Wie Schneeflocken im Wind. Denise Hunter

Wie Schneeflocken im Wind - Denise Hunter


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ich bin zwar kein Mechaniker, aber ich versteh ein bisschen was von Motoren. Ich könnte ja mal einen Blick drauf werfen.“

      Dankbar sah sie ihn an und sagte: „Wirklich? Das würden Sie machen? Wie nett von Ihnen. Vielleicht ist es ja etwas ganz Harmloses, und ich kann gleich weiterfahren.“

      Den Arm fest um Micahs Schultern gelegt, ging sie voraus zu ihrem Wagen, und der junge Mann folgte ihr. Dort angekommen, beschrieb sie ihm die Geräusche – erst den Schlag, dann das schabende Geräusch – und den Gestank. Der Geruch von verbranntem Öl hing immer noch in der Luft, und als der junge Mann die Motorhaube öffnete, stieg noch eine kleine Rauchschwade auf.

      Eden schaute ihm nervös zu, wie er den Motor begutachtete. Er ließ den Wagen an, horchte auf das Geräusch des Motors und machte ihn wieder aus. „Ich glaube, es ist ein defekter Zylinder“, sagte er.

      „Und was bedeutet das?“

      Er sah sie mit Bedauern an und antwortete: „Das würde bedeuten, dass sie einen Austauschmotor brauchen.“

      „Einen Austauschmotor! Wie viel würde denn das kosten?“

      „Also eigentlich darf ich gar nicht …“

      „Nur ungefähr. Bitte. Ich verrat’s auch niemandem“, bettelte sie.

      Er seufzte, wurde wieder rot und antwortete dann: „Na ja, normalerweise zwischen tausend und fünfzehnhundert.“

      Ihr blieb kurz die Luft weg.

      „Aber das kommt ganz auf den Motor an, und ich habe eigentlich auch gar nicht genug Ahnung, um das einzuschätzen. Tut mir leid, dass ich Ihnen nichts Besseres sagen kann.“

      „Kann ich denn noch damit fahren? Wenigstens ganz langsam?“, fragte sie.

      „Wie weit haben Sie es denn noch?“, erkundigte er sich.

      „So vier, fünf Stunden.“

      Er schüttelte den Kopf. „Wenn Sie so lange weiterfahren, wird der Schaden noch schlimmer, und der Motor könnte sogar anfangen zu brennen.“

      Eden seufzte. Das konnte sie natürlich auf keinen Fall riskieren. Sie würde also warten müssen, bis sich am Montag ein Fachmann den Schaden ansehen und die Kosten für eine Reparatur schätzen konnte, aber das bedeutete zwei Übernachtungen in Summer Harbor.

      „Dann sieht es ja ganz so aus, als würden Sie während des Unwetters hier festsitzen“, sagte der junge Mann.

      „Was für ein Unwetter denn?“, fragte sie.

      „Es soll in den nächsten vierundzwanzig Stunden 15 bis 20 Zentimeter Neuschnee geben. Den ersten Schnee dieses Jahr“, sagte er und konnte dabei seinen Maine-Akzent nicht verbergen. „Dort die Straße hinunter – in der Main Street – gibt es auf der linken Seite ein Hotel. Wenn Sie Hunger haben, gibt es da auch ganz in der Nähe ein gutes Café, das Frumpy Joe’s, und ein Stück weiter noch das Roadhouse. Aber der Weg dorthin lohnt sich, denn es gibt da eine ganz tolle Muschelcremesuppe.“ Dann lächelte er Micah an und fragte: „Magst du Schnee? Es gibt hier in der Gegend ein paar richtig tolle Hügel zum Rodeln. Vielleicht kann man ja in dem Hotel einen Schlitten ausleihen.“

      Micah sagte gar nichts, sondern vergrub sein Gesicht in Edens Mantel.

      „Kann ich den Wagen hier stehen lassen, bis Sie am Montag die Kosten für die Reparatur schätzen?“, fragte sie.

      „Ja sicher, kein Problem. Ich schreibe nur noch schnell Ihren Namen und Ihre Handynummer auf.“

      „Äh … also ich komme lieber wieder vorbei. Und vielen Dank noch mal für Ihre Hilfe.“

      ZWEI

      Beau Callahan nahm den Stapel Post vom Sofa und legte ihn auf den Küchentisch, die Zeitungen packte er zum Altpapier, und dann nahm er Rileys Red-Sox-Sweatshirt und warf es über den Fernsehsessel. Fünf Minuten später war immer noch kaum zu sehen, dass er dabei war aufzuräumen. Wie hatte nur eine solche Unordnung entstehen können?

      Die Tür ging auf, und Zac kam herein und mit ihm ein eiskalter Windstoß sowie der Geruch von Chicken Wings. Das dunkle lange Haar von Beaus Bruder war mit Schnee bestäubt. Zac war der mittlere der drei Callahan-Brüder und ein Jahr jünger als Beau, aber größer als der große Bruder, der mit seinen 1,85 Metern auch nicht gerade ein Zwerg war. Beau kannte keinen Mann mit einem so starken Bartwuchs wie Zacs. Offenbar ließ er sich gerade wieder einen Bart wachsen, stellte sein Bruder jetzt fest.

      „Tut mir leid, dass ich so spät komme“, sagte Zac, stellte die Tasche ab und zog den Mantel aus.

      „Danke, dass du Essen mitbringst“, entgegnete Beau.

      „Wo ist denn Riley?“, erkundigte sich Zac.

      „Bei Paige auf der Arbeit gab es irgendwelche Probleme, und weil ich noch so viel zu tun habe, fährt er sie wieder in die Stadt.“

      Er hatte eigentlich gehofft, dass Paige bei ihrer Familienkonferenz dabei sein würde, denn sie gehörte zwar eigentlich nicht zur Familie, stand ihnen aber doch allen ziemlich nah. Sie war schon seit Jahren Rileys beste Freundin, und seit Kurzem waren Beau und sie ein Paar. Zuerst hatte es sich ein bisschen komisch angefühlt, mit der besten Freundin seines Bruders zusammen zu sein, doch inzwischen war es für Beau ganz normal geworden.

      Er holte ein paar Büchsen Cola aus dem Kühlschrank und brachte sie ins Wohnzimmer, wo er sie auf den leeren Couchtisch stellte.

      Zac ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und fragte: „Du liebe Güte, was ist denn hier passiert?“

      „Du weißt schon, dass Tante Trudy im Krankenhaus ist, oder? Und dass Riley und ich alle Hände voll zu tun haben, um alles für den Weihnachtsbaumverkauf vorzubereiten?“

      „Doch, ich weiß, ich weiß. Wir kriegen das schon hin. Deshalb habe ich doch das Treffen einberufen, oder? Weil ihr Hilfe braucht.“

      „Wir kommen schon zurecht“, entgegnete Beau.

      „Du kümmerst dich ständig um uns. Du bist wieder zurück auf die Farm gezogen, als Papa gestorben ist, und hast wegen der Farm deinen Job gekündigt, also lass uns doch jetzt zur Abwechslung auch mal dir helfen.“

      Die Weihnachtsbaumplantage war seit vier Generationen im Familienbesitz.

      „Ach, das war doch selbstverständlich“, wiegelte Beau ab und ging noch einmal zurück in die Küche, um einen Stapel Pappteller und eine Rolle Küchenpapier zu holen.

      Tatsache war, dass er sich bei all den Alltagssorgen, die die Farm so mit sich brachte, manchmal schon nach seiner Zeit als Hilfssheriff zurücksehnte. Eine geregelte und interessante Arbeit hatte schon etwas für sich. Nicht dass es ihm keinen Spaß machen würde, die Farm zu leiten, aber es bedeutete auch jede Menge Stress und Druck.

      Jetzt ließ er sich auf der Wohnzimmercouch nieder und schaltete im Fernsehen den Sportsender ESPN ein, auf dem eine Vorschau auf das morgige Footballspiel der Patriots lief, während Zac die Styroporbehälter mit Chicken Wings auspackte. Er ließ sich zwar nichts anmerken, aber Beau konnte er nichts vormachen. Vor einem Monat hatte Zacs Verlobte nur eine Woche vor der Hochzeit die Stadt mit unbekanntem Ziel verlassen. Zac hatte seitdem nichts mehr von ihr gehört und war völlig fertig deshalb. Tante Trudy sagte immer, die Callahan-Männer würden nur einmal wirklich lieben, aber dann richtig, und Beau hoffte um Zacs willen, dass sie damit unrecht hatte.

      „Wie geht es dir eigentlich?“, fragte Beau. „Ich hab dich in letzter Zeit kaum gesehen.“

      „Mir geht es eigentlich ganz gut“, antwortete Zac mit düsterer Miene. „Ich wünschte nur, die Leute würden aufhören, mir ständig Fragen zu stellen.“

      Zac hatte sich


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