Ein Jahr für unsere Ehe. Timothy Keller

Ein Jahr für unsere Ehe - Timothy Keller


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den oder die „Richtige“ gewählt haben. Wenn es stimmt, dass, wie die Bibel sagt, alle Menschen Sünder sind, dann gibt es keine zwei Sünder, die von Natur aus zueinander passen. „Die Hölle, das sind die anderen“, sagt eine der Personen in Sartres Drama „Bei geschlossenen Türen“, als sie in die Hölle kommt.26 Sünder hören nicht auf, einander auf den Nerv zu gehen und dem anderen die Schuld zu geben.

      Zum Nachdenken: Wie definieren Sie „Sünde“? Auf welche Arten ist die Sünde Sand im Getriebe aller Beziehungen?

      Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott um die Weisheit, zu unterscheiden zwischen den Konflikten mit Ihrem Partner, die auf Ihren unterschiedlichen Charakteren beruhen (und akzeptiert werden sollten), und denen, die auf Charakterfehlern beruhen (und inakzeptabel sind).

       20. Februar

      [Hauerwas erläutert, was er mit dem Heiraten des Falschen meint.] „Wir wissen nie, wen wir heiraten; wir bilden uns das nur ein. Und selbst wenn wir den ‚Richtigen‘ erwischt haben – man warte nur etwas ab, und er wird anfangen, sich zu ändern. Denn die Ehe ist [eine so gewaltige Sache], dass wir, wenn wir sie eingegangen sind, anschließend nicht mehr dieselben sind. Das Hauptproblem ist: Wie lerne ich es, diesen Fremden, den ich da geheiratet haben, zu lieben und für ihn da zu sein?“27 (Ehe, S. 35-36)

      WIR HEIRATEN EINEN FREMDEN MENSCHEN. Hier ist ein zweiter Grund dafür, dass wir nie „den richtigen“ Partner heiraten. Der erste war die Sünde, und der zweite ist, dass wir uns zwangsläufig verändern. Man hört oft den Rat, mit dem Heiraten zu warten, bis „man weiß, wer man ist“ – aber wir bleiben nie gleich. Die Ehe selber verändert uns dramatisch; sie zeigt, wozu wir fähig sind, im Guten wie im Bösen. Der Alterungsprozess, Kinder, Arbeit und Karriere – all dies verändert uns und zwingt zu Anpassungen in unserer Beziehung. Was wir also brauchen, ist nicht der perfekte Partner, der immer gleich bleibt (und den es nicht gibt), sondern Weisheit, die Fähigkeit zu Buße und Veränderung und das Festhalten an unserem Ehegelübde.

      Zum Nachdenken: Wie hat Ihre Ehe Sie verändert? Wie gut sind Sie mit den Veränderungen fertiggeworden?

      Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Ihnen zu helfen, die unvermeidbaren Veränderungen bei Ihnen beiden zu akzeptieren und dabei unverdrossen aneinander festzuhalten.

       21. Februar

      Selbstverständlich gibt es gute Gründe, nicht jemanden zu heiraten, der sehr viel älter oder jünger ist als man selber oder dessen Sprache man nicht spricht, und so weiter und so fort … Es gibt Menschen, die definitiv die falschen Partner für einen sind. Aber alle anderen sind eben immer noch nicht „die Richtigen“ … Im Laufe der Ehejahre durchleben wir Phasen, in denen wir lernen müssen, jemanden zu lieben, der nicht mehr derselbe ist wie der, den wir geheiratet haben – gewissermaßen einen Fremden … Diese Reise kann uns durchaus in eine starke, liebevolle, fröhliche Ehe führen – aber nicht, weil wir den perfekt passenden Partner geheiratet hatten; den gibt es nicht. (Ehe, S. 36-37)

      WIR HEIRATEN EINEN LEIDENDEN MENSCHEN. Es gibt verschiedene Arten, wie mein Ehepartner zu einem „Fremden“ werden kann. Eine ist folgende: Probleme und Stress können Charakterschwächen zum Vorschein bringen, ähnlich wie ein Belastungs-EKG Herzprobleme zum Vorschein bringt. Es gibt kein leidensfreies Leben. Auch unserem Ehepartner werden böse Dinge widerfahren, und dann ist es eine große Enttäuschung, mitzuerleben, dass er nicht so reif, stark oder weise ist, wie wir das gedacht hatten. Wenn wir das erleben, sollten wir uns vom Evangelium daran erinnern lassen, dass Gott ja auch uns durch und durch kennt und durchschaut, mit all den Fehlern, die wir selber vielleicht erst in etlichen Jahren entdecken werden – und dass er uns trotzdem liebt. Also: Lieben Sie Ihren Ehepartner so, wie Gott Sie in Christus liebt.

      Zum Nachdenken: Inwiefern erleben Sie Ihren Ehepartner manchmal als einen „Fremden“? Wie gut gehen Sie damit um?

      Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Ihnen seine Liebe größer werden zu lassen, damit Sie Ihren Ehepartner trotz seiner Macken und Fehler lieben können.

       22. Februar

      Hauerwas nennt als ersten Grund, warum keine zwei Menschen wirklich als Ehepartner zueinanderpassen, dass die Ehe uns zutiefst verändert. Aber es gibt noch einen zweiten Grund. Jedes Ehepaar besteht aus zwei Menschen, die beide geistlich durch die Sünde gebrochen sind, was unter anderem bedeutet, dass sie vor allem auf sich selbst bezogen sind … Denis de Rougemont schreibt in seinem Buch Die Liebe und das Abendland: „Wo es doch feststeht, dass die menschlichen Wesen beider Geschlechter für sich allein genommen im Allgemeinen Nichtsnutze oder Neurotiker sind, warum sollten sie zu Engeln werden, sobald sie paarweise auftreten?“28 (Ehe, S. 38)

      WIR HEIRATEN EINEN EGOISTEN: 1. Der vielleicht größte Eheglücks-Killer ist der Egoismus der Partner. Daran lässt sich nichts ändern, solange die beiden die Realität oder Schwere dieses Problems verdrängen. Der Theologe Jonathan Edwards (18. Jahrhundert) nennt mehrere Merkmale des Egoisten: Er ist dogmatisch und hat immer recht. Er ist pingelig, selbstmitleidig und nie zufrieden. Er braucht viel Lob, aber ist schnell beleidigt. Er redet gerne über sich selbst, aber ist kein guter Zuhörer. Christen sollten sich selber prüfen (2. Korinther 13,5) – nicht zur Selbstgeißelung, sondern um Gottes Geduld und Gnade besser zu erkennen und dann konkrete Schritte zu tun, um in ihrem Wesen Christus ähnlicher zu werden.

      Zum Nachdenken: Sie haben gerade von vier Merkmalen des Egoismus gelesen. Mal ehrlich: Inwiefern treffen sie auf Sie zu? Und was können Sie tun, um das zu ändern?

      Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Ihr ständiges Gieren nach Liebe und Annahme durch Ihre Mitmenschen zu ersetzen durch eine feste Ausrichtung auf Christus und das Ruhen in seiner Liebe zu Ihnen.

       23. Februar

      Das ist der Grund, warum eine gute Ehe mehr Arbeit, Schweiß und Tränen kostet als eine Karriere als Spitzensportler oder Künstler. Das größte Talent alleine reicht nicht, um ein Fußballstar oder ein großer Schriftsteller zu werden; es braucht eiserne Disziplin und Arbeiten an sich selber. Warum sollte es dann einfach sein, in Liebe mit einem anderen Menschen zusammenzuleben, wenn unser innerstes Wesen so zutiefst beschädigt ist? Es gibt viele Spitzensportler und herausragende Künstler, die in der Ehe kläglich gescheitert sind. (Ehe, S. 38-39)

      WIR HEIRATEN EINEN EGOISTEN: 2. Gestern haben wir gelesen, dass im Zentrum unseres sündigen Wesens der Egoismus steht, der ein ausgeprägter Eheglücks-Killer ist. Hier noch ein paar weitere Merkmale des Egoisten, wieder nach Jonathan Edwards: Er ist eigensinnig, es muss immer nach seinem Willen gehen. Er ist sparsam mit Lob und freigebig mit Kritik. Er gibt höchst ungern zu, dass er im Unrecht war, und Buße ist für ihn nicht Erleichterung, sondern eine Katastrophe. Und er ist entweder süchtig auf Konfrontationen oder meidet sie beharrlich (beides liegt daran, dass er mehr an sein eigenes Wohl als an das der anderen denkt). Je egoistischer jemand ist, umso weniger merkt er es, und je weniger er es ist, umso mehr spürt er jeden Anflug davon bei sich.

      Zum Nachdenken: Wieder haben Sie von vier Merkmalen des Egoismus gelesen. Inwiefern treffen sie auf Sie zu? Und was können Sie tun, um das zu ändern?

      Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Ihnen nicht nur Ihre Sünde deutlicher zu zeigen, sondern auch seine Liebe zu Ihnen, damit Sie die nötige Buße und Veränderung freudig und erleichtert angehen können.

       24. Februar


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