Ein Jahr für unsere Ehe. Timothy Keller
in den Ruhestand 75 % mehr Vermögen hatten als Personen, die nie geheiratet hatten oder die geschieden und nicht wiederverheiratet waren … Zum Teil liegt es daran, dass Verheiratete körperlich und psychisch gesünder sind. Die Ehe fungiert als „Stoßdämpfer“, der einem hilft … Probleme besser zu verkraften … Studien zeigen, dass Ehepartner einander zu mehr persönlicher Verantwortung und Selbstdisziplin anhalten, als Freunde oder andere Verwandte dies können … In einer Ehe achten beide Partner darauf, dass der andere spart, klug investiert und Wünsche aufschieben kann. Nichts bildet unseren Charakter so wie die Ehe. (Ehe, S. 22)
VERÄNDERUNGSLABOR. Es gibt viele Gründe dafür, dass die Ehe eine Macht hat, uns positiv zu verändern, wie dies keine andere Beziehung hat. Einige sind in dem obigen Zitat aufgelistet. Die Ehe bietet Hilfe im Leid, Begleitung bei Veränderungsprozessen und Anreize, strategisch und nicht impulsiv zu denken. Die vielleicht größte Hilfe für mein inneres Wachsen ist, dass mein Ehepartner meine Fehler so deutlich sieht (und spürt) wie sonst niemand – deutlicher noch als meine eigenen Eltern oder Geschwister. Ja, durch die Augen meines Partners kann ich ein schärferes Bild von mir selber bekommen, und das macht Veränderung möglich. Allerdings nur, wenn wir in Liebe einander die Wahrheit sagen; tun wir dies nicht, haben wir am Ende womöglich ein noch schieferes Bild von uns als bisher.
Zum Nachdenken: Wie führt die Weigerung, in der Ehe einander liebevoll die Wahrheit zu sagen, zu einem schiefen Selbstbild der Partner? Wie führt das Sagen der Wahrheit ohne Liebe bzw. eine Liebe, die die Wahrheit verschweigt, zu einem verzerrten Selbstbild?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, dass Sie einander in Liebe die Wahrheit sagen. Bitten Sie ihn vor allem um die Weisheit und das Taktgefühl, unangenehme Dinge so zu sagen, dass der andere sie akzeptieren kann.
24. Januar
Sämtliche Umfragen sagen uns, dass die Zahl der Verheirateten, die angeben, in ihrer Ehe „sehr glücklich“ zu sein, hoch ist (etwa 61–62 %), und diese Zahl ist in den letzten zehn Jahren kaum kleiner geworden. Doch am allererstaunlichsten ist, dass Langzeitstudien zeigen, dass zwei Drittel der unglücklichen Ehen binnen fünf Jahren glücklich sein werden, wenn das Paar zusammenbleibt und sich nicht scheiden lässt … [Eine Soziologin] kommentiert: „Die Vorteile der Scheidung sind eindeutig überbewertet worden.“ (Ehe, S. 23)
NICHT SO SCHNELL! Die Bibel weiß, dass in einer sündigen Welt die Scheidung unter Umständen richtig sein kann (Matthäus 19,8), und niemand sollte Ehebruch, Verlassen der Familie oder Gewalt in der Ehe entschuldigen. Es ist keine Liebe, wenn ich es jemandem erlaube, gegen mich zu sündigen. Doch die Bibel stellt klar, dass die Scheidung nur das letzte Mittel ist. Nur zu leicht glauben wir ja bei Eheproblemen reflexartig, dass der Partner schuld ist, aber doch bitte sehr nicht ich … Wer Versöhnungsversuche ausschlägt und kurzerhand aus der Ehe flüchtet, statt seine eigenen Fehler zu erkennen und an ihnen zu arbeiten, sät womöglich nur die Saat für die nächste gescheiterte Ehe. Zahlreiche Studien und Beispiele aus dem Leben bestätigen diese biblische Weisheit.8
Zum Nachdenken: Sind Sie (oder Bekannte von Ihnen) in Ihrer Ehe einmal in eine richtige Sackgasse hineingeraten? Was half Ihnen (bzw. den Bekannten), aus dieser Sackgasse herauszukommen?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Ihnen mehr Geduld mit Ihrem Ehepartner zu geben und offenere Augen für Ihre eigenen Fehler und Sünden. Nur so können Sie Beziehungsprobleme lösen.
25. Januar
Der Trend der Forschungsergebnisse der letzten beiden Jahrzehnte ist eindeutig: Menschen, die verheiratet sind und bleiben, sind mit ihrem Leben sehr viel zufriedener als Singles, Geschiedene oder unverheiratet zusammenlebende Paare. Es zeigt sich auch, dass die meisten Verheirateten in ihrer Ehe glücklich sind und dass die, die es nicht sind, aber sich nicht scheiden lassen, meist später doch noch glücklich werden. (Ehe, S. 24)
VIEL BESSER ALS IHR RUF. Der prozentuale Anteil erwachsener US-Amerikaner, die nie verheiratet gewesen sind, ist größer denn je, und immer weniger von ihnen träumen von einer Ehe.9 Auch die meisten europäischen Länder verzeichnen in den letzten zehn Jahren eine massiv wachsende Ehemüdigkeit, weil die jüngeren Erwachsenen weder auf ihre Unabhängigkeit noch auf Intimbeziehungen verzichten wollen.10 Doch selbst in der gegenwärtigen Kultur sind die meisten Ehen glücklich, und Ehepaare haben ein erfüllteres Leben als Unverheiratete. Dies widerspricht der Weltsicht der jüngeren Erwachsenen, sollte uns aber nicht überraschen. Für die meisten Menschen ist die Ehe etwas Gutes, weil Gott selber sie zum Wohl der Menschen eingesetzt hat, und dies wird sich nie ändern.
Zum Nachdenken: Überraschen die oben zitierten Ergebnisse Sie? Warum ist die Ehe so befriedigend für die Menschen?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, seine Macht über die Geschichte zu nutzen, um die Gesellschaft zu verändern und die Angst bzw. Gleichgültigkeit gegenüber der Ehe zurückzudrängen.
26. Januar
Weiter sind die Aussichten auf ein gelungenes Leben für Kinder, die in normalen Familien mit zwei verheirateten Elternteilen aufwachsen, zwei bis drei Mal besser als für Kinder, die nicht aus solchen Familien stammen. Das überwältigende Fazit ist also, dass es definitiv gut für das Wohlbefinden der Menschen ist, in einer Familie aufzuwachsen, wo die Eltern verheiratet sind, und später selber verheiratet zu sein. (Ehe, S. 24)
DIE EHE: UNERSETZLICH. In einer Umfrage wurden Menschen gefragt, welche der folgenden Aussagen ihrer eigenen Meinung näherkam: „Es geht der Gesellschaft besser, wenn die Menschen heiraten und Kinder haben wollen.“ Oder: „Es geht der Gesellschaft genauso gut, wenn die Menschen andere Prioritäten haben als das Heiraten und Kinderkriegen.“ 2014 wählten zwei Drittel der Befragten zwischen zwanzig und dreißig die zweite Aussage.11 Aber bis jetzt hat noch keine Gesellschaft eine bessere Methode erfunden, Kinder zu gesunden Erwachsenen zu erziehen, als durch Familien, in denen Mutter und Vater verheiratet sind.12 All dies steht natürlich schon längst in der Bibel: In der Ehe geht es nicht allein um das Glück des Paares, sondern auch um die Schaffung eines Schutzraumes, in dem neues Leben wachsen und gedeihen kann.
Zum Nachdenken: Warum haben wohl bei der oben zitierten Umfrage die meisten jungen Leute dem zweiten Satz zugestimmt? Was für Überzeugungen stehen dahinter? Teilen Sie diese Überzeugungen?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, seine Macht über die Geschichte zu nutzen, um die Familien zu stärken, zum Wohl der nächsten Kindergeneration.
27. Januar
Möglicherweise ist [der Ehe-Pessimismus] das paradoxe Ergebnis eines neuen, unrealistischen Ehe-Idealismus, der wiederum auf das Konto eines signifikanten Wandels im Eheverständnis in unserer Kultur geht … „Die frühen aufklärerischen Ideale der Ehe als dauerhafte vertragliche Vereinigung zum Zwecke der gegenseitigen Liebe, der gemeinsamen Zeugung von Kindern und zum gegenseitigen Schutz werden allmählich von einer neuen Wirklichkeit der Ehe als ‚terminiertem sexuellem Kontrakt‘ bestimmt, der zur Befriedigung der Beteiligten geschlossen wird.“ (Ehe, S. 25)
DER DRUCK DES MODERNEN EHEBILDES. In vergangenen Jahrhunderten sah man die Ehe als einen Bund. Spannungen und Enttäuschungen waren unausweichlich, aber wo die Gefühle schwankten, trug der Bund. Die Romanheldin Jane Eyre zeichnet das alte Bild vom Ehegelübde: „Wenn ich es jederzeit brechen könnte, wenn es mir passte, was wäre sein Wert? … Es ist mein fester Grund.“13 Doch die moderne Ehe steht unter dem Vorbehalt, dass sie beiden Partnern „etwas bringt“. Beide