Christina sucht das Paradies auf Erden. Christina de Buhr

Christina sucht das Paradies auf Erden - Christina de Buhr


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erhalten. So kann ich bestimmt unabhängig und ohne Angst leben. Ich weiß, was ich will. Nie möchte ich erpressbar sein. Das ist die Voraussetzung dafür, endlich mein Leben so zu formen, wie ich es mir jetzt wünsche.“

      Gott: (skeptisch) „Was für eine Parallel-Erdenzeit hast DU DIR denn ausgesucht?“

      Seele: „Ich habe mich entschlossen, als Frau mit weißer Hautfarbe in Deutschland an der Nordsee mein neues Leben zu beginnen. Am dritten April neunzehn-hundert-neunundvierzig.

      Am achtzehnten Januar 1949 wird in diesem Land das Grundgesetz geändert.“

      Gott: (schaut die Seele amüsiert an) fragt: „Verstehst DU überhaupt, was sich dann ändern wird?“

      Seele: (nickt) „Das bedeutet dann, dass in diesem Land die Würde des Menschen unantastbar ist. Jeder Mensch hat dort das RECHT auf sein Leben und seine Unversehrtheit. Was für mich dann als Mensch bedeuten wird, nicht in einem Krieg aufzuwachsen. Aber für mich ist dies das wichtigste Gesetz: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Ich habe in einigen Leben zu oft als dunkel- und hellhäutige Frau versucht, etwas zu bewirken. Ohne Erfolg.“

      Gott: „Da kann ich nur staunen. DU hast DIR wirklich eine besondere Erden-Lebenszeit ausgesucht. Doch trotzdem wird es immer noch sehr schwer für DICH werden, viele Menschen mit DEINEM Wissen zu erreichen.

      Seele: (seufzt mal wieder) Sie grübelt und schaut Gott dann fragend an:

      „Warum tue ich mir das eigentlich an? Warum möchte ich eigentlich wieder geboren werden? Kannst DU mich bitte noch einmal daran erinnern?“

      Gott: (ganz trocken): „DU möchtest endlich als Vorbild in das Paradies auf Erden einziehen!“

      Seele (aufatmend): „Ja, das stimmt wirklich. Nun möchte ich DICH noch einmal bitten, mir zu sagen, was ich jetzt noch auf der Erde lernen muss, um dieses Ziel zu erreichen.“

      Gott: „Ich habe es vernommen.“

      Stille. Nun versucht die Seele es mit einer Bitte.

      „Ach, ich weiß ja eigentlich doch schon alles! Kann ich vielleicht doch sofort bei meiner Geburt ohne Leid in das Paradies auf Erden hineingehen?“

      Gott: (ist sehr erstaunt über diese Bitte.) „DIR ist doch klar, dass dies nicht möglich ist. Möchtest DU die Antwort wirklich noch einmal von mir hören?“

      Seele: Ooooooooooh ja.

      Gott: (stöhnt leise, weil ihm die menschliche Sprache sehr anstrengt.) „Also gut. Aber nur die kurze Version. Ich werde ganz langsam sprechen.“

      Pause. Er aktiviert eine erweiterte Redebereitschaft.

      „Jede Seele wählt sich stets ein Leben auf der Erde, weil sie es im letzten Leben noch nicht geschafft hat, alle Menschen so zu lieben und zu nehmen wie sie sind.“ Er hält inne und meint dann:

      „Doch wenn DU in DEINEM neuen Leben auch keine Vorbilder hast, dann wird es für DICH wieder sehr schwierig sein, DEIN Ziel zu erreichen. Erst wenn DU bereit bist, durch Leid und Krankheiten zu lernen, dass DU ganz allein dafür verantwortlich bist, DU also nie ein Opfer sein kannst, dann wirst DU alle DEINE Geschwister bedingungslos lieben. Dadurch wirst DU nie mehr wütend werden und nie mehr ein Lebewesen hassen.

      Gott gibt der Seele Zeit zum Nachdenken.

      Die Seele fragt nun nach.

      „Also ist das Leid nur dazu da, dass ich aufwache? Um dann so bewusst zu leben, dass ich mit allen Menschen mitfühle? Auch mit den Mördern und Menschen, die Kinder und Erwachsene vergewaltigen? Damit ich keinen Menschen mehr bewerte? Ist das also wirklich der Sinn unseres Lebens? Dadurch zu lernen, wirklich alle Menschen bedingungslos zu lieben?“

      Gott: „Ja, so ist es. Barmherzig zu leben bedeutet, dass alle Menschen ihre Seelengeschwister so lieben sollten, wie sie sind.

      Ohne zu bewerten.“ Er räuspert sich.

      „Aber darum ist ja jede Seele im Menschenkörper so wunderbar mutig und einmalig. Weil er als Seele das Leben auf der Erde wählt, trotzdem er weiß, wie viel Leid damit verbunden ist.

      Darum liebe ich EUCH ALLE. Niemals seid IHR Sünder. Nur der Mensch, der das glaubt, bestraft sich damit selbst.“

      Er wendet sich fragend an die Seele:

      „Wieso bist DU so überzeugt, dass DU in DEINEM neuen Leben den Weg der bedingungslosen Liebe finden wirst? Trotzdem DU doch noch jetzt weißt, dass DU in DEINEM neuen Leben auch DEIN Wissen vergessen wirst?“

      Er schaut forschend die Seele an und fragt ganz intensiv:

      „Wie willst DU also DEIN Ziel erreichen?“

      Als der Seele klar wird, dass wirklich nur das Leid sie endlich in das Paradies auf Erden bringen kann, wehrt sie sich nicht mehr dagegen. (Sie steht nun entschlossen auf.)

      „Mein wunder-wunderbarer Vater, mein liebster, liebster Gott.

      Ja, ich bin nun wirklich fest davon überzeugt, dass ich es in meinem neuen letzten Leben schaffe, endlich meinen Mitmenschen wenigstens ein kleines Paradies auf Erden anzubieten. Es werden Menschen auf mich zukommen, die mir dabei helfen.“

      Sie schaut ihren Gott-Vater liebevoll an.

      „Ich danke DIR für DEINE Ehrlichkeit.“

      Ganz feierlich und mit glänzenden Augen beendet sie nun ihr gemeinsames Gespräch:

      „Lieber Gott-Vater, JA, ich wähle dieses neue Leben!“

      Gott: fängt an lauthals zu lachen. Die Menschen werden es bestimmt als Donner auf der Erde hören.

      Er umarmt dann die Seele und meint:

      „Meine wunderbare Seele, auch für mich wird DEIN neues Leben spannend werden. Ich werde alle Menschen und DICH immer mit meiner bedingungslosen Liebe begleiten.“

      Mit glückseligem Blick meint er dann verabschiedend:

      „Ich danke DIR für DEINEN jetzigen Entschluss, alle Menschen, die es sich wünschen, mit DEINER Liebe zu unterstützen.

       Meine liebe Seele, gleite in Liebe und Frieden in DEINEN neuen Menschen-Körper.“

      2

       DIE LEBENSSCHULE AUF DER ERDE BEGINNT

      Wie gewünscht wird unsere Seele am dritten April neunzehnhundert-neunundvierzig um zirka elf Uhr an der Nordsee in einem Menschenkörper auf der Erde geboren. Die Hebamme bestaunt das Baby. Mit drei verschiedenen Rottönen in dem Flaum auf dem Kopf und mit strahlenden grünen Augen erblickt sie das Licht der „Welt“. Die nicht mehr jungen Eltern hatten sich lange ein Kind gewünscht. Endlich ist ihr Wunsch Wirklichkeit geworden. Sie nennen ihre Tochter Christina.

      Es ist Ostern und die Sonne scheint sehr intensiv. Christina ist nur mit einem leichten Tuch bedeckt. Sie wird in ihrem Kinderwagen den Hausbewohnern vorgestellt. Alle älteren Leute schütteln fassungslos den Kopf. Sie denken und sprechen es auch aus:

      „Wie können die Eltern um diese Jahreszeit ihr Baby so leicht bekleidet im Freien präsentieren. Dieses Kind wird sich so erkälten, dass sie bald an einer Lungenentzündung sterben wird.“

      Alle nicken zustimmend.

      Christina möchte protestieren, doch es kommt nur ein schmatzender Laut aus ihrem Mund. Sie ärgert sich darüber. Trotzdem sie ja weiß, wie schädlich dies ist. Sie denkt:

      „Also, ein Baby zu sein ist immer wieder ätzend. Jetzt muss ich mir wieder von allen Menschen so einen Quatsch anhören, ohne etwas dazu sagen zu können. Bestimmt benutzen sie dann auch wieder die Babysprache.“


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