Eine Portion Gesundheit bitte!. Dr. med. Andrea Hofer
Espressos noch weiter zu erhöhen. Weil das Tässchen so klein ist, genehmigen Sie sich noch ein zweites. Außerdem zahlt es die Firma. Aber, wohlgemerkt: Sie denken an Ihre Gesundheit und verzichten auf den Schuss Milch (wegen des hohen Cholesterinspiegels oder weil auch hier die Milch übers Wochenende sauer geworden ist) und nehmen anstatt Zucker nur Süßstoff (wegen der Linie).
Was wäre ein Tässchen Kaffee ohne eine Zigarette danach? Fast fad! Der Kaffee schmeckt mit Nikotin einfach besser.
Frau Mitzi, die Reinigungsfrau, feiert heute ihren Geburtstag und lädt auf eine fettige Nusstorte ein (selbstverständlich mit viel Sahne). Eigentlich können Sie die Mitzi nicht leiden, weil sie die Kaffeetassen schlecht spült und Sie des öfteren Spuren des knallroten Lippenstifts von der unverschämt sexy und schlank aussehenden Praktikantin am Tassenrand entdeckt haben.
Man herzt und küsst sich und spricht Glückwünsche aus wie: „Alles, was du dir wünschst, soll in Erfüllung gehen!“ (obwohl man dies natürlich nicht so meint, weil nicht einmal Sie bekommen alles, was Sie sich wünschen), oder man sagt mit schelmischem Grinsen: „Man sieht dir dein Alter gar nicht an. Was, du bist schon 50?“ (wenngleich Ihr Gegenüber wie eine verrunzelte Zwetschge aussieht), trinkt noch einen Kaffee, weil sonst die Torte schlecht herunterrutscht (dieses Mal mit Zucker, weil der Süßstoff alle ist – Frau Mitzi hat wieder mal nicht rechtzeitig eingekauft, aber heute an ihrem Jahrestag kann man ihr das nicht sagen), entschuldigt sich und eilt zum Büroplatz.
Dort wartet schon ein wütender Chef und trommelt auf die Tischplatte. „Der Trottel soll mich in Ruhe lassen“, denken Sie, aber trotzdem spüren Sie ein ungutes Gefühl im Bauch.
Ja, er bekomme die gewünschte Statistik sofort, ja, heute Vormittag noch. Sie setzen sich hin und arbeiten. Nach einer Stunde, Sie tippen gerade gemächlich in die Tasten und sind zufrieden mit sich und der Welt, tanzt Ihre Bürokollegin an und setzt sich auf Ihren Schreibtisch. Sie mögen das zwar überhaupt nicht, sagen aber nichts wegen ihrer geschwollenen Augen, die Ihnen traurig entgegenblicken.
Voller Mitleid lassen Sie die Statistik sein und hören ihr zu. Ihr Mann würde sie schlagen, sie wisse nicht, was sie tun solle, klagt sie. Ihre Kollegin tut Ihnen leid, und Sie wissen nicht, wie Sie helfen können. Es zieht Ihnen förmlich das „Herz“ zusammen. Fast müssen Sie mitheulen, reißen sich aber zusammen.
Sie ist selbst schuld, warum trennt sie sich nicht von ihm, aber wahrscheinlich hat er so seine Qualitäten, denken Sie insgeheim. Sie gehen mit der Kollegin ins Kaffeezimmer (weil die Statistik ohnehin fast fertig ist und der Chef noch ein wenig darauf warten kann), wo das Radio läuft.
Sie versuchen, die Nachrichten mitzubekommen, während Sie mit einem Ohr der traurigen Geschichte Ihrer lieben Arbeitskollegin lauschen. In den Nachrichten wird nur von Mord und Totschlag berichtet. Irgendwo ist ein Bus mit 50 Touristen abgestürzt, und alle sind tot. Gott sei Dank fliege ich mit dem Flugzeug in den Urlaub, geht es Ihnen durch den Kopf.
In Südamerika herrscht eine Kältewelle wie noch nie, und Kinder erfrieren oder sterben an Lungenentzündung. Sie denken daran, dass Sie wieder einmal etwas spenden sollten, um ihr Gewissen zu erleichtern. Irgendwo wütete ein Erdbeben. Die Kollegin spricht immer noch, und Sie finden keine Worte. Langsam bekommen Sie Ihr altbekanntes Kopfweh und fühlen sich ausgelaugt und schlapp.
Und die gesamte Zeit über denken Sie. Sie denken an Gutes und an Schlechtes, Sie haben einen Wutanfall, dann ärgern Sie sich. Gegenüber Ihrem Chef benehmen Sie sich freundlich, innerlich zerfrisst Sie die Wut wegen seiner arroganten Art und seiner Inkompetenz.
„Wie hat er das gemacht, dass er Chef geworden ist?“ fragen Sie sich. Sie sorgen sich um Ihre Kollegin, bekommen Angst bei den täglichen Horrornachrichten und lesen bereits keine Zeitung mehr, weil immer nur Sensationsnachrichten gedruckt werden. Denn nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht.
Hören Sie jetzt kurz auf zu lesen und beantworten sich selbst eine Frage. Glauben Sie, dass Hektik, Wut, Hass, Ärger, Unfreundlichkeit, Sorge oder schlechte Nachrichten Sie beeinflussen? Und wenn ja, wie?
Es beeinflusst Sie sogar sehr. Es macht Sie krank. Wenn Sie denken, Sie werden nur von viel Kaffee, Zigaretten, Alkohol, zu viel und zu fettem Essen, zu wenig Bewegung und Chips am Abend vor dem Fernseher krank, dann irren Sie sich. Sie werden krank, weil Sie sich krank denken. Ihre Emotionen machen Sie krank. Wut, Hass, Neid, Sorge, Kränkung, Angst und Unsicherheit machen Sie krank. Sie selbst sind es, die oder der sich durch Gedanken und Gefühle die Krankheit „anzieht“.
Aber das muss nicht sein, Sie können sich auch wieder gesunddenken – oder gar nicht erst krankdenken. Das ist gar nicht schwer. Sind Sie jetzt geschockt, wenn ich behaupte, dass Sie sich Ihre Krankheit selbst „erdacht“ haben? Dass Sie selbst schuld an Ihrer Krankheit sind? Niemand will das gerne hören. Ist es doch viel leichter, anderen die Schuld zuzuschieben. Der Nachbar ist schuld, weil er Sie immer ärgert; Ihr Sohn ist schuld, denn er hat eine Frau geheiratet, die Sie nicht leiden können; Ihr Chef ist schuld, denn er steht immer neben Ihnen und treibt Sie zur Arbeit an; Ihre Mutter ist schuld, denn Sie keift den gesamten Tag über. Oder so ähnlich. Erkennen Sie sich wieder?
Nicht andere sind an Ihrer Krankheit und Ihrem jetzigen Leben „schuld“. Sie sind krank, weil Sie falsche Gedanken denken. Unser Körper ist Ausdruck unserer Gedanken. Leben wir in Einklang und Harmonie, geht es uns seelisch und körperlich gut.
Glauben Sie mir, Sie machen sich viel zu viele Sorgen.
Wie oft drehen sich unsere Gedanken um irgendeinen Kummer oder Sorgen, die sich dann wie von selbst auflösen? Wir haben Stunden damit verbracht, uns zu kränken, zu sorgen, zu beunruhigen. Hätten wir diese Zeit nicht besser nutzen können?
Was würde sich ändern, wenn Sie im voraus wüssten, dass sich Ihr Problem von alleine löst? Sie würden sich keinen Kummer machen? Aber das wissen Sie nicht im Vorfeld. Löst sich wirklich unser Problem, wenn wir die Gedanken darum kreisen lassen? Nein, sage ich Ihnen, es löst Ihre Sorgen überhaupt nicht, es verstärkt sie, oder etwa nicht?
Was wäre, wenn Sie sich keine Sorgen machen würden? Das können Sie nicht? Aber denken Sie mal: Was wäre wenn? Es hilft Ihnen offensichtlich nicht, sich Sorgen zu machen. Warum tun Sie es dann? Wäre das Leben nicht viel einfacher, wenn wir immer positiv denken und hoffen würden, dass sich unser Problem von alleine löst? Oder wenn wir positive Gedanken „ins Universum“ schicken und wünschen würden, dass alles gut wird?
Aber was tun wir? Wir zerfressen uns innerlich vor Kummer und Pein, und am Ende erzielen wir dasselbe Resultat. Hören Sie auf, sich um alles zu sorgen, sich überall einzumischen, alles ernst zu nehmen. Sorgen, Kummer und Gedankenkreisen um immer dieselben Themen machen Sie krank.
Denken Sie positiv, und Ihr Leben wird sich positiv verändern. Ihre Schmerzen werden verschwinden, und Ihre Krankheit hat keine geistige Nahrung mehr, an der sie sich festhalten kann. Ihre negativen Gedanken und Ängste sind der Nährboden für Ihre Krankheit. Ändern Sie Ihre Gedanken, und Ihre Beschwerden werden sich verändern. Ich behaupte sogar: Sie werden verschwinden.
Leben Sie glücklich und nehmen Sie nicht alles ernst im Leben. Ich erinnere mich heute noch, wie meine liebe Tante mir immer vorwarf, ich würde das Leben nicht ernst genug nehmen. Ich sei so verspielt, das Leben sei etwas sehr Ernstes. Ist es das wirklich? Wie wäre Ihr Leben, wenn Sie keine Sorgen hätten? Wenn Sie nicht immer zu grübeln bräuchten? Wenn Sie nicht alles „zerdenken“ würden? Herrlich? Sie würden sich frei fühlen, gesund und kräftig? Jeden Morgen würden Sie nach dem Aufstehen „Ich liebe dich, Leben!“ in den Park schreien? Aber nein, das können Sie nicht, Sie nehmen Ihr Leben schließlich ernst! Sie müssen täglich grübeln und sich sorgen!
Müssen Sie das wirklich? Sie können Ihr Leben ändern. Sie können vor Gesundheit nur so strotzen, müssen keine Schmerzen haben, und trotzdem können Sie Verantwortung für Ihr Leben übernehmen. Das müssen Sie sogar!
Vom guten und vom bösen Wolf