Das große Still-Kompendium. Andrew Taylor Still
werden, bis das Zischen aufhörte und das Feuer bis zum Zündloch und dem Pulverreservoir reichte. Um das Ziel zu treffen, waren Kunstfertigkeit und starke Nerven nötig.
Ich war als Hundekenner bekannt und wurde als Autorität auf diesem Gebiet behandelt. Damit ein Hund ein wirklich großartiger Jagdhund wird, muss er eine flache, breite und dünne Zunge besitzen, dazu tief angesetzte Augen und lange sehr breite und etwas oberhalb angesetzte Ohren, die bis etwa 8 Zentimeter unterhalb des Unterkiefers reichen. Wenn es ein guter Waschbärhund sein sollte, musste seine Schnauze schwarz sein und der Schwanz lang und sehr dünn. Diese Art von Welpen verkaufte ich für einen Dollar das Stück. Wenn ich mit meinem altmodischen Feuersteinschlossgewehr bewaffnet und von meinen drei Hunden begleitet in den Wald ging, warteten diese, bis ich einem von ihnen zurief „Schnapp’ ihn, Drummer!“ Dann stürzte Drummer sich auf die Fährte. Wenn ich Eichhörnchen jagen wollte, warf ich einen Stock in den Baum und rief: „Folg’ ihm, Drummer!“ Nach kurzer Zeit hatte das treue Tier ein Eichhörnchen gefangen. Auf Rehjagd ging ich gegen den Wind, wobei Drummer dicht hinter mir blieb. Witterte er das Reh, kam er nach vorn und ging direkt unter meiner nach vorne gerichteten Flinte. Ich wurde jedes Mal durch sein Schwanzwedeln davor gewarnt, dem Wild zu nahe zu kommen, und es so bereits aus seiner Deckung hochzujagen.
Das alte Feuersteinschlossgewehr besaß ich unter Van Buren und Polks Regierung, aber als Harrison, genannt der ‚alte Tipp‘, den Posten übernahm, hatte ich bereits ein Gewehr mit verdeckter Zündung. Ab da war ich ein richtiger ‚Mann‘. Ganz großes Ehrenwort: Wenn ich den Auslöser betätigte, löste sich der Schuss sofort und ich konnte Rehe im Laufen erlegen. Schrotflinten waren in dieser Zeit nicht verbreitet, aber die Grenzlandbewohner wurden sehr gewandt in der Nutzung des Repetiergewehrs.3 Ich konnte einen Falken, eine Wildgans und jeden Vogel treffen, der nicht zu hoch und zu schnell für die Reichweite des Gewehres flog. Ich erlegte eine große Anzahl Rehe, Truthähne, Adler, Wildkatzen und Füchse. Im September 1839 fingen mein Bruder Jim und ich 16 Füchse auf einmal. Ich fürchte, manch einer könnte dies für eine übertriebene Anekdote halten. So möchte ich erklären, dass in diesem Sommer und Herbst eine Art Seuche unter den Füchsen umging, sodass wir sie kraftlos und zitternd im heißen Straßenstaub liegen fanden, als hätten sie Fieber oder Schüttelfrost. Es gelang ihnen nicht vor uns davon zu laufen. Danach habe ich nie wieder versucht einen Fuchs einzuholen.
Die 16 Füchse nützten uns allerdings nichts, da Felle im September nicht einen Cent wert waren. Im darauf folgenden Winter fingen wir einen Nerz und beschlossen, ihn auf dem Markt zu verkaufen, da wir neues Blei für die Jagd brauchten. Ich sattelte mein Pferd Selim und ritt nach Bloomington (ungefähr 15 Kilometer entfernt), um mein Nerzfell gegen Blei einzutauschen. Ich machte das Tauschgeschäft mit meinem guten Freund Thomas Sharp (einem Onkel von Pfarrer George Sharp aus Kirksville), der auch noch weitere Felle von Waschbären und Opossums erwarb. Ich bestieg Selim für den Heimweg, um Jim von der Nachfrage nach Nerz-fellen zu berichten, für die wir fünf Cents pro Stück bekamen. Nach kurzer Zeit schoss ich ein Reh und hatte so ein weiteres Fell für unseren Handel. Meine ‚gewaltigen‘ 50 Cent trug ich in Form von Pulver, Blei und Zündhütchen nach Hause.
In den frühen Vierzigern hatte ich vor dem Jüngsten Gericht oder einem ähnlich schlimmen Unheil sehr viel Angst. Mir wurde von Zeichen und Halbzeichen berichtet, die das ‚Kommen des Endes‘4 ankündigten, bis ich fast um meinen jungen Verstand gebracht wurde.
Die Menschen waren so weise geworden, dass sie bereits wussten, wann die großen Räder der Zeit aufhören würden sich zu drehen. Aber die Geschichte vom Jüngsten Gericht war nichts gegen die wunderbare Erfindung, die ein weiser Mann gemacht hatte, welche Nähmaschine genannt wurde. Sie schaffte mehr als 100 Stiche in der Minute. Ich hatte davon im Methodistischen Christlichen Advokaten aus New York gelesen und erzählte es meinem Kumpel Dick Roberts. Er hielt die Geschichte für eine Lüge und wollte das nicht ‚schlucken‘, denn seine Mutter war die beste Näherin im County und schaffte „[…] nicht mehr als 20 Stiche.“
Nicht alle wundervolle Dinge, von denen ich gehört hatte, teilte ich Dick mit. Ich wollte ihm sagen, dass ‚Schwester Stone‘5, die nur ungefähr 6 Kilometer entfernt wohnte, mir berichtete, sie hätte einen Kochofen aus dem Osten mitgebracht. Sie konnte Kaffee machen, Fleisch braten, kochen, Brot backen, Sirup machen und alles andere gut gar kochen. Meiner Glaubwürdigkeit zuliebe beschloss ich erst einmal die Geschichte zu überprüfen, bevor ich sie Dick erzählte.
Meinem Vater erzählte ich, dass ich auf die Suche nach entlaufenen Rindern gehen würde. Er antwortete nur kurz mit „OK“ Da ich einige Sonntage zuvor in der Kirche gewesen war, glaubte er mir, während ich in Wirklichkeit Schwester Stones neuen Kochofen sehen wollte und das Übel in Kauf nahm, damit das Gute gelänge. Ich bestieg Selim und gab ihm die Sporen in die Flanken, sobald ich außer Sichtweite meines Vaters gelangt war. So brachten wir die ungefähr 6 Kilometer rasch hinter uns und ich erreichte Schwester Stone.
„Hallo Schwester, haben Sie vielleicht in den letzten ein zwei Tagen hier in der Gegend eines unserer Rinder gesehen?“
„Nein“, sagte sie, „aber steige doch ab und komme herein!“
Ich schlitterte ein bisschen zu schnell von Selims Rücken und fragte:
„Könnte ich ein Glas Wasser haben?“ „Ja, gerne, das Wasser ist gerade sehr warm!“
Während ich trank, lenkte sie meine Aufmerksamkeit auf ihren Kochofen. Ich fragte sie alles über die Kochkraft und sie erklärte mir alles. Ich fragte, ob sie auch Weizenküchlein machen könne.
„Aber ja, warte doch ein paar Minuten, ich mache Dir welche.“
Sie machte es vollkommen und ich schlug mir den Bauch mit Brot und Milch voll. Ich dankte ihr für ihre Freundlichkeit, bestieg Selim und fand gleich darauf die verloren gegangenen Rinder, von denen ich bereits vorher wusste, wo sie sich aufhielten. So erfuhr mein Vater nie, dass ich in ein klitzekleines Bisschen gelogen hatte.
Kurz darauf begegnete ich Dick und berichtete ihm von meiner Ofengeschichte. Er bedachte mich mit einem ungläubigen Blick, stellte die Geschichte aber nicht infrage. Ich nehme an, er fürchtete, dass ich ansonsten seine Gefühle verletzen und ihm eins auf die Nase geben könnte. Dieser Ofen galt als so ein Zeichen dafür, dass das Ende kommen würde und die Nähmaschine war ein weiteres.
Dies geschah zu einer Zeit, als Millers Prophetie, dass das Ende der Welt gekommen sei, vielen Menschen große Angst bereitete und sie Vorbereitungen für das große Ereignis trafen.6 Ein guter Mann hatte ein schönes Schwein, das er für das Abendmahl des Erlösers rösten wollte. Er war sehr empört, als er erfuhr, dass Er gar kein Schweinefleisch isst. So waren die Geschichten in dieser frühen Zeit der Zeichen und Wunder! Dieser fromme Mann begegnete zur gleichen Zeit einem Indianer, der die Nacht bei ihm verbringen wollte: „Chee muckeeman!“ [ – sagte er.] Um dem weißen Mann zu erklären, dass er die Nacht in seinem Haus zu bleiben wünsche, weil er Angst vor Schnee habe, machte der Indianer eine Menge rätselhafter Gesten zum Himmel und zur Erde. Der gute Mann ließ ihn eintreten im Glauben, dass es sich möglicherweise um den Erlöser handele. Er empfand es als großen Verlust kein Hebräisch zu sprechen, um den Erlöser zu verstehen und war sehr überrascht, dass dieser wiederum kein Englisch sprach. Nach einer Weile kam Bill Williams vorbei, sagte „Sago, Towanin“, und begann eine freundliche Unterhaltung mit Towanin dem Häuptling der Sac-Indianer.7
90 % der Amerikaner wissen nichts über das Leben und die Realität eines Pioniers im Westen. Es ist ein bereicherndes Vergnügen von diesen Geschichten zu lesen, wenn sie von jemanden geschrieben wurden, der seine Kindheit, seine Jugend und sein Alter im Westen mit den Mühen der Besiedlung und Zivilisierung des Landes verbracht hat, in welchem heute Eure glücklichen Heime als Wahrzeichen der Zivilisation stehen. Der Verstand8 und die Energie dieser Tage sind meist mit den Toten vergessen, aber die Gräber sind gefüllt mit einigen der großen Köpfe Amerikas, unter denen sich Boone, Benton und Legionen gleich guter Menschen befinden. Ihre Stimmen sind verstummt, ihre Taten sind auf der Straße des Ruhms geblieben. Es waren jene Männer und Frauen, welche die Wildnis zähmten, welche die Felder rodeten und bestellten und so Mühsale und Gefahren beseitigten. Sie hatten ihren Komfort für