Du bist doch wer. Jürgen Weigel

Du bist doch wer - Jürgen Weigel


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Menschen und in der Zukunft glauben. Ich bin in der Tat überzeugt, wir stehen vor einer Zeitwende, vor einer Zeit, in der es darum geht gleichwürdige, liebevollere Beziehungen zu leben, wie sie die Transaktionsanalyse als ein Muster des Zusammenlebens beschreibt: „Ich bin okay, du bist okay“.3

      Im Kern behandelt dieses Buch zwei Aspekte des Lebens, nämlich die Bedeutung des Prinzips Menschlichkeit und, wie es eben auch im Buchtitel heißt, um die Entwicklung von Resilienz, von innerer Stärke.

      Auf die Frage nach einem gelingenden Leben gibt jeder eine andere Antwort und jeder sieht es etwas anders. Manche versuchen zu Wohlstand zu kommen und sind stolz auf erworbene Besitztümer. Für andere bedeutet es Zufriedenheit, mit sich und der Welt. Diese rührt vielleicht daher, dass man das Beste aus seinem Leben und aus seinen Möglichkeiten gemacht hat. Wiederum andere erklimmen die Gipfel hoher Berge oder stellen sich immer wieder neuen Herausforderungen, deren Bewältigung ihr Leben bereichert. Darin finden sie ihr Glück. Überhaupt, glücklich zu sein ist für viele das Ziel im Leben, was immer sie darunter verstehen. Und manch einem geht es darum, Sinn im Leben zu finden.

      Der Philosoph Jürgen Habermas hat die Frage beantwortet und seine Vorstellungen bestätigen mein Denken und geben mir Orientierung. Er meint, es sei das Ziel ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen, das auf wechselseitiger Anerkennung und Respekt des Andersseins beruht. In diesem Sinne verstehe ich Lebenskunst als Fähigkeit beziehungsweise Kompetenz, gelingende Beziehungen zu leben. Liebevolle Beziehungen fordert auch der Gehirnforscher Gerald Hüther mit der Begründung, dass unser Gehirn ein Sozialorgan ist und wir Menschen auf Altruismus und Gemeinschaft ausgerichtet sind – eine spannende These, auf die ich detailliert eingehen möchte. Die Höchstform dieser Lebenskunst zeigt sich in der Kunst des Liebens, die ich anhand der philosophischen Ausführungen von Erich Fromm beschreibe (siehe Seite 106 folgende).

      Voraussetzung für ein erfülltes Leben ist, nach Habermas Zielsetzung, die Fähigkeit frei und selbstbestimmt zu leben. Das erfordert eine gewisse Souveränität, sein Leben auf der Grundlage eines stabilen Ichs zu leben, das von Selbstwertgefühl und den Tugenden einer starken Persönlichkeit getragen wird.

      Es ist Ziel dieses Buches darzulegen, wie man es schaffen kann eine derartige Souveränität und Lebenskunst zu entwickeln, die nicht nur dem Einzelnen zu Gute kommt, sondern letztlich auch zu einer freieren und besseren Gesellschaft beiträgt.

      Diese Souveränität findet der Einzelne nur in sich. Daher ist es ein Anliegen, den Leser über Selbstreflexion, eine Art Dialog mit sich selbst, zu Achtsamkeit, einem gesunden Selbstwertgefühl und zu innerer Stärke zu führen. Diese beruht in erster Linie auf Gedanken, auf verinnerlichten Werten und Überzeugungen – Erkenntnissen und Zielsetzungen, die einen wie ein Geländer durch das Leben leiten. Ich bezeichne diese als Haltungen, die Halt geben.

       Haltungen und Affirmationen tragen uns durch unser Leben.

      Ich bin überzeugt, es sind unsere, im Laufe der Zeit erworbenen Werte und Erkenntnisse, Ergebnis unserer Erfahrungen, unseres Wissens, im Grunde unsere Persönlichkeit, die sich in persönlichen Haltungen verdichten und uns durch das Leben tragen. Sie machen unsere innere Stärke aus.

      Gerald Hüther behauptet:

       „Wir haben eine große Tradition im Dressurlernen, aber keine Ahnung, wie man Haltungen entwickelt.“

      Dieses Buch ist bespickt mit Haltungen, die, als Affirmationen formuliert, den Leser zur Selbstreflexion anregen sollen. Ich glaube daran, dass solche Botschaften an unser Selbst zu einer positiven Lebensführung beitragen.

      Sie beeinflussen unser Fühlen, Denken und Handeln nachhaltig. Man picke sich einfach ein, zwei heraus und verinnerliche sie. Sie können eine Stütze im Leben sein. Daher bilden Affirmationen das Gerüst dieses Buches. Einige seien vorweg genannt:

       Mein Leben ist schön. Ich bin okay, so wie ich bin. Alles was ich brauche finde ich in mir. Ich bin doch schon groß. Ich bin ein freier Mensch und ich habe die Wahl. Jede Krise ist eine Chance. Mein Leben macht Sinn. Anderen Menschen Gutes tun, macht mich selber glücklich.

       Eine Freundin las diese Affirmationen. Sie meinte, eine Ressource für ihr Leben fand sie immer in der Überzeugung: „Ich schaffe alles, egal, was kommt.“

       In einer Sitzung philosophierte ich mit Kollegen über solche Selbstbekräftigungen. Ich behauptete: „Es ist doch ganz leicht. Man steht auf und im Bad sagt man zu sich. Heute ist ein schöner Tag. Ich bin gut.“ Eine Kollegin meinte dazu ganz trocken: „Aber bitte nicht am Morgen, da schaue ich aus wie Frankensteins Gruftspion.“

       Affirmationen:

      Ich sah eine Dokumentation und amüsierte mich köstlich. Ein Universitätsprofessor veranstaltete mit circa zwölf Studenten eine Art Polonaise. Sie liefen im Kreis, sie klopften sich auf die rechte Schulter und sagten mantraartig: „Das haben wir gut gemacht, das haben wir gut gemacht.“ Die Stimmung in dem Raum war ungemein locker, alle waren bestens gelaunt. In der Folge wurde der Wert solcher Botschaften geklärt. Ich war danach überzeugt, dass ein derartiger Dialog mit Ich-Botschaften mit dem eigenen Selbst hilft, Dinge leichter zu nehmen. So empfehle ich Schülern vor Prüfungen sich immer wieder zu sagen „Ich habe gelernt, ich kann etwas“, damit sie ihre Prüfungsangst überwinden.

      „Das Leben liebt mich und ich liebe das Leben“, ist die Botschaft der phänomenalen Louise Hay: Ich entdeckte die 85-jährige Dame in der Zeitschrift „happinez“4. Ihre Lebenseinstellung kann begeistern. Sie sieht aus wie eine Mitfünfzigjährige und ist das Strahlen in Person. Die attraktive Louise Hay ist die Päpstin der Affirmationen. Affirmationen sind Botschaften an sich selbst. Sie dienen dazu, im Leben etwas zu entfernen oder Neues zu erschaffen. Louise Hay meint, dass wir mittels Affirmationen Erfahrungen in unserem Leben bekräftigen. Ziel ist es, sich selber zu stärken. Ich bin davon überzeugt, dass diese Technik der Selbstakzeptanz hilft, gestärkt durch das Leben zu gehen.

      Aus diesem Grund sind die meisten Kapitel dieses Büchleins auf Affirmationen aufgebaut. Den Wert und die Bedeutung von Ich-Botschaften belegt außerdem die Kommunikationsforschung.

      Eine Affirmation beinhaltet eine zentrale Botschaft, die ich mit anderen Persönlichkeiten teile:

       „Gedanken erschaffen mein Leben“ …

      … behauptet der erfolgreiche Psychologe und Lebensphilosoph Robert Betz. Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf sieht es ganz einfach: „Ich mach mir die Welt so, wie sie mir gefällt.“Derartiger Humor a la Pippi gehört für mich zu den wertvollsten Lebensphilosophien. Der erstaunliche Körperleser Thorsten Hafener sagt „Gedanken erschaffen deine Gefühle“ und „Alle Macht kommt von innen“.5

      Wir haben die Wahl, wie wir durch das Leben wandern: als Gernot Hassknecht, als ängstlicher Anton, egozentrischer Egon, gestresster Georg, Stefan Schnell, wie ein weiser Dalai Lama oder glücklicher Gerd. Ich denke, wir können in unserer Persönlichkeit viele dieser Figuren abdecken. Wir haben sie alle im Programm, aber unsere Gedanken und Haltungen beeinflussen, welche wir zeigen und verinnerlichen. Und es ist sicherlich möglich wie ein weiser Dalai Lama oder glücklicher Gerd zu leben. Am besten man vermeidet deshalb das leidige Vergleichen, Neid, Egozentrik und wehrt sich gegen fragwürdige Gegebenheit unserer Zeit wie Schnelllebigkeit, Leistungsdruck und Fremdbestimmung. Dazu gehört vor allem Achtsamkeit, für sich, seine Mitmenschen und seine Umwelt. Mittels Affirmationen kann diese Haltung verinnerlicht werden.

      Dazu passt das herrliche Lebensmotto „think pink“. Es will dazu auffordern, sein Leben positiv zu sehen und optimistisch zu sein. Tatsächlich ist das Glas aus meiner Sicht stets halbvoll und nicht halbleer und wenn das Weihnachtsgeld auf dem Gehaltszettel erscheint, rege ich mich nicht über den Staat auf, wie viel mehr an Steuern ich zahlen muss, sondern freue mich einfach, dass ich mehr Geld zur Verfügung habe. Da hat jeder die Wahl, wie er damit umgeht. Meine persönliche Devise lautet „think blue“. Ich rechtfertige mich gerne über meine Ansichten, indem ich sage: „Schau


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