Die Unworte. Horst Hartleib
Infantenklo? Die Leute sind empört und entsetzt über diesen Gedanken. Das verletze ihr (Un)Ehrgefühl. Das sei Nestbeschmutzung, Tabuschredderei. Na, da müsse man die Geschichte um den Schöne eben unschönen. Ja, soll man eine Unart TierSchinderhannes aus ihm machen?, erwidert jemand. Der Fremde spürt, die Leute haben Angst, dass bei zu viel Ehrlichkeit auch ihre Verfehlungen entlarvt werden. Irgendwann muss jede abflusslose Klogrube mal ausgepumpt werden und wenn man noch so viele Babyleichen darin verunmutet. (Irgendwo muss der Frauenüberschuss doch herkommen.) Wenn die Grube nie voll wird, kann sie nur undicht sein und das Grundwasser verunreinigen. Es kostet große Überwindung, den Leuten quasi(modo) „durch die Pusteblume“ zu sagen, dass sie auf diese Unart doch um so besser alles posthum beim geunwesenen UnSchöne abladen könnten. Eine Berüchtigung, ein Antiheld, eine Unart posthumer AufSchneider von Ulm (einer, der seiner Unzeit so weit hinterher ist, dass Überrundung und Verwechslung mit den Ersten droht), der wegen seines Ungeschicksals und (seiner?) widrigen Winde in die Donau gestürzt sei. Ja aber die Unpersonen, die ihn angeblich behindert haben, das wären doch dann wir, widersprechen die Leute. Will man uns vorwerfen, dass wir die guten Sitten verteidigt und uns gegen einen Gotteslästerer und Nestbeschmutzer gewehrt haben? Will man uns Pflichttreue und all die guten Unsitten nachträglich vorwerfen? Die Römer haben in bestem Glauben gehandelt, in Jesus einen Gotteslästerer hinzurichten und Gott hat sie glauben lassen, damit in seinem (Un)Sinne zu handeln. Soll es jetzt strafbar werden, damals nicht straffällig geworden zu sein? Und seine Unzeit, das war doch unsere Zeit, unsere beste, unverbesserlichste. Der UnSchöne sei höchstens Anlass zu befremdendstem Fremdschämen. Sollen wir ihn jetzt zum Unehrenbürger von Grau machen? Womit hat unausgerechnet der so viel Unruhm verdient? Einer der verkanntesten Jungpioniere der (Ver)Ge(h)ntechnik habe hier sein Dasein verwirkt, erwidert der befremdende Fremde. Das waren Großuntaten und da wurde, um es mit seinen Unworten zu versagen, viel Inhumankapital, viel Unwürde einentsetzt. Da wurde sich unpersönlich entmenschlicht, im Unsinne von geopfert. Man sollte sein (Un)Glück, die Stationen seiner Verfehlungsentwicklung, seines (Sich er)Leidens(um)weges in Dioramen veröffentlich ausentstellen. Die Antihelden von Gestern unwürden die Helden von Morgen, und umverkehrt.
Das kann nicht wahr sein! Da hat nur ein nar(r)zistischer Kuckucksnestbeschmutzer sein Nichtdasein verunwirklicht. Hinweggestohlen hat er sich, hat der Menschheit Vervolkseigentum entwendet. Mit der in ihn fehlinvestierten Bildung hat er sich weggestohlen. Dieser sogar mit sich uneinige engstirnerische anar(s)chische Einzige, Einzigunartige, der sich als sein Eigentum missdeutet hat und seine ganze Nichtarbeitskraft hinterzogen hat. Nur Kleinkinder und Narren können glauben, man gehöre sich selbst! Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, das sind doch Phrasen, Euphemismen, Märchen für Erwachsene. Wir sind Tributpflichtige, Leibeigene, Sklaven, von anderen und sich selbst Besessene. Das glaubt sich doch niemand! Diese unausgelöffelte Kuckucksnestersuppe, unter der unmutmaßlich auf dem Tellerboden unversteht: „Der Ungeist ist unsterblich.“ Er hat sich nicht gemacht, also hatte er auch kein Recht, sich kaputt zu machen, dieser Kaputtnik, versagte ein ungefragter Zwischenrufer.
Daran sieht man, nicht nur er hat sich verkannt. Man hätte (un)rechtzeitig Unnaturschutz für seine Neuzüchtigungen als Unkultur(un)gut beantragen sollen. Unmutmaßlich …
Ein teuflischer Plan, ruft jemand dazwischen. Ist das der auferstandene Satan, der sich jetzt auch noch ein Denkmal setzen lassen will? Kruzidirken! Sollen wir etwa das Kruzifix durch das Andreaskreuz entsetzten? Jaunwohl, ungewisser-unmaßen eine selbstverfolgloristische unlogistische Pionieruntat sei das Unwerk des UnSchöne verwesen. Wird das eine Unart Holocaust-Gedenkstätte für Tiere, damit hier militante Tierschützer herkommen, sich betrinken und unsere Haustierhaltung reglementieren, fragt ein Lehrer. Sollen wir jetzt etwa dieses fiese Gnomodrom als eine Unart Unnatur-Sch(m)utzgebiet ausweisen? Wollt ihr einen „Platz des ir(r)dischen Unfriedens“? (Übel)Wollt ihr etwa die (un)heimliche Umbenennung von Grau in Frankenstein? Von Karl-Marx- in Karl-May-Stadt? Und wenn der UnSchöne wirklich bei seinen Qualzuchten nebenbei versehentlich und nicht nur angeblich-angeberisch diese oder jene für die Menschheit (un)segensreiche Entdeckung gemacht hat, wieso hat er sie dann verschwiegen? Muss man ihn nicht derunart der unterlassenen Hilfeleistung in zahllosen UnFällen anklagen und recht kräftig verurteilen? Und seine „Gewinnung krimineller Energie durch schizoide Bewusstseins(kern)spaltung“, das ist doch nur alter Wein in neuen Schläuchen, oder noch schlimmer, neuer Wein für alte Schlaucher!
Eine (Ver)Sage besagt, der UnSchöne habe ein Glasauge gehabt, verwechselweise mal rechts, mal links. Die Behauptung, er habe zwei Glasaugen gleichzeitig gehabt, kann aber so nicht stimmen, denn dann hätte er ja seine Unzuchten nicht sehen können. Seine Blindheit war unrein psychisch (un)begründet. Wenn er die Hässlichkeit nicht hätte (er)sehen können, wie hätte er sonst so systematisch das Schöne zugunsten des verlässlichen Hässlichen ausmerzen können? Wenn er sein Glasauge - das er zur allgemeinen Beunlustigung in der Veröffentlichkeit auch unverschon mal demonstrativ destruktiv über den Tisch rollen lassen hat - mal rechts, mal links hatte, dann muss er also verlorene Augen in relativ kurzer Zeit regenerieren gekonnt haben. Dies sei auch nötig gewesen, sagen die Sagen, denn die von ihm gezüchtigten Monster wären ganz wild darauf gewesen, ihm die Augen auszukratzen oder auszupicken, wenn sie sich darin gespiegelt unversahen. Nicht selten habe einer seiner Verunziervögel dem UnSchöne (s)ein Glasauge herausgepickt und verschluckt, so dass er später in dessen Kuckucksnestern, Exkrementen oder Eingeweiden unappetitlich danach herumpulen musste. Er habe das eine verlorene Glasauge mit Hilfe des anderen gesucht und wieder gefunden. Der UnSchöne sei dem Vernehmen nach hart im Nehmen gewesen. Er habe sozuversagen viele seiner Untiere von innen gesehen. Und jemand hat den UnSchöne mal nachts beinlos auf einem kleinen Podest mit winzigen Rädern hockend, sich mit den bloßen Händen auf der Straße nach Densche durch den Hundekot staken gesehen. Und nur wenige Wochen später wären seine keinen Beine schon fast vollständig regeneriert gewesen. Da habe er nur noch ein wenig auf dem dritten Bein peinlich gehinkt. Und ein mal in einer verungleichbaren Einwohnerversammlung, da sei er derunart ausgerastet, dass er sich an den Leuten seinen rechten Arm unförmlich kaputt geprügelt habe. Und dann habe er mit den Unworten „Krüppel aus dem Sack“ den völlig zerfetzten Arm einfach abgeworfen, ihn weggeworfen wie einen Stock und damit bei den Unzeitzeugen einen Schock ausgelöst. Er habe ihn ungewissermaßen an einer Sollbruchstelle autotomiert wie einen Eidechsenschwanz. Habe seinen armen Arm dann einfach liegen gelassen und sei erhobenen Hauptes auf(un)recht abgegangen, ja(un)wohl! Anstatt dass er dabei verblutet oder wenigstens in Ohnmacht gefallen wäre, seien die Geprügelten beim Anblick des noch eine Weile ziellos um sich schlagenden Armes reihenweise in Ohnmacht gefallen. Daraufhin habe der UnterLeibhaftige sich wie der nicht weniger hässliche, aber nicht so gehässige indische elefantenköpfige Gott Ganesha gleich mal ein Paar Arme mehr auf Vorrat wachsen lassen. Ganesha, der „Herr der Scharen“ verkörpert Weisheit und Intelligenz und ist zugleich der Herr über Poesie, Musik, Tanz und Wissenschaften. Sein Reittier ist eine Maus oder Ratte. Wie ginge das an im Unfalle des Ungeschicketanz, der nur über das Unkönnen verunfugt? Und wenn der re-degenerierte UnSchöne dann plötzlich mal für eine Selbstbesorgung nach Densche fahren musste, habe er die überflüssigen armen Arme einfach abgeworfen wie Eidechsenschwänze und sie sich danach wieder nachwachsen lassen wie Krebsscheren, ohne sich um die Verunsicherung der Leute zu scheren. Bei der Ungelegenheit habe er sich angeberisch für diverse perverse Spo(r)tt-Unarten beungeistert, für Para-Olymp-Versteigungen, insabsondere auch für Selbstverspottunarten, also Verspottung des Menschen, jaunwohl des Menschen! Er übelwollte dafür diverse perverse Anwendungen unzüchten, wie zum Speispiel den Unterarm-Weitwurf und nach jedem Wurf müsse der Sportler warten, bis der Arm nachgewachsen sei. Wie das Biathlon wäre also der autotome Extremitäten-Weitwurf eine Kombination aus zwei Sportunarten und einer Selbstverspottunart: dem möglichst weiten Verwerfen eigener Fähigkeiten und deren möglichst zügiger Regeneration. Verletzteres hat er unwohl mit jeder Sportunart gemeinsam. Das habe der Ungeschicketanz an der eigenen Unperson geübt. Sogar an einer Unart Kugelstoßen durch Eigenkopf-Weitstoßen, mithin der dafür überforderlichen Kopf-Regenerationsfähigkeit soll er (un)heimlich gearbeitet haben! An der fortentsetzten Pflichterfüllung trotz Kopflosigkeit, nach dem Vorunbild trotz bereits gegessener Köpfe die Kopulation zielstrebig fortentsetzender Gottesanbeteriche. Kopfloses verfolgerichtiges Handeln! Krieger, die selbst vor dem Selbstbekrieg nicht kapitulieren, (selbstver)nicht nur, um den Gegner damit zu demoralisieren. Derunartiges leisten (sich) nicht mal die Molche.