Polsprung. Hans J. Andersen
das Gebirge erreichen. Es fallen die Wasser über die Leute wie eine Schlacht.
Hier wird konkret wiedergegeben, wie zunächst völlige Finsternis eintrat, begleitet von gewaltigem Donner; wie dann erst ein gewaltiger Orkan losbrach, von Süden her. Ihm wird zugeschrieben, dass die Meeresfluten an einem einzigen Tag das ganze Flachland überschwemmten. Aber wir wissen, dass ein gewöhnlicher Zyklon das nicht bewirken kann. Es muss sich schon um ein sog. „Erdkippen“ gehandelt haben, das eine ungeheure Flutwelle auslöste. Aber weiter im Text:
Sechs Tage und Nächte geht der Zyklon, wirft der Südsturm das Land nieder.
Als der siebente Tag herbeikam, ließ ab der Südsturm im Kampfe, den er gekämpft gleich einem Heere.
Ich blickte nach dem Wetter:
Da war Stille eingetreten, und alle Menschheit war zu Lehmerde geworden.
Wie ein Söller war ebenmäßig das Gefilde.
Hiernach ließ das Toben der Elemente bereits nach 6 Tagen nach, das Meer beruhigte sich, und die Wasser gingen zurück. Vom Kulturland, den Menschen und ihren Behausungen war nichts mehr übrig geblieben. Alles war eingeebnet und von einer dicken Lehmschicht bedeckt, welche die Flut als ihr Zeugnis für unsere Tage hinterließ.
Genesis spricht von einer Regenflut, Gilgamesch-Epos dagegen von einer Sturzflut bei Orkan aus dem Süden, wie es geschieht, wenn die Erde von Nord nach Süd kippt. Genesis lässt die Flut 5 Monate andauern, Gilgamesch-Epos dagegen nur 7 Tage. Das sind sehr verschiedene, erheblich voneinander abweichende Angaben. Genesis erweckt den Eindruck, dass die Wasser 40 Tage lang immer weiter angestiegen seien - im Gilgamesch-Epos wird stattdessen eine plötzlich hereinbrechende Katastrophe geschildert, die bereits in einem Tag ihren Höhepunkt erreicht.
Muss man sich da nicht fragen, ob hier wirklich dasselbe Ereignis behandelt wird? Scheint es nicht so, dass die Bibel die Überlieferung von Noah mit einer anderen Flutkatastrophe verbunden hat? Tatsächlich hat es mehrere Überschwemmungen gegeben, wie mehrere Lehmschichten zeigen, wenn auch keine andere so mächtige Ablagerungen hinterließ (siehe Kapitel 1.4).
Für die Verschiedenheit beider Naturereignisse scheint zunächst auch zu sprechen, dass nach der Bibel die Wasser sogar über die höchsten Berge hinweggegangen sein sollen. So wird die Sintflut als Weltflut geschildert, während das Gilgamesch-Epos nur von einer Überschwemmung des mesopotamischen Tieflandes berichtet. Nun ist es zwar logisch, dass die Sintflut eine weltweite Flut war, wenn man die Erdverlagerung als Ursache erkennt, aber hohe Gebirge werden dabei nicht überflutet. Hier kann freilich die Erinnerung an eine ganz andere Großflut in viel früherer Zeit mitspielen. Irrt hier die Bibel? Das kann man wahrscheinlich nicht einmal sagen, wenn man in Betracht zieht, dass in Genesis 5,20 davon gesprochen wird, dass die Gewässer der Flut ganze 15 Ellen über die Berge gingen. Das sind aber nur sechs Meter - ein lächerlich geringes Maß für Gebirgsverhältnisse. Das ist eine Angabe, die sich ursprünglich sicherlich nur auf die Hügel im Tiefland bezogen haben dürfte und nicht auf Gebirgshöhen. So hat die Zahlenangabe durchaus einen Sinn. Sie besagte dann, dass auch die höchsten Erhebungen im mesopotamischen Tiefland überflutet waren, indem der Meeresspiegel bis zu sechs Meter darüber anstieg.
1.5 Die Flutberichte im Lichte der Polsprung-Theorie
An dieser Stelle wird deutlich, dass die Genesis-Flut und die Gilgamesch-Flut trotz der scheinbaren Verschiedenartigkeit der geschilderten Flut doch gemeinsame Züge aufzuweisen haben. Aber ein tieferes Verständnis für die Zusammengehörigkeit beider Darstellungen erschließt sich uns erst, wenn wir auf die wahren Ursachen jener Naturkatastrophe zurückgehen. Darum müssen wir also von der Polsprung-Theorie ausgehen.
Stellen wir uns vor, was geschieht, wenn es zu einer plötzlichen Verlagerung der Erde kommt, wenn die Erde kippt. Gewaltige Kräfte müssen da wirksam werden, um die Erde unter einer außerordentlichen Erschütterung kippen zu lassen. Die Meere auf der Erde jedoch, als bewegliches Element, werden wegen ihrer Trägheit der neuen Bewegungsrichtung nicht sogleich folgen können. So bleiben die Wassermassen gegenüber dem Erdkörper zunächst zurück. Wenn die Erde sich beim Kippen in einer bestimmten geographischen Region nordsüdlich dreht, wird das Meer gegen die Südküsten anbranden. So entstehen gewaltige Flutwellen, die das Tiefland überschwemmen, und zwar in unvergleichlich stärkerem Grade als bei irgendeinem Zyklon oder Seebeben, wie wir es kennen.
So muss man sich das Zustandekommen der Sintflutkatastrophe in Mesopotamien vorstellen. Der Persische Golf reichte in der frühen Antike noch erheblich weiter in das Mündungsgebiet von Euphrat und Tigris hinein als heute. So lag das Kulturland des alten Sumer in unmittelbarer Meeresnähe.
Alle Umstände, die im Gilgamesch-Epos angegeben sind, sprechen dafür, dass die Überschwemmungskatastrophe von einer solchen Erdverlagerung ausgelöst wurde.
1.6 Zwei Flutkatastrophen - zwei Polwenden
Die Gemeinsamkeiten der beiden Flutberichte dürften darauf beruhen, dass es sich um Polwende-Ereignisse handelte. Die erheblichen Verschiedenheiten ergaben sich aber deswegen, weil es dennoch zwei verschiedene Katastrophen waren, die aber beide ziemlich kurz aufeinander folgten, und zwar - nach meiner Rekonstruktion der biblischen Chronologie - im ersten Viertel des 3. Jahrtausends v. Chr. In einem späteren Kapitel komme ich darauf noch zurück und zeige auf, dass erstaunlicherweise schon Nostradamus die Frist zwischen beiden Ereignissen auf den Tag genau gekannt und überliefert hat.
Die Analyse der Flutberichte legt allerdings nur bei der Gilgamesch-Flut nahe, dass ein Erdkippen stattfand. Denn bei der Genesisflut wird ja über keine plötzlich hereinbrechende Sturzflut berichtet. Das schließt indes eine solche nicht aus. Wenn die Kipprichtung seitlich geht, d. h. Sumer nahe dem Drehpunkt lag, dann wird es dort keine Sturzflut und keinen Südsturm geben. Am besten veranschaulichen Sie sich das einmal an einem Globus, indem Sie ihn nach verschiedenen Seiten kippen lassen.
Bei beiden Ereignissen kann auch die Nähe eines anderen Himmelskörpers eine entscheidende Rolle gespielt haben. Das erscheint zunächst wiederum nur für die Genesis-Flut gesichert wegen der langen Überflutungsdauer, die mit der Anziehungskraft eines anderen Planeten zu erklären ist, der langsam an unserer Erde vorbeizog. Wie sich mir herausstellte, war es die Venus. Aus Südamerika ist übrigens überliefert, dass bei einer Erdkatastrophe die Wasser des Amazonas rückwärts liefen, d. h. das Meer drängte in das Amazonasbecken hinein, was wieder nur von derselben Venus-Nähe verursacht sein konnte.
Dem Venus-Problem habe ich spezielle Untersuchungen gewidmet, die in Studienheften niedergelegt sind.
Die Gilgamesch-Flut dauerte dagegen nur wenige Tage, und wenn dabei ebenfalls ein anderer Himmelskörper in der Nähe war, dann müsste er schnell vorübergezogen sein. Das trifft auf Typhon zu, auch Nibiru genannt, der wegen seiner stark elliptischen Bahn die Erdbahn schnell überquert. In einem besonderen Buch über Typhon werde ich beweisen, dass es tatsächlich mit den Typhon-Umläufen so ist. Soviel zur Einordnung und Orientierung über die astronomischen Bedingungen.
Typhon ist der Name eines Sterns, der nicht nur ein mythologisches Ungeheuer der Griechen bezeichnet, sondern einen Planeten, der auf einer Kometenbahn läuft; den die Chaldäer durchaus schon kannten, der aber von der modernen Astronomie bisher nicht wiederentdeckt werden konnte, weil er noch nicht wieder in Sicht kam. In meinem Typhon-Nibiru-Buch werde ich die Geschichte dieses Störers in unserem Sonnensystem erzählen, der als „Stern der Endzeit“ wiederkehren soll.
Schließlich konnte ich durch Forschungen, die noch weiter in die Vorzeit zurückgreifen, begründen, dass beim biblischen Sintflutbericht auch Überlieferungen einer viel älteren Polwende eingearbeitet worden sind. Die Erkenntnis ist ja nicht neu, dass da zwei Flutberichte zusammengefasst wurden. Aber man wusste nicht, was das für Ereignisse waren. Ich habe erstmals im 5. Kapitel geschildert, was da zwei Jahrtausende vorher geschehen ist beim Untergang von Poseidonis. So darf ich für mich in Anspruch nehmen, die verschiedenen Flutkatastrophen unterschieden und sogar zuverlässig datiert zu haben.
Eine derartige Flutkatastrophe kann niemals nur ein lokales Ereignis des Zweistromlandes gewesen