Namenlose Jahre. Marina Scheske
Vorhang, nun los. Allerdings weiß ich nicht, ob sie dein Gewicht hält.
Schrecklich wütend wurde er da, knallte die Tür und verschwand. Nein, denkt sie, ich muss mir nicht alles von ihm gefallen lassen. Das hat er mal gebraucht. Aber jetzt gehe ich schnell zum Briefkasten, ich habe so ein Gefühl.
Sie hat sich nicht geirrt, im Kasten liegt ein Brief von Eva. So sehr sie sich sonst über Evas Briefe freut, diesmal ist sie enttäuscht, hoffte sie doch auf eine Nachricht von Gerhard.
Als Karl-Heinz nach Hause kommt, riecht es in der Küche nach frisch gebackenen Kuchen. Schnuppernd steckt er seine Nase durch den Türspalt und schaut auf den Tisch. Ein leckerer Napfkuchen steht dort und Anneliese filtert gerade den Kaffee.
„Was ist denn los, Anneliese? Habe ich was verpasst? Gibt es einen Anlass?“
„Vielleicht“, antwortet sie trocken und vermeidet es, ihn anzuschauen, er soll ihr Glück nicht sehen. „Nun zieh schon deinen Mantel aus und komm Kaffee trinken.“
Er rumort im Flur, brabbelt Unverständliches und es hört sich sehr unfreundlich an.
Nein, beschließt sie, ich werde ihm nichts sagen, jetzt noch nicht. Was soll sie ihm auch erzählen? Wenn er erfährt, dass sie Kontakt mit Eva hat, dann fängt er bloß wieder an zu zanken. Sie weiß jetzt, dass Gerhard in der Prager Botschaft war und über Österreich ausgereist ist.
„Was grinst du denn die ganze Zeit so?“ Verunsichert schaut er sie an.
„Nun hör aber auf, du bist wirklich unausstehlich. Ich habe gute Laune, darf ich das nicht?“
„Doch“, lenkt er ein, „ist ja gut! Gib mir ein Stück Kuchen, der sieht ja richtig appetitlich aus!“
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