutlich wegen des Fehlens männlicher Nachkommen) streitig gemacht


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