Der arme Trillionär. Georg Ransmayr

Der arme Trillionär - Georg Ransmayr


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id="ulink_745b3075-3514-5a5d-93f3-30d520715254">Es gab Tage, an denen die Preise stündlich in die Höhe kletterten und verzweifelte Konsumenten die Geschäfte stürmten. Hausfrauen investierten ihr Geld auf Teufel komm‘ raus in unverderbliche Erzeugnisse wie Kaffee oder Kristallzucker. Und das bei immer monströser anmutenden Preisen. Anfang 1914 hatte ein Kilo Kristallzucker noch weniger als eine Krone gekostet. Im Jänner 1921 waren es schon 96 Kronen, im Oktober 1923 absurde 12.400 Kronen pro Kilo. Durch die horrende Inflation ist den Menschen damals das Geld buchstäblich zwischen den Fingern zerronnen. Wien war „bevölkert von notleidenden Millionären“, die sich nichts mehr leisten konnten.10

      Die Tricks der Inflationsgewinnler

      Die Inflation, die ganz Wien elektrisiert hat, war für Sigmund Bosel keine Tragödie. Der junge Kommerzialrat kann sich 1920 glücklich schätzen, dass er zu Kriegszeiten seine Gewinne teilweise ins Ausland transferiert hat. Während die inländischen Sparguthaben durch die Geldentwertung ausradiert werden, hat Bosel Fremdwährungen in der Hinterhand. Damit entwickelt der Millionär, der sich inflationsbedingt schnell zum Milliardär mausert, eine gewaltige Kaufkraft.

       In den Geschäften der Luxuswarenhersteller und Schmuckhändler sind die neureichen Inflationsgewinnler gerne gesehen.


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