Die Venusische Trilogie / Engel weinen nicht. Omnec Onec

Die Venusische Trilogie / Engel weinen nicht - Omnec Onec


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Und ich übernahm volle Verantwortung für meine Handlungen unter dem Gesetz des Karma. Keine Kirche oder Person hatte das Recht, mir meine Rechte wegzunehmen.

      Die einzige Sache, die ich aus meinen Diskussionen mit Großmutter lernte, war, daß es sinnlos war zu diskutieren. Wie mein Onkel und Vonic mir gesagt hatten, wird den Kindern auf der Erde in ihrer Individualität wenig Freiheit gegeben.

      Dies traf besonders auf die Schule zu. Großmutter meldete mich in der Mary Ann Garber Schule an, die zu unserer Wohnsiedlung gehörte und von der Regierung unterhalten wurde. Die ältere Mrs. Jensen, meine Lehrerin in der zweiten Klasse, machte auf mich nicht viel Eindruck. Sie schien an ihren Schülern oder der Schule nicht interessiert zu sein.

      Für eine Weile war die Schule eine nette Neuheit, aber mein eigenes Interesse nutzte sich schnell ab. Es störte mich, daß Lehrer nur das lehrten, was ihrem Gefühl nach für Kinder wissenswert war, und das waren die Grundlagen, die jeder zu Hause gelernt haben sollte.

      Viel zu viel Zeit wurde damit verschwendet, die Fakten zu wiederholen, Fakten, die uns im Leben wenig helfen würden, es sei denn bei einem Fernsehquiz oder einem Wettbewerb.

      Von Anfang an sah ich, daß das Testen und Bewerten den Kindern einen Wettbewerbssinn einimpfte, eine zerstörerische Kraft, ohne die die Erde gut auskommen könnte.

      Die langsamen Schüler wurden durch schlechte Noten degradiert oder dadurch, daß sie den Lernbehinderten zugeteilt wurden. Die Erzieher schienen keine Zugeständnisse hinsichtlich der Tatsache zu machen, daß jedes Individuum in dem ihm eigenen Tempo lernt. Ich mochte die Lehrer, die Kinder, die Pause und die Essensstunde, doch der Klassenunterricht selbst war langweilig. Viele Kinder genossen den Unterricht, weil sie es wichtig fanden, alles zu lernen, was man ihnen beibrachte. Eine größere Wahlfreiheit der Kinder darin, was wann zu lernen ist, würde Wunder vollbringen.

      Wenn ich nicht in der Schule war, verbrachte ich oft Zeit allein mit mir, und ich dachte über die verschiedenen Dinge nach, gegen die ich etwas hatte. Es gab so viele Routineereignisse in meinem Leben, die zu viel von meiner Zeit aufzehrten, aber nur so konnte mein physischer Körper überleben. Immer noch waren viele Leute fett und unsauber oder kümmerten sich nicht um ihr Äußeres. Ich vergegenwärtigte mir, daß all dies von untauglicher Schulung und schlechten Eßgewohnheiten kam.

      Nachts, allein in meinem Bett, konnte ich nicht umhin, an meine Heimat zu denken, an Arena und Odin, meinen Vater und all die Kreativität in unserem Leben. Es war etwas, das ich nie vergessen konnte, egal welche Rolle ich spielte. Mein Leben hier erschien so seltsam, und wie traurig war ich, daß ich nicht in der Lage war, meine Vergangenheit mit irgendjemandem zu teilen.

      Ich stellte mir vor, wieder in meinem Zimmer in unserem Haus auf der Venus und an all meinen Lieblingsplätzen zu sein. Erinnerungen an Rimj und die lächelnden Gesichter all meiner Freunde, wie sie Aufwiedersehen sagten, begleiteten mich stets, wenn ich mich niedergeschlagen fühlte.

      Es gab Zeiten, da ich hoffte, jemand würde erkennen, daß ich nicht Sheila war. Ich hatte Angst, wirklich sie zu werden, Angst davor, mich so tief in ihr Leben zu verstricken.

      Als Sheila galt ich als sehr stilles Kind. Als Omnec war ich offen und übersprudelnd. Ein Teil meiner Reserviertheit rührte daher, daß ich nicht wußte, was zu tun war, weil ich Angst hatte, etwas Falsches zu sagen oder zu tun.

      In meiner irdischen Familie beobachtete ich viel und ich lernte vom Beobachten, anstatt Fragen zu stellen. Egal, wieviel es mich kostete oder wie lange ich auf die Antwort warten mußte, ich wollte immer für mich selbst herausfinden, was los war. Fragen zu stellen war mir peinlich, weil es die Aufmerksamkeit auf etwas lenkte, das ich nicht wußte.

      Meine Lieben und meine Freunde von der Venus kommunizierten zu dieser Zeit in meinem Leben sehr wenig mit mir. Sie blieben ihrem Grundsatz treu, sich nicht einzumischen, es sei denn, es wäre unbedingt nötig. Trotzdem erkannte ich manchmal, daß gewisse Gedanken nicht meine eigenen waren, und so war ich mir ihrer Teilnahme und ihrer inneren Führung gewiß.

      Ich besuchte Teutonia nur wenige Male im Traumzustand. Ich merkte bald, daß ich jetzt viel weniger Kontrolle über meinen Astralkörper hatte; seine Schwingungen hatten sich gesenkt, als ich meinen physischen Körper manifestiert hatte.

      Die meiste Zeit war mein Geist voll mit dem, was ich auf der Erde lernte und meine Aufmerksamkeit richtete sich sehr selten auf die Reise der Seele. Ich war damit beschäftigt, meinen Weg in diesem neuen Leben zu erfühlen und zu lernen, was die Leute von mir erwarteten, so daß ich wußte, wie ich reagieren sollte. Ich hörte aufmerksam zu, wenn Kommentare über Sheila gemacht wurden.

      Spirituelle Übungen zu machen war fast unmöglich in der eingeschränkten Privatsphäre, die ich hatte. Und ich war mit den vielen neuen Erfahrungen auf der physischen Ebene beschäftigt.

      Weihnachten kam heran, und ich war schon fast zwei Monate in Chattanooga. Ich kannte die irdische Version der Geschichte Christi, aber was hatten der Baum und die Geschenke damit zu tun, fragte ich mich. Trotzdem war es eine wunderschöne Zeit des Jahres. Die Menschen schienen sich anderen gegenüber besser zu verhalten.

      Am Weihnachtsabend fanden wir Geschenke in lustiges buntes Papier eingewickelt unter unserem Christbaum, und wir konnten den nächsten Morgen kaum erwarten. Jeder behauptete, daß Sankt Nikolaus die Geschenke gebracht hätte, aber bis sie mir ein Bild von ihm zeigten, glaubte ich nicht, daß es wirklich solch einen Mann gab. Er sah absurd aus, doch er schien glücklich zu sein. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich an ihn glauben sollte oder nicht, aber es war für mich unvorstellbar, daß die Erwachsenen die Kinder betrogen. Vielleicht hatte er vor langer Zeit existiert!

      Vor unserer Haustür stand am Weihnachtsmorgen ein großer Flechtkorb, randvoll mit Schinken, Hühnchen, Plätzchen, Süßigkeiten, Früchten und Nüssen. Es war das erste Obst und das erste Konfekt, das ich in diesem Hause gesehen hatte. Es kam von der amerikanischen Heilsarmee.

      Dann war es für uns Zeit, unsere Geschenke auszupacken. Von Tante Ellen bekam ich einen kleinen Spielzeugherd. Mr. Dow, unser Nachbar von gegenüber, schenkte mir ein Spielzeug-Messingbettchen, in genau der richtigen Größe für das Geschenk von Großmutter, einer Babypuppe. Ebenfalls von Großmutter waren Handschuhe, eine Strumpfhose und ein Schal mit Kapuze. Das Malbuch und die Stifte kamen von Merle und Ben. Ich liebte das Malen, es war sehr kreativ.

      Donny und Jim bekamen Spielzeugautos und -gewehre, ein paar Bauklötze und einen Holzbausatz. Aus Bauklötzen Häuser zu bauen machte Spaß, doch die Babypuppe von Großmutter bedeutete mir mehr als alles andere.

      Unser Weihnachtsessen aus Hühnchen, Braten, Gebäck und Blaubeerstrudel war die beste Mahlzeit, an die ich mich erinnern kann, seit ich in Chattanooga angekommen war.

      Die nächsten paar Jahre lebte ich das Leben eines gewöhnlichen Kindes. Ich war sehr klein, und das Leben war nicht sehr bedeutungsvoll. Mein geliebtes Hündchen wurde vor unserem Haus von einem Auto überfahren; wahrscheinlich machte ich all das durch, was kleine Kinder nun mal so durchmachen.

      Ich genoß Chattanooga. Es war eine schöne Stadt mit viel Grün, umgeben von dicht bewaldeten Bergen und Hügeln. Ich erfuhr bald, daß eine berühmte Bürgerkriegsschlacht im Osten, in Missionary Ridge, stattgefunden hatte. Aussichtsberge und viele andere Gebiete der Region bildeten touristische Attraktionen.

      Was mich an Chattanooga am meisten störte, war die Einstellung der Leute gegenüber den schwarzen Menschen. Die Farbigen hatten ihren eigenen Stadtteil namens „Niggertown“. Und in unserer Wohnsiedlung lebte keine einzige schwarze Familie. Das war in den frühen 50er Jahren.

      Aus Erfahrung wußte ich, was für einen wichtigen Teil in unserer Bruderschaft der Planeten das schwarze Volk ausmachte. Sie können mit Recht stolz auf ihr Erbe sein. Viele Male mußte ich mich zurückhalten, etwas zu sagen, wenn eine negative Bemerkung gemacht wurde. Doch wer würde ein kleines Kind, das eine Rasse verteidigt, verstehen oder tolerieren? Ich hätte mir nur selbst mehr Probleme eingehandelt. So lernte ich, meine Ohren vor den Schmähreden gegen das schwarze Volk zu verschließen.

      Ich lebte schon fast ein Jahr in Chattanooga, als ich das erste Mal Donna, meine irdische Mutter, kennenlernte. Ich hatte mich oft gefragt,


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