Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten Deutschlands. Wolfram Letzner
irritieren. Es handelt sich dabei um ein bronzezeitliches Grab aus Lüllau, das an seinem ursprünglichen Standort nicht erhalten werden konnte.
Informationshaus „Schafstall“
Ergänzende Information zu den archäologischen Funden am Wanderpfad erhält der Besucher durch eine kleine Ausstellung, die durch das Archäologische Museum Hamburg eingerichtet wurde.
Fischbeker Heideweg 43, 21149 Hamburg, Tel. 040-7026618, www.hamburg.de/info-fischbek/147470/start-info-fischbek.html
Literatur
B. Sielmann, Archäologischer Wanderpfad in der Fischbeker Heide (1975).
Auf einem Bergsporn oberhalb der Weißeritz, etwa 300 m nordwestlich des alten Dorfkerns von Coschütz, liegt eine gewaltige vorgeschichtliche Befestigungsanlage, die Heidenschanze, die nur knapp der vollständigen Zerstörung entging.
[10] Dresden-Coschütz – die „Heidenschanze“
Sachsen
Forschungsgeschichte
Schon im 18. Jh. hatte man auf dem Bergsporn die ersten Funde gemacht. Aber wirkliches Forschungsinteresse weckte die Heidenschanze erst im Jahr 1851 mit den ersten Ausgrabungen. Systematische Untersuchungen erfolgten in den 1930er- und 1950er-Jahren. (Abb. 10)
Abb. 10 Dresden, Ortsteil Coschütz. Blick auf die vorgeschichtliche Befestigung/Siedlung „Heidenschanze”.
Die Heidenschanze barg aber für die Archäologen einige Probleme, weil hier ein Steinbruch existierte, der erst 1954 geschlossen wurde. Durch dessen Ausbeutung ging ein Teil der Anlage, die einmal mindestens 4 ha groß gewesen sein dürfte, für die Forschung verloren.
Die Befunde
Was ergaben die Forschungen? Schon bei den Ausgrabungen der 30er-Jahre zeigte sich, dass die Heidenschanze zunächst eine unbefestigte Siedlung der Lausitzer Kultur war und zwischen 1200–1000 v. Chr. existierte. Aber schon in dieser Phase errichteten die Bewohner eine Befestigung, die etwas vereinfacht gesagt aus einer etwa 2 m starken Konstruktion aus Holz, Erde und Steinen bestand.
Um das Jahr 1000 v. Chr. brannte diese Befestigung ab und wurde durch eine neue ersetzt, die ca. 20 m vor der älteren Anlage errichtet wurde. Sie war in den Maßen des Walles mächtiger und verfügte außerdem über zwei Gräben, die den Sporn abriegelten. Mit der neuen Befestigung etablierte sich hier auch eine neue Kultur, die Billendorfer Kultur, die von ca. 700–500 v. Chr. datiert wird.
Interessant waren aber auch die Befunde im Inneren der Heidenschanze, weil man nämlich mehrere Siedlungsschichten beobachten konnte, in denen Hausgrundrisse, Abfall- und Vorratsgruben gefunden wurden. Vor allem anhand der Keramikfunde ließ sich eine Siedlungskontinuität feststellen, die von etwa 1200–500 v. Chr. reichte. Danach wurde der Platz verlassen und erst wieder in den Jahren um 900 n. Chr. durch slawische Siedler besetzt.
Besonders die Ausgrabungen aus den 1950er-Jahren beleuchteten die wirtschaftliche Situation in der Heidenschanze. Es wurden Werkstätten gefunden, die auf eine größere Keramikproduktion und Metallverarbeitung hindeuteten. Weil durch die Nutzung als Steinbruch Teile der Heidenschanze verloren gingen, rechnete die Forschung die wenigen Werkstattfunde hoch und kam zu dem Ergebnis, dass der Heidenschanze wohl eine wichtige Rolle in Produktion und Handel und daher eine zentrale Funktion zugekommen sei, die über die Rolle eines Rückzugspunktes hinausgegangen sei.
Die Forschungen erlaubten aber auch einen Blick auf die Speisekarte der Einwohner, indem man die Knochenfunde statistisch auswertete. An der Spitze der Fleischproduzenten standen Rind und Schwein, während Schaf und Ziege nur einen relativ geringen Anteil ausmachten. Daneben wurde in der Siedlung der Heidenschanze auch Wild aller Art gegessen.
Literatur
W. Coblenz, C 34 Dresden-Coschütz, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 479–481.
Ein Zufallsfund aus Großbodungen ist ein eindrucksvoller Zeuge zu den germanischen Angriffen auf das Römische Reich während der Völkerwanderungszeit. Ein Angehöriger der Oberschicht versteckte im 5. Jh. einen Teil seiner Beute aus einem der Raubzüge, konnte diese aber nie wieder bergen. War er selbst Opfer eines Angriffs geworden?
[11] Grossbodungenen – Ein Schatzfund besonderer Art
Thüringen
Im thüringischen Landkreis Eichsfeld liegt der kleine Ort Großbodungen, der mittlerweile zur Gemeinde Am Ohmberg gehört. An historischen Denkmälern ist eine mittelalterliche Burg erhalten, die hier aber nicht unser Interesse findet. Dieses gilt vielmehr einem Schatzfund, der schon im Jahr 1936 gemacht wurde.
Wie so oft führte keine systematische Suche zu dem Fund; vielmehr war es ein fleißiger Bauer, der beim Kartoffelhacken im Bereich der Wüstung Reichsdorf fündig wurde. Gewissenhaft wurde der Fund gemeldet und das Museum in Halle führte eine Untersuchung der Fundstelle durch. Es zeigte sich dabei, dass es sich hier um einen Depotfund handelte, weil sich weder Grab- noch Siedlungsspuren nachweisen ließen.
Aufgrund der Funde war auch schnell die zeitliche Stellung des Fundes klar. Er wurde in der frühen Völkerwanderungszeit – im 1. Drittel des 5. Jhs. – niedergelegt und muss als Beutegut eines germanischen Adligen interpretiert werden.
Woraus erklärt sich diese Deutung? Der glückliche Finder hatte einen „Silberklumpen“ mit einem Gewicht von 808 g gefunden. Als die Restauratoren in Halle diesen „Klumpen“ in mühseliger Arbeit auflösten und die einzelnen Elemente glätteten, wurde zunächst einmal klar, dass hier verschiedene Gegenstände mit roher Gewalt zerteilt worden waren, ein Verfahren, mit dem Germanen ihr Beutegut aufteilten.
Betroffen von diesem Aufteilungsverfahren waren etwas Zierrat aus Silber, eine Silberplatte, die ursprünglich einen Durchmesser von 26 cm hatte und aufgrund ihres Motivs – dargestellt war ein Kaiser mit seinen Begleitern – als Kaiserplatte bezeichnet wurde, sowie ein handwerklich hervorragender Silberkessel mit Reliefverzierung und weitere Silbergefäße. Daneben waren auch noch Bruchstücke von zwei Bronzegefäßen aufgetaucht. (Abb. 11)
Abb. 11 Sammelaufnahme des Schatzfundes von Großbodungen.
Außerdem gehören 21 Goldmünzen zu dem Schatzfund, die zwischen 350 und 423 n. Chr. geprägt wurden. Diese Funde sind es vor allem, die eine entsprechende Datierung des Hortfundes ermöglichen.
Die Funde aus Großbodungen werden voraussichtlich ab Ende 2014 wieder im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) zu besichtigen sein. www.lda-lsa.de/landesmuseum_fuer_vorgeschichte/
Literatur
B. Schmitz, E 33 Großbodungen, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 562 f. mit Lit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man damit, zwischen den Orten Ober- und Niederdorla, in der Nähe von Mühlhausen gelegen, Torf abzubauen. Hatte man anfangs im Torf nur geringe Reste von Knochen gefunden, so kamen 1957 größere Mengen an Tierschädeln und anderen Tierknochen sowie bearbeiteten Hölzern ans Tageslicht.