Hässliche Modetranse. Arielle Rippegather

Hässliche Modetranse - Arielle Rippegather


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deine finale OP gut überstehst. Die anderen Eingriffe hast du super weggesteckt und du siehst einfach fantastisch aus. Mehr und mehr fällt alles von früher von dir ab und macht einer strahlenden Arielle Platz. Das macht mich sehr glücklich.

      Lass dich nicht unterkriegen, sei du selbst, lass dich nicht von deinem Weg abbringen und achte auf dich.

      Deine „Mica“ Micaela

Ich_mit_meiner_Freundin_Micaela_Schaefer

      Ich mit meiner Freundin Micaela Schäfer –

      da schenkte sie mir meinen ersten BH

      An dieser Stelle möchte ich euch den Titel des Buches erklären. Ihr denkt euch bestimmt: Warum beleidigt sie mit diesem Buchtitel genau unsere Community oder sich selber?

      Ich weiß, dass wir Tag für Tag mit Vorurteilen und Beleidigungen zu tun haben.

      Und das muss aufhören – aber wie soll es aufhören, wenn wir schweigen oder wir uns immer werbefreundlich ausdrücken? Drücken die Hater uns ihre Meinung nett und freundlich auf? Wenn wir ehrlich sind, hatten wir doch schon alle mal einen dieser „netten“ Kommentare oder eine „nette“ Nachricht im Postfach!

      Aber fangen wir von vorne an! Jedes Wort hat eine besondere Bedeutung und zusammen ergibt es das Mosaik.

      Hässliche? Ja, Hässliche habe ich ausgewählt, weil ich weiß wie man von der Außenwelt begutachtet wird. Jeder sucht gerade „den Fehler“ oder das Männliche an dir! Keine biologische Frau wird jemals im Aussehen JEDEN TAG so begutachtet wie wir! Selbst dann, wenn sie es dann über acht Ecken erfahren haben, dass man früher mal ein Mann war.

      Und die natürlich vorher keinen Schimmer hatten. Wenn sie es dann wissen, kommt hundertprozentig der Spruch: Stimmt daran oder daran hätte es mir auffallen können. Kein Wunder, dass viele, mich nicht ausgeschlossen, eine Neurose bekommen.

      Und glaubt mir, ich weiß, wie das einen kaputt machen und man sich jeden Tag hässlich fühlen kann, an sich zweifelt und dadurch nur noch deprimiert ist.

      Deshalb seid euch bewusst, jeder ist schön so wie er ist!

      Mode: Das Wort Mode habe ich reingebracht, weil ich diesen Satz hasse (gerade beim Outing). Das machst du doch, weil es Mode ist. Nein, sowas macht man nicht aus einer Mode heraus! Und es ist auch nicht „cool“ oder „modern“, man macht es, weil man so ist, wie man ist!

      Weil wir so sind – wir sind so geboren – geboren im falschen Körper.

      Ich wünschte, diese Leute würden mal einen Monat Hormone nehmen – spätestens dann wüssten sie bei dieser Quälerei, dass es bestimmt keine MODE ist.

      Es ist auch keine Entscheidung Trans zu sein – die einzige Entscheidung, die wir treffen, ist, zu uns zu stehen oder wir gehen kaputt! Nicht umsonst ist unsere Selbstmordrate sehr hoch. Also eigentlich entscheiden wir uns doch nur zu leben!

      Und liebe Leute, ja, man hört jetzt mehr über Trans, doch Transgender gab es schon immer genau so wie heute! Nur heute reden die Leute offener darüber!

      Deshalb wird es öfter thematisiert.

      Transe: Transe habe ich gewählt, weil es auch so oft als Beleidigung genommen wird für uns. Dieses Wort erzeugt Gänsehaut bei mir. Es ist wie ein Messerstich, den ich unerwartet bekomme. Alleine der Klang dieses Wortes ist schlichtweg unangenehm. Außerdem, nennt man einen dunkelhäutigen Menschen heute noch Neger? NEIN, weil es etwas mit Empathie und Anstand zu tun hat. Wir geben alles für unseren Weg. Warum kann man uns nicht einfach als „Frauen“ bezeichnen? Genau das sind wir nämlich. Nicht mehr und nicht weniger.

      So kam der Titel zustande: Hässliche Modetranse

      Ich bin eine Frau, die schon immer gerne Sachen so gesagt hat, wie sie sind. In aller Härte. Und ja, manchmal bin ich auch provokativ. Zu mir passt eben kein Titel wie „Mein Weg zur Frau“ oder „Leben zwischen den Geschlechtern“. Das bin ich einfach nicht! Und seien wir mal ehrlich, wo wären wir heute, ohne die Leute die MUT hatten, Grenzen zu sprengen und Sachen zu sagen, die sonst keiner sagt?

      Unsere Welt wäre ein ziemlich trauriger Ort!

      Ich musste mein Leben lang immer kämpfen, habe immer Gegenwind bekommen. Das ist das zentrale Thema meines Lebens.

      Ich wurde in einer sehr toleranten Familie groß, in der es keine typischen Rollenbilder, à la „typisch Mann, typisch Frau“ gab oder auch den Klassiker „Das tut man nicht, das gehört sich nicht, das will die Gesellschaft nicht“. Meine Eltern waren liberal in jeder Hinsicht. So tauchte auch das erste Mal erst im Kindergarten das diffuse Gefühl auf, dass ich irgendwie anders als die anderen war. Ich spielte viel in der Puppenecke, mehr als mit Autos. Ich handelte instinktiv. Und es war einfach mehr die Puppenecke, mit Schminken und allem Drum und Dran. Das wurde jetzt nicht offen thematisiert, aber ich spürte die Blicke der Erzieherinnen, die befremdet wirkten, das Getuschel. Als Kind macht man sich noch keine Gedanken darüber, denn ich hatte meinen elterlichen Hafen und wurde auch im Kindergarten nicht reglementiert. Aber dann begann die Schulzeit und gleichzeitig eine lange Zeit der Anfeindungen, Vorurteile, Diskriminierung und Polarisation.

      Wenige können sich an ihre erste Klasse erinnern. Ich kann es, denn ich hatte eine äußerst ehrgeizige, junge Lehrerin, die eine perfekt gedrillte Klasse vorzeigen wollte. Das Dumme war nur, dass ich eine Konzentrationsschwäche hatte. Eine Vorstufe von ADHS. Ich war wild. Und ich konnte bis zur zweiten oder dritten Klasse nicht lesen. Das drückte den Schnitt und die Laune der Lehrerin gewaltig. Sie ließ mich extra vorlesen und machte dabei eine abwertende Handbewegung, nach dem Motto: „Das kann der ja eh nicht.“ Das machte mich so fertig, dass ich das auch in meiner Therapie, die ich mit 24 Jahren begann, aufarbeitete. Es hing mir einfach nach. Es verursachte eine Angst in mir, eine Urangst, dass ich es nicht schaffen würde, mein Leben nicht schaffen würde. Unglaublich, dass sich so jemand Pädagoge nennen darf und auf Kinder losgelassen wird. Was das mit den armen Seelen macht. Ich musste nach der ersten Klasse nicht weiter leiden, denn ich durfte die Schule wechseln und konnte endlich aufatmen. Dieses Mal hatte ich eine mitfühlende, empathische Lehrerin und eine Lehrkraft, die für mich da war und meine Bedürfnisse abfragte. Nach zwei Jahren war die Lese- und Rechtschreibschwäche bewältigt und fortan kein Thema mehr. Zum Glück. Ich will nicht wissen, wie das mit der anderen Lehrerin ausgegangen wäre.

      Aber ich stellte leider schon früh fest, dass ich mehr kämpfen musste als die anderen Kinder, denen zum Teil alles zuflog. Für mich war es anstrengend, ich musste viel Kraft aufwenden. Ich konnte meine Kindheit nicht so genießen wie ein Kind mit einem normalen Lernpensum. Bei mir gab es immer noch eine Schippe drauf. Niemand zwang mich dazu. Es war gewissermaßen mein Wille, der mir diese Schippe spendierte. Mein Wille, der sagte: „Du schaffst das. Du lernst lesen. Du kannst sehr wohl mit den anderen Kindern mithalten.“ Der schlimmste Moment damals war, als zur Debatte stand, dass ich auf eine Sonderschule gehen sollte. Der Name ist ja schon Programm: Sonder-Schule. Ich wollte nichts Besonderes sein, wollte einfach sein wie die anderen auch. Meine Eltern verstanden meine Not. Sie unterstützten mich und gemeinsam bekamen wir es ja auch letztendlich hin.

      Das zum Thema Lernen. Kaum hatte ich dieses Problem bewältigt, ging es an einer anderen Stelle los.

      Ich zog mich schon immer gerne bunt und auffällig an. In der dritten, vierten Klasse bekam ich dann schon blöde Sprüche ab. Mindestens zweimal am Tag wurde ich angepöbelt. In NRW ticken die Uhren noch anders. Ich stamme aus Mönchengladbach, einer tranigen Kleinstadt. Transsexuelle wurden da überhaupt nicht thematisiert. Heute hat sich das Blatt gewendet, dank der besseren Vernetzung outen sich einfach mehr, beziehungsweise man bekommt es jetzt mit. Es ist nicht so, dass es urplötzlich nur noch Transsexuelle gibt. Die gab es schon immer. Es ist ein gutes Zeichen, dass sich mehr Leute trauen, darüber zu sprechen. Aber zurück zum Horror der


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