Doula-Wissen rund um die Geburt. Melanie Schöne

Doula-Wissen rund um die Geburt - Melanie Schöne


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sich die unbeschreibliche Kraft, die Frauen unter der Geburt zur Verfügung steht, entfalten kann.

      Manche Frauen sind so im Einklang mit ihrem Körper und ihren Wehen, dass es ihnen vollkommen genügt, dass ihre Doula anwesend ist. Andere Frauen wiederum brauchen das tröstliche Gefühl von Sicherheit und positiver Bestärkung, das von einer Geburtsbegleiterin ausgeht.

      1.3Die Doula und der werdende Vater

      Das wichtigste Anliegen der Doula ist es, die Intimität der werdenden Eltern zu schützen und zu respektieren. Sie hat viele Möglichkeiten, dem werdenden Vater zu zeigen, wie er seiner Frau wirkungsvoll helfen kann. Die Doula wird bei seiner Frau bleiben, wenn er eine Pause benötigt, und sie gibt dem werdenden Vater Sicherheit und den Raum, die Geburt für sich selbst als etwas Großartiges zu erleben. Ihre beruhigende Wirkung ist auf ihn oft ebenso stark wie auf die Gebärende.

      In den Geburtsvorbereitungskursen erhalten Paare manchmal den falschen Eindruck, dass das Ausführen einiger leichter Übungen schon ausreicht, den Vater zur hauptsächlichen Quelle der Unterstützung und der fachlichen Kompetenz für die gesamte Geburt zu machen, wenn die Hebamme gerade nicht zur Verfügung steht.

      Dies mag auf eine kleine Anzahl von Männern zutreffen – für die meisten Väter gibt es an den Kursabenden nicht ausreichend Gelegenheit zum Beobachten und Üben. Und für die Hebammen wiederum ist es oft schwierig, die Väter zu einer intensiven Teilnahme an den Übungen zu bewegen und ihnen ein Verständnis dessen zu vermitteln, was tatsächlich auf sie zukommen wird. Hier wäre ein Kurs für werdende Väter von geburtserfahrenen Vätern eine Marktlücke und sicherlich hilfreich, da die meisten Männer bestimmte, für sie peinliche Fragen wohl lieber im Kreis von Gleichgesinnten oder „Leidensgenossen“ stellen als an die Hebamme im Beisein ihrer eigenen Frau und fremder Personen.

      Während der Geburt bindet die Doula den werdenden Vater mit in das Geburtsgeschehen ein, indem sie ihm Tipps gibt, wie er zu dem jeweiligen Zeitpunkt seiner Frau helfen kann. Er bekommt jederzeit Antworten auf seine Fragen, da die Doula kontinuierlich anwesend ist und den Geburtsverlauf einschätzen kann.

      Tipp

      Suchen Sie eine Doula nach Ihrem Bauchgefühl aus; Sympathie auf den ersten Blick ist wichtig für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

      Fragen Sie die Doula nach ihrer Ausbildung, ihrer Erfahrung und nach ihren individuellen Leistungen.

      Sie finden eine Doula in Ihrer Nähe im Internet:

       www.doulas-in-deutschland.de

       www.doula-info.de

       www.doula.ch

       www.doula.at

      1.4 Statistische Untersuchungen

      Marshall Klaus und John Kennell

      In den 1970er-Jahren entdeckten die US-amerikanischen Ärzte sowie die Psychotherapeutin Phyllis Klaus bei Frauen, deren Geburten eine Doula kontinuierlich begleitete, dass sich die Zahl der Kaiserschnitte signifikant reduzierte, die Frauen weniger Schmerzmittel brauchten, Saugglocken- und Zangengeburten seltener vorkamen, die Stilldauer sich verlängerte und die Paarbeziehung gestärkt wurde. Die Untersuchungen wurden dem üblichen Prozess strenger wissenschaftlicher Überprüfung unterworfen. Die Ergebnisse stammen aus sechs Untersuchungen mit Zufallsstichprobe und Kontrollgruppe. Zwei Studien wurden in Guatemala durchgeführt, eine in Houston/Texas und eine andere in Johannisburg (Südafrika). Die fünfte Studie wurde in Finnland, die sechste in Kanada durchgeführt. Die Frauen waren alle gesund, erwarteten ihr erstes Kind und ihre Schwangerschaften verliefen ohne Zwischenfälle. Erklärten sich die Mütter bereit, an der Studie teilzunehmen, wurde ihnen per Zufallsprinzip entweder eine kontinuierlich anwesende Doula zugeteilt oder nicht. Bei beiden Varianten stand den Frauen zusätzlich das normale Krankenhauspersonal zur Verfügung, also Hebammen, ÄrztInnen und Krankenschwestern.

      Die Situation in den Kliniken der 1970er-Jahre ist natürlich mit den heutigen Kreißsälen nicht zu vergleichen. Die Studien wurden 1989 und 2003/2004 wiederholt und brachten erstaunlicherweise vergleichbare Ergebnisse. Untersucht wurde hierbei die kontinuierliche und persönliche Unterstützung (eins zu eins) von 13.000 Frauen in 15 Studien in elf verschiedenen Ländern. Dabei ging es um den Verlauf und die Art zu entbinden (Outcome) von Geburten mit und ohne diese Unterstützung.

      Die Studie „Kontinuierliche Unterstützung für Frauen während der Geburt“ wurde von der angesehenen Cochrane Collaboration durchgeführt. Diese internationale Organisation entwirft und hält aktuelle, strenge systematische Reviews über die hoch qualitativen Studien in vielen Bereichen der Gesundheitsvorsorge und Medizin fest.

      Die Frauen hatten

26 %weniger Risiko, per Kaiserschnitt zu gebären
41 %weniger Risiko, mit Saugglocke oder Zange zu gebären
28 %weniger Risiko, irgendein Schmerzmittel oder eine Anästhesie in Anspruch zu nehmen und
33 %weniger Risiko, unzufrieden zu sein oder ihre Geburtserfahrung negativ zu beurteilen.

      Ellen D. Hodnett, Professorin an der Universität von Toronto: „Die Organisation der Pflege in modernen Entbindungsstationen – Schichtwechsel, diverse Pflichten der Angestellten und Personalmangel – scheint den Erfolg der Geburtsbegleitung, den die Mitglieder der Klinikbelegschaft bieten, einzuschränken. Der Klinik nicht zugehörige PflegerInnen könnten imstande sein, den Bedürfnissen der Mutter größere Beachtung zu schenken.“

      Zusätzlich zu der Bedeutung der Art der Pflegerin fanden die ForscherInnen auch, dass kontinuierliche Geburtsbegleitung besser funktionierte, wenn sie

      • zu einem frühen Zeitpunkt der Geburt begann;

      • in Situationen benutzt wurde, in denen Schmerzmittel nicht routinemäßig vorhanden waren;

      • in Situationen benutzt wurde, in denen Frauen nicht von der Person ihrer Wahl (wie Partner, Freundin oder Familienmitglied) begleitet werden durften.

      Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass alle Frauen Unterstützung während der gesamten Wehentätigkeit und Geburt haben sollten. Der positive Effekt ist größer mit „Nicht-Klinik-Angestellten“ (z. B. Doulas) als Geburtshelferinnen als mit angestellten Krankenpflegerinnen, selbst wenn diese eine spezielle Ausbildung in Geburtshilfe haben.

      John Kennell sagte einmal:

      „Wären die mit einer Doula erzielten Ergebnisse mit einem Medikament oder einem neuen Apparat zu erreichen, dann gäbe es eine ungeheure Nachfrage nach dieser Neuerung, aber leider entspricht die Doula noch nicht der medizinischen Lehrmeinung.“

2In guter Hoffnung

      Guter Hoffnung

      In seinem Kokon ist das Ungeborene ein Quell von Freude und Verheißung. Mit sanften Bewegungen weckt es die Sehnsucht seiner Mutter, es schenkt ihr Träume voller Symbolkraft. Neun Monate des Wartens werden für Körper und Geist zur Vorbereitungszeit auf das völlig neue Leben als Mutter. Ob Sie essen, atmen oder sich bewegen: Sie tun es stellvertretend für ein anderes Wesen.

      Deborah Jackson

      Schwanger zu sein heißt vor allem, „in guter Hoffnung“ zu sein. Diesen Ausdruck kennen wir heute kaum mehr, da wir alle natürlichen Vorgänge im Körper einer schwangeren Frau kontrollieren, überwachen und messen, um die Daten anschließend auf ihre Abweichungen zur „Normalität“ zu überprüfen. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze, und es erfüllt uns mit Ehrfurcht und Verzweiflung gleichermaßen, dass wir kaum in Worte fassen können, wie wir Menschen entstehen; oder, um es mit einer häufig gestellten Kinderfrage zu benennen: „Wo kommen eigentlich die Babys her?“

      In diesem Kapitel möchte ich Ihnen einen Überblick über die Zeit der Schwangerschaft geben und Sie dazu ermutigen, Ihren


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