Räuchern, Raunacht, Rituale. Sigrid Csurda-Steinwender

Räuchern, Raunacht, Rituale - Sigrid Csurda-Steinwender


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zu Samhain wieder schließt: Der Tod wird als Transformation und Aufstieg auf die nächste Stufe des Seins verstanden. Zu Samhain übergibt das alte Jahr an das neue, der Kreislauf des Lebens wird auf der nächsthöheren Stufe wiedergeboren und durchläuft aufs Neue alle Stufen des Seins und der Entwicklung.

      Mit dem Übergang vom Jäger- und Sammler-Dasein des Menschen hin zu Ackerbau und Viehzucht kam zum Mondkalender der Sonnenkalender als wichtige Ergänzung hinzu. Ab nun wurde es wichtig, in Anbetracht der bevorstehenden Jahreszeiten Aussaat und Ernte entsprechend zu planen. Der Lauf der Natur regelt die Balance zwischen der Aktivität im Außen und dem In-die-Stille-Gehen mit dem Rückzug nach innen. Aufgrund der Tatsache, dass die Erde um die Sonne kreist, teilt sich das Jahr in eine dunkle und eine helle Jahreshälfte. Unsere Ahnen verstanden das Winterhalbjahr als stille Jahresnacht und das Sommerhalbjahr als aktiven Jahrestag.

      Wo Licht und Dunkel aufeinandertreffen, finden sich immer besondere Energiequalitäten. Der Schleier zur Anderswelt und zu feinstofflichen Energieebenen lichtet sich an solchen Übergängen und macht den Austausch mit anderen Ebenen des Seins für uns Menschen einfacher. Solche besonderen Momente des Übergangs können wir in kleinen wie auch in größeren Zeitebenen bewusst erleben:

      • in der Dämmerung

      • zum Jahreswechsel

      • an den vier Mondfeiertagen, besonders an Samhain

      • und natürlich speziell in der Zeit der Raunächte!

      Der Mond und die Sonne bilden den »Rahmen« für das keltische Jahresrad.

      Der Mondkalender ist kürzer als der Sonnenkalender, der mit seinen 365 (bzw. 366) Tagen die heute übliche Kalenderzählung umfasst. Aus dem Unterschied zwischen diesen beiden Zyklen ergeben sich zwölf Tage und Nächte, die in die dunkle »Jahresnacht« des Winters fallen. Diese »Zeit zwischen den Zeiten« ist als die Zeit der Raunächte bekannt: Diese wohl mystischste Zeit des Jahres entzieht sich dem stabilen Gerüst des Sonnen- und Mondkalenders und fällt gewissermaßen »aus dem Rahmen«. Von unseren Ahnen wurden diese Tage und Nächte mit besonderer Achtsamkeit gelebt. In dieser Zeit werden – den alten Überlieferungen zufolge – die Samen für das kommende Jahr gelegt. Diesen Aspekt der achtsamen Lebensgestaltung dürfen wir auch heute – angepasst an die Anforderungen der modernen Zeit – mehr und mehr als Anker in unserer schnelllebigen Zeit wiederentdecken und verstehen.

      Der weitende Blickwinkel auf Raum und Zeit des vorangegangenen Kapitels erlaubt Ihnen vielleicht, Ihr Zuhause und Ihr Sein als ein Geschenk zu erkennen.

      Für all das, was uns im Leben zur Verfügung steht, dürfen wir dankbar sein. Dabei wollen wir den Fokus zu Beginn wieder auf den Raum legen.

      Wir Menschen brauchen den uns umgebenden und umhüllenden Raum, um uns selbst und unser Sein zu erfahren und zu erleben. Alles im Raum lässt uns aus uns herausgehen und zwingt uns in eine Form der Interaktion. Dieses Miteinander von Mensch und Raum und dem Dazwischen kann stärkend, aber auch schwächend sein.

      Um unserem Leben den bestmöglichen Rahmen zu geben, ist es essenziell, sich mit den Räumen, in denen wir leben, zu befassen. Dabei soll uns ein Raum weder überfordern noch einengen. Unser idealer und gesunder Lebensraum ist so beschaffen und gestaltet, dass sich unsere Seele erfreut und unser Herz lacht: dann werden wir uns zutiefst zu Hause fühlen.

      Wenn wir uns mit unseren Räumen befassen, geht es – wie bei wohl allen Dingen im Leben – um das richtige Maß. In diesem Fall um das für uns richtige Maß an Enge und Weite, Dichte und Offenheit, Lebendigkeit und Ruhe, Chaos und Ordnung. So individuell wir Menschen sind, so individuell sind auch die Anforderungen an unser jeweiliges Zuhause. Dabei geht es nicht um die Größe der Wohnung oder um die Menge an Mobiliar. Jeder Mensch hat seine eigenen Wohnbedürfnisse und darf diese in seinem Zuhause verwirklichen und sich darin erleben.

      Wesentlich ist, sein Leben im eigenen Zuhause mit einem lachenden Herz zu genießen – denn dann hat Ihr Raum Leben und gibt Ihrem Leben Raum! Wir begegnen dem Raum im Außen als Projektionsfläche, um unseren inneren Raum, unseren persönlichen Seelenraum zu spüren und zu leben. Stellen Sie sich einen völlig leeren Raum vor. Müssten wir ein Leben in einer völlig steril anmutenden »Blue Box« führen, würde unsere Seele krank. Wir können dies in sehr großen, leeren und hallenden Räumen erleben. Einen längeren Aufenthalt in Räumen, denen der menschliche Maßstab fehlt, hält unsere Seele nicht aus. Es fehlen Ankerpunkte als Impulsgeber, die Sicherheit, Geborgenheit und Orientierung geben.

      Sind die Grenzen zu weit gesteckt, ist der Raum zu groß, zu leer oder zu offen, um von uns Menschen energetisch gefüllt zu werden, führt dies zu Überforderung, Ermüdung und Stress.

      In solchen Fällen ist die Interaktion zwischen Mensch und Raum nicht im für uns richtigen Maß gegeben. Bildlich gesprochen beginnen die Grenzen zu zerfließen, der Raum hat keinen Halt, fließt energetisch aus und der Mensch muss den Raum energetisch tragen und halten.

       Weder zu groß, zu offen und zu weit noch zu eng, zu dicht und zu voll: Ein »gesunder« Raum braucht die richtige Balance.

      Im idealen Fall ist es jedoch der Raum, der den Menschen trägt, hält und schützt. Raum erfordert also Präsenz und Achtsamkeit.

      Was aber, wenn der Raum zu eng und zu dicht wird? Wenn zu viel auf zu wenig Raum stattfinden muss? Wenn unser Raum, in dem wir leben, uns zu wenig Luft zum Atmen lässt?

      Dies tritt ein, wenn sich im Lauf der Zeit zu viel in unseren Räumen ansammelt und wir den Raum mit zu vielen Gegenständen teilen. Bei einem Zuviel an Gegenständen wird unser persönlicher Raum immer enger und kleiner. Neue Impulse gelangen allerdings nur dann ins Leben, wenn es auch Raum und Platz dafür gibt. Wenn alle Bereiche vollgeräumt sind, fehlen frische Impulse für das Neue. Der Mensch wird in die Stagnation gezwungen, wenn kein Raum zur Bewegung mehr frei ist.

      Haben wir uns für ein Haus oder eine Wohnung als den passenden Lebensraum entschieden, beginnt die Phase des Einzugs. All unser Besitz und unsere Möbel beziehen die Wohnung gemeinsam mit uns. Jedes Stück unseres Inventars und unseres Besitzes, das wir in unsere Wohnung mitbringen, ist ein stiller Mitbewohner von uns. Jeder Gegenstand – sei er noch so klein – hat sein eigenes Energiefeld und beeinflusst unseren Wohnraum auf seine eigene Art und Weise. Es gibt keinen Gegenstand, der keine Information abgibt. Alles ist Energie und wirkt auf seine Umgebung ein. Unser Raum gibt den Rahmen für unser Leben vor. Womit wir diesen Rahmen jedoch füllen, liegt in unserer Verantwortung. Es gilt auch hier, das richtige Maß zu finden.

       Neue Impulse gelangen nur dann ins Leben, wenn es auch Raum und Platz dafür gibt.

      Betrachten der eigenen Wohnung mit den Augen eines Gastes

      Nehmen Sie sich etwas Zeit und betrachten Sie Ihre Wohnung einmal aus der Perspektive eines Gastes. Stellen Sie sich vor, Sie würden das erste Mal durch Ihre Wohnung gehen. Blicken Sie bewusst alle Gegenstände an, so als würden Sie diese zum ersten Mal sehen. Achten Sie dabei auf die Gefühle, die in Ihnen entstehen. Nehmen Sie bewusst wahr, was Sie sehen. Lassen Sie Ihren Blick besonders in sogenannte »tote Winkel« fallen. Dies sind diejenigen Bereiche Ihrer Wohnung, wo man mal schnell etwas hineinstopft oder Dinge ablegt, weil man gerade keinen richtigen Platz dafür hat. Solche toten Winkel


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