Die Unworte. Horst Hartleib
und Maßregelung des Selbstmaßregelvollzugs. Du musst dir eine auf dein Unmaß zuunrecht geschneiderte Selbstdiktatur, eine Selbstzwangsjacke verpassen, sonst überlebst du dich nicht lange und verunmöglichst dein Unwerk. Dein Unwesen braucht Zeit, um seine VerMissgestalt voll zu enteinfältigen. Derunartige Monstrosität muß sich in (Un)Ruhe auswachsen (un)können. Halte dich in Befangenheit gefangen. „Verkommt Unzeit, verkommt UnRat.“ Insge(un)heim(lich), uneingestanden sieht sich der UnSchöne schon als der alternde, verletztendlich auch von sich selbst verlassene Diktator. Aber er weiß genau so ungut, er kann nichts gegen sich tun, gegen seine unfreiheitliche selbstausbeuterische selbstvergeuderische Selbstversklavung. Auch nicht gegen die seinen Ungeist beherrschende UnterLeibeigenschaft. Vernichts gegen den Selbstmissbrauch für ein bizarres unbedarftes Unwerk von Unbedarf. Es ist sein Ungeschicksal, sich wie ein dröger Giovanni Drogo, wie ein fluchtunfähiger Dodo und AufSchneider von Ulm in seiner selbstverwüsteten Tatarenwüste bis zum Verende aus- und absitzen zu müssen, ohne etwas gegen sich ausrichten zu können. (Polito-selbstbelügisch beniedertrachtet: Ich spinn ein undemokratischer UnfreiStaat, der nicht aus seiner Verfassung kann, der sich als Diktator nur per Suizid absetzen kann? Per Hingerüchtigung durch verübelnde Selbstnachrede?) Nur unvermag er sein Entsetzen über das eigen(unartig)e Unwesen noch nicht in Unworte zu verfassern, sich noch nicht zu entsätzen. Er sucht noch nach der unpässlichen Missgestalt für sein Unwerk. In der Untierzucht (über)sieht er vielleicht eine Möglichkeit, sein Unwesen outzusourcen, zu expor-tieren. In der UnKunst am Untier. Vielunleicht in Verkennung der Untatsache: Was du anderen Unwesen antust, gilt (un)heimlich spiegelfechterisch dir/tier selbst. Das will mann aber alles gar nicht wissen! Wo verkäme man(n) (selbstein)schließlich hin, wenn man sich alles glauben (verübel)wollte? Das (Un)Sinnieren ist eine UngeistesKrankheit, versagte sich der junge UnSchöne in seinem jugendlichen Leicht(un)sinn das (unan)-ständige Nachdenken. Wie verkommt man(n) dazu, sich in einer autofaschistoiden Fast(um)nacht(ung) Selbstverballhörner aufzuentsetzen? Für das unsinnige Unsinnieren gibt es eine ganz einfache Verklärung: Man(n) ist nur verrückt. Die Lenz’sche Regel des „ich aber will dunkel sein“. Unkunst soll unverstanden werden. Ich will ein Mann der Untat werden! Ein (Untot)Macher, erforderlichen(unge)falls ein Kaputtmacher, selbst ein Selbstkaputtmacher! Postkarten-Maler in die Politik, für Post-Wagner’sche Neue Global-Vokal-Musik! Wer (unan)ständig nachdenkt bringt nie etwas zu(unver)stande! Nicht nachdenken, handeln! Macher, mach den Akt nackt! Zit(un)tat: „Handel und Händel bringen Wandel.“ Der ungetanen Tat die angetane Untat vorziehen. Und wenn man(n) schon nichts anderes kann als kaputt machen, wenigstens außer sich selbst auch andere kaputt machen. UntatZitat: „Spiel andere kaputt, dann ist das Leben ein Spiel.“ Wenn (unver)schon Unbefähigung zum Kunstwerk, dann wenigstens das Unkunstwerk. Doch wem außer sich soll man was antun, wenn die (Ver)Führer-Qualitäten selbst nur zu beschränkter Selbstverführung, (selbster)lediglich zur Selbstquälerei (un)gereichen? Was fängt man(n) mit seiner Unbefähigung an? Wie verbaut man(n) sich damit (s)eine Karriere? Wie (ver)geht man (sich) über die eigene Leiche? „Das Sein und das Nichts.“ Alles nur vielo-sophistische Abgedanken-Völlerei. Da stößt man sich ja gedanklich selbst auf. Zitatderivat unsinngemäß nach Epikur: Solange ich bin, bin ich nicht nichts und so lange ich nicht war, war ich Bestandteil des Nichts und nachdem ich war, werde ich unmutmaßlich nie wieder nicht(s) sein können? Ich werde geunwesen sein! Versaga.
Einer seiner früheren (Ent)Lee/hrer hat über den Ungeschicketanz unsinngemäß Verfolgendes versagt: Viel(un)leicht oder (un)gar unmut(an)maßlich sei es dem Schöne tatsächlich (un)tätlich auch um eine UnArt Ent- oder Verdeckung einer Antiwelt, eines Inkontinentes vergangen. Oder um einen Schritt unter die Nulllinie des Nihilismus (Nichtda-Ismus) oder des surrealen Dadaismus, der wenigstens dem Unsinn ein Dasein zugesteht? Viel(un)leicht habe er, ohne so formal in philosophischen Kategorien zu denken, sich quasi rückwärts verzählt und bei (un)normal Null (in)konsequenter (un)weise nicht Halt gemacht. Er habe sich auf der Abwärtsspirale einfach weiter nach unten gleiten lassen, als man es gemeinhin für möglich hielt. Gehen, sich an sich vergehen, aber trotzdem nicht vergehen habe er sich lassen. So viel Selbstbe- und Verhinderung erfordere immerhin einen starken Charakter, eine große Unperson, eine ungehörige Portion Sturheit gegen sich selbst, gegen den eigenen Unwillen. Viel Chuzpe, selbst gegen sich selbst. Sich genug zu hassen, um sich am ÜberLeben zu lassen, am Dadasein, und sich doch derunart (gegen/an sich ver)gehen zu lassen. „Wenn du dich nicht mehr hast, kannst du dich nicht mehr hassen, also musst du dich am Leben lassen.“ Sich dem selbsterteilen Stirb!-Befehl, die Absolution, so lange zu verweigern, bis das Unwerk verbrochen ist. Demzu(selbstver)folge eine Nicht-wahr-haben-Wulst der IgnoRanz vor sich her schiebend. Das Unerledigte bist du. Es (miss)mute auf den ersten Blick naiv an, beispielsweise Liebe durch Hass zu ersetzen, Schönheit durch Hässlichkeit, oder Licht durch Dunkelheit oder Wärme durch Kälte. Aber während das in der Gefühlswelt noch angehen möge, funktioniere es in der Physik offensichtlich nicht, denn Dunkelheit sei lediglich Abwesenheit von Licht und Kälte. Den Mangel gäbe es nur in der gefühlten Gefühlswelt, da es kein Jenseits jenseits des absoluten Temperatur-Nullpunktes gäbe. Genau vernommen, peinlich selbstbefragt, sei die „Gefühlswelt“ eine Welt der VerMissempfindungen, der Unwahrnehmung von fatalen Mängeln und Überschüssen an Missständen wie: zu warm, zu kalt, zu dunkel, zu wenig, zu viel, zu oft, zu unschön, zur Unzeit únd nicht so weiter! Auf einen Mangel an Missständen, Missempfindungen und Mängeln fehlreagiere die eigene Unperson statt mit Zufriedenheit mit Langeweile. Das sich Langweilen durch Konfliktscheu sei eine Unart Unzufriedenheitssucht. Aber das Dasein bedürfe der Kontraste, das habe der UnSchöne auf seine igno(ver)ran(n)te Unart ganz verfolgerichtig erkannt. Nur die daraus resultierende Selbstverfolgerichtigkeit habe er vielleicht verkannt. Sein unphilosophisches System sei viel leichter in die Pfanne zu haun als das Schopenhauer’sche, welches es an Misanthropie jedoch weit überbiete, indem sein UnMensch tatsächlich (untätlich) ein AntiMensch sei. Derunartiges sei dennoch in der Ungeistesgeschichte speispiellos. Mit derunart selbstver(bl)ödipaler Primitivität sei das untätliche Phlegma des UnSchöne zu verklären. Die IgnoRanz als nihilistische ungeistige Magersucht. Der Versuch, sich geistig auszuhungern, durch ZurUnkenntnisnahme der Realitätlichkeiten. Anorexia Scientiae, pubertätliches Erbrechen aller „Werte“ und „Wahrheiten“. Streben nach Verkenntnis, ignoranziger Zurunkenntnisnahme, nach paradiesischer pränataler embryonaler Unwissenheit. (Ver)nicht wissen wollen der Untatsachen. Sozuversagen von Eva die Annahme des Apfels, von der Individualverwicklung die Annahme des Adamsapfels verweigern. Unwissen entlastet das Gewissen, auch wenn Unkenntnis angeblich vor Strafe nicht schützt. Du has(s)t das Zeug zum Unwissenschaftler, versagte sich der junge UnSchöne. Das Unwissen ist das Paradies und die Verstoßung aus dem Paradies eine erlernter, ein tradierter Glaube an die Sterblichkeit. Demzuselbstverfolge ist Lernen mut(un)willige Selbstvertreibung aus dem Paradies embryonaler Unkenntnis, Erlernen von Unzufriedenheit. Man kann lediglich Zweifeln lernen. Mit dem Wissen, dass ich eigentlich nicht wissen will, habe ich die Pforten zur Nichtwahrnehmung von außen zugeschlagen. Es gibt kein Zurück, höchstens ein (Selbst)Verrück. Eine geistige Umnachtung oder ein positiver Wahnsinn, ein „Glaube“, wäre vielleicht eine Rettung. (Un)sinnliche IgnoRanz. Oder mythische Unwissenschaften. Oder eine Vertierung auf das Niveau eines Wirbellosen, eine Reanimalisierung verrück auf das Niveau des Endoparasiten, des Embryos. Ungeboren als fertiler Embryo mit der Mutter inzestiös sich (be)zeugen. Das Ungeborensein war vielleicht das Parasitismus-Paradies, vielleicht auch nur das Ungezeugtsein. Oder das vor übler Nachrede schützende Unbezeugtsein? Oder Abwurf, Autotomie aller angelernten Fähigkeiten und Verrückentwicklung zum Parasidiesmus, zum (un)reinen Präsentismus? Im Para(unsitt)dies kann man demzuverfolge nur sein, indem man es nicht weiß. Demnach wäre das eigentliche Paradies das Nichtwissen, die Verkenntnis, der unbedarfte Unbedarf, das ungeweckte Bedürfnis. Allein schon die Kenntnis, dass es ein Außerhalb des Paradieses gibt und die Gefahr besteht, dahin ausgesperrt zu werden, (ver)kommt schon einer Verstoßung aus dem Paradies (un)gleich. Allein (unver)schon das Wissen, dass der Mensch exis-tiert, die Kenntnis der Verendlichkeit entsetzt ihm dem Tier gleich. Aber wer die Gefahr kennen gelernt hat, für den unwürde Rückkehr in das Paradies nur endlose Langeweile (un)bedeuten. Die Kenntnis der Gefahr macht das Paradies zum Gefängnis. Die eigentliche Gefahr beginnt mit dem Ende der Gefahr. Viel(un)leicht ist Wissen nur die Kenntnis des Gefängnis-Charakters des Paradieses? Wie könnte ohne tot-ale Erinnerungslöschung (Identitätsver(un)lust) auf das Inferno das