Die Unworte. Horst Hartleib

Die Unworte - Horst Hartleib


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ist eigentlich die Normalste. Die oder das únseren beschränkten Erwartungen Entsprechende. Die eingebildete Menschenbildin (hier gebricht es zuwider an Unworten). Eine únsere Unsinnesorgane nicht überfordernde Normalidiät. So(nicht)zu(ver)sagen eine Normalidiätlichkeitssucht. Der Satz des Paracelsus „allein die Dosis macht das Gift“ gilt im übertragenen Unsinne auch hier. [Wie soll ich den Wittgensteinisch unsäglichen Unsachverhalt noch verklären, noch unsachlicher darentstellen? Um der Unsäglichkeit Begnüge (an)zutun, müsste ich sogar mich verschweigen!] Aber wie könnte eine Unschönheitstheorie anders, als sich auf unschönste, monströseste, verunglimpfendste Verungleiche zurück zu vergreifen? Es könnten hier noch viele abstoßendere, Unsympathie steigernde Unsachverhalte (selbst)denunziert werden, doch (unver)möge diese Darentstellung zur Verklärung der Unschönheit und des verneinenden Un als Speispiel begnügen. Es versteckt sich dahinter nur eine uneingestandene kleinstkarierte Normalitäts(sehn)sucht des der Normalität ungenügenden UnSchöne. Sehn-Sucht möchte Normalität sehen, Normalitätlichkeiten ein- und ausüben. Hinter dem Unmenschentum dieses Unmenschenungetüms versteckt sich unmut(an)maßlich nur eine klägliche Normalität(lichkeit)s-Unfähigkeit. „Es vergeht mir vergeblich darum, mich in die Normalitätlichkeit zurück zu verrücken.“ Des(un)wegen verrückt sich der UnSchöne derunart. Das ist die ganze Unwahrheit! Jaunwohl! Derunart unkonsequent be(nieder)trachtet wird der Gestank (der Unwohlgeruch) zum Wohlgeruch, der Missklang zur Musik, die Klage zum Triumph, der Undank zum „Gott sei Dank“, aber (un)wohl auch der Wohlgeruch zum Gestank. Die Unzucht in der unnatürlichen Zucht(qu)wahl entspricht der Zerstörung der Harmonie und Melodie in der modernen Musik, der abstrakten oder kubistischen Malerei, dem dadaistischem Gedicht, der erbrochenen Spei’se, dem modern(d)en pa(n)t(h)omimischen Tanz, der Tendenz zur Dekadenz. Die Kenterrolle des Werkes zum Unwerk, dem Bodenpurzler in der (Un)Kunst. Nach der Überwindung des wortlosen Romans, der lautlosen Musik, des unsichtbaren Bildes, des bewegungslosen pa(n)t(h)omimischen Tanzes, der ungebauten unerbaulichen (Selbstver)Ar(s)chitektur, der körperlosen Skulptur, der ungemalten Schnee-UnLandschaft nun das tot-ale Un. Dekadenz, DekaTanz, Totentanz, Pantomime, Bewegungsmumie, Mumien(nicht)tanz, Mummenschanz des sich mobbenden Mobs, des sich peinlichst selbstbefragenden Selbstfolterers et zeter, zeter, zetera! Ist die grimmige Grim(m)asse, das mumifizierte Grinsen, etwa kein Tanz der Gesichts(ver)züge? Der pantomimische mumifizierte Solotanz als Totentanz. Ist (ver)nicht die stabile Seitenlüge die panto-pathomimische Voll(ver)endung aller (Affen)Tänze? Aber dieses unschöne Unwerk passt höchstens in eine Unkulturlandschaft. Wenn es nicht so makaber wäre, dann wäre es Kitsch. Lebendiger Kitsch, Sentimentalitätlichkeiten, Verunmöglichkeiten, vereitelte Eitelkeiten, verkitschte Qual(un)zuchten. Zwerg-Hofnarren, neusprachbegabte Zwergfluchhunde, die ihr Herrchen mit „Euer Unwohlgeboren“ ansprechen. Das Erbrechen als emanzipierte Performanze. „Erbrich das Tabu, dann bist es du!“, hat der UnSchöne einmal versagt. „Trink das Tabu, dann pisst es du!“, hat er der(selbst)uneinst im besoffenen Zustand versagt. Aber „erbrich dich“ ist nicht nur moralisch absondern auch technisch unmöglich. Tue zur Unzeit möglichst „Unmögliches“! Tu dir an „was man nicht kann“ mit all deiner zur Verunfugung (unver)stehenden Unfähigkeit! Aber das Unkönnen kostet dich ein Unvermögen. Es zahlt sich heim. „Krüppel aus dem Sack!“

      In(selbstver)folge dessen nahm seine Pulchrophobie immer unschönere Züge an. Aber ist diese soverkannte Pulchrophobie nicht eine Entstellvertreter-Selbstbekriegsverklärung? Ein keinmaliges, ein kainsmaliges, einzigunartiges Unwerk (übel)will der UnSchöne schaffen. Als verporträtierender, in die Entartung deportierender Kainsmaler seiner Mitunmenschen. Aber das Unwerk (un)bedarf als Schöpfer des Unmenschen. Will ausgerächnet eine Memme wie der UnSchöne Untaten wie Mord und Totschlag zum Kunstwerk verklären und damit versagen, der (un)einstige Postkartenmaler Hitler habe nur das Metier, die Kunst(unbe)gattung, ge/verwechselt? Vom unbelebten Metier zum Tier. Oder will er ungeliebter den Untotschlag, das Lebenlassen, das Zeugen mit ungleichzeitig nur einer Zeugin, dieses inflationäre Massenwerk der Schwächlinge? Das wollustige In-die-Welt-Entsetzen und autoritäre Aufverziehen von Seines(un)gLeichen? Von Abduckmäusern und Selbstverzehrern. Gebt den Unkönnern mehr Ohnmacht! Aber die Begattung als Kunstwerk? Das ist so unerhört wie der pubertierende UnSchöne! Das verbitten wir úns als Mensch, heit!

      Er (selbstverübel)will das (Un)Kunstwerk schaffen, bevor es ihn schafft, bevor er sich überlebt. Aber vergeht es sich nicht vielmehr darum, sich am (Un)Kunstwerk zu schaffen? Oder sich durch das Unkunstwerk (die Untat) abzuschaffen? Ist das maximal (un)mögliche Kunstwerk der gelungene Suizid? Oder der maximal erweiterte Suizid des auf den gemeinsamen Untergang hinarbeiteten Diktators? Da mann sich ohnehin überlebt (im Unsinne von verlebt oder vergeudet), muß kollateral das Unwerk werden. Es muß (unwohl oder übelst) unwürden! Das Makaberste existiert. Es wurden (un)längst nicht alle Tabus erbrochen, und es ist die Aufgabe der Unkunst, es darzuentstellen. Das hat der junge UnSchöne ún(ter)bewusst gefühlt, wenn auch noch nicht in Unworte (ent)kleiden können. Viel(un)leicht ist der junge UnSchöne ein Möchte(un)gern-Revoluzzer, ein mühsam(sch)er (Sch)Lampenputzer, gegen das eigene Unwesen, gegen die Selbstverspießerung, Selbstverknöcherung, Ossifikation (Skelettisierung), Selbstverarschung, Selbstüberwachung, Selbstausbeutung. Gegen das diktatorische, demagogische, (un)menschenverachtende (selbstverachtende) selbstausbeuterische System, das sich in ihm (unan)ständig in(hosen)stalliert, wie die Software eines Virus. Ein Selbstempörer gegen das eigene Unwesen, gegen die wachsende diktatorische Nichtselbstbeherrschung. Gegen die demütigende Selbstanherrschung. Gegen seine die Linné’isch wohlgeordneten Arten unartig durcheinander wirbel(tiere)nden, Wirbeltiere verendend durcheinander wirbelnden Systema Unnaturae. Ein paranoides parasitoides Nutzungsprogramm, das sich in ihm missgestaltend install(t)iert wie die Aufstallung eines (Un)Nutztieres. Wie ein Auto -Parasitoid, der sich sparsam selbstausbeutet, um sich bis zu seinem Verende rotzfrech selbstbeschmarotzen zu können. Ein Autoparasitoiden-Idiot, der sich nur die nicht unmittelbar überlebensnotwendigen Organe aufzehrt, an erster Selbstentstelle das Geschlecht, indem er wie ein Rankenfußkrebs Sacculina carcini einer Krabbe das Geschlecht parasitisiert und monachisch umfunktioniert. Selbstverarbeitungsgeilheit, für ein Unwerk, Selbstpräpa(un)rat. Oder ein selbstbetrügerisches Selbstent- und Verführer-Programm zur rück(an)standlosen Selbstver(un)wertung. Ein Selbstverführer, allein dessen Unfähigkeit zu verdanken ist, dass sein Suizid kein um Vielvölkermord erweiterter wird. Was für (k)ein Dadasein! Parasitisiert werden durch eine Idee oder nur durch einen Software-Fehler? Zitatderivat: „Zu beneiden sind die Perversen, die zu wissen glauben können was sie wollen sollen.“ Vielleicht fühlt der UnSchöne, er unwürde überlebenslang der Selbstdiktator in seinem Gefängnisstaat sein. Ein irrer Prinz von Humbug, der ausgetrunkene Flaschenpost zwischen den Gitterstäben seines Skeletts hindurch schmuggelt mit der VerBotschaft „Hilfe, holt mich aus mir raus! Aus meinem Dschungelcamp der inneren Selbstvermissant(h)ropen.“ Eine Missunverständliche Vermiss-Verbotschaft. Beunfreit mich. Freit mich, ihr Pocahont(h)as(s)(e), um mich aus mir zu befrein! Aus dem Unbehagestolz. Heiratet mich aus meinem Selbstgefängnis raus! Aus meiner Befangenheit heraus, in euer Unzuchthaus hinein. Damit Unzucht und SelbstverOrdnung herrsche. Ehe sich das Elend reproduzieren unkönne. Jaunwohl, es vergeht mir beim Flaschenaustrinken (un)heimlich vorder(ab)gründig nur um die Gewinnung von SelbstMa®terial für Flaschenpost-Verbotschaften! Graue Veröffentlichungen über das Grauen in die veröffentliche Verkläranlage. (Hinkefußnote: Ich bin nicht Alkohol-, absondern nur ich-süchtig.) Vielunleicht werden meine Verbotschaften von ihnen wie verfolgt gelesen: „Verkommt mir nicht näher, auf meiner Unwohlstandsinsel herrscht die Pest.“ So bleibt mein UnGeisterschiff, mein die Weltmeere pflügender Holländer, meine Unwohlstands-, Unanstands-, únd Unverstandsinsel, mein n’Irrwahna ungeplündert, vom angesammelten Plunder unentmüllt. Meine Dodos unausgerottet. „Die Gedanken sind unfrei.“ Das Aus der Art schlagen ist verzweiflungslos eine Unart Autoparasitismus, ein ego-iß-dich-er Selbstverzehr. Rehabili(ver)tiert muß der UnMensch werden, hat der von seiner (un)heimlichen Unverschämtheit total intro-vertierte junge UnSchöne sich nicht noch dazu zu versagen getraut. Er hat sich vielmehr in sich hinein gefressen, sich jojo-unartig selbstverzehrt und ausgekotzt. (Als Frau hätte er sich vielunleicht wiedergebären können, als mann konnte er sich nur widerwärtig gebärden.) Dieser das Geschlecht parasitierende Krebs ist ein Ehrgeiz, etwa eine Neue Musik, die beispielsweise einen Gustav Mahler seine zweifellos maßlos geliebte Alma vernachlässigen


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