Tierkommunikation mit Gänsehaut. Amelia Kinkade
„Doch als der Tigertempel beschuldigt wurde, mit Tigerjungen zu handeln, änderte der Tierarzt seine Regeln. Jetzt werden sie eingefroren, um zu beweisen, dass sie keine Tigerbabys auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Es sollte also als Beweis dienen, dass diese Tiger auf natürliche Weise gestorben sind und dass wir ihre Körper noch haben - für den Fall, dass ihr glaubt, wir hätten sie verkauft.“
Doch drei Tage später fiel diese Erklärung in sich zusammen. Am Donnerstag hielt die thailändische Polizei einen LKW an, der gerade vom Tigertempel wegfahren wollte. Im Laster fanden die Beamten zwei komplette Tigerfelle, ca. 700 aus Tigerteilen gefertigte Amulette und 10 Tigerzähne. Die beiden LKW-Fahrer wurden festgenommen und des Besitzes illegaler Wildtiertrophäen angeklagt. Auch ein Mönch wurde in Haft genommen.
Mittlerweile wurden alle Tiger aus dem Tempel befreit und die Mönche erwartet endlich ihre gerechte Strafe.
Und nun verrate ich euch das Tigerseelengeheimnis Nummer zwei. Kurz nachdem ich aus Thailand zurückgekehrt war, saß ich einem weiteren demütigenden Betrug auf, als ich beschloss, nach London zu ziehen. Dies war kurz nach dem Desaster mit dem Tigertempel und vielleicht eine Lektion, mit der mir das Schicksal meinen Fehler heimzahlte. Womöglich sollte ich daraus auch einfach lernen, dass die sture Holzhammermethode, mit der ich alles anging, nicht länger funktionierte - oder noch nie funktioniert hatte.
Seit Monaten hatte ich mit dem Verwalter einer Wohnung in London, die ich auf einer schicken Webseite, auf der Mietobjekte in Verbindung mit einigen der schönsten Hotels von London angeboten wurden, E-Mails ausgetauscht. Der Verwalter wies mich an, die Miete für die fünf Monate, die ich mit meinen beiden Katzen Doc und Virginia Sue Ann in London verbringen wollte, im Voraus zu überweisen. Das tat ich, weil die Frühstückspensionen und Safariparks, in denen ich in Afrika übernachtet hatte, auch eine Überweisung zur Bedingung für die Reservierung machen. Der Verwalter bot mir sogar per E-Mail an, mich und meine Katzen vom Flughafen abzuholen, um mir die Schlüssel persönlich zu überreichen und mich zu meiner tollen neuen Wohnung in Mayfair zu bringen. Also überwies ich das Geld. Als die Überweisung nicht klappte und das angegebene Konto plötzlich geschlossen war, sollte ich die Überweisung noch einmal ausführen (ein Eingriff von oben, um mich zu warnen!). Ich versuchte, das Geld noch einmal zu transferieren. Da ich leise Zweifel bekam, bat ich eine meiner Schülerinnen in London, ihn persönlich anzurufen. Ich war erleichtert, als sie mir berichtete, dass er tatsächlich den Hörer abgenommen hatte. Wie sie erwähnte, sprach er nicht besonders gut Englisch. Doch zumindest war er telefonisch erreichbar gewesen. Die Tatsache, dass er einen Akzent hatte, erklärte nun auch, weshalb seine E-Mails voller Rechtschreibfehler waren. Meine Schülerin meinte, bei dem Mann könnte es sich um einen Inder handeln.
Ich unternahm alle möglichen umständlichen und teuren Aktionen, um die Flugtickets zu bekommen und alle Einreisebestimmungen für meine Katzen zu erfüllen. Es war alles ziemlich nervig, und ich muss zugeben, dass ich mich offensichtlich in einem Zustand befand, in dem mich nichts von meinem Plan abhalten konnte. Ich verkaufte meinen BMW und mein Klavier. Ich gab meine Wohnung auf und verschenkte alles, was nicht in zwei Koffer passte. Drei Tage vor unserem Umzug verkaufte ich meinen Küchentisch. Während er zur Tür hinausgetragen wurde, besuchte ich noch einmal die Webseite des Londoner Verwalters und entdeckte die Mitteilung: „Diese Phishing-Webseite wurde von Scotland Yard geschlossen.“ Schluck. Der Mann war gar kein Inder. Er war Afrikaner und operierte vermutlich aus einem „Büro“ in Nairobi heraus, in dem Dutzende von Männern wie er ihre Tage damit verbrachten, westliche Kunden dazu zu bringen, Geld für fiktive Wohnobjekte auf Konten zu überweisen. Die Bombe war geplatzt. Mein Geld war weg! Meine Katzen und ich waren obdachlos!
Die Teufelsspirale hatte damit begonnen, dass ich meinen geliebten Tigern den Rücken gekehrt hatte. Und diese Spirale führte mich noch jahrelang immer weiter herunter. Trotz des falschen Verwalters nahm ich meine Katzen und flog nach London, obwohl auch noch mein Antrag auf ein britisches Visum abgelehnt worden war. Kein guter Schritt. Ich erzähle Ihnen all das nicht, um wie ein Idiot dazustehen, auch wenn ich mich damals so fühlte. Ich erzähle es Ihnen, damit Sie sehen, was geschieht, wenn wir unsere Intuition nicht nutzen.
Im Jahr 2009, als das passierte, steckte Internetkriminalität noch in den Kinderschuhen. Doch seitdem hat sie sich immer mehr ausgebreitet, und mittlerweile ist diese Art des Betrugs nichts Ungewöhnliches mehr. Wir müssen uns ansehen, was geschieht, wenn wir nicht unsere Antenne aufrichten - und warum das so ist. Ich bin eine professionelle Hell-sehern; daher war dieser Fehler für mich so, als wäre der Teufel zum Tee vorbeigekommen. Ich war gerade einem der größten Schwindel in meinem Leben aufgesessen - Mönchen, die mit Tigern handelten - und meine innere Antenne hatte glatt versagt. Und nun war ich auch noch auf Betrüger hereingefallen, die mein Konto abgeräumt hatten. Warum hatte ich nicht auf meinen Instinkt gehört, obwohl ich tief in meinem Inneren gewusst hatte, dass diese Luxuswohnung im schicksten Stadtteil von London für den angebotenen Preis zu gut war, um wahr zu sein? Die Antwort ist: Ich wollte, dass meine Wohnung in Mayfair real war. Ich wollte glauben, dass ich ein britisches Visum bekommen würde, so dass ich und meine Katzen jahrelang in London bleiben könnten. Ich wünschte mir verzweifelt, dass meine Selbsttäuschung Realität war, doch jetzt war all mein Hab und Gut weg. Meine Sehnsüchte hatten mich wie ein Bumerang mitten im Gesicht erwischt, und meine Reisepläne waren schon zu weit fortgeschritten, um sie noch stoppen zu können. Nach einem äußerst anstrengenden Sommer in London, in dem ich und meine Katzen in allen möglichen Wohnungen und Frühstückspensionen hausten, konnte ich sie schließlich in guter Obhut lassen und nach Afrika fliegen, um dort zu lehren und meine Löwenfreunde zu besuchen.
Mein Plan B für den Fall, dass ich kein Visum für England bekommen würde, war, nach New York zu ziehen und den Rest meines Lebens mit meiner Lieblingstante zu verbringen. Den Großteil meines Lebens hatte ich im heißen Hollywood verbracht und träumte schon lange von der Ostküste. In meinen romantischen Visionen trug ich schicke Stiefel und Mäntel mit passenden Schals, verliebte mich unter den leuchtenden Herbstbäumen im Central Park und wurde von einer herzlichen Gemeinschaft mit offenen Armen aufgenommen, die sich abends vor dem Kaminfeuer im Pub versammelte, Witze erzählte und über ihre Probleme lachte. Ich hatte mir einfach zu viele Wiederholungen von Cheers angesehen.
Doch vor allem wollte ich unter den schützenden Flügeln meiner Tante Manhattan im Sturm erobern. Sie lud mich schon seit Jahren ein, mit ihr auf Partys von Liza Minnelli oder Lunches mit anderen Promis mitzukommen. Wer hätte da nein sagen können? Damals spielte Rue eine Hauptrolle in Wicked am Broadway. Und sie verhandelte gerade eine Rolle in einer neuen Comedyserie für den Schwulensender auf Hawaii aus. Sie zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen!
Also flog ich mit den Katzen nach New York, wo eine meiner Lieblingsschülerinnen schon darauf wartete, sie liebevoll aufzunehmen. Ich schaffte es gerade einmal bis zu einer Absteige in New Jersey. Dort erhielt ich die Nachricht, dass Rue im Krankenhaus lag und am Herzen operiert wurde. Fünf Tage später erlitt sie einen Schlaganfall.
In jener Nacht kam ich als totales Nervenbündel im Krankenhaus an. Ich war so desorientiert und durcheinander, dass ich mich drei Stunden lang im U-Bahn-Netz verirrt hatte. Ich hatte sämtliche Fehler gemacht, die man nur machen kann, wenn man von Hoboken, New Jersey, zum Krankenhaus in Manhattan fahren will. Schließlich hatte ich mich verzweifelt an meinen Sitznachbarn gewandt und ihn flehentlich um Hilfe geben. „Meine Tante liegt im Krankenhaus. Sie hat in der Serie The Golden Girls mitgespielt. Können Sie mir helfen?“
Mit Fotos von Löwen und Tigern bewaffnet, erreichte ich Stunden später endlich das Krankenhaus. Mein Lieblingscousin, Rues Sohn Mark, hatte sich ohne Gepäck in den nächsten Flieger aus Austin in Texas gesetzt. Er kam nachts an und war äußerst beunruhigt. Wir saßen im Wartezimmer und beteten, als die Krankenschwestern hereinkamen und uns die schlechte Nachricht überbrachten. Rues gesamte rechte Körperhälfte war gelähmt, und wenn sie sie nicht in den nächsten vierundzwanzig Stunden bewegte, würde sie für immer gelähmt bleiben.
Als wir in ihr Zimmer auf der Intensivstation gingen, sahen wir, dass die Ärzte ihr einen Vorderzahn herausgebrochen hatten, als sie ihr den Beatmungsschlauch in die Luftröhre gesteckt hatten. Meine attraktive Tante war nicht wiederzuerkennen, als ich sie an diesem Abend bewusstlos in ihrem Bett liegen sah. Ihr Gesicht war totenblass und