Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums. Horst-Joachim Rahn

Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums - Horst-Joachim Rahn


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Heesters: „Ich danke Gott für all die schönen Jahre.“ Die älteste Frau der Welt war Japanerin und 117 Jahre alt. Auch das Alter wird nicht einheitlich beurteilt.

      ► „Alter bedeutet Erfahrung, Gelassenheit, Einsicht und Erinnerung.“* Dabei gilt: „Ewig bleiben treu die Alten“ (J. von Eichendorff). „Die Würde ist die Sonne des Alters“ (aus Persien). „Gütige Herzen altern nie“ (N. Tommassen). Und es gilt bis heute: „Die Pension ist die begehrteste Alterserscheinung“ (W. Weidner). „Dem Alter ist mit Respekt und Ehrerbietung zu begegnen.“* Im Grunde haben die Menschen nur zwei Wünsche: „Alt zu werden und dabei jung zu bleiben“ (P. Bamm). Altern wird zur Aufgabe: „Älter werden ist eine Lebensaufgabe“ (H. Lahm). „Falten im Gesicht sind die Seiten des Lebensbuches“ (H. Lahm). In ihm haben Geburtstage ihren Stellenwert: „Geburtstage sind Stufen auf der Lebenstreppe“ (H. Lahm). Nicht alle Menschen haben eine lange Lebenstreppe: „Ein langes und erfülltes Leben ist ein Geschenk Gottes“ (unbekannt). „Es ist ein Vorteil des Altwerdens, dass man gegen Hass, Beleidigungen, Verleumdungen gleichgültig wird, während die Empfänglichkeit für Liebe und Wohlwollen stärker wird“ (O. von Bismarck). Hinzu kommt: „Das Alter hat zwei große Vorteile. Die Zähne tun nicht mehr weh und man hört nicht mehr als das dumme Zeug, das ringsum gesagt wird“ (G.B. Shaw).

      ► Demgegenüber sollten wir nie vergessen: „Alter schützt vor Torheit nicht“ (J. Bosshart). Kaum zu glauben: „Mancher gesittete Herr träumt von seinen Flegeljahren“ (B. Fuchs). Andererseits hat die Realität gezeigt: „Wer schon in jungen Jahren maximalen Erfolg hat, wird selten alt.“* Wer sehr alt werden will, sollte wissen: „Das Alter verklärt oder versteinert“ (M. von Ebner-Eschenbach). „Das Alter ist ein Tyrann, der bei Lebensstrafe alle Vergnügungen der Jugend verbietet“ (F. de La Rochefoucauld). „Das ist des Alters Los auf Erden, dass alle Rechte zu Pflichten werden“ (P. von Heyse). Im Alter lassen Gesundheit, Mobilität, Stabilität, Zeugungsfähigkeit und Sinnesleistung nach.53 Und etwas sarkastisch: „Die Rente mit 67 gibt endlich auch den Menschen mit weniger gefährlichen Berufen die Chance, bei der Arbeit zu sterben“ (S. Sarek).

      Etwas makaber ist: „Alt ist man dann, wenn man nicht mehr zusammen mit seinen Zähnen schläft“ (E. Petrucci). Und: „Wer zu früh geht, den bestraft die Rente“ (K. Karius). „Je höher die Lebenserwartung, desto weniger darf man vom Leben erwarten“ (G. Kocher). Im Alter wird alles schwerer: „Selbst das Laster wird zur Last“ (W. Puzicha). „Das Alter, das man haben möchte, verdirbt das Alter, das man hat“ (P. Bamm). „Je bösartiger ein Leben geführt wurde, umso größer ist das Selbstmitleid im Alter“ (E. Klepgen). Zum Nachdenken: „Wir alten Männer sind gefährlich, weil wir keine Angst mehr vor der Zukunft haben“ (P. Ustinow). Manche wollen für immer jung sein: „Schrecklich, wenn ein Mensch nicht alt werden kann, schrecklich für ihn und für die anderen“ (W. Pfleiderer). Für das Alter trifft zu: „Ich bin nicht mehr Ich, Du bist nicht mehr Du, Wir sind nicht mehr Wir. Er ist nicht mehr Er, das macht mir das Alter schwer.“*

      ► Zusammenfassend gilt für das Alter: „Vorbei sind Kraft und Lust und Schönheit der Jugend. Geblieben sind: Erfahrung, Erinnerung und Tugend“ (G. Schäfer). Und vor allem: „Jahre sollte man nicht zählen, sondern erleben“ (O. Stock). Mit zunehmendem Alter tritt ein Leistungswandel ein: Die Erfahrung nimmt zu und die Körperkräfte nehmen ab (U. Lehr)54. „Mit dem Alter nimmt man an Torheit und Weisheit zu“ (F. de la Rochefoucaould). Was heißt alt werden? Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird (W. Mitsch). „Das Schöne im Alter ist, etwas sein zu dürfen, ohne etwas werden zu müssen“ (E. Reinhardt). „Man sollte in Würde alt werden“ (S.B. Nuland) und das Leben nehmen wie es ist: „Nichts macht schneller alt als der immer vorschwebende Gedanke, dass man älter wird“ (G.C. Lichtenberg). Ab 75 Jahren ist jedes Jahr ein Geschenk Gottes! Aus Spanien stammt die Weisheit: „Wenn du sehr alt werden willst, dann musst du beizeiten anfangen.“ Denn: „Ein ausschweifendes Leben verkürzt das Alter.“* „Im Alter zahlen wir die Rechnung für unsere Jugendsünden.“55

      J. Knittel meint: „Alt ist man dann, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude hat als an der Zukunft.“ Marie von Ebner-Eschenbach: „Mehr noch als nach dem Glück unserer Jugend sehnen wir uns im Alter nach den Wünschen unserer Jugend zurück.“ Auch: „Die gute alte Zeit ist eine rückwärts gerichtete Utopie“ (unbekannt). „Mit zunehmendem Alter ist es wichtig, dass sich der Mensch körperlich bewegt.“* Übrigens: „Zwischen jung und alt liegen manchmal nur wenige Minuten“ (H. Lahm). Eigentlich nicht ganz verständlich ist: „Lang leben will halt alles, aber alt werden will kein Mensch“ (J.N. Nestroy). Wie unterscheiden sich Alter und Jugend? „Das Alter wägt, die Jugend wagt“ (E.B.S. Raupach). „Früher lebte man kürzer – dafür stirbt man heute länger“ (H. Stein).

      Der begnadete Schauspieler J. Fuchsberger sagte: „Altwerden ist nichts für Feiglinge.“ Jahrelang kam er mit 3 - 4 Stunden Schlaf aus, war 60 Jahre lang Kettenraucher und hatte mit 75 Jahren drei Bypässe, vier Stents und einen Herzschrittmacher.56 Auf die Frage, wie er seinen Tag verbringe, sagte er einmal: „Ich stehe auf und hole mir die Zeitung, schlage zuerst die Todesanzeigen auf, lese sie aufmerksam durch – wenn ich nicht drinstehe – ziehe ich mich an!“57 Der Rennfahrer J.M. Fangio stellt etwas makaber fest: „Eines der besten Mittel gegen das Altwerden ist das Dösen am Steuer eines fahrenden Autos.“ Was ist für ältere Menschen wichtig? „Kein älterer Mensch darf davon ausgehen, dass er im Alter seine verdiente Ruhe hat!“* Schaut ein älterer Mensch in die Zukunft, sollte er das Alter mit Stil, Gelassenheit und Engagement zu bewältigen suchen.58 „Altersbeschwerden sind ein dezenter Hinweis der Natur, sein Leben zu ordnen und sich auf einen Abschied vorzuberieten“ (K.W. Dickhöfer). Zum Schluss: „Wer zufrieden stirbt, dem kann es nah dem Tode nicht mehr besser gehen“ (G. Brand).

      Das Sterben (Exitus) ist das Erlöschen der Organfunktionen eines Lebewesens, das unmittelbar zu seinem Tod führt. Der Sterbevorgang ist der Übergang vom Leben zum Tod. Dazu gibt es vier unterschiedliche Grundhaltungen:

      ▪ Der Tod ist das endgültige Ende der Existenz eines Lebewesens.

      ▪ Der Tod ist nur eine Phase, die zu einem neuen Leben führt (Reinkarnation).

      ▪ Der Tod ist der Übergang in einen anderen Seinszustand (Auferstehung, Unsterblichkeit).

      ▪ Leben und Tod sind indifferent.

      Sterben ist einerseits etwas Normales, andererseits ist es hart. Der Tod wirkt auf den Menschen Angst einflößend und furchtbar.59 „Manch einer arbeitet so eifrig für seinen Lebensabend, dass er ihn gar nicht mehr erlebt“ (M.M. Ronner). „Mitunter kommt mit dem Tod des Menschen seine Anerkennung.“* M. Luther stellt fest: „Der Tod ist eigentlich nur die Angst vor dem Tod.“ Es gilt auch der Rat: „Nimm dir Zeit, sonst nimmt sie dich mit der Zeit“ (A. Marti). Das Sterben und der Tod werden unterschiedlich gesehen:

      ► „Der hat die Weisheit erfasst, der ebenso sorglos stirbt, wie er geboren wurde“ (Seneca). Hoffnungsvoll klingt: „Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot“ (E. Kant). „Ein schönes Sterben ehrt das ganze Leben“ (aus Italien). Auch: „Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren“ (J.W. von Goethe). Außerdem: „Menschlich zu reden, hat der Tod eine schöne Bestimmung, die daraus besteht, dem Alter ein Ziel zu setzen“ (J. de La Bruyère). Und eine weitere interessante Erkenntnis: „Wer früh stirbt, ist länger im Himmel“ (M. Richter). Mit positiver Wirkung: „Der Tod zahlt alle Schulden“ (Sprichwort). Aber auch: „Ein Mensch, der für nichts zu sterben gewillt ist, verdient es nicht zu leben“ (M. Luther King). „In den meisten Fällen ist die Todesursache eines Menschen sein Leben“ (Voltaire). „Wir müssen immer lernen, zuletzt auch noch sterben lernen“ (M. von Ebner-Eschenbach). Ist sterben schwierig? „Sterben kann gar nicht so schwer


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