Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag. Eberhard Fohrer

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genannt.

      Kazantzákis war nicht nur Schrift­stel­ler, sondern auch Minister und ist bis heute eine der populärsten Persön­lichkeiten der jün­geren kretischen (und grie­chi­schen) Ge­schichte. Ge­stor­ben ist er am 26. Oktober 1957 in Frei­burg im Breisgau an der asi­a­ti­schen Grippe. Iráklion ehrte ihren gro­ßen Sohn am 4. November mit einer Toten­messe in der Ka­thedrale des heiligen Minás und einem anschließenden Lei­chen­zug zum Grab auf der höchsten Bastion der Stadt.

      Das bedeutendste Museum Kretas prä­sentiert sich seit einigen Jahren im neuen, moderneren Gewand. Von der Jung­steinzeit bis zur römi­schen Beset­zung gibt es eine überwältigende Zahl von Exponaten, den Schwer­punkt bilden aber natürlich die Minoer und ihre Kultur.

      Zahllose Highlights sind an­spre­chend präsentiert, vom Diskos von Festós bis zur Schlan­gengöttin, vom Stierkopf bis zum Sarkophag von Agía Tríada und auch die herr­lichen Wand­fresken aus dem Palast von Knossós sind hier zu finden.

      Mu­se­ums­didaktisch hat sich mit der Renovierung einiges geändert. Waren vorher die berühmtesten Stücke expo­niert in nummerierten Vitrinen ausge­stellt, sind sie jetzt unter thematischen Ober­begriffen wie „Handel und aus­län­dische Ein­flüs­se“, „Re­ligion“ oder „Pro­duktion“ eingebettet in den Kon­text ihrer Zeit und wer­den bis auf we­nige Aus­nahmen nicht mehr gesondert her­vor­gehoben.

      Die Kul­tur der Minoer ist runde 3500 Jahre alt, wesent­lich älter also als die an­ti­ken Hel­lenen und Römer. Was bis heute entdeckt wurde, ist nicht mehr als die sprich­wört­liche Spitze des Eis­bergs. Das mei­ste ist unwieder­bringlich zer­stört, ge­plün­dert, verbrannt oder liegt noch tief im harten kretischen Boden ver­bor­gen, oft un­ter bis heute be­wohn­ten Sied­lungen und Städten (z. B. Ar­chá­nes und Chaniá). Die archäo­lo­gische Samm­lung in Iráklion kann so nur einen Ein­druck von der Viel­falt und dem Reich­tum vermitteln, der damals auf die­ser In­sel ge­herrscht ha­ben muss.

Im Mittelpunkt des Interesses: das minoische Stierspringerfresko

      Im Mittelpunkt des Interesses: das minoische Stierspringerfresko

      Um einen Bezug zu den Ge­brauchs­ge­gen­ständen, Schmuck und Hausrat der Mi­noer zu finden, sollte man es nicht mit dem Be­such der Ausstellung be­wen­den lassen, son­dern zusätzlich auch ei­ni­ge der Fund­stellen besuchen, z. B. Knos­sós oder Fes­tós, diese ur­al­ten Pa­läste ei­ner in vie­lem bis heute rät­sel­haf­ten Zivilisa­tion.

      Öffnungszeiten April bis Okt. tägl. außer Di 8-20 Uhr (Di ab 10 Uhr); übrige Zeit tägl. außer Di 8-18 (Di ab 10 Uhr). Eventuelle Änderungen unter odysseus.culture.gr.

      Ein­tritt ca. 12 € (Nov. bis März 6 €), Senioren über 65 J. sowie Schül./Stud. und Pers. von 6 bis 25 J. aus Nicht-EU-Län­dern 6 €, freier Ein­tritt für Pers. bis 25 J. und Schül./Stud. aus EU-Län­dern.

      Fo­togra­fie­ren ohne Blitz er­laubt, Stativ ver­boten. Tel. 2810-279000.

      Kombiticket mit Knos­sós April bis Okt. (drei Tage gültig) ca. 20 €, für Schül./Stud. aus Nicht-EU-Län­dern 10 € (im Winter 12 €/6 €).

      Online-Ticket unter etickets.tap.gr

      Freier Eintritt Nov. bis März am ersten So im Monat, außerdem am 6. März, 18. April, 18. Mai, European Cultural Heri­tage Day (letzte Sept.-Woche) und am 28. Okt.

      Besichtigung: Die Sammlung ist chro­no­logisch aufgebaut. Im Erd­ge­schoss lie­gen zwölf Säle, die z. T. nur durch Pfeiler ge­trennt sind, weitere im Ober­geschoss, wo vor allem die berühmten Fresken von Knossós alle Bli­cke auf sich ziehen. Einige besonders markante Ex­po­nate sind im Folgenden hervor­gehoben.

      Neolithikum, Vorpalastzeit und Alt­pa­last­zeit (7000-1700 v. Chr.), Saal 1 bis 3: Die Funde aus Neolithikum/­Jung­stein­zeit (ab 7000 v. Chr.) und Vor­pa­last­zeit (2600-1900 v. Chr.) wurden vor allem in Gräbern und Kult­höhlen ent­deckt, die Stü­cke der Altpalastzeit (1900-1700 v. Chr.) stammen dagegen haupt­säch­lich aus den frü­hen Palästen von Knos­sós und Mália und den Gipfel­heilig­tümern. Die Kul­tur Kre­tas stand damals schon auf hoher Stufe: Die Insel war dicht besie­delt, die er­sten Pa­läste und Städte entstanden, Handel und Hand­werk florier­ten.

      Die frü­heste Keramik wurde noch ausschließlich mit den Händen ge­fer­tigt, doch dank der Erfindung der Töp­fer­scheibe konnten in der Alt­palastzeit bereits diffizi­le Ke­ra­mik­gefäße her­ge­stellt werden, dabei wurde der sog. „Kamá­res-Stil“ kreiert - auf den schwar­zen Untergrund von Gefäßen und Va­sen wur­den mit weißer und roter Far­be die vielfältigsten Muster und For­men ge­malt. Dieser Stil gilt als der schöns­te des vorge­schichtlichen Grie­chen­lands, benannt ist er nach einer Höhle am Süd­hang des Psilorítis, wo man die größ­te Menge der schwarz­grundigen Ke­ra­mik ent­deckt hat.

      Weiterhin gibt es hier prächtige Schnabelkannen, hauchdünnen Gold­schmuck, Schwer­ter, Sie­gel­steine, gro­ße Amphoren und Vasen, zahllose klei­ne Kera­mik­fi­gu­ren und -tiere so­wie Kultfigürchen (Ido­le) aus Marmor, Alabaster und Elfen­bein.

      Saal 1 Viel beachtet ist die Vitrine mit den umfang­reichen und teils erstaunlich modern wirkenden Schmuckstücken aus Gold und Halbedelsteinen (Vitrine 12).

      Saal 2 Bei der umfangreichen Keramik fällt z. B. die originelle Votivschale mit Tier­her­de und Hirt im Inneren auf (Vitrine 14).

      Die Bienen von Mália (Vitrine 19) sind das vielleicht schönste Schmuckstück der Mi­noer - ein goldener Anhänger mit zwei Bienen aus der Nekropole Chrisso­lák­kos bei Mália (→ Link). Die Insekten fül­len gerade ei­nen Tropfen Ho­nig in eine schei­ben­för­mige Wabe.

      Saal 3 Eindrucksvoll und gut erhalten sind die Schwerter, von denen eines einen Knauf aus Elfen­bein besitzt, sowie das Zepter, das an einer Seite wie ein Pantherkopf, auf der ande­ren wie ein Beil geformt ist (Vitrine 24).

      Höchst filigran sind die Rhytons (Trink-/Spendegefäße) in Vitrine 26.

      Die bis zu 1 m hohen Prunkva­sen im Kamáres-Stil stammen aus Knos­sós und Festós, z. T. sind sie groß­artig erhal­ten, z. B. der Frucht­ständer mit wei­ßen, plasti­schen Blü­ten an Rand und Fuß (Vitrine 35).

      Neupalastzeit/Jüngere Palastzeit (1700-1450 v. Chr.), Saal 4 bis 8: Nach der großen Katastro­phe von 1700, die alle Pracht­bauten der In­sel zerstört hat­te, wurden die Palä­ste noch prunk­voller aufgebaut. Die mi­no­ische Zivilisa­tion war bis ca. 1450 v. Chr. auf ihrem Höhe­punkt und hier finden sich so welt­bekannte Attraktionen wie der Diskos von Festós, die Schlangen­göt­tin­nen und das Stier­sprin­gerfresko.


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