Polsprung. Hans J. Andersen
5 Stufen der „Kreiselumkehr“ nach L. Suball
1. Umkehr nach der Kreiseltheorie von L. Suball
Senkrechte Linie: Unverrückbare Rotationsachse
1 Der Spielkreisel ruht in Ruhelage auf seinem runden (schweren) Ende in stabiler Form. Wird er in Drehung versetzt, geht ihm dieses stabile Gleichgewicht durch auftretende Zentrifugalkräfte sofort verloren und er wird gezwungen, sich umzulegen, um auf die (leichtere) Spitze zu kommen, auf welcher er in stabiler Form kreisen kann.
2 Der Kreisel ist in der Umlegung begriffen und befindet sich in diesem Moment ungefähr 45° geneigt, ohne dass seine Drehachse mit der Umlegung mitgeht. Diese bleibt während der ganzen Umlegung um 180° unverrückbar in senkrechte Lage.
3 Die Umlegung hat 90° erreicht.
4 Der Kreisel hat in seiner Umlegung 135° erreicht und ist kurz vor dem Sprung auf die Spitze.
5 Der Kreisel ist auf die Spitze gelangt, auf der er in stabilem Gleichgewicht kreisen kann, solange der Impuls anhält, welcher ihn in Drehung versetzte.
Das bedeutet: In Wirklichkeit verlagert sich die Erdachse selbst überhaupt nicht! Sie behält ihre Ausrichtung auf den Polarstern. Nur die Erdkugel wird umgelegt.
Der Zeitablauf für den Umlegungsprozess muss aber von geologischen Maßstäben ganz gelöst werden. Der über viele Jahrmillionen sich hinziehende Umlegungsprozess, an den Suball dachte, dürfte in etlichen Etappen einzelner Polsprünge aufzulösen sein. Denn nach den antiken Zeugnissen - und ebenso beim Kreisel - vollzieht sich die Polwende in einem ununterbrochenen Zug.
2. Umkehr nach der Kreiseltheorie von P. Warlow6
Die Theorie von Warlow begründet besser, wie eine Umlegung in einem einzigen Prozess der Umlegung vorzustellen ist, den er auch mathematisch durchgerechnet hat. Da kann man schon von einer richtigen Polwende sprechen, wenn auch Warlow diesen Ausdruck noch nicht benutzte.
Bild 2: Die 4-stufige Kreiselumkehr nach P. Warlow
Warlow erklärte 1978 in einer englischen Fachzeitschrift die Nord-Süd-Umkehr der Erde mit dem nahen Vorübergang eines anderen Himmelskörpers. Er dachte dabei an die Venus in frühgeschichtlicher Zeit, was ich bestätigen kann. Er veranschaulichte den Vorgang mit einer Kreiselumlegung ähnlich wie Suball:
1. Anfängliches Stadium, erstes Drehstadium mit Rotation P um die senkrechte Achse
2. und 3. Übergangsstadium während der Umkehrung, wobei sich die primäre Drehbewegung P fortsetzt, bei gleichzeitiger Rotation S um eine Achse in der Äquatorebene der Erde.
4. Endstadium mit vollkommen umgedrehter Spitze.
Die Richtung der P-Rotation bleibt für einen äußeren Beobachter während aller Phasen unverändert.7
Die Erde wird als ein großer Kreisel angesehen - das ist im Prinzip sicherlich richtig. Aber die Umstände sind verschieden:
1 Ein Spielkreisel dreht sich auf der Tischplatte, die Erde frei im Raum.
2 Der Spielkreisel kippt nach Auslaufen seines Drehimpulses wieder zurück - die Erde bleibt polgewendet stehen.
3 Ein Spielkreisel muss erst in Drehung versetzt werden - die Erde nicht.
Die Erde benötigt stattdessen die von außen einwirkenden Kräfte durch den nahen Vorübergang eines anderen Himmelskörpers. Dieser muss etwa die Größe eines Planeten haben, weil Kleinkörper nicht die nötige Masse besitzen, um stark genug auf die Erde einwirken zu können.
Suball hat genaue physikalische Berechnungen durchgeführt, wie viel Masse der Himmelskörper haben müsste bei größerer oder geringerer Entfernung, um die Polwende auszulösen. Diese Formeln muss ich hier nicht erörtern, ich übernehme als Nichtphysiker seine Erkenntnisse.
Es ist das Verdienst von Warlow, die Aufmerksamkeit in der Wissenschaft erstmals auf Kräfte gelenkt zu haben, die nicht die Erde selbst produziert, sondern die von außen auf die Erde einwirken müssen. Heute kann die Venus nicht mehr in eine kritische Erdnähe gelangen. Dennoch wird es eine Polwende geben: weil zwei andere große Himmelskörper sich der Erde nähern werden, die ich als Sterne der Endzeit bezeichne. Darüber wird in diesem Buch ausführlich diskutiert.
Nach Nostradamus sollen sogar noch drei Polwenden kommen.
2.3 Umpolungen des Magnetfeldes der Erde
Der nahe Vorübergang eines anderen Himmelskörpers ist aber nur das eine Modell für eine Polwende. Eine zweite Theorie geht vom Erdmagnetismus aus.
In der Geowissenschaft wird die Diskussion um Erdumkehrungen von Forschungen über das Magnetfeld der Erde beherrscht, die in diesem Jahrhundert einen großen Aufschwung genommen haben.
Heute weiß man zuverlässig, dass sich in geologischen Zeiträumen der Erdmagnetismus viele Male vollständig umgekehrt hat. In den letzten 76 Mill. Jahren kam es zu 171 Umpolungen. Das hat man an magnetischen Mustern des Meeresbodens aller Ozeane ermittelt. Da der Boden durch das Auseinanderdriften der Kontinente sich von den „Ridges“ her vulkanisch neu bildet, hält er die jeweilige Polung bei seiner Entstehung fest.
Die Ursachen der Umpolungen sind schwer deutbar. Von Zeit zu Zeit sinkt der Magnetismus ab, bricht zusammen und baut sich wieder neu auf. Die Ursache wird durch Bewegungen des Erdinnern angenommen. Immer wieder wird abgeschrieben, die letzte Umpolung sei vor 700.000 Jahren erfolgt, aber Forschungen an Lavagesteinen an Land haben ergeben, dass noch vor 30.000 und 20.000 Jahren je eine Umpolung stattfand. Bei den Meeresbodenanalysen lassen sich indes Umpolungen in kürzeren Abständen als 50.000 Jahre gar nicht messen.
Für die Erforschung der Polwenden, die erst in den letzten zehn Jahrtausenden aufgetreten sind, bringen solche Langzeitprozesse natürlich gar nichts. Wir werden sehen, warum man so auch gar nicht weiterkommen kann.
Konkret wird gegen Polwenden in dieser geologischen Spätzeit argumentiert: Es hat so spät doch überhaupt keine magnetische Umpolung gegeben - darum sei auch eine geographische Polumkehr indiskutabel.
Die Geophysiker selbst haben jedoch schon kritisch geltend gemacht, dass eine magnetische Umpolung nicht auch eine geographische Umkehrung (Polwende) nach sich ziehen müsse. Das sei nicht einzusehen.
Ich habe mir diese Argumente zu eigen gemacht und daraus den Schluss gezogen, dass bei allen erdmagnetischen Umpolungen, die messbar wurden, eben keine geographische Polvertauschung stattfand. Aber auch umgekehrt: Wenn sich eine Polwende ereignete, dann hat sie nicht zu einer bleibenden erdmagnetischen Umpolung geführt, die man anschließend messen könnte.
Das wäre logisch gedacht - aber wie soll das denn vor sich gehen? Ich bitte um Geduld.
2.4 Energien von der Sonne?
Beschränkt man die Betrachtungsweise auf ein Magnetfeld, das die Erde selbst erzeugt, so wird eine Umpolung desselben - auch nach meiner Ansicht - keine Drehung der Erde, also des Magneten selbst zur Folge haben. Dazu gehört die Wechselwirkung mit einem anderen übergeordneten Feld. Jeder Elektriker weiß, dass der Anker eines Elektromotors sich nur dreht, wenn ein zweites Feld aktiv wird.
Woher kann aber ein zweites, übergeordnetes Feld kommen? Meine Antwort: von der Sonne!
Der vermeintlich leere Weltraum hindert nicht Energieübertragungen von der Sonne zur Erde, denn der Sonnenwind und die Eruptionswolken transportieren Energie und Magnetfelder, welche die Sonne erzeugt!
Sonnenaktivität, die als Kleingeschehen laufend beobachtet wird, vermag im allgemeinen nur geringfügige Feldwirkungen hervorzubringen. Aber das schwankt mit dem bekannten Sonnenfleckenrhythmus, und irgendwann kommt es auch mal zu erheblich größeren Ausbrüchen