Resilienz. Linda Graham
stärker werden. Das benötigt oft ein wenig Zeit. Der Körper ist langsamer als der Geist.
6. Fühlen Sie etwas, dann sagen Sie: »Ich fühle etwas.« Und beschreiben Sie dann mit körperlichen Begriffen, was Sie genau in dem Moment fühlen. Erkennen Sie das Gefühl an. Lassen Sie es wissen, dass Sie es fühlen. Sie verstehen es. Lassen Sie das Gefühl genau so sein, wie es ist. Bleiben Sie bei ihm, spüren Sie es nur und seien Sie offen gegenüber allem Weiterem, was in Ihr Gewahrsein treten mag wie Bilder, Gedanken oder weitere Gefühle.
7. Nehmen Sie Veränderungen wahr. (Vielleicht gibt es keine, dann ist das auch in Ordnung.) Es ist Zeit, die Übung nach einer Weile zu beenden. Tun Sie das bitte langsam und danken Sie Ihrem Körper. Werden Sie sich des Zimmers bewusst, in dem Sie sich befinden. Wenn Sie bereit sind, öffnen Sie die Augen.
8. Schreiben Sie vielleicht auf, was Sie gelernt und an Veränderungen bemerkt haben.
Ihre gefühlte Körperwahrnehmung vermittelt Ihnen nicht nur, was in Ihrem Leben jetzt wichtig ist, sondern auch eine neue Richtung, in die Sie Ihr Leben vielleicht lenken möchten. Neue Reaktionen schaffen neue Alternativen.
Ebene 3: Zu viel
In jeder Übung in diesem Kapitel haben Sie sich damit befasst, den Zustand Ihres Nervensystems zu verändern und zu einem ausgewogeneren körperbasierten Sein zurückzukehren. Ein derartiges Proaktiv-Sein, selbst mit einem guten Resultat, ist anstrengend. In der nachfolgenden Übung geben Sie sich selbst die Erlaubnis, vollständig loszulassen, sich freizumachen, eine Auszeit von Bewältigungsstrategien und generell vom Tun zu nehmen. Es ist eine andere Art von klugem Bemühen. Sie greifen auf den positiven Prozess des Ruhezustandsnetzwerks zu, um sich in so viel Leichtigkeit und Entspannung fallen zu lassen wie möglich. Sie benutzen diese positive Seite des Parasympathikus, den Zweig des »Ruhens und Verdauens«, um zu entschleunigen oder ganz innezuhalten. Indem Sie bildlich gesprochen eine Zeit lang unter die Decke kriechen, nehmen Sie Zuflucht vor Allem, von dem Sie bombardiert und überwältigt werden, um einfach nur still zu liegen und nichts zu tun – um so Ihre Reserven zum Weitermachen wieder aufzufüllen.
ÜBUNG 2–22: ZUFLUCHT SUCHEN
1. Sehen Sie drei oder vier Stunden an einem bestimmten Tag vor, an dem andere Menschen das Ruder übernehmen.
2. Suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie sich sicher und wohl fühlen und ungestört sind. Das können sein: das Bett, Badezimmer, Wohnzimmer, eine Autofahrt im Hinterland, eine Parkbank oder eine Anhöhe mit Blick auf das Meer.
3. Schalten Sie alle Geräte aus, die Sie mit der Welt verbinden. Legen Sie sie woanders ab, in einem anderen Zimmer, wenn Sie zu Hause sind, oder zu Hause, wenn Sie woanders sind.
4. Entleeren Sie Ihren Geist von all seinen Sorgen, Pflichten und Verbindlichkeiten. Das ist nicht leicht, trotzdem – geben Sie sich die Erlaubnis, so viel wie möglich loszulassen. Gehen Sie während dieser Pause irgendwo hin, wenn Sie möchten. Füllen Sie Ihr Gewahrsein in diesem Moment mit Angenehmem und Unkompliziertem. Sie leben und Sie atmen. Der Strom ist an (wenn er es denn ist). Sie waren bereits mit dem Hund Gassi gehen, er macht jetzt ein Nickerchen, während Sie sich diese Pause gönnen. Erlauben Sie sich, etwas anderes zu spüren als immerwährendes Überwältigt-Sein. Lassen Sie Ihre Sinne alle angenehmen Empfindungen genießen, die Sie bemerken: das weiche Bett oder bequeme Sofa, die Stille im Haus, wenn niemand sonst da ist, der Geruch von frischer Luft. (Sie werden vielleicht feststellen, dass Sie während dieser seltenen Zufluchtsmomente einschlafen, und Schlaf mag genau das sein, was Sie brauchen. Achten Sie darauf, ob Sie sich nach dem kurzen Schlaf erholt oder immer noch überwältigt fühlen. Diese Art von Zuflucht dient dazu, »den Brunnen zu füllen«, damit Sie mit neuer Energie zu Ihren Umständen zurückkehren können.)
5. Sind die drei oder vier Stunden vorbei, dann kann es sein, dass Sie nur ungern Ihre Zuflucht wieder verlassen und zu dem zurückkehren, dem Sie sich stellen müssen. Aber stellen werden Sie sich ihm mit mehr Ruhe und Gleichgewicht. Diese Dekonditionierungsübung bringt Ihnen womöglich neue und potenziell nützliche Einblicke in Ihre Probleme.
Machen Sie diese Pause so oft Sie können. Es ist zwar nur eine kleine Pause von Ihren Problemen, aber eine kleine Pause ist weitaus besser als keine Pause. Sie werden Ihr Nervensystem neu starten, Ihre Batterien aufladen und Ihre Bewältigungsmechanismen mit mehr Energie angehen. Sie verdrahten Ihre Resilienz neu.
Dieses Kapitel enthält zahlreiche Werkzeuge, um mittels Atem, Berührung, Bewegung, sozialen Kontakten und Visualisierung auf die somatische Intelligenz zuzugreifen, welche die Reaktivität des Gehirns auf jegliche Art von Herausforderung und Stress zuverlässig reduziert. Mit mehr Resilienz stehen Ihnen mehr Reaktionsalternativen zur Verfügung.
Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupte fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern.
CHINESISCHES SPRÌCHWORT
Wenn Sie diese körperbasierten Übungen wenig und oft praktizieren, verstärken Sie die neuronalen Leitungsbahnen, die dafür zuständig sind, dass Sie sich sicher, geerdet und wohl fühlen und Ihre Mitte finden. Diese Gefühle bereiten Ihr Gehirn auf Neuroplastizität vor und machen es für neues Lernen empfänglich und dazu fähig, neue, flexiblere Verhaltensweisen auszuprobieren und neue Risiken einzugehen.
Das innere Gleichgewicht, das durch Zugriff auf die somatische Intelligenz erlangt wird, wird die Grundlage, alle komplexeren Arten von Intelligenz zu trainieren. Diese sind die emotionale Intelligenz, die Beziehungsintelligenz und die reflexive Intelligenz.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.