Herzensöffnung (3): Später. Hero Leander

Herzensöffnung (3): Später - Hero Leander


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sagte Sven.

      „Ja!“, ergänzte ihn seine Schwiegermutter. „Du warst ihm von Anfang an sympathisch. Das hätte sich aber ganz schnell geändert, wenn er mehr über euren Urlaub in Sonnenberg gewusst hätte.“

      Andrea und Sven blickten sich vielsagend an und schmunzelten.

      Annefried erzählte weiter zu Wolfram gewandt: „Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, als du mit Maria das erste Mal unser Haus betreten und ihm Minuten später so massiv widersprochen hast, dass ihm die Worte fehlten. Dieser Widerspruch hat ihm damals fast die Luft genommen. Es war das erste Mal, dass ihm in seinem Haus jemand widersprochen hatte. Aber im Großen und Ganzen war er kein schlechter Mensch. Er hat dich, Maria, trotz deiner Fehler und der Kinder genauso geliebt wie Andrea. Nur zeigen konnte er das nicht. Pappa war stur und einsichtig zugleich. Er war mir ein guter Mann und ich habe ihm nur einmal wirklich widersprochen, als er dich, Maria, nicht nach Sonnenberg zu deinem Wolfram fahren lassen wollte. Erinnerst du dich?“

      Aus Marias Gesicht verschwand sofort das Lachen, als sie nickte. Ihre Mutter wusste bis zum heutigen Tag nicht genau, was sich damals in Maria abgespielt hatte. Und das war auch besser so, dachte Maria.

      Nun erinnerte Wolfram an den ersten Besuch seiner Schwiegereltern in Sonnenberg. „Wisst ihr noch, wie entgeistert Pappa geguckt hat, als ich ihm sagte, dass die KOSCH-GmbH unserer Familie gehört?“

      „Wir haben sicher auch nicht besser ausgesehen“, sagte Sven und sah dabei seine Frau an. „Wenn ich da an den Stress mit der Kette kurz vorher denke“, warf er zusätzlich ein.

      Wolfram schmunzelte. „Ja, ja. So hatte jeder seine Sorgen. Aber glaubt nicht, dass ich keine hatte. Ich habe mir tagelang den Kopf zerbrochen, wie ich euch das mit der Firma schonend beibringe. Erst musste ich Maria einweihen. Das war schon ein riesiges Problem, weil ich ihr ja ein Dreivierteljahr den einfachen Angestellten vorgespielt hatte. Glaubt mir, das war damals gar nicht so leicht. Am einfachsten war es bei unseren Kindern.“

      Eva und Laura sahen sich an und zuckten mit den Schultern. Julia konnte sich daran nicht mehr erinnern und Wolfram Junior hatte damals noch gar nicht gelebt. Für ihn waren all diese Erinnerungen an die Vergangenheit eher langweilig.

      So war dieser Geburtstag von Mamma voller Erinnerungen an vergangene Zeiten; an gute und weniger gute Erlebnisse. Annefried tauchte noch einmal richtig ein in die Zeit mit ihrem Mann. Als der Tag zu Ende ging, waren alle mehr oder weniger voller Erlebnisse an vergangene Zeiten. Mit diesen vielen Erinnerungen im Herzen gingen sie zu Bett.

      Am nächsten Tag besuchten Maria und Wolfram die Familie Jansen. Olaf wollte unbedingt noch mit Wolfram sprechen, bevor sie am Sonnabend wieder zurück nach Sonnenberg flogen.

      Er überfiel Wolfram gleich, als sie eintraten. „Habt ihr unser Jubiläumsfest Zehn Jahre Urlauberdorf in eurem Kalender eingeplant? Ihr kommt doch am 30. April nach Håp Land?“

      „Gut, dass du noch einmal davon sprichst, Olaf. Was hast du denn an diesem Wochenende vor?“, fragte Wolfram.

      „Ich will das ganz groß aufziehen“, begann Olaf begeistert. „Karussells müssen her und auch das norwegische Fernsehen. Kannst du eventuell auch ein deutsches Fernsehteam mobilisieren?“

      Wolfram wiegte den Kopf. „Deutsches Fernsehen? Das halte ich für keine gute Idee. Du weißt ja, warum wir nicht auffallen wollen. Schon bei dem norwegischen Fernsehen habe ich eine Bitte. Unsere Namen sollten nicht erwähnt werden.“

      „Weshalb? Es ist doch dein Verdienst, dass alles so gekommen ist. Warum willst du dich nicht ehren lassen?“

      „Olaf, bitte nicht. Du weißt ja nicht, was du damit auslösen würdest. Unser Inkognito-Leben wäre dahin. Wir könnten uns weder hier noch bei uns in Sonnenberg so offen zeigen wie bis jetzt. Ständig wären Reporter hinter uns her und die einfachen Menschen würden uns aus dem Weg gehen. Bitte versprich mir, dass wir nicht genannt werden und auch nicht vor die Kamera müssen. Auch alle anderen, die vielleicht interviewt werden, sollen uns einfach weglassen. Olaf! Das ist mir sehr wichtig!“

      „Gut! Wenn du das so willst, dann verspreche ich es dir. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es wirklich so ist, wie du befürchtest.“

      Wolfram lächelte und meinte: „Das glaube ich dir gern. Du hattest noch nie so ein Problem. Ich bin damit aufgewachsen. Anfangs habe ich mich in den Millionärskreisen bewegt. Das ist kein Leben in dieser abgehobenen Gesellschaft. Man ist vom einfachen Volk wie abgeschnitten. Wünsch dir nie so ein Leben. Es sieht wirklich nur von außen toll aus. Stehst du mittendrin, dann hast du bald Sehnsucht nach den einfachen Menschen, die dich nun meiden oder dir mit Ehrfurcht begegnen. Wahre Freunde findest du auch nicht mehr, denn in diesen gehobenen Kreisen geht es nur ums Geld. Dabei ist das so unwichtig. Richtig leben kann man nur, wenn man völlig frei von Medienrummel und Reporternachstellungen leben kann, wenn man einfach ein Niemand ist. Natürlich vorausgesetzt, dass man keine wirklichen Geldprobleme hat. Ich meine, wenn das Einkommen ausreicht, um ein ganz normales Leben zu führen.“

      „Vielleicht hast du recht“, antwortete Olaf nachdenklich.

      Maria und Ivonne tauschten in der Zeit Informationen über ihre Kinder aus. Olafs Frau war ganz stolz auf Gerdas Freund Lars. „Haben Eva und Laura noch keinen Freund?“, fragte Ivonne.

      Maria antwortete: „Laura schon ab und zu, aber das ist nie etwas Ernstes. Eva hingegen ist wie ich. Sie nimmt sich Zeit. In ihrem Leben haben Jungs noch keinen hohen Stellenwert.“

      Da kicherte Ivonne und meinte: „Du hast dich von den Jungs ferngehalten? Das habe ich aber irgendwie anders in Erinnerung.“

      Da ihre Kinder nicht hier waren, konnte Maria offen reden. „Ivonne! Eva ist erst siebzehn Jahre alt. Ich war damals dreiundzwanzig, als sie geboren wurde. Das ist doch wohl ein Unterschied!“

      „Das stimmt schon, aber bist du mit siebzehn den Jungs aus dem Weg gegangen?“

      „Nicht unbedingt, aber irgendwie waren wir damals schüchterner als die Jugend heute. Du nicht?“

      Ivonne erwiderte: „Ich war achtundzwanzig, als Gerda zur Welt kam. Mehr muss ich da wohl nicht sagen.“

      Maria sagte abschließend: „Siehst du, genau das meine ich. Eva ist eben noch so wie wir. Laura und Gerda gehen mehr mit der heutigen Zeit mit.“

      Nun setzten sich die Freunde an den Tisch, den Ivonne mit Marias Hilfe gedeckt hatte. Ivonne hatte extra Kuchen gebacken. Am Kaffeetisch verfielen sie wie am Vortag in die alten Zeiten, als ihre Kinder noch klein waren und sie Wolfram kennenlernten. Olaf hingegen bedankte sich bei ihm für seine Initiative, die das Dorf so zu Wohlstand gebracht hatte.

      „Weißt du, Olaf, was wirklich glücklich macht?“ Er schüttelte den Kopf und Wolfram sprach weiter: „Wenn man anderen helfen kann, glücklich zu werden. Geld allein macht sicher zufrieden, aber nicht wirklich glücklich. Wenn man aber mit dem Geld, das man übrig hat, anderen dauerhaft helfen kann, dann hat man selbst ein wunderbares Glücksgefühl. Am schönsten ist es, wenn die anderen gar nicht wissen, woher die Hilfe kommt. So kann man sich mitten unter sie setzen und sich gemeinsam mit ihnen freuen. Das ist wahres Glück! Sobald sie aber wissen, woher die Hilfe kommt, heben sie dich auf ein Podest, von dem du nie wieder herunterkommst. Und dann hast du die Situation, von der ich vorhin gesprochen habe.“

      „Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr beginne ich dich zu verstehen. Trotzdem, so ein paar Millionen im Rücken würden mich nicht stören“, meinte Olaf lächelnd. Nun musste auch Wolfram lächeln, denn das verstand er.

      Jetzt fragte Ivonne: „Jedes Mal, wenn ihr hier seid, geht ihr runter an den Fjord. Dabei gibt es doch dort gar nichts zu sehen. Hat das eine besondere Bedeutung?“

      Maria und Wolfram sahen sich an. Den Grund konnten Olaf und Ivonne ja nicht wissen. So klärte Maria sie auf: „Die Brücke über dem Millstream kurz vorm Fjord ist dabei unser Ziel. Ohne sie hätten wir uns wahrscheinlich nie kennengelernt. Hier sind wir uns zum ersten Mal eher zufällig begegnet. Erinnert ihr euch, als Wolfram mich damals im Februar das erste Mal nach Hause brachte?


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