Ein Jahr für unsere Ehe. Timothy Keller
das andere nicht bieten kann; Mann und Frau brauchen einander. Einer Gemeinde oder einem Staat, die nur aus Frauen oder nur aus Männern bestehen, würde etwas Wesentliches fehlen, und in der Ehe ist es genauso. Die historische christliche Position ist immer die gewesen, dass sich in der Ehe das volle menschliche Potenzial verwirklicht, und dies ist nur mit beiden Geschlechtern möglich.
Zum Nachdenken: Die Geschlechterunterschiede zeigen sich in jeder Ehe etwas anders. Wie zeigen sie sich in Ihrer Ehe?
Gebet: Herr, bewahre uns davor, dass wir uns auf den Eigenarten und Macken des eigenen Geschlechts ausruhen und vor der Missachtung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Amen.
2. Februar
Der Mensch gab den Nutztieren, Vögeln und wilden Tieren ihre Namen, aber ein Wesen, das ihm beistehen und sein Gegenüber sein konnte, war nicht darunter. Daraufhin ließ Gott, der Herr, den Menschen in einen tiefen Schlaf fallen. Er entnahm ihm eine Rippe und füllte die Stelle mit Fleisch. Aus der Rippe formte Gott, der Herr, eine Frau und brachte sie zum Menschen. Da rief der Mensch aus: „Das ist sie! Endlich jemand, der mir gleicht und zu mir passt! Sie soll ‚Frau‘ heißen und ich ‚Mann‘ – wir gehören zusammen, denn sie wurde aus einem Stück von mir gemacht.“ (1. Mose 2,20-23)
MANN UND FRAU: VERSCHIEDEN. Gott nimmt eine Rippe aus Adams Seite. Dies bedeutet, dass die Frau Qualitäten haben wird, die mit denen des Mannes identisch sind, aber auch solche, die er jetzt nicht mehr hat. Gott beschreibt sie im hebräischen Urtext mit dem Wort kenegdo („gleich-gegenteilig“). Männer und Frauen sind beides: gleich und zutiefst verschieden, was die Ehe zu einem komplementären Miteinander macht, einer Einheit in der Verschiedenheit. Epheser 5, das die Mann-Frau-Beziehung mit der Beziehung von Christus zu seiner Gemeinde vergleicht, zeigt uns, dass solch eine Einheit zwischen zutiefst unterschiedlichen Partnern nicht leicht zustande kommt. Es sollte uns nicht überraschen, dass die Geschlechterunterschiede beides sind: wunderbar und schwierig.
Zum Nachdenken: Wie haben die Geschlechterunterschiede Ihre Ehe schwieriger gemacht? Wie haben sie sie bereichert?
Gebet: Herr Jesus, wir preisen dich, dass du deine himmlische Herrlichkeit verlassen hast, um mit uns Menschen eins zu werden. Zeige uns, was wir tun müssen, um als Mann und Frau harmonisch zusammenzuleben. Amen.
3. Februar
Der Mann und seine Frau waren beide nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander. (1. Mose 2,25)
MANN UND FRAU: VÖLLIG TRANSPARENT. Die Ehe dient nicht nur der Liebe, sondern auch der Wahrheit. Adam und Eva hatten eine perfekte Beziehung. Nacktheit ohne Scham – das bedeutete totale gegenseitige Offenheit. Die beiden hatten nichts zu verbergen. Sie öffneten sich einander total, und keiner missbrauchte dieses Privileg. Ihre Beziehung hatte „keinerlei Beimischung von Gier, Misstrauen oder Unehrlichkeit“.14 Es herrschte eine totale „Offenheit und Einheit, ohne Schuldmasken, ohne das Störfeuer der Gier oder Scham.“15 Da wir Sünder sind, ist dieses Ideal der perfekten Offenheit und Annahme nicht mehr möglich. Aber das Evangelium gibt uns die innere Geborgenheit und Fülle der Liebe (vgl. Epheser 4,15), die wir brauchen, um zumindest Schritte in die Richtung auf diesen Zustand zu tun.
Zum Nachdenken: Tauschen Sie sich darüber aus, warum Offenheit und Transparenz Wahrhaftigkeit und Liebe erfordern. Was passiert, wenn Sie die Wahrheit sagen, aber Ihr Partner Ihnen nicht wirklich vertraut? Ist es dann trotzdem noch möglich, dass Ihre Worte so rüberkommen, wie sie gemeint waren?
Gebet: Herr, du kamst zu uns, und wir wollten dich nicht – und trotzdem hast du uns geliebt und unsere Augen für dich geöffnet. Hilf uns, das gleiche Liebesrisiko einzugehen, damit wir einander recht lieben können. Amen.
4. Februar
Und zur Frau sagte er: „Ich werde deine Schwangerschaften sehr beschwerlich machen. Unter Schmerzen wirst du deine Kinder zur Welt bringen. Du wirst dich nach der Nähe deines Mannes sehnen, aber er wird über dich herrschen wollen.“ Und zum Mann sagte er: „… Von nun an wird der Ackerboden deinetwegen unter einem Fluch stehen, und du wirst dich dein Leben lang nur mit Mühe von ihm ernähren … Mit Mühe und Schweiß wirst du dir dein Brot erarbeiten, und am Ende wirst du wieder zur Erde zurückkehren, aus der du gemacht wurdest. Denn Staub bist du, und zu Staub sollst du wieder werden!“ (1. Mose 3,16-17.19)
AUF DEN BODEN DER TATSACHEN. Als Adam und Eva sündigten, kam der Fluch der Sünde über sie – ein tiefer Riss in der Fortpflanzung der Menschheit wie in ihrer ökonomischen Existenz. Es ist viel darüber geschrieben worden, was die Aussagen in unserem Bibelzitat genau bedeuten. Die Sünde hat offenbar unterschiedliche Folgen für Mann und Frau; die Geschlechter sind in der Tat unterschiedlich in ihren Stärken und Schwächen – hier: in ihren Idolen und Frustrationen. Es gibt so viele Bücher über den perfekten Weg zur perfekten Ehe. Dieser Bibelabschnitt ruft uns zu realistischer Demut auf. Selbst in einer „christlichen“ Ehe müssen wir mit Zwanghaftigkeit, Ängsten, Schuld, Süchten und Herrschsucht rechnen. Wir können diese Dinge nicht vermeiden, wohl aber verstehen, warum wir diese Gefühle haben – und daran arbeiten, sie zu überwinden.
Zum Nachdenken: Warum wird hier bei der Frau ihre Beziehung zu ihren Kindern und ihrem Mann betont und beim Mann die Beziehung zu seiner Arbeit? Was sagt das über unsere jeweiligen Lieblingssünden?
Gebet: Herr, bewahre uns in unserer Ehe vor hoffnungslosem Zynismus und naiver Romantik. Amen.
5. Februar
„Deshalb“, so heißt es in der Schrift, „wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden ein Leib sein.“ Hinter diesen Worten verbirgt sich ein tiefes Geheimnis. Ich bin überzeugt, dass hier von Christus und der Gemeinde die Rede ist. (Epheser 5,31-32)
VERSÖHNUNG. Mit der Ehe gibt Gott uns ein mächtiges Zeichen für unsere Erlösung. Durch das liebende Opfer von Christus für uns und unsere Hingabe an ihn werden zwei einander entfremdete Personen in einen Bund geführt. Ganz ähnlich werden in der Ehe durch gegenseitige Hingabe die entfremdenden Wirkungen der Sünde überwunden und die zwei so ganz Verschiedenen – Mann und Frau – zusammengeführt. Sex ist mithin mehr als ein Verlangen unseres Körpers; in der Ehe ist er ein Symbol unserer Einheit mit Christus, ja man kann ihn sogar als Teilhabe an Gottes Werk der Heilung der Welt verstehen: „Er hat uns seinen Plan wissen lassen … den er … durch Christus verwirklichen wollte, sobald die Zeit dafür gekommen war: Unter ihm, Christus, dem Oberhaupt des ganzen Universums, soll alles vereint werden – das, was im Himmel und das, was auf der Erde ist.“ (Epheser 1,9-10)
Zum Nachdenken: Wenn in Ihrer Ehe Entfremdung spürbar wird, was kann für Sie eine Brücke zueinander werden? Wie können Sie die Brücke noch besser bauen?
Gebet: Vater, zeige uns: Wenn wir uns einander fremd fühlen, dann gibt es keine andere Lösung als die demütige Selbsthingabe, die dein Sohn wählte, um uns mit ihm zu versöhnen. Amen.
6. Februar
„Deshalb“, so heißt es in der Schrift, „wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden ein Leib sein.“ Hinter diesen Worten verbirgt sich ein tiefes Geheimnis. Ich bin überzeugt, dass hier von Christus und der Gemeinde die Rede ist. (Epheser 5,31-32)
EXKLUSIVITÄT.