Gedanken zu Christlichem. Alec Woods

Gedanken zu Christlichem - Alec Woods


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Zweck heiligt bekanntlich, und das im wahrsten Sinne des Wortes, die Mittel, selbst wenn es sich dabei um Betrug, Scharlatanerie und Täuschung handelt. Wären es wirklich die Windeln Jesu, dann würde es sich in der Tat um ein Wunder handeln, denn eine Datierung des Textils ergab, dass es aus der Zeit des 5. bis 7. Jahrhunderts nach Christus stammt. Bestätigt wurde die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts. Die Windel Jesu (Größe: 68 cm hoch, 94 cm größte Breite) ist durch die symbolische Farbe Gelb gekennzeichnet und demzufolge mit gelben Seidenstoffen und -bändern umwickelt.13 Ist Jesus etwa nicht vor 2000 Jahren geboren? Vermutlich ist es aber die Windel eines Frühchristenkindes, gezeugt in den Mauern eines Gebetshauses.

      Mit der Windel Jesu gehe Gott mit uns auf Tuchfühlung, heißt es in der Katholischen Kirche, wenn jemand dieses windige Tüchlein berührt.14 Und was ist mit dem Duft des Kleinen, dem imaginären? Den wollen doch sicher viele Verehrer Jesu tief durch die Nase ziehen, oder? Ich nenne diesen Shitduft eine Schnüffeldroge, ohne Duft, aber mit einer Abhängigkeitsgarantie für kirchliche Drogenjunkies. Ja, so ein Scheiß, im Namen der heiligen Windel des Knaben mit dem Namen Jesus.

      Das Kloster Gräfrath bei Solingen begeht den Brauch, den angeblichen Kot des Esels zu verehren, auf dem Jesus an Palmsonntag in Jerusalem eingezogen ist.15 Und wer hat den Schiss Jesu aufbewahrt? Und den köstlichen Dungduft in einer Phiole aufgefangen, damit die klerikalen Herren, aber auch die feinen Damen, sich daran die Nase erquicken lassen können?

      Eine der verehrtesten Reliquien befindet sich im Kölner Dom. Dort sollen sich angeblich die vermoderten Knochen der Drei Heiligen Könige aus dem Morgenland befinden. Das aber wird schon lange bezweifelt. Es werden dort schon bleiche Knochen beherbergt, doch sollen diese von Kindern beziehungsweise Jugendlichen sein. Aber was spielt das für die Pilger, die zu den Knochen der Heiligen Könige des Morgenlandes latschen, schon für eine Rolle? Eigentlich keine, Hauptsache, man kann an etwas glauben, es anbeten und für wahr halten. Und wenn dann die Kehle der Knochenverehrer nach langem Gebet fast ausgetrocknet ist, dann begibt man sich in eine Bar und befeuchtet sich die verdörrte Kehle mit leckerem Kölsch. So hat sich dann die Pilgerreise nach Köln allemal rentiert.

      Also, Reliquien sind alter Kram von dubiosem Wert, die als Heiligtümer verehrt werden. Doch mit ihnen kann die Kirche viel Geld machen, ohne sich dabei anstrengen zu müssen. Gelobt sei Jesus Christus.

      Der Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1225–1274) setzte sich für die Reliquienverehrung ein: Gott wirke in der Reliquie Wunder. Sie sei wie ein Vergrößerungsglas, indem sie die glorreichen Strahlen von Gottes Gnade bündle.16 Wer dieses Bündel tragen möchte, ist der Esel, dessen Kot man dann auch im Kloster Gräfrath verehrt.

      Thomas von Aquin starb 1274 nicht in einem seiner Dominikanerkloster, sondern bei den Zisterziensern, und diese behielten den Leichnam bei sich. Gerüchten zufolge wurde er vergiftet. Die Dominikaner aber wollten seine Leiche in eines seiner Klöster überführen, doch dauerte es fast hundert Jahre, bis ein Papst entschied, dass die Zisterzienser den Leichnam herausgeben müssen. Um ihn jedoch als Reliquie behalten zu können, trennten die Zisterzienser seinen Kopf ab und kochten das Fett aus seinem Körper heraus. Die Dominikaner waren über den kopflosen Leichnam nicht erfreut und so kommt es, dass es heute wundersamerweise zwei Köpfe des heiligen Thomas von Aquin gibt und man Überreste seines Körpers in Paris, Toulouse und Rom verehren kann.17 Klingt das nicht fast schon wie eine Räubergeschichte? Ja, schon, doch ist es keine.

      Hier nun weitere Reliquiennennungen, die man wohl als kurios bezeichnen kann: Da der Heilige Geist als Taube erschien, gab es auch heilige Schwanzfedern und sogar ein inzwischen leider verschwundenes Ei. Das hat der unchristliche Dieb wohl in die Pfanne gehauen. Und die Federn steckte er sich an den Hut. Und was macht der Heilige Geist, diese gerupfte Taube? Sie flattert ohne ihre Steuerfedern immerdar im Kreis herum.

      Ähnliche, jedoch unglaubliche Geschichten gibt es zu den Milchzähnen, der Nabelschnur und den abgeschnittenen Haaren Jesu. Mit diesen gesegneten Lügenstücken werden die Gläubigen in die Kirche gelockt, um für das Schauen, das Staunen auch noch viel Geld zu zahlen.

       Einschub

      Das Vermögen wurde in den Kirchen und Klöstern nicht immer auf seriöse Weise gehäuft. So beschwerte sich bereits Abaelard über den in seinem Jahrhundert (11./12.) fleißig betriebenen Reliquien- und Kreuzeverkauf:

      „Wir sind in dem Wahn schon so weit gekommen, dass wir uns Prediger mieten, weil wir ja selbst nicht mehr predigen können; solche Lügenapostel führen wir mit uns herum, wir zeigen unsere Kreuze und Reliquien vor und verkaufen beides, die Kreuze und das Wort Gottes, ja sogar teuflisches Lügenwerk an herzensgute Christenleute, an denen kein Arg ist, wir versprechen ihnen alles, was uns Geld verspricht.“18

      Aphorismen von Peter Abaelard (1079–1142, früher französischer scholastischer Theologe und Philosoph)

      „Durch Zweifeln kommen wir nämlich zur Untersuchung; in der Untersuchung erfassen wir die Wahrheit.“

      „Man kann nichts glauben, was man nicht zuvor vernünftig begriffen hat, und es ist lächerlich, andern zu predigen, was man weder selbst noch der, dem man predigt, vernünftig begreifen kann.“

      „Worte sind sinnlos, wenn der Verstand ihnen nicht folgen kann; nichts kann geglaubt werden, wenn es nicht zunächst verstanden wurde.“

       Unterscheidung von Reliquien19

      Reliquien erster Klasse: Dabei handelt es sich um den Leichnam des Heiligen oder Teile davon. Beispiele sind hier das Herz der Teresa von Ávila oder die Blutreliquien von Papst Johannes Paul II. Bei Heiligen, die verbrannt wurden, gilt die Asche als Reliquie. Das ist dann die, die man auf die Stirn geschmiert bekommt.

      Reliquien zweiter Klasse: Das sind Gegenstände, die der Heilige berührt haben soll. Aus diesem Grund werden sie auch Berührungsreliquien genannt. Ist dann eine Klobrille auch eine Berührungsreliquie? Neben dem Turiner Grabtuch fallen in diese Kategorie auch die Werkzeuge, mit denen Heilige während ihres Martyriums gefoltert wurden.

      Reliquien dritter Klasse: Hierbei handelt es sich um Gegenstände, die Reliquien erster Klasse berührt haben. In der Regel geht es um kleine Papier- oder Stoffquadrate, die kurz auf die entsprechende Reliquie gelegt und dann auf Heiligenbildchen geklebt wurden.

      Zu welcher Klasse einer Reliquie gehört dann jemand, der eine Reliquie berührt hat und danach mich? Welcher Klassifizierung gehöre dann ich an? Der nichts mehr sagenden Klassifizierung. Als wenn mir das nicht klar wäre.

      Der Heilige Nagel (Kreuzigungsnagel), mit dem Jesus angeblich am Kreuz befestigt wurde, wird gerne dafür missbraucht, benutzt, um ihn andere Dinge berühren zu lassen. Ach, wie rührig. Ein rostiger Nagel, der in Berührung mit dem angeblichen Heiligen Kreuznagel kam, ist dann eine Berührungsreliquie. Wer das glaubt, und das sind nicht wenige, sollte sich diesen berührten Nagel in den Kopf rammen oder rammen lassen. Nun, wer einen Büßergürtel trägt, der erträgt es auch, wenn man ihm einen Nagel in den Hohlschädel hämmert. Und so behämmert, wie die sind, verspüren sie eh keine Schmerzen. Sie glauben dann auch noch, es sei der Hammer Gottes gewesen, der ihnen den Kreuzigungsnagel in die Hohlbirne genagelt hat. Gelobt sei ihr Herr für solchen Glaubenswahnsinn. Da kann man nur sagen: „Oh Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Ja, sie wissen es echt nicht.

      Zu all dieser zauberhaften Geldvermehrung der Kirche, wie jetzt gelesen durch seltsame Dinge wie Düfte, aber auch Sperrmüll aus Asien, erhalten diese Krieger Gottes, diese Pfaffen, auch noch vom Staat viel, sehr viel Geld in den Rachen geschoben. Es kann genauso gut der Pötter sein. Da passt auch viel rein. Um sich wirklich vor der Wahrheit und dem Mob, den Atheisten, zu schützen, schieben sie bei Bedarf ihren (irren) Gott vor, der dann für sie den Gottesschädel hinhalten muss. Der wird doch eh nur wie ein von Klöten befreiter Zuchtbulle am Nasenring um den Altar geführt. Und damit er ruhig bleibt, umnebelt man ihn mit Weihrauch. Falls er daran verreckt, weil er zu viel davon eingeschnauft hat, kann man ihn wenigstens noch zu einem Ochsenbraten und Ochsenschwanzsuppe verarbeiten. Lecker! Und glaubt nur ja nicht, dass ein Gläubiger


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