Das große Sutherland-Kompendium. William Garner Sutherland
Es handelt sich dabei auch um einen Effekt, den man in der Praxis nutzen kann.
Sie verstehen, dass das Kraniale Konzept nichts Außergewöhnliches ist. Es wirkt gemäß der osteopathischen Wissenschaft zum Nutzen Ihrer Patienten. Wenn Sie die mechanischen Probleme im Gesichtsmechanismus beherrschen, können Sie damit wunderbare Arbeit leisten.
Fehlstellungen der Maxilla können bei Beschwerden der Nase, den Bereichen hinter der Nase und des Pharynx als ätiologische Faktoren angesehen werden. Der Proc. frontalis kann so gedreht sein, dass die oberen und mittleren Conchae des Os ethmoidale sowie die unteren Conchae zusammengedrängt werden. Eine solche Fehlstellung verengt die Fissura sphenomaxillaris in der Orbita. In Extremfällen wird das Os palatinum bedrängt und so die Funktion des Ganglion pterygopalatinum gestört.
ZEICHNUNG I–10 (A): SEITENANSICHT DES GANGLION SPHENOPALATINUM (PTERYGOPALATINUM)
Die Zeichnung zeigt, wie das Ganglion innerhalb der Fossa pterygopalatina vom N. maxillaris hängt.
ZEICHNUNG I–10 (B): MEDIALE ANSICHT DES GANGLION SPHENOPALATINUM (PTERYGOPALATINUM)
Gezeigt wird seine Beziehung zu den knöchernen Orientierungspunkten und seine Innervation von Strukturen im oralen und nasalen Pharynx. Beachten Sie den Ast, der absteigt, um zur Innervation der Gl. lacrimalis beizutragen.
Die Ossa palatina sind gewöhnlich bei einem Trauma der Maxilla betroffen. Sie bilden zudem einen Anteil der Gelenkbereiche der Orbita und müssen demzufolge auch bei Augenbeschwerden beachtet werden.
In Extremfällen wird das Os palatinum bedrängt und so die Funktion des Ganglion pterygopalatinum gestört.
Die Gaumenbeine sind gewöhnlich bei einem Trauma der Maxilla betroffen. Sie bilden zudem einen Anteil der Gelenkbereiche der Orbita und müssen demzufolge auch bei Augenbeschwerden beachtet werden.
Das Ganglion pterygopalatinum ist eines jener kleinen Dinge im Mechanismus des Gesichtes. Zwischen dem kleinen Os palatinum und dem Corpus des Os sphenoidale liegend hängt es wie die Verkehrsampeln an einer Kreuzung von zwei Kabeln herunter. Sie sehen es in der Fossa pterygopalatinum vor und zurück schwingen. Vergleichen Sie dieses Schwingen, das Schaukeln der Bulbi olfactorii und die rollende Bewegung des Ganglion trigeminale miteinander. Erkennen Sie die Unterschiede in den Bewegungen? Denken Sie an das Wesentliche all dessen, was diese kleinen Dinge uns zeigen: Motilität.
Dies ist der Punkt, den ich herausarbeiten möchte. Alles ist in Bewegung. Die Lamina cribrosa des Os ethmoidale schaukelt die Bulbi olfactorii und die Rotation der Partes petrosae der Ossa temporalia rollt die Ganglia trigeminale. Die Beziehung zwischen dem Os sphenoidale und den Ossa palatina erlaubt es den Ganglia pterygopalatini zu schwingen. Diese Ganglia sind Relaystationen der Nn. petrosi majores. Sie verbinden sich mit vasomotorischen und sensorischen Wurzeln, und, was am wichtigsten ist, sie versorgen die Schleimhaut des oberen Atemapparates mit Nährstoffen.
Sie können einen Kontakt herstellen, der das Ganglion pterygopalatinum beeinflusst.49 Sie können einen Finger nahe an die Wurzel der Laminae pterygoideae bringen und den Patienten bitten, seinen Kopf auf ihren Finger sinken zu lassen. Die Wirksamkeit des Einflusses zeigt sich durch erhöhten Tränenfluss von der Gl. lacrimalis. Die Sekretion der Gl. lacrimalis ist eines der besten Antiseptika oder Reinigungsmittel für die Augen. Außerdem ernährt sie die Augen. Diese reichliche Sekretion ist beinahe ebenso stark wie jenes Tränenfließen, welches beim Zwiebelschälen vorkommt. Deshalb nenne ich diese Reaktion auch ‚Zwiebeltränen‘.
Stellen Sie sich bildlich vor, was geschieht, wenn Sie diese Reaktion bekommen. Ausläufer des Ganglion laufen hinaus in die Conchae nasales und hinunter zum Pharynx. Das Ausmaß des Einflusses jenes kleinen Ganglion pterygopalatinum wird Ihnen mehr und mehr bewusst, wenn Sie über funktionelle Physiologie nachdenken, jenes Fach, auf das Dr. Still so großen Wert legte.
Denken Sie noch einmal über die Situation nach, wenn sich die Maxillen in einer Fehlstellung befinden, dadurch auf das kleine Os palatinum drücken und jenen Raum, in dem das kleine Ganglion sitzt, verkleinern. Ein solcher Druck kann etwas Stärkeres bewirken als der leichte Druck ihres Fingers, der es nicht einmal richtig berührt. Ein solcher Druck kann die normale physiologische Funktion (des Ganglion) verändern.
Betrachten Sie die Sache aus einem anderen Blickwinkel und stellen Sie sich das Corpus des Os sphenoidale bildlich vor. Es könnte eine Fehlstellung mit einer Kompression nach vorn vorliegen, in Richtung der Fossa, in der das kleine Ganglion liegt. Je länger Sie diesen Mechanismus studieren, umso zahlreicher werden die Einflüsse und Möglichkeiten, die mit jenem Ganglion pterygopalatinum verbunden sind. Angewandte Physiologie ist ein lebendiger Teil meines Berufslebens. Die Tiefe all dieser kleinen Dinge, wie sie in der Wissenschaft der Osteopathie gesehen werden, führt zur Erkenntnis von Möglichkeiten, die so großartig sind wie der unendliche Himmel.
ÜBERLEGUNGEN ZUR BEHANDLUNG
Behandlung des Os palatinum
Die Kunst, diese Behandlungsmethode beim Ganglion sphenopalatinum anzuwenden, entspricht der Kunstfertigkeit eines Uhrmachers, der eine kleine Damenuhr zu reparieren hat, im Vergleich zu den Fähigkeiten eines Mechanikers, der Autos repariert.
Es handelt sich um ein kleines Ding, das mit Fingerspitzengefühl behandelt werden muss, nicht mit einer entschiedenen Manipulation. In der Kunst Ihres Wissens um den Mechanismus benutzen Sie einen so leichten, sanften Kontakt, wie Sie ihn beobachten können, wenn ein Vogel auf einem Zweig landet, ohne die Rinde zu verletzen.
Dann erlauben Sie den Kräften der Natur, eine Korrektur durchzuführen. Verstehen Sie? Wie viele aus der Profession der Osteopathen sind sich dessen wirklich bewusst?
Warum habe ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Divergenz jener kleinen Furchen gelenkt, die mit den Enden der Procc. pterygoidei artikulieren und die gleichermaßen nach hinten divergieren und nach vorne konvergieren? Als Uhrmacher müssen Sie dieses mechanische Prinzip berücksichtigen.
Wenn Sie die Spur nehmen, in der ein Lastwagen fährt und diese Spur ist am Ende schief, hätten Sie Schwierigkeiten, durch diese Spur zu kommen. Das ist das Prinzip. Betrachten Sie die mechanische Situation, wenn diese Furche entweder in Außen- oder Innenrotation gedreht wird. Sie sehen die Störung im Bewegungsablauf der Procc. pterygoidei oder der Lastwagenräder, die in der Spur laufen sollen.
Als Nächstes müssen Sie verstehen, wie man das besagte Os palatinum in die richtige Richtung drehen kann, sodass es mit den Procc. pterygoidei übereinstimmt. Rufen Sie sich in Erinnerung, dass sie posterior divergieren. Demnach müssen Sie sich bemühen, den hinteren Rand des Os palatinum lateral zu drehen, um es an die Divergenz der Procc. pterygoidei anzupassen. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will? Wenn Sie das Os palatinum medial drehen, induzieren Sie es in die falsche Richtung. Sie könnten die Bewegung des Proc. pterygoideus in der Furche blockieren und somit die Bewegung des Os sphenoidale.
Ich möchte, dass Sie die Kunst, die osteopathische Kunst, anwenden, um das Problem des kleinen Os palatinum in seiner Beziehung zum Proc. pterygoideus des Os sphenoidale zu lösen. Ich möchte, dass Sie nachdenken und so lange üben, bis Sie die Kunst beherrschen, die mechanischen Probleme der Ossa palatina zu lösen. Es wird Ihnen viel Arbeit ersparen und Ihren Patienten nutzen. Als Erstes werden Sie bemerken, dass Patienten von nah und fern kommen.
Ich möchte Ihnen nun ein paar Anleitungen für die meines Erachtens korrekte Behandlungsmethode zur Behebung einer Fehlstellung des Os palatinum geben:
1. Als Erstes nehmen Sie einen Schädel und betrachten die Unterseite, um sich die Verbindung des Os palatinum mit der Maxilla und mit den Enden des Proc. pterygoideus des Os sphenoidale vor Augen zu führen (Zeichnung I–11).
2. Zweitens untersuchen Sie das Os palatinum von allen