Ein Jahr für unsere Ehe. Timothy Keller
der „großen Freiheit“, werden wir von der Ehe weder zu viel noch zu wenig erwarten, sondern sie nüchtern als das sehen, was sie ist – eine gute Gabe Gottes. Sie ist weder etwas, ohne das alles leer ist, noch ein unerreichbarer Traum.
Zum Nachdenken: Sehen Sie die Ehe zu sehr durch die rosaromantische Brille oder zu sehr durch die grau-pessimistische? Warum? Wie hat das Ihre Ehe bzw. Ihre Partnersuche bisher geprägt?
Gebetsimpuls: Kennen Sie den berühmten Satz des Augustinus, dass unsere Seele so lange unruhig ist, bis sie Ruhe findet in Gott? Bitten Sie Gott, dass er Ihre große Erfüllung wird, sodass Sie nicht das, was allein er uns geben kann, in der Ehe suchen.
19. Januar
Ehe ist wunderbar, aber harte Arbeit. Ehe ist glühende Freude und Kraft, bedeutet aber auch Blut, Schweiß und Tränen, demütigende Niederlagen und anstrengende Siege. Ich kenne keine Ehe, die mehr als ein paar Wochen alt ist und die man als wahr gewordenes Märchen bezeichnen könnte. Es überrascht daher nicht, dass für viele Paare der einzige Satz in Paulus’ berühmtem Abschnitt über die Ehe [in Epheser 5], in dem sie sich wiederfinden, der Vers 32 ist [„Dies Geheimnis ist groß“, LUT]. Da sinkt man nach einem langen, harten Tag, wo man versucht hat, einander zu verstehen, ins Bett und kann nur noch seufzen: „Das ist ein großes Geheimnis!“ An manchen Tagen kommt einem die Ehe wie ein unlösbares Rätsel vor, wie ein Labyrinth, in dem man sich verlaufen hat. (Ehe, S. 19)
SCHWER UND WUNDERBAR. Zwei Grundtatsachen über die Ehe: Sie ist furchtbar schwer und absolut wunderbar. Klingt widersprüchlich, ist es aber nicht. Denken Sie nur an die vielen anstrengenden Trainings- oder Übungsstunden, die es braucht, um ein richtig guter Sportler, Musiker, Wissenschaftler oder Autor zu werden. Diese endlose Arbeit an sich selbst gibt dem, der sie durchsteht, die Kraft, das Wissen und die Fertigkeit, etwas Großes, Schönes zu schaffen. Die Ehe ist nicht einfach – aber gleichzeitig so wunderbar, dass sie alle Mühe mehr als wert ist.
Zum Nachdenken: Schreiben Sie zwei Listen. a) Was ist alles besonders schwer an der Ehe? – b) Was ist alles besonders wunderbar an ihr? Wie führen die schweren Dinge zu den wunderbaren?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, dass er Ihnen helfen möge, durch Prüfungen und Probleme zu jemandem zu werden, der einen anderen Menschen weise und gut lieben kann.
20. Januar
[Es gibt] keine menschliche Beziehung, die größer oder wichtiger wäre als die Ehe. In der Bibel nimmt Gott selber die erste Trauung der Geschichte vor (1. Mose 2,22-25), und als der Mann die Frau sieht, bricht er in einen Freudenruf aus: „Endlich …!“ Alles in dieser Szene ruft es hinaus: Nach unserer Beziehung zu Gott selber ist die Ehe die tiefste Beziehung, die es gibt. Den Ehepartner kennen und lieben zu lernen ist deswegen gerade so schwierig und schmerzlich und so lohnend und wunderbar, wie Gott lieben und kennenzulernen. (Ehe, S. 19-20)
DIE UNABHÄNGIGKEIT VERLIEREN UND FREI WERDEN. Die Bibel vergleicht unsere Beziehung zu Gott mit einer Ehe, und dies mit gutem Grunde. Christus opferte seine Herrlichkeit und Macht, um auf die Erde zu kommen und für uns zu sterben, und wir müssen unser Recht auf Autonomie aufgeben, um uns in Liebe mit ihm zu vereinigen. Ganz ähnlich geben Ehepartner ihre Freiheit und Unabhängigkeit auf, um die tiefere Freiheit gegenseitiger Liebe und hingebungsvollen Dienens kennenzulernen. Wenn wir in Christus erlöst sind, lernen wir ihn anschließend immer besser kennen und lieben, und dies geschieht vor allem dadurch, dass wir immer wieder fallen und in Buße und Vergebung wieder aufstehen. Wir lernen und wachsen durch Niederlagen. Ganz ähnlich erleben Ehepartner es, wie ihre Liebe tiefer wird, wenn sie versagen und dann wieder aufstehen und einander vergeben.
Zum Nachdenken: Welche Merkmale unserer Gottesbeziehung fallen Ihnen ein, die Ähnlichkeiten mit der Ehe haben? Wie kann uns das Erkennen dieser Ähnlichkeiten in beiden Beziehungen – der zu Gott und der zu unserem Partner – helfen?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Ihnen zu helfen, Ihre Freiheit und Unabhängigkeit williger aufzugeben, um die Freiheit der gegenseitigen Hingabe kennenzulernen.
21. Januar
[Es gibt] eine zunehmend skeptisch-pessimistische Haltung zur Ehe in unserer Kultur …, und dies gilt besonders für die jüngeren Erwachsenen. Sie glauben, dass ihre Chancen, eine gute Ehe zu führen, nicht hoch sind – und selbst wenn die Ehe stabil ist, droht immer noch das Gespenst der sexuellen Langeweile. (Ehe, S. 20)
ARRANGIERTE EHEN? In manchen Ländern gibt es heute noch sogenannte arrangierte Ehen: Verwandte oder andere Vermittler suchen den Partner aus. Diese Ehen weisen geringere Scheidungsraten auf als andere Ehen.7 Dieses Modell beruht auf der Annahme, dass es möglich ist, sich gleichsam nachträglich zu verlieben. Meine Großmutter, die solch eine arrangierte Ehe einging, sagte immer, dass dann, wenn beide Partner vorhaben, den anderen zu lieben, auf die Liebestaten Liebesgefühle folgen. Die Bibel ist kritisch gegenüber der arrangierten Ehe, aber geht auch nicht davon aus, dass starke gegenseitige sexuelle Anziehung die Voraussetzung für eine gelingende Ehe ist. Moderne Menschen gehen meist davon aus, dass man ohne das Feuer der Leidenschaft nicht heiraten sollte – und dass diese Leidenschaft auch wieder erlöschen kann, ohne dass wir das wollen. Kein Wunder, dass wir solche Angst haben …
Zum Nachdenken: Die Bibel schreibt keine bestimmte Methode der Partnersuche vor. Was sind die Nachteile einer arrangierten Ehe und was die Vorteile?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, christlichen Paaren zu helfen, mehr auf Charakter und Barmherzigkeit zu setzen und weniger auf die „Chemie“.
22. Januar
Hinter dieser Praxis [des unverheiratet Zusammenlebens] stehen mehrere weitverbreitete Annahmen. Eine ist die, dass die meisten Ehen unglücklich sind … Eine andere Annahme ist, dass das Zusammenleben vor der Ehe die Chancen erhöht, den oder die „Richtige“ zu finden; es hilft einem, herauszufinden, ob man zueinander passt, bevor man den großen Schritt wagt … Das Problem ist nur, dass diese Annahmen und Behauptungen sämtlich nahezu vollständig falsch sind … „[Es gibt] zahlreiche Belege dafür, dass Paare, die [bereits] vor der Ehe zusammenleben, sich nach der Heirat eher wieder trennen.“ (Ehe, S. 20-21)
ZUSAMMENLEBEN? Viele Paare finden es vernünftig, wenn sie vor der Hochzeit erst einmal zusammenleben, um prüfen zu können, ob die Verliebtheit von Dauer ist und ob sie wirklich zueinander passen. Doch die meisten Studien zeigen, dass Paare, die vor der Heirat zusammenlebten, nach der Heirat ein erhöhtes Scheidungsrisiko haben und dass sie allgemein viel mehr Krisen und Unzufriedenheit erleben als Ehepaare. Warum ist das so? Ein Grund ist, dass beim bloßen Zusammenleben das Fundament der gegenseitigen vertrauensvollen Verbindlichkeit fehlt. Der Satz „Ich liebe dich, aber ich will dich nicht heiraten“ ist ein Widerspruch in sich. In Wirklichkeit bedeutet er ja: „Ich möchte etwas von dir kriegen, aber ich liebe dich nicht genug, um dir mein Leben anzuvertrauen.“
Zum Nachdenken: Warum kann das Zusammenleben zum Beziehungsstolperstein werden, selbst dann, wenn das Paar später heiratet? Nennen Sie einige der Gründe. Was für Vorteile hat es, wenn man erst nach der Heirat zusammenlebt?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, unserer Gesellschaft die Angst vor der Ehe zu nehmen, sodass sie begreift, dass eine Ehe so viel mehr bietet als vorübergehende Hochgefühle oder praktische Vorteile.
23. Januar