Solomon spricht über ein Leben in Verbundenheit. Eric Pearl

Solomon spricht über ein Leben in Verbundenheit - Eric Pearl


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betrachtete ich noch einmal die erste Karte, die ich geschrieben hatte, und sah in der Mitte des Gekritzels deutlich das Wort Energie stehen.

      Manchmal sieht man etwas erst, wenn es dran ist.

      Ich ging zum College, auf die Universität von Wisconsin-Milwaukee, machte einen Abschluss in Theaterwissenschaften und erlebte mehrere sogenannte übersinnliche Phänomene, die ich alle als Zufall abhakte. Dann zog ich nach New York, um als Schauspieler Karriere zu machen. In einem Sommer bekam ich einen Job beim Colorado Shakespeare Festival in Boulder.

      Dort angekommen, fand ich mich nicht nur auf dem Campus der Universität von Colorado wieder, sondern auch direkt neben dem Naropa Institute, eine vom Buddhismus inspirierte Universität, an der sowohl kontemplative Studiengänge als auch traditionelle westliche Disziplinen angeboten werden und wo in diesem Sommer Transzendentale Meditation (TM) stattfand. Eine gute Freundin aus New York nahm dort gerade an einem Sommerkurs teil und erzählte mir von TM. Ich wollte mich auch einschreiben, besaß als Schauspieler jedoch nicht das nötige Kleingeld, um mir ein Mantra zu kaufen. Also nahm ich »Om«, denn ich hatte gehört, das sei ein Mantra. Wie immer hatte ich keine Ahnung, was ich da tat, aber ich setzte mich jeden Morgen mit gekreuzten Beinen hin, »om«-te vor mich hin und wartete darauf, dass etwas geschah, dass sich mein Geist beruhigen würde oder was immer sonst passieren sollte.

      Eines Morgens, als ich schon alle Hoffnung auf nennenswerte Ergebnisse aufgegeben hatte, geschah etwas. Meinen unruhigen Geist hatte gerade eine Frage bewegt, als eine Antwort kam. Allerdings …, es war nicht »meine« Antwort. Sie kam von etwas anderem. Jemand anderem. Jemandem, der auf eine völlig andere Art sprach als ich. Zögerlich antwortete ich der Stimme, und sie antwortete wieder. Dann noch eine Frage – und noch eine Antwort.

      Ich hielt einen Moment inne und dachte: Na toll! Jetzt bist du schizophren geworden! Ich machte Colorado dafür verantwortlich, die Höhe, den Druck durch unsere Produktionen, vielleicht auch die ungewohnte Umgebung.

      Und dann gab es in jener Vor-Computer-Zeit noch das Problem mit der Handschrift. Zuvor hatte ich nie damit Probleme gehabt, doch plötzlich fiel es mir schwer, die Buchstaben in meiner eigenen Schrift zu formen. Manchmal machten sie sich selbstständig und bildeten andere Worte. Es wurde allmählich lästig.

      Ich überlebte Colorado und kehrte nach New York zurück. Kurz danach wurde ich in zwei Mordfälle verwickelt, bei denen ich beide Male kurz nach der Tat an den Tatort geriet. Da ich zu jener Zeit noch an energetische Unausweichlichkeiten glaubte, ging ich zu zwei voneinander unabhängigen Medien und fragte sie, was gerade los sei. Sie legten mir beide dringend nahe, New York zu verlassen – es sei zurzeit nicht die richtige Stadt für mich.

      Ich hatte nie erwogen, nach Los Angeles zu ziehen, wie es meine frühere Mitbewohnerin gerade acht Monate zuvor getan hatte. Sie redete mir gut zu, doch auch dorthin zu kommen. Ich könne bei ihr wohnen und meiner Schauspielerei an der Westküste nachgehen.

      Bis dahin gehörte ich zu den Ostküsten-Snobs, die niemals daran denken würden, in einem kulturell derart ungehobelten Staat zu leben. Doch nach den jüngsten Ereignissen hielt ich es für ratsam, dem Hinweis der Medien zu folgen und mich vom Acker zu machen. Also packte ich meinen Rambler, den ich gerade von meiner wundervollen Tante geerbt hatte, und schaffte es irgendwie bis zum Highway No. 10, dem ich bis zu seinem logischen Ende folgte.

      In Los Angeles suchte ich mir sofort eine Bleibe. Ich hatte keine Ahnung von der Stadt und keine Ahnung, welche Stadtteile besser oder schlechter waren.

      Eine Woche später zog ich in ein Apartment mit einem Klappbett ein, das nur einen Block von Grauman’s Chinese Theater lag. Mehr Hollywood war kaum möglich.

      Ich hatte alle meine Umzugskartons gerade in eine Ecke gestellt und mich auf das Klappbett gesetzt, um sie auszupacken, als der Raum bebte und zitterte. Ich dachte, das käme von dem Reise- und Umzugsstress. Aber es war mein erstes Erdbeben. Es ging fast so schnell vorbei, wie es angefangen hatte.

      Als ich mich wieder gefangen hatte, beschloss ich, eine Bücherkiste auszupacken. Das oberste Buch war Die Natur der persönlichen Realität von Jane Roberts. Ich hatte in New York angefangen, darin zu lesen, und ein Lesezeichen eingelegt, um weiterzulesen, wenn ich einigermaßen im Land der Träume angekommen war. Ich schlug das Buch auf der Seite mit dem Lesezeichen auf und begann zu lesen. In dem Kapitel ging es darum, warum Leute in Erdbebengebiete ziehen.

      Nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht und ein paar weitere Kartons ausgepackt hatte, beschloss ich, ein Nickerchen zu machen. Ich legte mich hin und fuhr eine Viertelstunde später plötzlich wieder hoch. Am Fußende meines Bettes saß eine alte Frau mit einem Schal über Kopf und Schultern. Meine erste Reaktion war: Wie ist diese Obdachlose trotz der verschlossenen Tür in mein Zimmer gekommen? In jenen Tagen gab es auf den Straßen Hollywoods viele Obdachlose. Doch sie wandte sich mir zu, lächelte mich an und löste sich dann auf. Verschwand, während ich sie ansah.

      Willkommen in Hollywood.

      Jane Roberts channelt in ihrem Buch ein Geistwesen namens Seth. Vieles daran erschien mir dubios – doch wie immer gab es hier und da kleine Erkenntnisse, die mir nützlich erschienen. Irgendwann meint Seth, wenn man eine Erinnerung an ein früheres Leben haben wolle, sollte man vor dem Einschlafen bewusst die Entscheidung treffen, von einem angenehmen früheren Leben zu träumen, an das man sich am Morgen erinnern würde.

      Die ersten beiden Nächte passierte nichts. Dann, in der dritten Nacht, hatte ich diesen unglaublich lebhaften Traum, Ende der Zwanzigerjahre bei einer Party von Harold Lloyd zu sein. Dabei wusste ich kaum, wer Harold Lloyd war. Ich wusste nur, dass er jener Stummfilmstar war, der auf dem bekannten Bild an den Zeigern der Uhr hängt. Nicht viel mehr.

      In jenem Traum bin ich jedoch in einem sehr großen Anwesen auf seiner Party. Ich betrachte Harold Lloyd, der nicht besonders glücklich zu sein scheint, und ich wende mich zu der Person, mit der ich gekommen bin, einer Fotografin, und frage: »Warum ist Harold Lloyd so unglücklich?«

      Sie schaut mich an und sagt: »Er hat eine sehr dunkle Persönlichkeit.«

      Dann bin ich aufgewacht.

      Ich dachte: Wer um alles in der Welt träumt von Harold Lloyd und seiner dunklen Persönlichkeit? Ich erzählte ein paar Freunden davon, die das genauso amüsierte wie mich, und wir lachten gemeinsam darüber.

      Einige Tage später machte ich mich früh am Morgen auf den Weg zu jenem Platz, wo ich den Rambler geparkt hatte, doch ich fand nur eine leere Stelle. Das Auto war weg. Ich erschrak und dachte sofort, jemand hätte ihn gestohlen, doch mein nächster Gedanke war: Wer würde schon einen Rambler stehlen?

      Ich rief trotzdem bei der Polizei an, um diese traurige Begebenheit zu melden, und man teilte mir mit, er sei nicht gestohlen, sondern abgeschleppt worden, weil meine Zulassung aus Wisconsin abgelaufen war.

      Ich war darüber nicht besonders glücklich und fuhr mit dem Fahrrad nach Beverly Hills, um die Strafe zu zahlen, die meinen Rambler aus den Klauen einer übereifrigen Polizeibehörde befreien würde. Ich war noch nie im Rathaus von Beverly Hills gewesen. Als ich den langen Flur entlangging, bemerkte ich rechts und links Bilder von den großen Anwesen, die dort in den Zwanzigerjahren überall zu finden waren. Als mein Blick auf eines dieser Bilder fiel, hielt ich abrupt inne.

      Ich dachte: Ich kenne dieses Haus, ich weiß, dass ich dieses Haus kenne. Ich schaute unten am Rahmen des Bildes nach, um zu sehen, was es darstellte. Groß und deutlich war da zu lesen: DAS ANWESEN VON HAROLD LLOYD.

      Ich schnappte ein wenig nach Luft, und dann noch mal und stärker, als ich auf das nächste Bild schaute. In einer sehr formellen Pose war darauf Harold Lloyd auf einer Party zu sehen, und jeden einzelnen der Gäste hatte ich in meinem Traum gesehen, in genau denselben Kleidern, an die ich mich erinnerte. Ich war völlig perplex.

      Ich starrte das Bild lange an, bis ich mich schließlich daran erinnerte, warum ich in diesem Flur war, und weiterging. Mit einem Blick zurück auf das Bild fragte ich mich, ob der Rambler vielleicht nur abgeschleppt worden war, damit ich dieses Bild sehen würde. Natürlich mischte sich mein Verstand ein und meinte, ich hätte dieses Bild wahrscheinlich in irgendeinem Buch gesehen und mein Unterbewusstsein hätte es dann in


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