Täglich neu verliebt. Christina Grahn-Hommelsheim

Täglich neu verliebt - Christina Grahn-Hommelsheim


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wäre eine Hand: Ist diese Hand gerade geöffnet oder geschlossen? Wenn sie sich geschlossen anfühlt: Kannst du sie ein Stück weit entspannen und öffnen? Öffne nun dein Herz für den Anderen und schaut euch mit dem Herzen an.

      Lass die Liebe aus deinem Herzen zu deinem Gegenüber fließen und öffne die Augen. Schau deinem Partner für eine Minute in die Augen und spüre dein Herz.

      Schreibe nun mindestens 20 positive Eigenschaften deines Partners auf. Folgende Fragen können dir dabei helfen:

      ✳ Was magst du an deinem Partner?

      ✳ Was kann er gut?

      ✳ Welche positiven Eigenschaften hat er?

      ✳ Was kann er einfach besser als du?

      ✳ Wo liegen seine Fähigkeiten?

      ✳ Was liebst du an seinem Körper?

      ✳ Welche Eigenschaften an dir selbst, die du nicht gut findest, toleriert und akzeptiert er?

      Zum Abschluss lest euch die Liste vor, die ihr gefunden habt.

      Ritual für die Partnerschaft: Die fünf Guten

      Zeigt euch am Ende des Tages auf, was heute gut war an diesem Tag. Wir nennen diese kleine Übung „die fünf Guten“. Was waren heute deine fünf Guten? Erzählt es einander.

      Wenn ihr Spaß daran habt, könnt ihr diese Übung auch steigern, hin zu acht Guten, zehn Guten, usw.. Auf diese Weise trainiert ihr spielerisch und gemeinsam, den Fokus auf die schönen Dinge zu richten. Egal wie schief ein Tag lief, es gibt immer mindestens fünf Gute!

      Christinas Sichtweise:

      Ich komme aus einer Familie, in der alles für sehr selbstverständlich genommen wurde. Das Klima war sehr unterkühlt und fordernd. Niemand kam je auf die Idee, sich zu bedanken. Je mehr ich tat, umso mehr wurde von mir gefordert. Geführt wurde mit Druck und Manipulation. Als ich dann später meine eigene Firma und Mitarbeiter hatte, merkte ich schnell, dass diese Art, mit Menschen umzugehen, bei allen zur gleichen Reaktion führte: Frust, Widerstand, und wenig Lust, die zu erledigenden Aufgaben auszuführen. Als ich zunehmend eine Kultur der Wertschätzung einführte, wurde die Stimmung besser und alle hatten mehr Freude an der Arbeit und am Miteinander. So ist es auch in der Partnerschaft und jeder Art von Beziehung.

      Ich bedanke mich unglaublich gerne, weil es in mir ein schönes Gefühl hervorruft und mir all das bewusst macht, was gut ist in meinem Leben. Es ist, als würde ich das, wofür ich dankbar bin, auf diese Weise noch mal erleben und ihm dadurch mehr Gewicht verleihen.

      Ich mache sehr gerne mit Walter ein Dankbarkeitsritual. Ich führe dann alles auf, was er so täglich für mich und uns tut, und danke ihm aufrichtig dafür. Anfangs war das für ihn ungewohnt und fremd und deshalb ein bisschen unangenehm, aber er hielt durch und mag es mittlerweile, glaube ich, auch ganz gerne.

      Ich liebe es auch, abends im Bett noch mal mit ihm gemeinsam auf den Tag zurückzuschauen, und fünf Dinge zu finden, für die jeder von uns heute dankbar sein kann. Dieses gemeinsame Abendritual zeigt noch einmal all das Schöne des Tages auf und lässt uns viel angenehmer in den Schlaf sinken. Egal wie doof manchmal ein Tag gewesen sein mag, es finden sich immer „fünf Gute“ und durch die Fokussierung auf das Positive wird es in uns versöhnlich und ruhig.

      Walters Sichtweise:

      Ich habe erst durch Christina gelernt, wie wichtig Dankbarkeit ist. Als wir zusammenkamen, hat sie immer wieder die Aufmerksamkeit auf die positiven Dinge gerichtet, die ich für sie tat. Das war manchmal nur eine Kleinigkeit, wie zum Beispiel, dass ich eingekauft oder das Eis bezahlt hatte, und doch fühlte es sich gut an, dass sie es bemerkte. Es fühlte sich für mich an, als würde sie mich sehen, ganz bewusst meine positive Seite beleuchten und damit auch ihre Liebe zum Ausdruck bringen. Mehr und mehr ist mir dadurch auch aufgefallen, was sie für mich tut und ich habe mir angewöhnt, das ebenfalls zum Ausdruck zu bringen.

      Ich höre immer wieder von Männern, dass ihnen von ihren Partnerinnen die Anerkennung und Dankbarkeit für ihr Tun fehlt. Dieser Dank ist wie Öl für unseren männlichen Macher-Motor, er motiviert uns. Eine gute Möglichkeit, die Ölquelle in Gang zu setzen ist, selbst anzufangen, für alltägliche Dinge dankbar zu sein.

      Ich gehe zum Beispiel einfach ungern einkaufen. Das ewige Herumsuchen nach der richtigen Biobanane finde ich anstrengend, und meistens muss man dann doch noch mal in einen anderen öden Supermarkt, so dass sich das Ganze endlos zieht. Ich empfinde das als Zeitverschwendung – obwohl es natürlich toll ist, einen vollen Kühlschrank zu haben.

      Christina geht sehr gerne einkaufen. Sie schlendert durch die Gänge und liebt es, hochwertige und gesunde Lebensmittel auszusuchen, mag es jedoch gar nicht, wenn es einfach selbstverständlich an ihr hängen bleibt. Seit ich wahrnehme, dass sie wieder eingekauft hat und ihr dafür danke, fühlt sie sich nicht wie die Dienstmagd, und sieht auch die Aufgaben, die ich in dieser Zeit übernehme.

       03. Chance: Einander wieder Zuhören – Herzzeit

      Ist es nicht verrückt, dass Paare, die schon länger zusammen sind, im Durchschnitt gerade mal 15 Minuten am Tag miteinander reden? In diesen 15 Minuten dreht es sich dann auch noch meist um organisatorische Dinge – wer holt wann und wo die Kinder ab, wer geht einkaufen, was steht am Wochenende an. In unserem vollgepackten Alltag scheint gar keine Zeit mehr übrig zu sein, sich zusammen zu setzen und uns gegenseitig zu erzählen, wie es jedem von uns eigentlich geht.

      Austausch und Kommunikation gehören jedoch zu den Seismographen einer Partnerschaft. Indem wir uns einander mitteilen und zeigen, was uns gerade bewegt, kommen wir automatisch in Kontakt. Hast du auch schon Paare im Restaurant gesehen, die den ganzen Abend lang kaum ein Wort miteinander reden? Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es denen miteinander geht. Wir haben unsere Seminarteilnehmer gefragt, was ihrer Meinung nach der häufigste Trennungsgrund bei Paaren ist. Männer wie Frauen nannten an erster Stelle die fehlende Kommunikation. Erst dann kamen Themen wie Fremdgehen oder zu wenig Sex.

      Kommunikation umfasst dabei nicht nur das Reden, sondern auch das Zuhören. Sicher hast du auch schon Gespräche erlebt, wo du an den Antworten gemerkt hast, dass dir die andere Person überhaupt nicht zugehört hat oder wo dein Gegenüber dich einfach zutextet, ohne zu merken, dass du nicht mehr zuhören kannst. Manche Menschen zücken auch ungeniert das Handy, während jemand mit ihnen redet, oder schauen auf den Bildschirm oder den Fernseher. Kein Wunder, dass dann kaum etwas ankommt. Einander mit ungeteilter Aufmerksamkeit und echtem Interesse zuzuhören ist in diesen schnelllebigen Zeiten ein immer kostbareres Geschenk geworden.

      Dazu kommt, dass Männer und Frauen unterschiedlich kommunizieren. Einer der populärsten Vorwürfe von Frauen an Männer ist ja bekanntermaßen: „Du hörst mir nicht zu!“, was oft gleich gesetzt wird mit „Du liebst mich nicht“ oder „Ich bin dir nicht wichtig“. Frauen vergessen dabei oft, dass viele Männer nicht fähig sind, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, und es einfach keine gute Idee ist, ihm etwas zu erzählen, während er beschäftigt ist. Viele Frauen neigen auch dazu, mehr zu reden als Männer, weil sie beim Reden ihre Gedanken sortieren und ihr Thema einkreisen. Das braucht dann oft mehr Worte und dauert länger als so mancher Mann zuhören kann und mag.

      Diese Unterschiede können dazu beitragen, dass die intensiven und persönlichen Gespräche im Laufe einer Beziehung immer weniger werden und die Partner einander nicht mehr so viel davon erzählen, wie es ihnen wirklich geht. In der Verliebtheitsphase war das anders – da habt ihr von euch erzählt und einander mit großen Interesse zugehört. So habt ihr euch kennen und lieben gelernt und es ist eine Verbindung entstanden. Diese Verbindung muss jedoch immer weiter genährt werden, um stark und lebendig zu bleiben.

      Natürlich ist es im Alltag oft nicht ganz einfach, einen Moment abzupassen, wo beide sich aufmerksam begegnen


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