Im Paradies des Teufels. Klaus-Peter Enghardt

Im Paradies des Teufels - Klaus-Peter Enghardt


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angenehm, entgegen der wahnsinnigen Tageshitze von jenseits der fünfzig Grad Celsius.

      Wieder einmal war der Abend jedoch viel zu schnell vorüber gegangen und ihm folgte eine sehr kurze Nacht.

      Der Bauleiter verriet uns eines Morgens eine Neuigkeit. In wenigen Tagen würden neue Kollegen in unserem Camp eintreffen, die die Betonplatten für unsere Hallen herstellen sollten, da wir mit der Arbeit des Subunternehmens nicht zufrieden waren.

      Die Ankerlöcher für die Stützen waren bisher so ungenau, dass wir oft mit Presslufthämmern nacharbeiten mussten, um die Stahlstützen stellen zu können.

      Das hielt enorm auf, da wir anschließend neue Schraubenbolzen einbetonieren mussten und der Beton natürlich eine gewisse Aushärtungszeit beanspruchte.

      Ich hatte in der Vergangenheit unseren Bauleiter ein paar Mal bei unserem Subunternehmen als Dolmetscher unterstützt, um die schlechte Qualität der Betonplatten zu bemängeln, aber leider war die Qualität nicht besser geworden.

      Deshalb wurde schließlich die Überlegung angestellt, die Betonplatten selbst herzustellen, jedoch hatte noch keiner der deutschen Kollegen bei diesen Extremtemperaturen plastischen Beton eingebaut und so waren da wohl auch noch einige Probleme zu erwarten.

      Nun sollten für dieses Vorhaben also kurzfristig Fachkräfte aus Deutschland eingeflogen werden, doch um für diese Kollegen Unterkünfte zu schaffen, mussten schnellstens zwei Großbungalows gebaut werden.

      Die Vorhut der neuen Kollegen goss bereits die Fundamente für diese Unterkünfte und erlebte nun den Umgang mit dem Beton bei hohen Temperaturen.

      Da die entsprechende Technik, wie Betonfertiger oder Fahrmischer, noch mit dem Schiff unterwegs war, übernahm ein irakisches Betonunternehmen diese Transporte so lange, bis die deutsche Technik vor Ort war.

      Es gab im Irak so gut wie nichts, das sich nicht irgendwie mit einem fahrbaren Untersatz transportieren ließe. Und da habe ich die abenteuerlichsten Fahrzeuge und die nicht weniger abenteuerlichsten Kraftfahrer erlebt!

      Was ich jedoch am ersten Tage der Betonierarbeiten erlebt habe, war so unglaublich, dass ich es zu Hause in Deutschland gar nicht zu erzählen wagte, um nicht als Schwindler dazustehen, aber ich kann beeiden, dass ich die Wahrheit sage.

      Wir bestellten den Beton in einem Betonwerk in Falludscha. Im Allgemeinen waren die irakischen Firmen nach Terminabsprachen recht zuverlässig.

      Da ich einige Dinge in der Zentralwerkstatt zu erledigen hatte, befand ich mich noch auf dem Campgelände. Ich sah einen Fahrmischer auf die Baustelle der neuen Unterkünfte fahren, der ferngesteuert zu sein schien, denn ich konnte von weitem im Fahrerhaus keinen Fahrer erkennen.

      Der Betontrommler fuhr in einem eleganten Bogen auf die Baustelle und rangierte rückwärts an die vorbereiteten Schalungen. Ich wurde neugierig und ging näher heran, um herauszufinden, wie das Fahrzeug bewegt wurde.

      Plötzlich ging die Fahrertür auf und aus dem Auto sprang ein Bürschchen von vielleicht zwölf Jahren und etwa einem Meter und vierzig Zentimetern Größe.

      Er schritt um das Fahrzeug herum, löste die Rutschen, die das Schütten des Betons in die Fundamente möglich machten, befestigte einige dieser Rutschen hintereinander, um so nahe wie möglich an die Fundamente zu reichen und sonnte sich sichtlich in unserem Erstaunen.

      Um dem Fass jedoch den Boden auszuschlagen, langte er in seine Hosentasche, holte eine Zigarettenschachtel heraus und brannte sich eine Zigarette an. Uns verschlug es angesichts der Kaltschnäuzigkeit des Lümmels die Sprache, aber wir mussten trotzdem schallend lachen. Er schwenkte gekonnt und mit einer zur Schau gestellten Lässigkeit die Rutsche für den Beton über die Schalung, betätigte einige Hebel und ließ den Beton in die vorbereitete Fundamentbettung gleiten.

      Als das Fundament gefüllt war, fuhr er ein paar Meter weiter zum nächsten Fundament und wiederholte die Arbeit so lange, bis die Trommel des Fahrmischers leer war. Mit ein wenig Wasser aus einem Behälter reinigte er die Rutschen, stieg in den Lkw und fuhr von der Baustelle. Dabei konnte ich nun sehen, dass der Junge im Auto stand, da er im Sitzen gar nicht an die Pedale gereicht hätte.

      Einer der ägyptischen Hilfskräfte verriet uns, dass der Bengel der Sohn des Betonunternehmers war und im Unternehmen sogar die Radlader und Bagger bediente.

      Als die Fundamente für die Großbungalows drei Wochen später ausgehärtet waren, wurden die beiden Gebäude errichtet und dann kam für uns die große Überraschung.

      Unsere Kuwait-Häuser wurden verkauft und wir mussten ebenfalls in diese Großbungalows umziehen. Nun wäre ja nichts dagegen einzuwenden gewesen, wenn der Wohnkomfort unverändert geblieben wäre, aber leider war dem nicht so, wie wir bald herausfinden sollten.

      Die Kuwait-Bungalows waren für maximal drei Leute vorgesehen, die Räume im Großbungalow waren jedoch für vier Personen ausgelegt. Die Holzwände waren so dünn, dass man in den Nachbarräumen jedes Wort verstehen konnte. Der Fußboden war aus Holz und knarrte bei jedem Schritt.

      Da die Toiletten und die Duschräume ebenfalls in den Gebäuden untergebracht waren, herrschte auf dem Korridor bis in den späten Abend hinein ein Kommen und Gehen und während dieser Zeit war an Schlaf nicht zu denken. Die architektonische Spitzenleistung jedoch war ein großer Gemeinschafts- und Aufenthaltsraum, der genau in der Mitte des ersten Gebäudes untergebracht war.

      Weil wir so schnell wie möglich unsere Kuwait Häuser räumen mussten, durften wir uns die Räume in der ersten Baracke aussuchen. Nun galt es, das kleinste Übel herauszufiltern. Nahm man ein Zimmer zu nahe an der Nasszelle, hörte man den ganzen Abend das Getrampel auf dem Korridor, wenn die Kollegen zum Duschen oder auf die Toilette gingen. War man zu nahe am Gemeinschaftsraum, konnte es passieren, dass man bis in die späte Nacht keinen Schlaf fand, da es immer ein paar Unentwegte gab, die kaum Schlaf brauchten und Skat bis zum Abwinken droschen.

      Nach längerer Diskussion bezogen wir schließlich ein Zimmer, von dem wir glaubten, die richtige Wahl getroffen zu haben. Wie sich jedoch schon bald herausstellen sollte, konnten wir von diesem Zimmer sowohl prima das Getrampel zur Nasszelle, als auch den Krawall vom Gemeinschaftsraum hören. Die Isolierung der Wandelemente war so schlecht, dass die Klimaanlage im Nonstop-Betrieb lief. Das Thermostat kam gar nicht zum Abschalten und hätte eigentlich eingespart werden können.

      Wir waren nun vier Mann auf dem Zimmer, aber das war kein Problem, denn es hatte sich in den letzten Monaten bereits ein Freundeskreis herausgefiltert, mit dem man abends und am Wochenende ohnehin vieles gemeinsam unternahm.

      Der Vorteil an einem Viermann-Zimmer war, dass man auf dem Zimmer endlich eine Doppelkopfrunde zusammen bekam, jedenfalls immer dann, wenn nicht gerade ein Kollege im Urlaub war.

      Das Kartenspiel war nämlich unter den Monteuren seit jeher eine der urtypischsten Freizeitbeschäftigungen.

      Wenige Tage nach unserem Umzug, als die nächste Maschine von Berlin ankam und die Kollegen vom Flughafen im Camp anrückten, kam auch ein uns bekannter und beliebter Kollege in unser Team, der vorher im Zentrallager wohnte.

      Er steckte seinen zotteligen Wuschelkopf durch die Tür, wuchtete sein Gepäck in unser Zimmer und rief lachend: „Gebt mir amol was Kaltes zu Trinken nach der Schinderei, aber zieht ok amol ään Finger, ich hab ään Bäärendurscht“.

      Wir waren hoch erfreut über den Neuzugang. Es war nämlich Klaus, der ehemalige Kraftfahrer aus dem Zentrallager, genannt „der Finger“. Nun wurde unsere Runde sicher noch lustiger.

      DIE ZEIT DES RAMADAN

      Am 20. August begann der Ramadan, der dreißigtägige Fastenmonat der Moslems, für unsere ägyptischen Arbeitskräfte eine sehr harte Zeit, denn die Leistungsfähigkeit der Arbeiter tendierte dann schon um zwölf Uhr mittags nahe Null. Somit war der Ramadan auch für uns ein Härtefall.

      Der Ramadan wird von den Moslems nach ihrem Mondkalender gefeiert. Er findet regelmäßig im Monat Dhu-I-Hiddscha statt und weicht von einem Jahr zum anderen meist um elf Tage ab.

      Früh


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