Christina sucht das Paradies auf Erden. Christina de Buhr
Wir sind wirklich Seelen-Schwestern.“
Ihre Mutter schaut sie ganz erstaunt an. „Jetzt überrascht DU mich wirklich. Sonst war Claudia doch immer DEIN EIN und ALLES. DU wolltest Claudia nie loslassen, wenn sie gehen wollte.“
Christina nickt und sagt leise: „Ja, das ist mir erst heute klar geworden. Aber nun möchte ich sie loslassen und bereit sein für viele andere Menschen.“
Die Mutter ist freudig überrascht. „Claudia ist ab siebzehn Uhr zu Hause. Dann gehen wir bei ihr vorbei.“
Überlegend sagt sie: „Ich habe eine Idee. Bis dahin üben wir schon einmal die Rechtschreibung. Ich habe mich bei der Schulbehörde erkundigt. Da DU noch nicht im März sechs Jahre alt wirst, muss DU nun doch einen Eignungstest bestehen.“
Herausfordernd meint sie dann: „DU willst ja unbedingt schon mit sechs Jahren in die Schule gehen. Aber wenn DU die Prüfung nicht bestehst, dann solltest DU es wirklich akzeptieren, dass DU noch ein Jahr zu Hause bleiben musst.“
Christina sieht ihre Mutter ein bisschen ärgerlich an und denkt:
„Immer dieses muss. Ich muss überhaupt nichts.“
Doch dann meint sie siegessicher:
„Mutti, DU bist einfach die liebste Mutti auf der Erde. Jetzt haben wir noch Zeit zu üben. Ich schaffe die Prüfung ganz bestimmt. DU weißt ja, was mein Ziel ist.“
Bedeutungsvoll schaut sie ihre Mutter an. Diese wirkt auf einmal sehr unsicher. Christina hatte letzte Woche folgende Bitte ausgesprochen: „Muttilein, sage mir bitte, warum DU DICH nicht von Papa scheiden lässt. Er ist immer so zornig. Besonders, wenn er sein Bier trinkt. Dann schlägt er DICH und DU weinst die ganze Nacht.“
Die Mutter hatte bei Christinas Worten angefangen zu schluchzen. Sie hatte schniefend erwidert: „Wo sollen wir denn hin?
Ich habe doch keine Arbeit. Wovon sollen wir denn leben?“
Christina konnte nicht antworten. Nach ein paar Schweige-Minuten sagte auf einmal die Mutter: „Aber eins verspreche ich DIR, wenn DU aus der Schule kommst, dann trenne ich mich von DEINEM Vater.“
Christina war sehr überrascht über dieses Angebot. Sie hatte überlegt: „Das kann ich nicht glauben.“
Darum hatte sie ganz entschlossen gesagt: „Also gut, versprochen ist versprochen. Das wird nicht gebrochen. Schwöre es.“
Die Mutter hatte ihr diesen Wunsch erfüllt. Doch Christina war bei diesem Gespräch nicht davon überzeugt, dass die Mutter wirklich den Schwur einhalten würde. IHR damaliger Gedanke:
„Wenn ich bald mein Wissen vergesse, hilft auch kein momentaner Schwur.“
Entschlossen hatte sie ein Blatt Papier und einen Bleistift geholt und ihre Mutter gebeten: „Mutti, schreibe bitte auf, dass DU DICH von Papa trennst, wenn ich meine Schule beende.
Mit Unterschrift.“
Ihre Mutter hatte sie ganz erschrocken und ängstlich angeschaut. Christina bekam Mitleid mit ihr und dachte: „Ich habe mir doch eine schwache und ängstliche Mutter gewünscht. Also beschwere DICH nicht. Sie wird bestimmt unterschreiben, weil sie glaubt, dass ich den Zettel verliere. Das wird mir aber nicht passieren.“
Dann hatte sie bittend in die Augen der Mutter geschaut.
„Bitte, bitte, allerliebste Mutti“, war ihr Ausruf.
Die Mutter war erst am Überlegen.. Aber dann hatte sie doch, wie gewünscht, das von IHR Gesagte auf den Zettel geschrieben. Mit ihrer Unterschrift. Aufatmend hatte Christina ihre Mutter umarmt und den Zettel schnell eingesteckt. Sie war sich ganz sicher:
„Ich werde den Zettel so verstecken, dass ich ihn finde, auch wenn ich mein Ziel vergesse. Wie sonst können Mutti und ich endlich unseren Frieden finden.“ So hatte sie noch einmal ganz intensiv in die die Augen der Mutter geblickt. Fast hypnotisierend.
Nun freut sie sich, dass ihre Mutter sich wirklich mit der Schulbehörde in Verbindung gesetzt hatte. Jetzt ist sie noch entschlossener, den Test so gut abzuschließen, dass sie ab ersten April ganz bestimmt eingeschult wird. Da ihre Mutter nun fast schuldbeladen wirkt, umarmt Christina ihre Taille und meint:
„Mutti, DU brauchst DIR keine Sorgen machen. Ich werde ganz schnell groß, und dann passe ich auf DICH auf.“
Die Mutter weint nun leise vor sich hin. Dann aber holt sie entschlossen ein Heft. Die Schreibübungen können beginnen.
Christina ist nicht ganz bei der Sache. Denn sie denkt an die Unterredung mit Claudia.
Endlich ist es so weit. Sie klingeln bei ihrer Freundin.
Diese schaut aus dem Fenster und winkt ihnen zu. „Mit „Kommt herauf“ werden sie begrüßt. Schnell eilt Christina die Treppe hoch und umarmt Claudia innig. Claudia streichelt Christinas Kopf. Sie wirkt sehr erstaunt. „Ist etwas passiert?
Hast DU einen besonderen Grund, mich heute zu besuchen“ fragt sie. Die Mutter begrüßt Claudia und entschuldigt sich: „Bitte, sei nicht böse. Christina hat ein ganz besonderes Anliegen an DICH. Sie hat einen erstaunlichen Entschluss gefasst. Sie möchte aber mit DIR selbst darüber reden.“
„Na gut, dann lass uns auf das Sofa setzen, damit ich nicht umfallen kann.“ meint Claudia.
Christina schüttelt den Kopf und sagt zu Claudia:
„Nein, bitte noch nicht. Was ich zu sagen habe, kann ich nur mit DIR besprechen.“
Sie schaut dann ihre Mutter an: „Bitte, bitte liebe Mutti, gehe nach Hause. Du wirst DICH nur langweilen. Claudia wird mich nach Hause bringen. Nicht wahr Claudia?“
Christinas bittender Blick sagt Claudia alles. Claudia nickt. Sie sieht erst die Tochter und dann die Mutter an: „Uschi, vielleicht hat DEINE Tochter Recht. Dieses Gespräch wird aus meiner Sicht wirklich lange dauern. DEIN Mann kommt jetzt auch gleich nach Hause. Es ist besser, wenn DU ihm dann sein Essen auftischen kannst. Sonst gibt es nur Ärger.“
Sie umarmt die Mutter. Diese windet sich aus der Umarmung.
Wortlos geht die Mutter zur Tür, nickt den BEIDEN zu und verlässt das Haus.
Christina atmet erleichtert aus. „Danke Claudia, wie immer verstehst DU mich.“
Nun setzen sich BEIDE auf das kuschelige Sofa. Erwartungsvoll schaut Claudia Christina an. Christina zögert einen Moment.
Daraufhin springt Claudia auf. „Ich werde uns erst einmal Pfefferminz-Tee aufbrühen. Entspanne DICH. Ich bin gleich wieder da.“
Sie geht in die Küche. Christina hat Zeit, ihre Entscheidungen noch einmal zu überprüfen. Sie ist davon überzeugt, dass Gott ihr dabei geholfen hat. Also ist alles gut.
Claudia erscheint mit der Teekanne und den zwei Tassen. Doch Christina will sich nicht ablenken lassen. Als Claudia sich hinsetzt, atmet sie noch einmal tief durch. Sofort beginnt sie mutig mit ihrer voraussichtlich langen Rede:
„Meine wunderbare Seelenschwester Claudia. Gott hat DICH schon sehr früh zu mir geschickt. Damit ich mich nicht so allein fühle, und weil ich viel von DIR lernen soll. Doch erst heute ist mir klar geworden, dass ich schon abhängig von DIR geworden bin. Ich war bis heute sehr traurig, DICH nur noch einmal in der Woche zu sehen. Es ist nicht leicht für mich.“
In ihren Augen glitzern Tränen. Christina beugt sich zu Claudia vor: „Da ich DICH also nicht freiwillig in Liebe losgelassen habe, erhielt ich von Gott durch Fieberanfälle die Chance, mich wieder auf meinen Lebensplan zu besinnen. In den nächsten Monaten werde ich bestimmt mein Ursprungswissen verlieren.“
Sie schaut Claudia prüfend an.
„Darum bleibt mir nicht mehr viel Zeit, alles so zu planen, damit ich die Chance erhalte, als junge Erwachsene wieder mein Ursprungswissen zu aktivieren. Dafür benötige ich aber DEINE Hilfe.“
Nun kommen ihr doch die Tränen. Sie hatte sie so tapfer unterdrückt. Claudia springt auf