3.333 Seiten geballte Erotik und hemmungsloser Sex. Eva van Mayen
gebührendem Abstand. Mochte der Chef doch sportliche Leistungen entfalten. Der hatte schließlich in den letzten Stunden auch keine Windeln gewickelt.
Gäste
Ohne zu klopfen riss Kommissar Büchner die schwere Tür zum Kaminzimmer auf. Sofort flogen ihm zehn Augenpaare zu. Ein elftes gehörte dem in einem Sessel dösenden, mit Signalweste bekleideten Notarzt. Er gab unüberhörbare Schnarchgeräusche von sich. Der hat die Ruhe weg, der Kerl, dachte sich Bücher.
"Guten Morgen, meine Damen und Herren. Mein Name ist Büchner. Ich bin der ermittelnde Hauptkommissar. Der nächste, der zur Tür reinkommen wird ist Kommissar Kern. Wir werden Ihnen an diesem Morgen noch einige Fragen stellen müssen. Aber erst mal bitte ich um die Aufmerksamkeit des Notarztes. Sind Sie das?"
Damit deutete Büchner auf das kleine im Sessel schlafende Häufchen Mensch. Der Mensch erwachte und richtete sich auf. Als er sich zur Gänze entfaltet hatte, stand ein höchstens ein Meter siebzig großer, ziemlich schlanker Mann vor Büchner.
„Gestatten Sie, mein Name ist Dr. Merz. Ich bin der Notarzt.“
„Dr. Merz, ich schlage vor, wir gehen nach nebenan. Unsere Unterhaltung sollte unter uns bleiben.“ Stefan Büchner öffnete eine Tür an einer Seitenwand des Zimmers und bugsierte den Notarzt in den Nachbarraum.
Derweil hatte Kern das Kaminzimmer erreicht und blieb erst mal wortlos im Türrahmen stehen. „Kern, sie befragen erst mal den oder die Betreiber. Dann die Gäste. Adressen und so", rief Büchner seinem Kommissar hinterher und schob sich und den Notarzt in Richtung einer Sitznische, zu der auch ein mit Sexspielzeug übersätes Tischchen gehörte.
Büchner sah Dr. Merz in die übermüdeten Augen und bat: „Dr. Merz, nun erzählen Sie mal!“
„Ich erkläre Ihnen, was ich selbst kurz untersuchen konnte und was mir so ein kleiner dicker Mann erzählte. Danach hat sich die Sache wohl wie folgt abgespielt. Die Frau, ich glaube sie heißt Tanja, saß auf einem Sattel mit einem eingebauten vibrierenden Dildo. Nach der Beschreibung des Gastes befand sie sich mitten im Orgasmus als es zu einem Kurzschluss kam, der ihren Körper unter Strom setzte. Sie kam von dem Dildo nicht mehr herunter. Nach meiner ersten Einschätzung war dieser Vibrator das stromübertragende Element. Der Stromdurchfluss hat ihren Unterkörper quasi gekocht und verbrannt. Gestorben ist sie wahrscheinlich an Herzversagen. Einer der Gäste hat die technische Apparatur vom Stromnetz getrennt. Er hat mit dem Fuß den Stecker, an dem der Vibrator angeschlossen war, aus der Steckdose getreten. Dabei ist die Steckdose kaputt gegangen. Der Gast hatte ziemliche Blessuren am großen Zeh.
Als der Körper der Frau vom Stromnetz getrennt war ist sie seitlich aus dem Sattel gekippt und dabei mit dem Kopf zuerst aufgeschlagen. Die Strecke, die der Kopf bei entsprechender Hebelwirkung zurückgelegt hat reichte aus, um ihr auch noch einen Schädelbruch zu verabreichen. Das war aber meiner Meinung nach schon nach ihrem Tod.
Die Decke, unter der sie liegt, wurde von einem der Gäste übergeworfen. Ich habe diese Decke angefasst und zur Seite gelegt, als ich die Tote untersuchte. Ich konnte zu jenem Zeitpunkt jedoch nichts anderes mehr als ihren Tod feststellen. So habe ich die Decke wieder über die Frau gelegt."
Hauptkommissar Büchner notierte die Aussagen des Notarztes in ein kleines Büchlein. „Von wem stammte der Notruf, wissen Sie das?“
„Nein. Wir bekommen unsere Einsätze von der Rettungsleitstelle. Die sagen uns nicht, wer angerufen hat.“
„Für den Fall aller Fälle bitte ich Sie noch um Ihre Telefonnummer und um die Adressen, an der wir sie privat und beruflich erreichen können."
Der Arzt gab die Daten, wie gewünscht, zu Protokoll.
Müde verließ der Notarzt den Ort des traurigen Geschehens. Hauptkommissar Büchner starrte in sein Büchlein. Was musste das für ein fürchterlicher Tod gewesen sein? Orgasmus und gleichzeitig eine volle Ladung Strom. Büchner reichte eigentlich schon der Orgasmus seiner Freundin aus. Wenn sie lange genug miteinander vögelten, dann schrie sie, hörte nicht mehr auf und krallt ihre Fingernägel in seinen Rücken. Und dazu noch ne Ladung Strom? Unvorstellbar.
Büchner wollte soeben in das Kaminzimmer zurückkehren, um nach seinem Assistenten zu schauen, als dieser mit Schwung die Tür aufstieß. Er griff Büchner an die Schulter, gab ihm ein Zeichen zu folgen und lief vorneweg wieder die Treppe in den Keller hinab. Büchner folgte so gut es eben ging. Wie konnte dieser dürre, bleiche Kern nur so behände durch die Flure schleichen, fragte sich Büchner.
"Ziehen Sie sich mal Handschuhe an, Chef“, empfahl der Kommissar. Büchner kramte in den Taschen seiner in die Jahre gekommenen Jacke. Neben einer Schachtel Drops und zwei Kinoeintrittskarten fand er auch noch ein Paar schon mal gebrauchter Gummihandschuhe. Die streifte er über.
Der rasche Spaziergang durch das Gebäude endete im Gewölbekeller vor dem Elektrokasten, in dem sich sämtliche Gebäudesicherungen und die Zeitautomaten für Treppenhaus und Außenlichter befanden. Die Blechtür des Schaltkastens war nur angelehnt. Büchner öffnete die leichtgängige weiße Tür. Und da sah er es auch schon. In dem Kasten war manipuliert worden. Den beiden Ermittlern fehlte das fachliche Verständnis, um sofort zu erkennen, welche Veränderungen vorgenommen worden waren. Aber es waren einige Sicherungen herausgenommen und mit groben Drähten überbrückt worden. Derjenige, der die Veränderungen vorgenommen hatte, musste entweder schnell verschwinden oder es war ihm grundsätzlich egal, dass man die Manipulationen auf einen Blick erkennen konnte. Der Todesart der Frau nach zu urteilen musste es jedoch irgendetwas gewesen sein, das dazu führte, dass die vorgesehenen Sicherungen ihren Dienst nicht mehr verrichten konnten.
„Kern, was sagt uns das?" Bücher vervollständigte seine Frage durch die eigene Antwort. „Hier gab's einen Mord“, stöhnte er in der Gewissheit, nun besonders gründlich vorgehen zu müssen. Und gründlich bedeutete immer mehr Arbeit. Gründlich bedeutete auch Überstunden. Und gründlich bedeutete vor allem Stress mit Vorgesetzten, Stress mit der Presse und im wesentlichen Stress mit dem in solchen Augenblicken immer streikenden Kaffeeautomaten im Kommissariat.
"Was bedeutet denn das nun konkret?" Kern stellte immer solche Fragen. Büchner konnte in die Luft gehen. Das war doch ziemlich eindeutig. Mann oh Mann.
„Ich glaube hier hat jemand den Vibrator manipuliert und dazu die Sicherungen umgangen. Ganz schön perfide. Und ein besonderes Schwein obendrein. So bringt man doch keine Frau um!"
"Chef, da magst du Recht haben. Das macht nur ein Perverser. Und Chef, ich hab ohnehin das Gefühl, hier sind nur Perverse unterwegs?"
„Du meinst, weil wir in einem Swinger Club sind?“
"Ja, das wollte ich damit zum Ausdruck bringen."
"Bist du katholisch?“
„Wieso? Ich bin eigentlich gar nichts. "
"Ich habe mich in meinem Berufsleben schon oft gefragt, wo Perversität anfängt und wo sie aufhört. Und Sven, ich sage Dir eines, ich weiß es nicht. Und je älter ich werde, umso weiter verschieben sich die Grenzen. Lass uns mal nach oben gehen. Wenn wir Glück haben, dann sitzt der Mörder unter den Gästen. Auf jeden Fall muss er die Gewohnheiten von dieser Tanja gekannt haben."
Kern hatte, während Büchner mit dem Notarzt beschäftigt war, bereits mehrere Seiten voll geschrieben. Adresse, Namen, und so weiter. Nun stand er nach Luft schnappend an der Bar. Büchner lehnte lässig neben ihm am Tresen und schaute in die Runde. Er hoffte, dass Kern das Wort ergreifen würde. Aber erst mal passierte nichts.
„Na, mein Junge, wie stehen die Aktien“, versuchte Büchner locker den Ball Kern zuzuspielen. Dabei wusste er ganz genau, dass Kern die Bezeichnung „mein Junge“ partout nicht ausstehen konnte. Schon zuckte der folgerichtig auch sofort zusammen, als die Bezeichnung fiel. Er blickte von seinem Büchlein auf, legte die Stirn in Falten, dann zuckte er mit den Schultern. „Keine Hinweise, nichts was uns weiter bringt, und alle behaupten, sie hätten zum Todeszeitpunkt ein Alibi. Nur der Betreiber empfahl, mal nach dem Elektrokasten zu sehen. Deshalb waren