Tiere als sprechende Gefährten. Penelope Smith

Tiere als sprechende Gefährten - Penelope Smith


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Vorfälle und Begebenheiten bekannt, bei denen Tiere ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten, um Artgenossen und auch Menschen rettend zu Hilfe zu kommen. Auch dieses Kriterium ist also überholt.

      Jahrhunderte lang war unbestritten, dass nur Menschen sich durch Sprachen und Symbole untereinander verständigen. In jüngster Zeit haben Forscher jedoch zu ihrem großen Erstaunen bei vielen Spezies den Gebrauch komplizierter Laut- und Zeichensprachen entdeckt, sei es unter Elefanten, Vögeln oder Bienen. Der vorherrschende Glaube, dass Tiere kein eigentliches Bewusstsein von ihrer Umgebung haben, so wie wir Menschen, und sich auch nicht sprachlich verständigen können, ist rückläufig. Es beginnen deutlich mehr Menschen sich auf eine respektvollere Weise mit Tieren zu befassen.

      Noch glauben viele Menschen, Tiere hätten kein Selbstbewusstsein und kein Rechts- und Unrechtsempfinden. Ihnen widersprechen die Verhaltensforscher, die sehr wohl bei Tieren Selbstbewusstsein und ethische Vorstellungen entdecken. Zudem hat die direkte telepathische Kommunikation immer wieder gezeigt, dass Tiere sich und ihren Lebenszweck kennen. Sie haben eigene Vorstellungen von Recht und Unrecht und sorgen entsprechend ihrer Art für Gerechtigkeit. Ihre Bräuche mögen sich von den unsrigen unterscheiden. Aber wir sollten bedenken, dass es selbst schon unter uns Menschen Unterschiede im Brauchtum gibt.

      Tiere zweifeln ihr Bewusstsein natürlich nicht in dem Ausmaß an wie der moderne Mensch. Trotzdem sind sich die Wesen aller Spezies ihrer Lebendigkeit bewusst, mag dieses Bewusstsein auch noch so unterschiedlich ausgeprägt sein.

      Ich habe gelesen, Menschen würden sich von den Tieren auch darin unterscheiden, dass nur sie sich über die Gegenwart hinaus an andere Orte und in andere Zeiten versetzen und die Dinge von einer höheren Warte aus betrachten können. Ich habe da ganz andere Erfahrungen mit Tieren gemacht. Ich durfte erfahren, dass sie sich sehr wohl in Situationen versetzen und Erinnerungen und Zukunftsvorstellungen haben können. Sie haben mir Bewusstseinsmomente vergangener Leben auf der Erde und in anderen Dimensionen mitgeteilt sowie außerkörperliche Erfahrungen. Ich gewann durch sie nicht weniger tiefe Erkenntnisse als in der Begegnung mit Menschen. Tiere vermitteln solche Bewusstseinsmomente normalerweise auf einfachere Weise als verstandesbetonte Menschen, doch ist ihr Wissen deswegen nicht weniger tief.

      Ich ziehe es vor, die Unterschiede der Spezies als einen das Leben bereichernden Ausdruck des Universums zu begreifen, anstatt sie als Trennungsmerkmale zu benutzen. Je direkter Sie kommunizieren und je achtsamer Sie ihr Verhältnis zu Vertretern anderer Arten gestalten, desto offenbarer wird Ihnen die Weisheit aller Lebensformen und die Einheit allen Lebens. Und dieses weise Miteinander lässt jeden über die eigenen Grenzen hinauswachsen. Unsere nichtmenschlichen Freunde können uns lehren, das Hier und Jetzt unseres Daseins zu akzeptieren und die schöpferische Einheit zu spüren - die Göttlichkeit, an der wir alle teilhaben.

      Wie intelligent Tiere sind und ihren direkten Draht zu allem Leben haben erfuhr ich einmal in einer wunderbaren Begegnung mit einem Laubfrosch. Wir kamen gerade von einem naturkundlichen Diavortrag aus dem Gemeindezentrum zurück. Es war eine kalte Februarnacht und die Ausführungen gingen mir noch immer durch den Kopf. Der Referent hatte sich gefragt, ob die Dürre in unserer Gegend nicht deshalb so rapide zunähme, weil wir den Donnervogel nicht mehr um Regen bitten, wie dies die Eingeborenen immer getan hätten. Und dass wir wieder mehr auf das hören müssten, was uns die Tiere zu sagen haben. Ich fühlte mich zutiefst verstanden, denn auch ich bin dagegen, dass die Menschen die natürlichen Lebensbedingungen so vieler Geschöpfe zerstören.

      Der Laubfrosch saß auf der Türschwelle, als warte er darauf eingelassen zu werden. Vorsichtig nahm ich den leuchtendgrünen Kerl auf die Hand, um ihn im Garten abzusetzen. Aber er schien etwas anderes vorzuhaben. Statt davon zu hüpfen, blieb er still sitzen, und kehrte mehrmals um, als ich ihn herunter zu schubsen versuchte. Also hob ich meine Hand hoch, um ihn mir genau anzusehen und herauszufinden, warum er bleiben wollte. Still vermittelte er mir seine Wertschätzung, was in mir das Gefühl einer Urverwandtschaft weckte. „Sag den Menschen, dass wir sauberes Wasser und saubere Luft brauchen“, gab er mir zu verstehen. Ich merkte, dass er auch für die vielen anderen Amphibien sprach - Frösche, Salamander, Molche -, deren Zahl weltweit in so beängstigendem Maße zurückgeht. Er nutzte unsere kurze Begegnung, um mir diesen Auftrag ans Herz zu legen.

      Dann drehte er sich auch schon um, und ich senkte die Hand und ließ ihn davon hüpfen. Später hörte ich ihn zusammen mit seinen Freunden quaken. Sie baten um den so heiß ersehnten Regen.

      In unserer Kultur wird den Menschen eingeschärft, dass der Homo sapiens eine Sonderstellung im Reich der Lebewesen einnimmt. Obwohl der Mensch, was die Komplexität des Gehirns und den Werkzeuggebrauch betrifft, die meisten anderen Spezies übertrifft, ist er nichts ganz anderes. Wir haben, so wie die anderen Wesen auch, unseren Platz im lebendigen Ganzen.

      Auch die Vorstellung einer doppelbödigen Evolution des Geistes, dass sich aufgrund des unterschiedlichen Körperbaus eine ganz andere Art von Geist entfaltet, schafft eine unüberbrückbare Kluft zwischen Menschen und Tieren. Ich habe erkannt, dass wir alle dieselbe Geistnatur haben und dass es uns freisteht, in jeder Form individuelle Gestalt anzunehmen.

      Die Unterschiede im Körperbau der Arten spiegeln deren unterschiedliche Lebensbedingungen und Fähigkeiten des Überlebens wider. Als geistigen Wesen stehen uns viele Möglichkeiten offen, uns kreativ auf Erden auszuleben. Wir verkörpern uns entsprechend unserer Absichten in verschiedenen Spezies und bringen uns innerhalb der jeweiligen biologischen Grenzen zum Ausdruck. Spezies, Unterarten und Individuen haben ihren evolutiven Zweck im physikalischen Universum und die geistigen Wesen durchwandern in wechselnder Gestalt die Dimensionen. Alles hängt zusammen.

      Das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren beschäftigt mich schon seit langem. Wie kein anderes Lebewesen haben wir die Macht, unsere Umwelt zu gestalten oder zu zerstören. Keine andere Spezies außer dem Menschen sortiert andere Spielarten des Lebens derart aus, trennt und bewertet so kategorisch. Doch wir laufen Gefahr, uns dabei zu verlieren in einer immer oberflächlicheren Zerstreuung, statt vollkommen zu verstehen und zu wissen. Auch nichtmenschliche Lebewesen können abstrahieren, aber sie bleiben sich ihres gegenwärtigen Lebenssinnes bewusst und rechtfertigen ihren Platz im Universum und ihren Lebenszweck nicht nach Belieben.

      Wir gehen kreativ mit Sprache um, wir forschen, schreiben und zeichnen Geschichten über uns und die Welt auf. Andere Lebewesen vermitteln ihre Erinnerungen und Beobachtungen intuitiv aus dem Zellgedächtnis und durch gruppentypische Eigenarten. Ich habe oft den Eindruck, dass Menschen Schüler des Lebens sind. Unsere Aufgabe ist, uns mit anderen über das Lernen im Leben auszutauschen. Menschen sind Lebenskünstler, die mit Hilfe ihrer Phantasie zu Sinngebern werden können. Wir bereichern einander, wenn wir uns durch Musik, Tanz, Dichtung und auf anderen musischen Gebieten offenbaren.

      Eine amerikanische Anthropologin, die das Leben der australischen Ureinwohner erforschte, stellte einer Aborigine einmal die Frage, wodurch sich Menschen von Tieren unterschieden. Die Frau war über diese große Wissenslücke sehr erstaunt und erklärte: wir sind diejenigen, die allen anderen Geschichten erzählen können.

      Als ich vor einem Vierteljahrhundert in Edinburgh in Schottland lebte, hatte ich einen Kater namens Ipsis. Ipsis hatte seinen Namen, der aus dem Lateinischen hergeleitet soviel wie „er selbst“ bedeutet, selber gewählt. Er war eine Wucht von einem schwarzen Kater, der, wenn er Leuten tief in die Augen schaute, diese zu Bemerkungen hinreißen konnte, wie: „Das ist mehr als ein normaler Kater!“

      Ipsis war mein spezieller Freund, da er mir bei meinen Beratungen beistand. Kam ein Kunde, trat er zur Begrüßung in Erscheinung und machte es sich dann irgendwo im Hintergrund bequem. Wenn wir dann der Lösung eines Problems nahe waren und sich beim Kunden durch freiwerdende Emotionen gerade eine Einsicht ankündigte, kam es oft vor, dass Ispsis plötzlich auf den Tisch sprang, den Kunden ermunternd anschaute, so als wartete er auf dessen Aha-Effekt. Meistens lachten dann die Kunden und meinten, der Erfolg der Sitzung sei ja jetzt so gut wie sicher, da ihnen Ipsis auf die Sprünge helfe.

      Vor allem


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