Hoffnung, die uns trägt. Rolf Pöhler
Volk über die außergewöhnliche Schriftkenntnis des
gelernten Tischlers Jesus von Nazareth.
Gottes Wort macht Menschen weise
Was diese Beispiele verbindet, ist die nachhaltige Wirkung einer intensiven per-
sönlichen Beschäftigung mit der Heiligen Schrift. Wenn Menschen das Wort Gottes
hören oder lesen, ernst nehmen und befolgen, verändert sich nicht nur ihr eigenes
Leben, sondern auch das ganzer Familien, Völker und Kulturen. Die Geschichte
unserer Welt ist auch die Geschichte eines Buches, das wie kein anderes selbst Ge-
schichte gemacht und geprägt hat: die Bibel (griech.: biblia) – „das Buch“. Von ihm
bezeugen Adventisten mit vielen anderen Christen:
Die hohe Wertschätzung, die Christen der Bibel gegenüber besitzen, ist das Erbe
des Judentums, dessen Heilige Schriften als das ältere bzw. Alte Testament den
ersten Teil der christlichen Bibel bilden. Sie werden durch die Schriften der Apostel
und deren Schüler – das Neue Testament – ergänzt und erklärt. Später erhielt auch
der Islam eine eigene „Bibel“, den Koran. Gemeinsam bilden Judentum, Christen-
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Hoffnung, die uns trägt
tum und Islam die drei großen Buchreligionen der Menschheit. Keine von ihnen
wäre ohne ihre „Heilige Schrift“ zur Weltreligion geworden.
Das längste Kapitel der Bibel besteht aus einem scheinbar nicht enden wollenden
Loblied auf die Vorzüge der Thora, der einzigartigen Offenbarung des Willens Got-
tes an Israel. Dabei wird jedem der 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets eine
Strophe gewidmet, deren acht Verse jeweils mit demselben Buchstaben beginnen.
Strophe 13 ist dem Buchstaben „M“ gewidmet und enthält die folgenden bemer-
kenswerten Sätze: „Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Täglich sinne ich ihm nach.
Du machst mich mit deinem Gebot weiser, als meine Feinde sind; denn es ist ewig-
lich mein Schatz. Ich habe mehr Einsicht als alle meine Lehrer; denn über deine
Mahnungen sinne ich nach. Ich bin klüger als die Alten; denn ich halte mich an
deine Befehle.“ (Ps 119,97-100) Wer sowohl seinen Gegnern als auch seinen
Lehrern und Eltern überlegen ist, der ist in der Tat ein weiser Mensch. „Dein Wort
macht mich klug.“ (Vers 104)
Die Bibel – das Kursbuch der Gemeinde
Die Evangelien sind eine eindrucksvolle Bestätigung dieser Wahrheit. So hat
Jesus dem Versucher, der ihn – sogar mit Bibelsprüchen! – vom richtigen Weg abzu-
bringen versuchte, ein dreimaliges „Es steht geschrieben“ entgegengehalten und
ihm damit fest widerstanden (Mt 4,4.7.10). Schon als Zwölfjähriger war er auf-
grund seiner hervorragenden Schriftkenntnis den Rabbis an Einsicht überlegen
und in der Bergpredigt konterte er das Traditionsargument „Ihr habt gehört, dass
zu den Alten gesagt ist“ mit einem sechsfachen „Ich aber sage euch“ (Mt 5,21.
27.31.33.38.43). Damit stellte er sich nicht gegen die Schrift, sondern erwies sich
als ihr vollmächtiger Ausleger. Immer wieder zitierte er die Bibel, um seine Lehre
(Mt 19,3-6) sowie seinen messianischen Anspruch zu untermauern (Mt 21,42-44;
Mk 12,35-37; Lk 24,44-47; Joh 10,33-36). In seinen Augen legte die Schrift ein klares
Zeugnis von ihm ab (Joh 5,39).
Auch die Apostel beriefen sich in ihrer Verkündigung immer wieder auf die Heilige
Schrift (Apg 28,23ff.; Röm 1,1f.; 2 Tim 3,15f.; 2 Ptr 1,19-21) und forderten die
Gläubigen dazu auf, die gehörte Botschaft anhand ihrer Bibel zu überprüfen (Apg
17,11; 1 Ths 5,20f.). Gleichzeitig beanspruchten sie Autorität für das, was sie im
Auftrag Gottes lehrten und verkündigten (1 Kor 14,37; Gal 1,8-12). Bald achteten die
christlichen Gemeinden die Schriften der Apostel und ihrer Schüler ebenso wie den
jüdischen Kanon (2 Ths 2,15; 2 Ptr 3,15f.). Evangelien und Briefe wurden gesammelt
und von späteren, apokryphen Schriften unterschieden, bis sie schließlich als
„Neues Testament“ kanonischen – d. h. verbindlichen – Status erlangten. Um 400
n. Chr. war die Bildung des christlichen Kanons (griech.: Richtschnur) abgeschlossen.
Die vierfache Gestalt
des Wortes Gottes
Der Ausdruck „Wort Gottes“ – und die da-
mit gemeinte Sache – wird in der Bibel un-
terschiedlich verstanden und gedeutet.
Er bezeichnet sowohl die mündliche und
schriftliche als auch die „persönliche“
Form des Redens Gottes mit uns Menschen.
1. Die Prophetie – das bezeugte Wort
Gottes
Jer 5,13; 27,18; Offb 1,1-3.9
Bei Jeremia und Hesekiel heißt es 70
Mal: „Das Wort des Herrn geschah/kam
zu …“
2. Die Predigt – das verkündigte Wort
Gottes
Apg 6,7; 8,25; 15,35f.; Röm 10,17;
Gal 1,11f.; 1 Ths 2,13; 1 Ptr 4,11
3. Die Heilige Schrift – das schrift-
gewordene Wort Gottes
Ps 119; Joh 10,35; 2 Tim 3,14-17;
2 Ptr 1,19-21; Hbr 4,12
4. Jesus Christus – das mensch-
gewordene Wort Gottes
Joh 1,14; Hbr 1,1f.; Offb 19,13
Jesus Christus ist der eigentliche Inhalt,
die bleibend gültige Botschaft der Prophe-
tie, der Predigt und der Schrift. Insofern
ER durch sie zu Wort kommt, weisen sie
alle auf Ihn hin.
Hoffnung, die uns trägt
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