Wie Schneeflocken im Wind. Denise Hunter

Wie Schneeflocken im Wind - Denise Hunter


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anbahnte.

      Die Haustür ging erneut auf, und Riley kam herein. Mit seinen nicht einmal 1,80 m Größe war er der kleinste der drei Brüder. Dafür hatte er die breiten Schultern und muskulösen Arme ihres Vaters geerbt. Er wohnte zusammen mit Beau und Tante Trudy im Farmhaus und half im Winter bei der Arbeit. In den warmen Monaten arbeitete er als Hummerfischer.

      „Hallo, Leute“, begrüßte Riley seine Brüder, schnupperte dann kurz und sagte: „Hier riecht es ja köstlich.“ Dann legte er Zac eine Hand auf die Schulter und fragte mit bedauernder Miene: „Und, wie geht’s, Mann? Kommst du einigermaßen klar?“

      Mit einem Blick, der besagte: Siehst du, genau das habe ich gemeint, schaute Zac Beau an.

      Der warf Riley die Rolle mit Küchenpapier zu und sagte: „Er kann die Frage nicht mehr hören.“

      „Na ja, es passiert ja auch schließlich nicht jeden Tag, dass einem die Verlobte …“

      Als Zac ihn daraufhin nur wütend anstarrte, hielt er mitten im Satz inne und sagte stattdessen: „Ist ja schon gut … Wie sieht es denn bei den Patriots so aus?“

      Und dann befassten sie sich ausgiebig mit den Chicken Wings und der Vorschau auf das Spitzenspiel des kommenden Sonntags. Vor dem großen Panoramafenster fiel der Schnee so dicht, dass man die Weihnachtsbaumplantage draußen nicht sehen konnte, und mittlerweile blieb der Neuschnee auch liegen.

      „Ist es schon glatt auf den Straßen?“, fragte Beau.

      Riley nickte kauend.

      „Ich hoffe, dass Paige nicht zu lange auf der Arbeit zu tun hat“, sagte er dann. Paige leitete eine Tierrettungsstation im Ort. Wenn irgendwo ein Tier in Not war, ließ sie alles stehen und liegen und war zur Stelle.

      „Wie ging es denn Tante Trudy heute?“, erkundigte sich Riley.

      Beau rieb sich die Hände und drehte den Ton des Fernsehers aus, als ein Werbeblock begann. „Es sieht ganz so aus, als ob sie eine ganze Weile ausfallen wird“, antwortete er.

      Tante Trudy war eine Art Ersatzmutter der Callahan-Brüder. Sie war am Vortag auf dem Parkplatz vor dem Wollgeschäft „Die Strickecke“ gestürzt und hatte sich ein Bein gebrochen. Jetzt hatte sie einen Gipsverband und verbreitete Trübsinn und schlechte Laune.

      „Das ist der Grund, weshalb ich dieses Treffen anberaumt habe“, sagte Zac. „Ich weiß, dass ihr alle viel zu tun habt, aber wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie es in nächster Zeit hier auf der Farm laufen soll.“

      „Ich habe schon ein paar Teenager zur Aushilfe angeheuert“, erklärte Beau.

      „Aber ihr braucht jemanden, der hier den Laden schmeißt, solange Tante Trudy nicht da ist“, entgegnete Zac.

      „Wann kommt sie denn wieder nach Hause?“, erkundigte sich Riley.

      Ihre Tante arbeitete Teilzeit im Touristenbüro des Ortes, aber sie führte darüber hinaus auch den Haushalt auf der Farm, und durch ihre eigenwillige Art sorgte sie dafür, dass es nie langweilig wurde. Was das anging, hatte sie die drei Brüder noch nie im Stich gelassen.

      Beau rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her und sagte: „Der Arzt möchte sie in eine Rehaklinik verlegen, und er ist sicher, dass sie wieder ganz fit wird.“

      Riley lachte prustend los und bemerkte: „Ich wette, das findet sie ganz toll.“

      „Ja, das Gespräch mit ihr ist wirklich nicht so gut gelaufen, aber sie braucht Rund-um-die-Uhr-Betreuung, und da für uns vor den Feiertagen jetzt die Hauptsaison beginnt, schaffen wir es auf keinen Fall allein.“

      „Wie lange muss sie denn in der Rehaklinik bleiben?“, fragte Zac.

      „Wenn die Krankenversicherung ihren Aufenthalt dort bezahlt, mehrere Wochen.“

      „Was ist denn mit dem Touristenbüro?“, fragte Zac.

      Beau zuckte nur mit den Achseln und antwortete: „Wahrscheinlich wird es einfach geschlossen, bis sie wieder auf den Beinen ist. Im Moment ist dort ja sowieso nichts los.“

      „Also ich könnte noch etwas Zeit frühmorgens und montags abknapsen“, sagte Zac. „Mir ist schon klar, dass abends und an den Wochenenden immer am meisten los ist, aber das sind auch die Spitzenzeiten im Restaurant.“

      Beau hatte das Gefühl, dass es für Zac zurzeit gut war, ständig beschäftigt zu sein, damit er nicht ins Grübeln kam.

      „Das ist schon in Ordnung“, sagte Beau. „Dann habe ich Zeit, mich ums Geschäft zu kümmern und Tante Trudy zu besuchen.“

      „Ich kann so oft und so viel aushelfen, wie du mich brauchst“, bot Riley an.

      „Aber du wirst auf jeden Fall noch mehr Hilfe brauchen“, bemerkte Zac und hatte damit absolut recht.

      Beau brauchte jemanden für den Geschenke-Shop und Leute zum Verpacken und Verladen der Weihnachtsbäume, und zwar so viele, dass sie in Schichten arbeiten konnten.

      „Ich habe heute Nachmittag eine Reihe von Bewerbungsgesprächen und hoffe außerdem, dass Paige ein bisschen aushelfen kann“, sagte Beau. „Vielleicht ist es ja auch ganz gut für sie, auf der Farm auszuhelfen, damit sie eine Vorstellung bekommt, wie das Geschäft läuft.“

      „Aber Paige hat eine eigene Arbeit, um die sie sich kümmern muss“, bemerkte Riley dazu ziemlich unwirsch, woraufhin Zac ihm nur einen fragenden Blick zuwarf, seine Coladose öffnete und dann Beau fragte: „Ist das denn was Ernstes mit euch beiden?“

      „Ja, sieht ganz so aus, aber sie gehört doch sowieso praktisch schon zur Familie.“

      Auf diese Frage seines Bruders hin horchte Beau allerdings noch einmal in sich hinein. Es hatte alles ziemlich gut angefangen mit ihnen, aber in letzter Zeit … lief es irgendwie nicht mehr so richtig rund.

      Riley stand auf, rieb sich die Hände und sagte: „Ich muss jetzt los.“

      „Was?“, fragte Beau. „Du bist doch gerade erst gekommen. Wir haben hier ein Krisentreffen.“

      Doch Riley war schon dabei, sich wieder die Jacke anzuziehen, und erklärte: „Ich habe ganz vergessen, dass ich der alten Mrs. Grady versprochen habe, nach ihrem Boiler zu schauen. Es klingt doch ganz so, als ob ihr sowieso schon wisst, wie es laufen soll.“

      Als Riley zur Haustür hinausging, kam wieder ein eisiger Windstoß herein. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und kurz darauf hörten sie, wie sein Truck angelassen wurde und er davonfuhr.

      „Was ist denn mit dem los?“, fragte Beau mit gerunzelter Stirn, als sie den Wagen auf der Auffahrt wegfahren hörten.

      „Er ist wahrscheinlich einfach nur müde“, sagte Zac und griff nach einem weiteren Chicken Wing. „Mach dir keine Gedanken. Der kommt schon klar.“

      DREI

      Eden hievte den Trageriemen des Rucksacks weiter hoch auf ihre Schulter. Der auffrischende Wind blies ihr eiskalt ins Gesicht, und die Kälte drang durch ihre dünne Jacke, sodass sie fror bis auf die Knochen. Ihr war klar, dass es Micah nicht besser erging. Sie waren nicht vorbereitet auf den kalten Winter in Maine – nein, sie waren auf nichts von alldem hier vorbereitet.

      Ihr leerer Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Was ihr Auto anging, da konnte sie im Moment absolut nichts tun, aber gegen den Hunger schon. Als sie ein Stück die Straße hinauf ein kleines Esslokal erspähte und ihr der Geruch von gegrillten Burgern in die Nase stieg, atmete sie tief ein und fragte Micah: „Riecht das nicht gut?“

      Das Lokal war gut besucht von Mittagsgästen, und Servicepersonal in grünen Schürzen lief herum, füllte Kaffee nach und balancierte Tabletts mit vollen Tellern oder benutztem


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