Das große Sutherland-Kompendium. William Garner Sutherland

Das große Sutherland-Kompendium - William Garner Sutherland


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von innen gibt, ist ebenso sanft wie kräftig. Seine Arbeit wird durch das Schreien des Säuglings verstärkt. Die Probleme, die durch diese natürlichen Vorgänge verhindert werden, können nur dann verstanden werden, wenn bestimmte Umstände deren Wirksamkeit einschränken.54

      Wenn Trauma den Kopf von oben oder hinten trifft, pränatal, postnatal und zuweilen während des normalen Durchtritts des Säuglings durch den Geburtskanal, kommt es zu einer bestimmten Anpassung. Beim normalen Geburtsverlauf schieben sich die Ossa parietalia während der Passage über die Ossa frontalia und das interparietale Os occipitale und der Kopf als Gesamtes passt sich so an, dass er ganz natürlich durch das mütterliche Becken hindurchtreten kann. Nach der Geburt kann es jedoch vorkommen, dass sich diese Adaptionen nicht wieder in die normale Position zurückbewegen.

      WEITERE INTRAOSSÄRE BEZIEHUNGEN

      Zusätzlich zu den Verbindungen durch Membranen und Knorpel während der pränatalen und kindlichen Entwicklungsphase besitzen Os occipitale und Os sphenoidale auch intraossäre epiphysäre Einheiten, die ich beim Studium des Kranialen Konzepts äußerst wichtig finde. Diese intraossären epiphysären Einheiten sind häufig Luxationen unterworfen. Diese entwickeln sich leicht zu prädisponierenden Faktoren, die zu schweren Störungen innerhalb des Zentralen Nervensystems führen, sofern sie nicht auf eine gekonnte und intelligente Art behandelt werden. Im Os sphenoidale gibt es zwei Einheiten oder Verbindungen innerhalb des Knochens:

      Eine zwischen dem oberen Bereich des Corpus und den Alae minores. Die andere zwischen dem Corpus und den Alae majores mit den Procc. pterygoidei.

      Wenn die Verbindung mit den Alae minores eine Verschiebung der Alae minores gegenüber der Laminae orbitalis der Ossa frontalia zulässt, kann der Effekt des ‚krummen Zweiges‘ das Erscheinungsbild der Augen beeinflussen oder Fehlstellungen in den Wänden der Orbita verursachen, wie sie beim Strabismus häufig anzutreffen sind. Bei den verschiedenen Arten des Strabismus zieht ein kranialer Diagnostiker die Ursprünge der extrinsischen Muskeln des Augapfels um das Foramen opticum und am Boden und Dach der Orbita mit in Betracht.

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      Corpus und Alae minores sind eine Einheit, die Alae majores und die Procc. pterygoidei sind eine Einheit. Beide Einheiten sind chondral verbunden.

      Mechanische Faktoren der Orbitastruktur, so wie sie mit der Augenmuskulatur in Relation stehen, muss man zusammen mit anderen Aspekten berücksichtigen, die mit Problemen des Strabismus assoziiert werden.

      Während der pränatalen und frühkindlichen Entwicklungsphase bezeichnet man die intraossäre Verbindung zwischen dem unteren Bereich des Corpus sphenoidalis und der Einheit von Alae majores und Procc. pterygoidei als Gomphosis. Dies ist eine mechanische Verbindung, die der von Zahn und Zahnfach gleicht.

      Diese Verbindung wird später von einer knochigen Formation umgeben, die ein ovales Pivotarrangement zurücklässt, sodass eine mechanische Anpassung bei einer normalen rotatorischen Bewegung der Einheit in Relation zum Körper möglich ist.

      Diese Verbindung unterliegt auch Verschiebungen durch traumatische Kräfte, insbesondere Kompressionen. In diesem Falle halten Sie Ausschau nach Auswirkungen auf das Os palatinum und nach einer Irritation des Ganglion pterygopalatinum. Komprimierende Kräfte, welche die intraossären Verbindungen im Os sphenoidale beeinträchtigen, haben eine tiefe Wirkung auf Sinus sphenoidalis, maxillaris, ethmoidalis und auch auf die Tuba auditiva.

      Das Os temporale kann auch Probleme intraossären Ursprungs haben, die während oder vor der Geburt oder während des kindlichen Wachstums entstehen. Dies kann Entwicklungsanomalien der Ohren, verbunden mit einer angeborenen Taubheit und der Anfälligkeit für Mittelohrentzündungen erklären. Anormale Verdrehungen in den Partes petrosae können die Ursache für Krankheiten des Innenohres sein. Die Ossa temporalia müssen bei unserer Betrachtung traumatischer und komprimierender Kräfte auf intraossäre Anteile mit eingeschlossen werden.

      Am Schädeldach können verschiedene Asymmetrien auftreten, die durch Anpassung an Asymmetrien oder Deformierungen der Schädelbasis hervorgerufen werden. Anomalien, Unzulänglichkeiten, Verletzungen und mechanische Belastungen des Sakrum und der Beckenknochen können zu Problemen führen, sobald ein kleines Kind sitzt, steht oder herumläuft. Intraossäre Luxationen und epiphysäre Distorsionen können zu einem funktionellen Ungleichgewicht führen. Daher können Dinge, die im Frühstadium noch tolerierbar sind, mit dem Wachstum zu einem größeren Problem werden.

      9. STRAINS DER MEMBRANÖSEN GELENKE

      Dr. Sutherland erklärt hier sein Verständnis von den Strains, die an verschiedenen Stellen der membranösen und ligamentären Gelenkmechanismen auftreten können. Dieses Kapitel besteht zum Teil aus Auszügen, die seinen Schriften entnommen und bearbeitet wurden. Dies liegt daran, dass bei den Vorträgen, auf denen das Buch ja basiert, der Unterricht über dieses Thema hauptsächlich von anderen Mitgliedern der Fakultät übernommen wurde.

      In der Ankündigung von Dr. Sutherlands Vorträgen beim Treffen der A.O.A. in Detroit, Michigan, im Jahre 1932, war Folgendes zu lesen:

      „Dr. W. G. Sutherland beschreibt die Anatomie und die Physiologie, die den Dysfunktionen der Gelenke im Schädelbereich zugrunde liegen. Seiner Meinung nach sind diese osteopathischen Dysfunktionen in anderen Bereichen des Körpers sehr ähnlich und einer Behandlung ebenso zugänglich.“

      Bei der Beschreibung von Dysfunktionen der Wirbelsäule bevorzuge ich den Ausdruck ligamentäre Strains der Gelenke; für Dysfunktionen im Schädelbereich den Begriff membranöse Strains der Gelenke. Eine Dysfunktion der Wirbelsäule betrifft sowohl Bänder als auch Gelenke. Eine Dysfunktion am Schädel betrifft sowohl die Membranen innerhalb des Schädels als auch die Gelenke.

      Die Bänder als Kontrolleure der willkürlichen muskulären Bewegung regulieren durch ihre Spannung die Bewegung an den Gelenken der Wirbelsäule.

      Man könnte sie reziproke Spannungsbänder nennen. Die Gelenke des Kopfes besitzen nur eine unwillkürliche Beweglichkeit; ihre Bewegung kommt nicht durch Muskelarbeit zustande. Sie haben aber ein spezielles membranöses Gewebe innerhalb des Schädels, das nicht nur als Vermittler agiert, sondern auch als reziproker Spannungsausgleich funktioniert, welcher den normalen Bereich der Gelenkmobilität begrenzt.

      Dieser Vermittler der Gewebespannung funktioniert ungefähr wie die Unruhe einer Uhr, welche die Hin-und-Her-Bewegung des Mechanismus reguliert oder einschränkt. Um die Funktion der Membranen innerhalb des menschlichen Schädels zusammen mit der spinalen Dura mater zu beschreiben, wurde aus diesem Grund der Begriff Reziproke Spannungsmembran gewählt.

      Es ist wichtig, die besonderen Befestigungspole der Falx cerebri und des Tentorium cerebelli zu beachten (Zeichnung I–4). In meiner schematischen Darstellung gibt es einen anterioren superioren Befestigungspol an der Crista galli des Os ethmoidale und einen anterioren inferioren Befestigungspol an den Procc. clinoidei des Os sphenoidale. Die lateralen Pole der Befestigung befinden sich am Margo superior der partes petrosae der Ossa temporalia. Der posteriore Befestigungspol befindet sich an der Innenseite der Squama occipitalis.

      Während der Inhalationsphase bewegen sich diese Befestigungspole auf charakteristische Art und Weise. Während der Exhalationsperiode tritt an den verschiedenen Befestigungspolen eine entgegengerichtete Bewegung auf. Dies ist das normale Ausmaß der Hin-und-Her-Bewegung im Mechanismus der Membranen und Gelenke des Schädels. Es handelt sich um einen anatomisch-physiologischen Mechanismus, der das gesamte Leben hindurch anhält.

      Am lebenden Schädel findet sich an allen Gelenken im Bereich der Basis und des Gesichts eine normale Mobilität. Diese Mobilität wird durch eine Anpassung der Gelenkfunktion kompensiert, welche im Bereich der Suturen des Schädeldeckels aufgrund ihrer gezackten und exakt passenden Form geleistet wird. Solange wir leben, verknöchern


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