Schweiß, Schlamm und Endorphine. Iris Hadbawnik
oder mit einem öden Alltag zu kämpfen hat, der möchte genau dieses Gefühl hervorkramen. Das Neue und Unbekannte erfahren, sich voller Adrenalin ins nächste Abenteuer stürzen. All das kann ein Extrem-Hindernislauf bieten. Durch die Teilnahme an einem solchen Rennen bewahren wir uns ein Stück unserer Kindheit. Aber auch Urinstinkte werden geweckt, die möglicherweise schon seit Jahrzehnten vor sich hinschlummern. Allein das Gefühl, alte Denkmuster zu durchbrechen, kann etwas Erlösendes sein.
»Mach dich nicht dreckig!« Das gilt beim Extrem-Hindernislauf sicher nicht.
Viele der Teilnehmer am Obstacle Course Race waren zuvor klassische Läufer. Rennen auf der Bahn, Volksläufe auf Asphalt oder einen Stadtmarathon zu stemmen, kann auf Dauer ein bisschen fad erscheinen. Man läuft sein Rennen, kommt ins Ziel – und Schluss. Viele wollen Neues ausprobieren und beim fen etwas erleben, von dem sie im Anschluss das Gefühl haben, Außergewöhnliches geschafft zu haben. Den intensiven Triumph, der sich nach dem ersten absolvierten Marathon noch eingestellt hatte, suchen Läufer ab da vergeblich. Jede Wiederholung ist zwar ein Erfolg, aber für viele keine wahre Herausforderung mehr. So erleben auch Ultraläufe oder Ultra-Trailläufe ab einer Länge von 42,2 Kilometern einen enormen Zuwachs. Waren es 2006 gerade mal knapp 4.000 Läufer aus Deutschland, die einen Ultralauf absolvierten, so stieg die Zahl bis heute auf mehr als das Doppelte an. Auch hier geht es den meisten Teilnehmern nicht darum, eine besondere Zeit oder eine besondere Leistung zu erzielen. Es geht um das Gefühl, mit Gleichgesinnten in der Natur unterwegs zu sein, eine Strecke zu absolvieren, die vor Jahren noch unerreichbar erschien, und fernab von Computer, Smartphone und Erreichbarkeit vor allem eines zu haben: Spaß!
Jedoch ist vielen Ausdauersportlern ein Ultralauf zu lang und die Trainingszeit begrenzt. Wer nicht primär vom Laufen kommt und eher vielseitig sportlich unterwegs ist – sich also in den verschiedensten Sportarten, sei es Teamsport, Klettern oder Radfahren wohlfühlt –, der wird beim Extrem-Hindernislauf ebenso auf seine Kosten kommen. Meist genügt es schon 5, 10 oder 20 Kilometer zu bezwingen, sich aber dank der Hindernisse, bei denen man sich immer wieder konzentrieren und motivieren muss, total zu verausgaben und ganzkörperlich gefordert zu sein.
Laufen ist ein wichtiger Bestandteil des OCR.
Aber auch der Teamgedanke spielt bei vielen Teilnehmern eine große Rolle. Gemeinsam etwas Anstrengendes durchzustehen und mit Teamwork die Herausforderung zu meistern. Bei einem OCR ist dieser Gedanke viel stärker ausgeprägt als beispielsweise bei einem Marathon. Das im übertragenen Sinne gemeinsame »Überleben in der Wildnis« spornt viele Sportler an, Leistungen zu vollbringen, die allein undenkbar sind. Einer für alle, alle für einen! Wir schaffen das gemeinsam! Zusammen sind wir stärker! Egal, welches Motto propagiert wird, von vielen Veranstaltern wird speziell der Teamgedanke beworben. Es wird Wert darauf gelegt, dass man sich gemeinsam hilft, die Hindernisse zu bewältigen. Aber nicht nur den Leuten im eigenen Team, sondern auch völlig fremden Mitstreitern. Manche Hindernisse sind sogar so konzipiert, dass diese nur in Teamwork bewältigt werden können, und das schweißt zusammen und fördert die Verbindung zwischen Freunden, Vereinskollegen oder Arbeitskollegen – aber auch zu völlig Fremden.
MOTIVATION OCR: WAS TREIBT DICH AN?
Jeffrey Norris (Jg. 1959) aus Nürnberg, blinder Ultraläufer und Triathlet
»Hindernisläufe als Blinder … ? Warum nicht!? Natürlich erreiche ich bei solchen Events keine vordere Platzierung, aber darum geht es mir auch nicht. Diese Läufe dienen der motorischen Geschicklichkeit, der mentalen Stärkung und fördern den eigenen Willen. Zudem reiße ich dabei Schranken ein, die in manchen Köpfen die freie Sicht versperren … Für manch einen ist es sicher fraglich, wie ein Blinder einen solchen Hindernislauf bewältigt. Und der eine oder andere wundert sich darüber, warum ein Blinder überhaupt an einem Obstacle Course Race teilnehmen will. Meine Antwort dazu ist stets: Ja, warum denn nicht!?
Aber wie schafft es ein blinder Läufer, ein solches Rennen zu absolvieren? In erster Linie benötigt er ein Team, das aus einem oder mehreren Guides besteht. Jeder dieser Guides muss bereit sein, sich auf eine völlig ungewohnte, manchmal abenteuerliche Situation einzulassen. Dabei geht es vor allem um die adäquate Kommunikation, um Vertrauen in sich und in das Team und den eisernen Willen, gemeinsam über die Ziellinie zu laufen. Nur wenn all diese Faktoren reibungslos zusammenspielen, ist der Teamerfolg garantiert!
Jeffrey Norris muss sich auf sein Team verlassen können.
Meine erste Teilnahme an einem OCR erlebte ich beim Braveheart Battle 2012. Ich bekam die Anfrage von Promi-Bodyguard Peter Althof, ob ich für sein Team starten würde. Der Battle wurde mir als »härtester Extremlauf Deutschlands« beschrieben, was ich jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht einschätzen konnte, war ich doch bislang überwiegend im Ultralauf und Triathlon aktiv. Das Rennen war zwar eine physische Herausforderung, jedoch ging ich im Vergleich zu den weiteren OCRs, an denen ich in der Folge teilnahm, nicht an meine psychische Grenze, da zwischen den Hindernissen genug Abstand war, um immer wieder »mental« durchzuatmen. Beim RUNTERRA in Zirndorf war es schon etwas knackiger! Ein Hindernis folgte dem nächsten, und es ging Schlag auf Schlag. Hier war ich vom Start an unter Spannung, und alle Sinne waren voll auf Empfang gestellt. Viel Schlamm, viel Wasser und immer wieder krabbeln, kriechen und klettern – ich sag nur: Augen zu und durch …!
Bei NoGuts NoGlory, der auf einem Reiter-Gutshof stattfand, bin ich ein hohes Wagnis eingegangen: Ich kannte weder das Terrain und die Veranstaltung noch die Jungs, die mich begleiten sollten. So lernte ich mein Team – die Tough Troopers – erst eine Stunde vor dem Start kennen. Alle drei wirkten immer gelassen, richtig cool und vermittelten mir: Der Weg ist frei, wir müssen nur noch über die Finishline! Bei einigen Hindernissen bemerkte ich erst nach dem Bewältigen, wie krass sie eigentlich waren. Ich erinnere mich ganz besonders an einen Baumstamm, der als Brücke diente und überquert werden musste, oder an eine Hängebrücke aus Seilen, auf der man sich von Schlinge zu Schlinge voranbewegte … Es waren alles herausfordernde Hürden, die unseren Weg säumten, aber mein Team war stets aufmerksam, souverän und absolut sicher – sie ebneten mir den Weg. Die Tough Troopers hatten diese spezielle Mission angenommen und bestens erfüllt. Doch es war nicht nur die Mission, die erfüllt wurde, sondern auch ich war erfüllt, von dem, was sie mir durch ihre Unterstützung geboten hatten!«
AM ANFANG STEHT DAS ZIEL:
WIE WERDE ICH ZUM TOUGH GUY UND CO.?
Genug geredet, jetzt soll’s endlich losgehen! Du bist fasziniert von der Idee, einen Extrem-Hindernislauf zu absolvieren? Hier erfährst du, wie du den passenden Wettkampf auswählst, welche Kleidung du für den Einstieg benötigst und welche Funktionen deine Schuhe erfüllen sollten. Aber vor allem erhältst du die Antwort auf die dringliche Frage: Warum, um Gottes willen, sind so viele Läufer beim OCR verkleidet?
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