Flüchtlinge im Handwerk integrieren und beschäftigen. Anouschka Wasner
enthaltenen Sanktionsandrohungen den Anschein erweckt, als wollten sich Flüchtlinge generell nicht integrieren. Auch sehr kritisch gesehen wird, dass verschiedene Personengruppen unterschiedlich behandelt werden: Während Geflüchtete mit statistisch guten Bleibechancen gute Integrationshilfen angeboten bekommen, sind Menschen, die aus einem sogenannten sicheren Herkunftsland stammen oder rechnerisch keine guten Bleibeperspektiven haben, von Integrationsmaßnahmen ausgeschlossen - dabei berücksichtigt eine statistische Chance nicht den Einzelfall, dem damit oft das Schicksal zugeschrieben ist, jahrelang nicht nur mit der Angst vor Abschiebung, sondern auch ohne Integrationshilfen wie Sprachkurse oder Fördermaßnahmen zur Beschäftigungsaufnahme leben zu müssen. Gesellschaftliche Teilhabe wird damit sehr schwierig.
Der vorliegende Ratgeber kann nicht auf alle Konstellationen von Aufenthaltstiteln, länder- und kommunenspezifischen Regelungen, betrieblichen Bedingungen und persönlichen Merkmalen der Geflüchteten eingehen. Trotz aller Sorgfalt und Bemühungen lässt es sich auch nicht verhindern, dass in diesem Ratgeber eventuell Inhalte zu finden sind, die kurz nach Drucklegung bereits nicht mehr ganz aktuell sind. Insofern erhebt er keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir empfehlen Ihnen deshalb, auch nach lokalen bzw. neuen Angeboten zu recherchieren, die wir hier nicht erfassen konnten. Als erster Ansprechpartner bieten sich dazu Ihre Handwerkskammer, die Agentur für Arbeit und die lokalen Flüchtlingsräte an.
Für Politik und Institutionen bringt die bestehende Undurchsichtigkeit weiterhin den Auftrag mit sich, mehr Planungssicherheit und Tranzsparenz für die Betriebe und die Geflüchteten herzustellen, was Aufenthalt, Arbeitserlaubnis und Ausbildungsförderung betrifft. Ebenso ist die Politik dazu aufgefordert, so viele Hebel wie möglich in Gang zu setzen, damit alle Menschen, die in diesem Land leben, hier auch ihren Platz finden können.
In erster Linie wollen wir Sie mit diesem Ratgeber ermutigen. Wir möchten zeigen, dass es unter verschiedenen Aspekten herausfordernd sein kann, Geflüchtete zu beschäftigen. Wir hoffen, dass die zusammengetragenen Informationen und Erfahrungen erkennen lassen, wo es Komplikationen geben kann – insbesondere jedoch, dass es Wege und Hilfen gibt, damit konstruktiv umzugehen.
Unser Ratgeber soll also helfen, eventuelle Schwierigkeiten realistisch einzuschätzen, aber gleichzeitig und vor allem eine Aufforderung sein, die großen Chancen und Potenziale zu nutzen, die in der Beschäftigung von Geflüchteten im Handwerk liegen – für die Geflüchteten, für unsere Betriebe und für die Gesellschaft.
Wenn Sie Anregungen, Fragen oder Tipps haben, freuen wir uns sehr über Ihre Rückmeldung an [email protected].
Wiesbaden, im November 2016
Anouschka Wasner und
Holzmann Medien
Inhaltsverzeichnis
1. Flüchtlinge im Handwerk – eine Win-win-Situation?
1.1 Wer ist das eigentlich – der „Flüchtling“?
1.2 Was motiviert das Handwerk, die Chance zu nutzen?
1.3 Migration bereichert unsere Arbeitswelt und Ihr Unternehmen
1.4 Diversity – Unterschiede als Ressource erkennen!
1.5 Was spricht aus unternehmerischer Sicht für die Beschäftigung von Flüchtlingen im eigenen Betrieb? zilulfzuuilui iholp
2. Wann darf ein Geflüchteter beschäftigt werden?
2.1 Grundlagen für die Beschäftigungserlaubnis
2.2 Was gilt für Geflüchtete mit Aufenthaltstitel?
2.3 Was gilt für Geflüchtete ohne Aufenthaltstitel?
2.4 Die 3+2-Regelung für Geduldete in einem Ausbildungsverhältnis
2.5 Was gilt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge?
2.6 Das Integrationsgesetz in Kürze
3. Den geeigneten Bewerber finden und einschätzen
3.1 Ist eine handwerkliche Ausbildung immer das Mittel der Wahl?
3.2 Alternativen erwägen, Überforderung vermeiden
3.3 Wie viel integrative Kapazitäten hat Ihr Unternehmen?
3.4 Bewerber mit Potenzial finden – mögliche Wege und Beratungsstellen
3.5 Bleibeperspektive einschätzen
3.6 Sprachniveau einschätzen und den Spracherwerb fördern
3.7 Berufsabschlüsse aus dem Ausland anerkennen
4. Fördermöglichkeiten für Betriebe und Geflüchtete
4.1 Wer hat Zugang zu Unterstützungen der Bundesagentur für Arbeit?
4.2 Zugang zu Arbeitsmarktmitteln für Geflüchtete und beschäftigende Betriebe
4.3 Zugang zu Arbeitsmarktmitteln für Geflüchtete
4.4 Programme zur beruflichen Bildung
5.1 Interkulturelle und soziale Kompetenz