Ein Jahr für unsere Ehe. Timothy Keller
An jedem Tag der anderen drei Wochen beginnen wir nicht mit einem Bibelvers, sondern mit einem Zitat aus Ehe; es folgen wieder eine Meditation und ein „Zum Nachdenken“ und zum Schluss ein „Gebets-Tipp“, der Ihnen helfen soll, das Thema dieses Tages in Ihr Herz und Ihr Leben „hineinzubeten“.
Dies ist ein „Andachtsbuch für Paare“, das für den Gebrauch in der Ehe gedacht ist. Dies kann geschehen, indem die beiden Partner sich die Andachten gegenseitig laut vorlesen und dann z. B. fragen: „Was hat dir gerade am meisten geholfen?“ Gehen Sie anschließend gemeinsam die Frage „Zum Nachdenken“ durch, und danach beten Sie gemeinsam, wobei Sie gerne die „Gebets-Tipps“ als Sprungbrett für Ihr Gespräch mit Gott benutzen dürfen. Es gibt aber noch eine zweite Möglichkeit, dieses Buch zu benutzen: Lesen Sie die Andachten jeder für sich allein, notieren Sie sich die Gedanken, die Ihnen dabei kommen, und tauschen Sie sich regelmäßig miteinander darüber aus, wer was entdeckt und gelernt hat.
Bitte beachten Sie, dass die Grundthemen und -lektionen dieses Buchs immer wieder auftauchen, aber jedes Mal aus einer anderen Perspektive oder mit anderen Fragen zum Nachdenken.
Wir haben unser Buch Ehe nicht nur für verheiratete Paare geschrieben. Es entstand aus einer Predigtserie für eine Gemeinde, in der die allermeisten Glieder erwachsene Singles waren. Dieses Andachtsbuch dagegen richtet sich an Ehepaare, obwohl auch Verlobte bzw. Paare, die ans Heiraten denken, es so benutzen können, wie wir das gerade vorgeschlagen haben. Einige der Meditationen gegen Ende des Jahres dürften sogar besonders geeignet für solche noch nicht verheirateten Paare sein.
Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis: Jeder Christ braucht das tägliche Bibellesen und Gebet. Dieses Buch kann dieses Lesen und Beten ergänzen, aber nicht ersetzen. Es sollte also nicht Ihr einziger täglicher Termin mit Gott sein! So wichtig die Ehe auch ist, sie ist nicht das Einzige, worüber wir das ganze Jahr lang mit Gott reden sollten. Zusammen mit diesem Ehe-Andachtsbuch könnten Sie z. B. unser Andachtsbuch über die Psalmen oder die Sprüche benutzen oder eine andere Hilfe für Ihre tägliche Zeit der Stille und Andacht.
1. Januar
So schuf Gott den Menschen als sein Bild. Als Gottes Ebenbild schuf er ihn. Als Mann und als Frau schuf er sie. (1. Mose 1,27)
VON GOTT SELBER EINGESETZT. In der heutigen Gesellschaft betrachtet man die Ehe als romantische Paarbeziehung, die durch die Heiratsurkunde gewisse juristische Vorteile erwirbt. Doch nach der Bibel ist die Ehe eine Erfindung Gottes und gehört somit zur absoluten Grundstruktur unseres Menschseins. Die erste Erwähnung von Geschlecht und Ehe in der Bibel erfolgt bei der ersten Erwähnung der Menschheit. Nicht jeder muss heiraten, aber die Menschheit als Ganze ist auf die Ehe hin angelegt. Ohne gesunde Ehen kann keine Gesellschaft gedeihen.
Zum Nachdenken: Was für Beziehungen sehen Sie zwischen der allgemeinen Gesundheit der Menschen und der Gesundheit ihrer Ehen?
Gebet: Herr, eine gesunde Gesellschaft ist eine, die starke Ehen hat. Vergib mir, dass ich hier so engstirnig und egoistisch gewesen bin. Hilf uns, unsere Ehe nicht nur für uns selber zu hegen und zu pflegen, sondern auch für Dich und für unsere Mitmenschen. Amen.
2. Januar
Dann sagte Gott, der Herr: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.“ (1. Mose 2,18a)
WIR BRAUCHEN FREUNDE. Der Schöpfungsbericht erklärt, dass alles, was Gott erschuf, „sehr gut“ war. Doch dann kommt das Erste, was nicht sehr gut ist: Adam ist allein. In uns liegt ein von Gott selber kommendes Bedürfnis nach Gemeinschaft, das nur durch menschliche Liebesbeziehungen gestillt werden kann. Selbst Adams ungetrübte Beziehung zu Gott und sein Wohnen im Paradies konnten dieses Bedürfnis nicht wirklich stillen. Einsamkeit ist also keine Sünde, und dies bedeutet zweierlei. Erstens: Verheiratet sein ist zwar kein Muss (vgl. Paulus und Jesus), aber für ein vollwertiges menschliches Leben braucht es echte, enge Freundschaften. Und zweitens: Als Gott Eva zu Adam bringt, meint er sie eindeutig nicht nur als sexuelle Gefährtin oder Geschäftspartnerin, sondern als die Freundin, nach der Adam sich gesehnt hat.
Zum Nachdenken: Es kann passieren, dass Ehepartner so viel Zeit und Kraft in ihre Kinder, in Romantik, Sexualität und das allgemeine Lebensmanagement investieren, dass sie ihre Freundschaft vernachlässigen. Wie lässt sich das vermeiden?
Gebet: Herr Jesus, Du bist nicht nur unser wahrer Ehemann (Epheser 5,25-26), sondern auch unser größter Freund (Johannes 15,12-15). Lass unsere Ehen erfüllt sein von der Wahrhaftigkeit, der Zuneigung und der unerschütterlichen Treue echter Freundschaft. Amen.
3. Januar
Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden. Die zwei sind dann eins mit Leib und Seele. (1. Mose 2,24)
VERLASSEN. Heiraten bedeutet verlassen. Nein, nicht in dem Sinne, dass man von seinem Elternhaus und seiner Verwandtschaft nichts mehr wissen will; aber das Wohl der neuen Familie, die ich gründe, hat wichtiger zu sein als das der Familie, in der ich aufgewachsen bin. Das junge Paar muss sich überlegen, wie es sein Leben so gestaltet, dass dies seiner Situation, seinen Gaben und Bedürfnissen entspricht. Ich habe meinen Vater und meine Mutter nicht „verlassen“, wenn ich darauf bestehe, dass alles und jedes in meiner Ehe und Familie genauso zu geschehen hat, wie ich das in meinem Elternhaus erlebt habe. Kurz: Mein Ehepartner hat ohne Wenn und Aber die Nummer eins in meinem Herzen zu sein. Meine Eltern, ja selbst meine Kinder dürfen mir nie so wichtig sein, dass sie meine Frau bzw. meinen Mann auf den zweiten Platz verweisen.
Zum Nachdenken: Machen Sie eine Liste der Dinge, die Sie daran hindern können, Ihr Elternhaus zu „verlassen“ und in Ihrem Verhältnis zu den Menschen Ihren Ehepartner an die erste Stelle zu setzen.
Gebet: Herr, nimm uns unsere gespaltenen Herzen weg. Lass uns Dich mehr lieben als alles andere im Universum. Und wenn wir heiraten, dann hilf uns, einander mehr zu lieben als irgendeinen anderen Menschen in der Welt. Amen.
4. Januar
Aus der Rippe formte Gott, der Herr, eine Frau und brachte sie zum Menschen. … Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden. Die zwei sind dann eins mit Leib und Seele. (1. Mose 2,22-24)
DAS EHEGELÜBDE. 1. Mose 2,22-24 ist die erste Trauzeremonie in der Geschichte der Menschheit. „Gott selber führt wie ein Brautvater die Frau zu dem Mann.“1 Das Wort „verbinden“ ist die Übersetzung eines hebräischen Wortes, das eine verpflichtende Bundesbeziehung bezeichnet (5. Mose 10,20; 11,22-23). Unserer individualistischen Gesellschaft ist das Gespür für dieses Verpflichtende an der Ehe verloren gegangen: Der Trauschein ist „doch nur ein Stück Papier“; worauf es ankommt, ist, dass wir uns lieben … Aber wenn wir wirklich einander